E r war schon eine Weile dort. Nicht so lange wie andere, aber länger als die meisten. Das war natürlich nicht die Art von Dingen, die Sal über die Leute zu sagen pflegte. Er wusste genau, wie schwierig es war, an diesem Ort zu überleben und es war definitiv nicht für jeden etwas. Es brauchte eine besondere Art von Verrückten, um das zu tun, was sie taten und was am meisten schmerzte, war, dass viele von ihnen nicht freiwillig hierhergekommen, sondern beordert worden waren.
Beim ersten Mal hatte er es mit Angriffen von Kopfgeldjägern zu tun, mit Monstern, die vom Blut angezogen wurden, mit solchen, die durch das Pflücken einer Pita-Pflanze und das Töten großer, dinosaurierartiger Wesen wahnsinnig vor Wut wurden. Das war sein erstes Mal gewesen. Es gab noch viele andere Male und zu keinem Zeitpunkt hatte er etwas für so schlimm gehalten wie sein erstes Mal. Es hatte sich zu viel verändert, nicht nur bei ihm selbst, sondern auch im Zoo, als dass es so schlimm hätte werden können. Er wusste, wie schlimm es werden konnte und nichts würde an die Überraschung und den Schock heranreichen, die er bei seinem ersten Besuch im Zoo erlebt hatte.
Bis jetzt.
Sal hatte die Monster noch nie so aufgewühlt gesehen. Unglaublich viele verschiedene Arten und Spezies hatten sich versammelt, um als Gruppe anzugreifen. Die verschiedenen Arten schienen wie eine Armee zu sein, die von einem Bienenstock gesteuert wurde, den er noch immer nicht verstehen konnte. Er stellte Theorien auf und spekulierte, dass die Interferenz, die die Bäume und Pflanzen aufgrund des Schleims in ihnen ausstrahlten, den Monstern diese kollektive Mentalität ermöglichte. Außerdem machte er sich selbst zu einer Art Versuchskaninchen und versuchte herauszufinden, ob sich seine Interaktionen mit dem Zoo veränderten, wenn er öfter an Madie leckte.
Bis jetzt waren seine Ergebnisse nicht eindeutig. Seine Interaktionen mit dem Zoo hatten sich definitiv verändert und er hatte die Veränderungen in seinem Körper über die Monate hinweg verfolgt. Sie machten ihn im Zoo natürlich effektiver und es war möglich, dass diese Veränderungen darauf zurückzuführen waren, dass der Schleim in seinem Körper ihm eine Art Verbindung zum Dschungel verschaffte.
Oder sie waren einfach das Ergebnis der Veränderungen in seinem Körper und des Trainings, das er mit Madigan absolviert hatte. Er wusste es noch nicht und musste seine Tests fortsetzen.
Trotzdem war er froh über die Veränderungen, die er jetzt erlebte. Die Erschöpfung sickerte in seine Muskeln. Er hatte in den letzten zweiundsiebzig Stunden nicht mehr als ein paar Stunden geschlafen und die Tatsache, dass er noch auf den Beinen war, grenzte an ein Wunder. Er konnte immer noch schießen, kämpfen und sie nach Norden treiben, dank des Schleims in seinem Körper, wenn er überhaupt noch in seinem Körper war. Seine letzte Dosis war schon eine Weile her. Dieser interessante Gedanke lenkte ihn für einen Moment ab und er musste sich wieder auf die Realität konzentrieren.
Die Monster verwüsteten die linke Flanke der Gruppe am stärksten. Die Russen hatten die Verteidigung auf dieser Seite verstärkt und vielleicht wollte der Zoo einfach nur Rache für die verdammte Bombe, die sie losgelassen hatten. Sal bewegte sich zu der Stelle, an der sich ihre Linie verlangsamt hatte und beobachtete, wie die Minuten ihre Rückkehr zum Rand des Zoos herunterzählten. Es konnte gar nicht schnell genug gehen. Der Tag war bereits nahe und kleine Lichtpunkte tauchten durch die Blätter in den Baumkronen auf. Das schwache und gefilterte Licht gab ihnen immerhin etwas bessere Sichtverhältnisse.
Die Tatsache, dass es außer Bäumen und einem wahren Meer von rasenden Killerkreaturen nichts zu sehen gab, machte die Aussicht nicht viel besser.
Er duckte sich und rollte unter einem Baumstamm hindurch, den ein besonders großer Affe nach ihm warf. Das Tier versuchte auszuweichen, aber er stieß nach vorne und schoss zwei Löcher in die linke Seite seiner Brust. Er brüllte auf, fiel in sich zusammen und war fast sofort tot. Er merkte sich, dass sich ihr Herz in der linken Brustseite befand, was bedeutete, dass sie mit ziemlicher Sicherheit von Affen auf der Erde abstammten. Die Tatsache, dass sie noch keine Tiere gesehen hatten, die auf außerirdischem Design basierten, war interessant. Er fragte sich, ob sich hinter dem Schleim ein außerirdisches Design verbarg oder ob er einen Zweck verfolgte, den er nicht ergründen konnte.
Es war … noch unklar. Es gab zu viele Unbekannte in der Gleichung. Sal lief über die Linie und wählte seine Ziele sorgfältig aus. Ein Schwarm Heuschrecken stürmte auf die Linie zu und griff sie an. Ein paar der Männer fielen, als die Schwänze nach vorne schnellten, ihre Rüstung durchschlugen und ihr Gift freisetzten. Ihre Kameraden fingen die Leichen auf und schleppten sie in die Reihe.
