Kapitel 8

T un Sie es nicht, Doc«, warnte Smythe leise.

Laurent sah ihn mit einem fragenden Blick an. »Kommen Sie schon. Leben Sie ein bisschen, Smythe. Wir sind alle wegen des Geldes hier und die Belohnung für einen dieser Hurensöhne reicht aus, um uns alle hier rauszuholen. Das Kopfgeld liegt mittlerweile im achtstelligen Bereich. Selbst geteilt durch fünf, ist das Geld für den Ruhestand.«

Die vier Söldner tauschten Blicke aus und fragten sich, wie viel der Mann über ihre Gehaltsstrukturen wusste. Ihnen war eine beträchtliche Summe Geld versprochen worden – Geld, das sie nicht sehen würden, wenn sie diese kleinen Missionen nicht lebend überstanden. Smythe hatte die feste Absicht, diese Mission lebend zu beenden und sei es nur, weil er nicht wissen wollte, was mit seiner kleinen, aber wachsenden Autosammlung passierte, wenn sie vorzeitig an einen anderen, weniger enthusiastischen Besitzer weitergegeben würde.

»Lassen Sie es einfach, Doc«, stimmte Campbell mit grimmiger Miene zu. »Das ist es nicht wert. Nehmen Sie den kleineren Gehaltsscheck in Kauf und wir kommen hier alle lebend raus. Wir haben nicht genug Leute, um den Ansturm zu bewältigen, wenn diese Monster kommen, um ihre Pflanzen zurückzuholen.«

Natürlich hatten sie so einen Angriff noch nie in natura gesehen, denn sie waren erst zum zweiten Mal im Dschungel, aber es gab Videoaufnahmen davon. Der gesamte Zoo schien auf die Aktionen von ein paar Männern zu reagieren, indem Hunderte, wenn nicht Tausende von wilden Bestien auf sie losgingen.

Die Spezialisten waren sich immer noch nicht sicher, was genau diese Art von Reaktion der Tiere auslöste. Es gab zahlreiche Spekulationen darüber, wie die Pflanzen Pheromone in die Luft abgaben, die die Tiere aufregten, aber nichts erklärte die wütende Reaktion, auf die sie immer stießen. Es erklärte auch nicht die Reichweite der Aktionen, denn die Tiere schienen von allen Seiten und aus meilenweiter Entfernung angestürmt zu kommen, um die Übeltäter zu vernichten und die Pflanze zurückzuerobern – weit über die erwartete Reichweite der freigesetzten Pheromone hinaus. Aber das hier war schließlich der Zoo, also wurden die normalen Reichweiten vielleicht erweitert oder es könnte sein, dass die Tiere die Botschaft selbst weitergeben konnten.

Alle schienen sich jedoch einig zu sein, dass der gesamte Zoo reagierte, aber niemand konnte wirklich eine praktische Erklärung liefern. Es war ein frustrierender Mangel an Wissen, wenn man bedachte, was für ein Mist dabei herauskam und er wünschte sich, jemand hätte etwas mehr über das ›Wie‹ herausfinden können, anstatt nur über das ›Was‹. Natürlich musste er zugeben, dass es etwas schwierig war, ein Szenario zu studieren, während ein ganzer Dschungel von wütenden Monstern angriff.

Sie gingen näher an die Pflanze heran, während der Wissenschaftler ein Gerät aus seinem Rucksack zog. Es ähnelte einer Lampe, in die man ein paar Kerzen stecken konnte, um sie vor dem Wind zu schützen, aber mit einer Schöpfvorrichtung an der Unterseite.

»Ich will ehrlich sein, ich habe diesen Entwurf geklaut«, gab Laurent zu und schlurfte näher an die Pflanze heran. »Aber wenn es funktioniert, werden wir alle reicher sein, als wir es uns vorstellen können.«

»Ich weiß nicht … Ich habe eine gute Vorstellungskraft«, antwortete Dutch düster, »und was sie sieht, ist definitiv nicht gut. Ich fürchte, ich muss darauf bestehen, dass Sie sich sofort von der Pflanze entfernen, Doc.«

»Ich schaffe das«, schnauzte der Arzt. Er war offensichtlich der Meinung, dass er keine Erlaubnis brauchte und ließ das Gerät ganz langsam und vorsichtig über die Pflanze herunter. Leider hatte er die Höhe der Pflanze nicht richtig eingeschätzt und das Gehäuse reichte nicht bis zum Boden. So hatte er keine Möglichkeit, die Vorrichtung vollständig zu schließen.

Mit einem gemurmelten Fluch hob er sie so vorsichtig wie möglich wieder an. Smythe zuckte zusammen, als er ein leises Klicken hörte, das sofort von einem schnalzenden Geräusch gefolgt wurde. Der Mann hatte den Knopf gedrückt, der die winzigen Schaufelteile an der Unterseite aktivierte. Diese schlossen sich schnell und trennten den Stamm der Pflanze vollständig ab.

»Oh … fick mich«, keuchte Laurent und schaute sich mit panischer Miene um.

