D as ist es, was ich absolut nicht von ihm hören wollte.
Dass er darüber informiert war, dass ich die Pille nehme, ist zwar schon ziemlich abstrus, aber irgendwie auch wieder nachvollziehbar, weil er ja nun einmal ein Callboy ist.
Manche Frauen sind eben … eigenartig. Manche Frauen wollen auf Gedeih und Verderb ein Kind und sind bereit, wirklich alles dafür in Kauf zu nehmen. Da finde ich es verständlich, dass Asher sich darüber Gewissheit verschafft hat, ob ich ein empfängnisverhütendes Mittel gebrauche oder nicht.
Außerdem … es ist echt nicht schwer, sich in Asher zu vergucken. Selbst ich bin … ich weiß nicht, was ich bin.
Doch. Ich bin ihm verfallen. Definitiv. Keine Ahnung, warum, aber Asher hat etwas an sich, das mich reizt und unaufhaltsam in seinen Bann zieht.
Es ist, als würde mich seine faszinierende Art von Dunkelheit magisch anziehen. Eine Art Licht verschluckende Schwärze, die gefährlich, vielleicht sogar tödlich ist. Eine Schwärze, die mir den Atem raubt. Ich bin wie gefesselt, weil ich nichts als wohlige Wärme empfinde, wenn ich Asher in die Augen sehe. Weil ich mich geborgen fühle, wenn er mir nahe ist, und mir – so wie jetzt – verstörend verführerisch ins Ohr raunt.
»Du weißt alles von mir?«
»Alles.« Er küsst mich erneut und seine Zunge schiebt sich forsch in meinen Mund.
Mein Verstand rebelliert noch immer und will mir klarmachen, dass mit seiner Aussage etwas nicht stimmt.
Wie will er innerhalb von höchstens sechsunddreißig Stunden wirklich alles über mich in Erfahrung gebracht haben? Ich bin kein besonders aufregender Mensch, möglicherweise sogar ein wenig langweilig, aber ich bin beispielsweise nicht die Art Person, die ihr Leben online ausbreitet und sämtliche Daten in eine Cloud hochlädt.
Im Gegenteil. Ich halte vieles noch ganz klassisch in Notizbüchern fest. Dinge, die niemanden etwas angehen. Dinge, die im Internet nichts zu suchen haben.
Wie will Asher in den vergangenen eineinhalb Tagen an diese Notizbücher herangekommen sein? Ich habe das Haus nicht verlassen.
Trotz alledem lasse ich mich von ihm küssen. Der Druck seiner Hand an meinem Kinn wird derart intensiv, dass ich mich während des Kusses vollständig zu ihm herumdrehe. Meinem Kopf folgen mein Oberkörper und danach meine Beine.
Einen Augenblick hält Asher mein Gesicht in seinen beiden Händen, dann gleiten seine Finger meinen Hals entlang, über meine nackten Schultern, bis zu meinen Handgelenken hinunter. Er hebt sie an und legt sie auf seinen Schultern ab. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, schmiege mich an ihn und umfasse sogar mit einer Hand seinen Hinterkopf.
Leise seufzend beugt Asher sich zu mir und küsst mich noch heftiger. Seine Hand bleibt auf meiner Flanke liegen und drückt mich fest an sich. Ich spüre seine warmen Brustmuskeln und jeden seiner Atemzüge.
Doch auf einmal kommt mir ein Verdacht. Es ist die Art und Weise, wie er mich küsst: Ich bin mehr als eine Kundin für ihn. Er will mich.
Doch wie kann das sein?
Behutsam löst er sich von mir und streicht eine feuchte Haarsträhne aus meiner Stirn. »Bin ich ein steinalter Geistesgestörter für dich, Elliot?«, brummt er und seine Augen huschen erneut über mein Gesicht, weil er meine Reaktion offenbar genau studieren möchte.
Ich runzele die Stirn. »Wieso fragst du das ständig?«
Doch eben diese Aussage lässt es in meinem Hinterkopf rattern. Diese Formulierung klingt, als habe ich sie ausgesprochen. Mehr als einmal. Nicht nur Asher gegenüber. Ja, es ist, als habe ich so etwas zu ihm gesagt. Aber in welchem Zusammenhang?
Nein, ich glaube, ich habe diese Worte auch schon zu meiner Mutter gesagt, weil sie mich … mit jemandem aus ihrem Club verkuppeln wollte.
Oh, verdammt.