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Nevio
K lar, ich hatte sicher ein paar Shots zu viel … Aber auch ohne den Alkohol … Scheiße! Diese Frau interessiert mich mehr, als gut für mich ist. Während ich ihr wie ein räudiger Hund aus dem Rino hinaus folge, kann ich nur auf ihre Beine und ihren Arsch starren.
Beides wird in ihrem kleinen Cocktailkleidchen demonstrativ zur Schau gestellt. »Sag mal«, äußere ich, und sie bleibt auf dem Bürgersteig stehen. »Wir haben uns immer noch nicht vorgestellt. Das ist schon irgendwie bescheuert. Nevio«, sage ich und strecke ihr meine Hand entgegen, als sie sich mir zuwendet.
Ein Funkeln zieht durch ihre graublauen Augen und ich bin mir nicht sicher, ob das gut oder schlecht ist.
»Hallo Nevio«, erwidert sie, starrt dann kurz auf meine Hand und geht weiter.
»Und du?«, will ich wissen, als ich aufhole.
»Such dir einen Namen aus.«
»Wie jetzt?«, frage ich und lache.
»Meinen Namen verrate ich nie. So einfach ist das. Deiner gefällt mir allerdings ziemlich gut. Bist du Spanier?«
Sie verrät ihren Namen nie? Was ist das wieder für ein Quatsch? »Meine Mutter ist Spanierin. Mein Vater stammt aus Irland. Dort bin ich auch aufgewachsen.«
»Irland«, fragt sie und für einen Moment habe ich das Gefühl, ihr Körper erzittert und ihre Stimme würde schwächer klingen.
»Irland ist schön«, antworte ich, weil mir sonst gerade nichts anderes einfällt. Diese Frau ist seltsam. Seltsam und anziehend.
»Du bist schön«, sagt sie plötzlich und bleibt erneut stehen. »Warum hat deine Freundin dich verlassen?«
Sofort habe ich wieder Annas Bild vor Augen. Doch als ich in die Augen meiner neuen Bekanntschaft sehe, schwindet es allmählich. »Hat nicht gepasst.«
»Das hört sich nicht wirklich nach Trauer an.«
»Genau die wollte ich hier ja auch hinter mir lassen.« Ihre Hand fährt vor und ergreift meine. Etwas, womit ich nicht gerechnet habe, und eine verdammte Hitze steigt in meinen Schwanz.
»Ich kann dich alle Bilder vergessen lassen. Dir neue schenken.«
Noch bevor ich etwas erwidern kann, hat sie mich bereits losgelassen und geht weiter. Ich bin nicht der Typ für One-Night-Stands. Ich meine, ich hatte sie, klar, aber es ist auf Dauer nichts, was mich befriedigt. Als ich jetzt aber wieder auf ihren Körper sehe, will ich mir fast einreden, dass Liam und Daniel vielleicht doch recht haben. Vielleicht sollte ich diese Chance nutzen. Die Kleine ist wirklich Feuer. Und ganz offensichtlich will sie mich. Warum also nicht? Doch genauso heiß, wie sie ist, ist sie auch verrückt. Alleine wie sie spricht … Ganz ehrlich gesagt, bin ich so einer Frau noch nie im Leben begegnet. »Wo gehen wir eigentlich hin?«, frage ich sie, als ich sie wieder einhole.
»Das wird die Nacht uns noch zeigen.«