Andy erkannte die vage Hoffnung in den Augen des Mannes. Man konnte argumentieren, dass das Abschneiden der Pflanze bis auf den Stamm nicht so schlimm sein konnte, wie sie tatsächlich auszureißen. Verdammt, es musste doch genauso schlimm sein wie das Abzupfen der Blüten, oder?

Aber nein, die Veränderung war da, so schnell wie dramatisch. Die Luft war plötzlich von einem scharfen und sauren Geruch erfüllt – wie schlechte Tomaten, die für eine Bolognesesoße beiseite gestellt, aber etwas zu lange stehen gelassen wurden. Alles schien sich um die Gruppe herumzubewegen und zu winden. Sogar die Bäume schienen sich nicht mehr normal zu bewegen und ein heiserer Schrei verzweifelter Wut kam von den Tieren, die sich bereits versammelt hatten.

»Verdammt, Doc«, schnauzte Dutch und sah einen Moment lang so aus, als würde er den Mann am liebsten selbst umbringen. »Jetzt haben Sie uns einen riesigen Haufen Scheiße eingebrockt, ist Ihnen das klar? Wie zum Teufel sollen wir Sie wieder rausholen? Und den Rest von uns natürlich auch.«

Laurent sah blasser aus, als Smythe ihn je gesehen hatte, aber er straffte sich sichtlich und richtete seinen Rücken auf. »Ich schaffe das. Mit so viel von der ursprünglichen Pflanze kann ich sie im Labor nachbauen und zum Wachsen bringen. Wir werden immer noch die riesige Auszahlung haben. Sie müssen mich nur lebendig hier rausbringen.«

»Die Bewegungssensoren spielen verrückt«, rief Murphy über die Funkverbindung. »Wir brauchen einen Plan – entweder für den Kampf oder für den Rückzug, aber besser jetzt als gleich.«

Dutch nickte und suchte sofort die Gegend um sie herum ab. »Wir gehen den Weg zurück, den wir gekommen sind. Das scheint der letzte ungehinderte Weg nach draußen zu sein. Kommt, Jungs, das schaffen wir schon.«

»Gottverdammte Scheiße!«, knurrte Smythe wütend und schüttelte vehement den Kopf, als er sich in die gewählte Richtung aufmachte. Schon schlich ein Rudel der Riesenhyänen durch das Unterholz. Im Vergleich zu den anderen Monstern stellten sie keine große Bedrohung dar, außer in ihrer Anzahl. Er hatte vor, so viele von ihnen wie möglich auszuschalten, bevor sie zum Angriff übergingen und drückte den Abzug des Sturmgewehrs, das an seinem rechten Arm befestigt war.

Zu diesem Zeitpunkt wusste er nicht, ob sie tatsächlich auf dem Weg zu den Hammerheads waren. Es blieb keine Zeit, um eine Karte zu konsultieren, bevor eine weitere Welle der Hyänen anrückte. Die wenigen, die sie zuvor angegriffen hatten, waren schnell wieder verschwunden, als sie merkten, dass es Widerstand gab. Sie waren von Natur aus Aasfresser und wenn die Kämpfe zu heftig wurden, zogen sie sich einfach zurück.

Aber nicht dieses Mal. Sie stürzten sich blindlings in die Salven der fünf Männer, die mit Laurent in der Mitte ihrer Gruppe ihren Vorstoß durch den Dschungel fortsetzten. Die Söldner wussten, dass sie schneller und härter vorgehen mussten, ohne dass sie das kommunizieren mussten. Sie mussten da raus, aber es war eine Tatsache, dass es keine Erfolgsgeschichten von irgendjemandem gab, der versuchte, aus so etwas zu entkommen. Selbst das Töten und Ernten der größeren Kreaturen mit den Beuteln schien nicht die Art von Reaktion hervorzurufen, die sie jetzt bei den Monstern beobachten konnten.

»Sie mussten es probieren, nicht wahr?«, beschwerte sich Smythe bitterlich, als sein Sturmgewehr wieder ewig zum Nachladen brauchte. »Sie mussten unbedingt versuchen, als zweite Person eine Pita-Pflanze aus dem Zoo zu holen, während Sie nur von vier Typen gedeckt werden. Verdammte Scheiße!«

Campbell warf ihm einen seltsamen Blick zu, als hätte er seine Worte zwar gehört, aber nicht verstanden, aber, bevor er antworten konnte, hielten alle plötzlich inne. Etwas kam aus den Baumkronen herab. Smythe war sich nicht sicher, was die Mutanten waren, aber sie kamen zu Hunderten auf sie zu und versuchten, sie einzukreisen, wie ein Netz, das an Ort und Stelle gewebt wurde.

»Scheiße, das ist nicht gut«, murmelte Dutch, der angespannt und konzentriert wirkte. »Okay, es gibt keinen Weg hier raus. Wir müssen einen Weg finden, diese Position zu verteidigen. Murphy, richte mir eine Minenabsperrung ein.«

»Verstanden«, antwortete der Mann und nahm schnell eine Auswahl an Brandbomben und Streubomben heraus, die er auslegte. Nachdem er seine Aufgabe erledigt hatte, ging er zu seinen Teamkameraden zurück und nahm seine Position wieder ein.

»Was zum Teufel machen Sie da?«, schrie Laurent. »Wir können hier nicht stehen bleiben. Wir müssen weitergehen und von hier verschwinden. Der ganze Zoo ist uns buchstäblich auf den Fersen und Sie wollen eine Verteidigungsposition einnehmen? Ernsthaft?«

»Wir können nicht zurück und nicht vorwärtsgehen. Verteidigung ist die einzige Waffe, die wir noch haben«, erwiderte Dutch barsch und übernahm das Kommando über das Team. »Diese Tentakel, die von den Bäumen herunterkommen – wissen Sie, was das ist?«

»Ich habe ein paar Theorien«, antwortete der Wissenschaftler, lehnte es aber ab, sie mitzuteilen, als die Ranken durch die Baumgrenze wuchsen. Er schien in einer panischen Ungewissheit zu verharren, bevor ihn schließlich die Nerven verließen. Smythe sah, dass der Mann die Entscheidung eine Sekunde vor seinem Handeln traf, aber er konnte nicht glauben, dass jemand, der so klug war, so dumm sein konnte.

Dieser Moment der Verzweiflung würde sie teuer zu stehen kommen, wurde ihm klar, als Laurent sich wieder in die Bäume stürzte und wild versuchte, durch die herabfallenden Schlingpflanzen zu navigieren. Er schaffte es durch die ersten paar Ranken und die Pflanzen schienen nicht allzu sehr darauf bedacht zu sein, ihn zu fangen oder gar seine Flucht zu behindern.

Der Mann schrie etwas Unverständliches, bevor sich sein Fuß in einer der Ranken verfing und er mit dem Gesicht voran auf den Dschungelboden krachte. Er versuchte, seinen Sturz abzufangen und ließ instinktiv die gestohlene Pflanze los. Das Gefäß zerbrach und Glas wirbelte um ihn herum, während er verzweifelt versuchte, die nun freiliegende Pita zu finden und zu bergen. Laurent rappelte sich auf, als er seine Beute entdeckte.

Etwas bewegte sich zu schnell für das bloße Auge, aber die Bewegungsmelder erfassten es. Eine riesige Kreatur lauerte in den Bäumen, versteckt zwischen den herabhängenden Ranken und holte plötzlich mit etwas aus, das wie ein sehr langer, sehr scharfer und unglaublich schneller Schwanz aussah. Der Wissenschaftler sah einen Moment lang fassungslos aus und sein Körper zitterte an Ort und Stelle, bis sein Kopf zu Boden fiel, sauber vom Rest seines Körpers abgetrennt. Die Leiche folgte dem Kopf zu Boden und Blut strömte aus den plötzlich freigelegten Halsschlagadern.

Smythe kämpfte gegen das plötzliche Bedürfnis zu kotzen an, eine Herausforderung, die leichter wurde, als der Dschungel still zu werden schien. Er starrte vor sich hin und war sich nicht sicher, ob er seine Augen ihn betrogen, aber irgendetwas schlängelte sich erst zur Pita und dann in die Bäume.

Die vier Augen des gigantischen Monsters flackerten in den Baumkronen, bevor es sich lautlos entfernte. Während das Vierergespann einfach nur auf seine Umgebung starrte, verschwanden die anderen Tiere langsam im schattigen Unterholz. In ungläubiges Schweigen verfallen, tauschten die Freunde hastige Blicke aus und atmeten tief durch, froh, am Leben zu sein.

»Was zum Fick?«, fragte Campbell und niemand wies ihn darauf hin, dass er ihnen allen einen Drink spendieren müsste, wenn sie zurückkämen. Falls sie zurückkamen.

Der Angriff hatte sich fast so schnell aufgelöst, wie er begonnen hatte und alles schien sich darum zu drehen, ob der Zoo die gestohlene Pflanze zurückeroberte oder nicht. Das war zu fortschrittlich für einen verdammten Dschungel und doch konnte Andy die Beweise nicht leugnen, die ihm seine eigenen Augen vorlegten.

Er blickte wieder zu den anderen Männern, die alle verwirrt, aber auch mehr als nur zum Teil erleichtert aussahen. Toter Mann hin oder her, Laurent hatte ihnen wirklich das Leben gerettet.

»Er war zu mutig und dann zu dumm«, murmelte er, weil er plötzlich das Bedürfnis hatte, ein paar Abschiedsworte zu sagen.

»Ja«, stimmte Campbell zu. »Es ist trotzdem schade. Ich mochte den Mann. Er hatte wirklich Eier. Ich schätze, sie haben ihn ausgebremst, als er versuchte, sich aus dem Staub zu machen.«

Dutch war der erste, der weiterging und ihre Position noch einmal inspizierte. »Ich schlage vor, wir schlagen hier unser Nachtlager auf. Wir haben die Minen schon ausgelegt, also können wir Bewegungsmelder anbringen und versuchen, etwas zu schlafen. Morgen früh werden wir uns neu formieren und überlegen, was wir als Nächstes tun.«