Als ein weiterer Schwarm der Kreaturen zum Angriff überging, zog er das Schwert von seinem Rücken, berechnete eine eilige Flugbahn und schleuderte es in einem sich drehenden Bogen auf die Kreaturen. Die Klinge drehte sich weiter, durchtrennte ein paar der ausgestreckten Stachelschwänze und vergrub sich schließlich fast bis zum Griff im Brustkorb eines anderen Monsters.
Es war ein beeindruckender Wurf, das musste er zugeben. Noch beeindruckender war die Tatsache, dass er es geschafft hatte, keinen seiner Verbündeten zu treffen, während er sich mitten in einem solchen Feuergefecht befand.
»Anfängerglück.« Madigan riss die Klinge aus dem Kadaver, schüttelte das Blut ab und hackte auf ein Hyänenpaar ein, das aus dem Unterholz sprang. Die Waffe zerschnitt sie sauber in zwei Hälften, bevor sie sie Sal zuwarf, der sie geschmeidig auffing und in die Scheide steckte.
»Können wir jetzt mal ernst machen?«, fragte Courtney, als sie zu ihnen trat, ein paar der Monster mit einigen gezielten Schüssen auslöschte und ein paar Verwundeten in die besser verteidigte Mitte ihrer Reihen half.
»Moment, sollten wir das ernst nehmen?«, fragte Sal. Madigan schüttelte den Kopf, obwohl er glaubte, ein leises Kichern von ihr zu hören, als sie wieder einmal über die Linie arbeiteten.
»Das ist jetzt kein Scherz, Sal«, sagte sie entschlossen und folgte der Spur der Minigun auf ihrer Schulter, um die wenigen Kreaturen auszuschalten, auf die sie nicht gezielt hatte. Sal hielt mit ihr Schritt und sie arbeiteten wie immer als methodisches Team, um den Tod so effizient und schnell wie möglich zu verteilen. Die Teams hinter ihnen schienen eine Art Zusammenhalt gefunden zu haben, als sie durch den Dschungel drängten und versuchten, ein gleichmäßiges Tempo beizubehalten und sicherzustellen, dass die Horde keine verwundbare Stelle fand, gegen die sie einen wütenden Angriff starten konnte.
Die Monster verfolgten sie weiterhin in größerer Zahl als zuvor, stellte Sal fest. Nach einer Weile zogen sich die kleineren Kreaturen zurück, was nur bedeuten konnte, dass die größeren Monster im Anmarsch waren. Tatsächlich stürzte sich einer der Killertausendfüßler auf die Gruppe, während die kleineren Mutanten in Bereitschaft blieben, um die Nachhut zu bilden.
»Wir brauchen etwas Schwung!«, rief Sal. Madigan nickte und winkte mit der Hand, woraufhin sofort ein paar Raketen von ihrer Schulter abgefeuert wurden. Sal sprintete auf sie zu und die Energiesektoren seines Anzugs liefen auf Hochtouren. Er konnte nur staunen, wie wenig Verzögerung es gab, als er auf Madigan zusteuerte und in einen Sprung überging, als sein rechter Fuß ihre Hand traf. Sie hob ihn sauber in die Luft, so hoch, dass er fast befürchtete, sich an den Ästen den Kopf zu verletzen.
Er lachte, als die Schwerkraft einsetzte und er für einen winzigen Moment schwebte, bevor er wieder nach unten stürzte. Als er an Schwung gewann, projizierte und korrigierte er seinen Winkel mit ein paar Schubdüsen, die an seinem Rücken befestigt waren. In letzter Sekunde riss er sein Schwert los und brüllte eine Herausforderung, als er auf dem etwa knapp fünf Meter großen Monster landete, das sich wie eine Anakonda mit Hunderten von giftigen Beinen über den Dschungelboden bewegte.
Sal brachte das gesamte Gewicht seines Anzugs und seines Körpers auf die Schwertspitze und fand eine der Lücken im Panzer, als das Monster stehen blieb. Es versuchte, die Raketen abzuschütteln, die Madigan auf es abgefeuert hatte, was ihm die Zeit gab, mit der verstärkten Wucht seiner Landung durch den Panzer zu fahren. Die Kreatur stieß ein zischendes Kreischen aus und ihr ganzer Körper wand sich, um ihn abzuschütteln, aber er hielt sich fest und umklammerte das Schwert.
Courtney kam auf ihn zu, eine Granate in der Hand, der bereits der Stift und der Hebel fehlten und warf sie ihm lässig zu. Er hoffte, dass sie ihm genug Zeit gegeben hatte, um sich nicht selbst in die Luft zu jagen, als er sich danach streckte. Er fühlte sich wie ein Footballspieler mitten im Spiel, als er die Granate schnappte und sich am Körper des Monsters hochzog, um sie tief in das Loch zu schieben, das das Schwert verursacht hatte.
Er riss die Klinge schnell heraus und ließ sich fallen, um so weit wie möglich wegzurollen. Ein dumpfer Aufprall ertönte, als der Sprengsatz detonierte. Wahrscheinlich hatte sie die Innereien des Killertausendfüßlers zu Brei verarbeitet und das Monster drehte sich auf den Rücken und wälzte sich, bis es schließlich zur Ruhe kam.
Sal wich ein paar Schritte zurück und vertrieb alle angreifenden Monster mit kräftigen Schwerthieben. Um die Sache zu vereinfachen, schoss er mit dem Sturmgewehr auf alle, die den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstanden hatten.
»Das nenne ich Teamwork«, sagte Madigan grinsend und schlug seine Faust mit ihrer zusammen. Beide stießen Courtneys Faust als Nächstes an. »Gibt es ein passendes Heavy Metal-Wortspiel, das wir machen können?«
»Vielleicht etwas darüber, wie schwer unser Metall ist, wenn wir zusammenarbeiten?«, fragte er und bereute es sofort. Das war wirklich nicht gut.
»Nein, echt nicht.« Sie schüttelte den Kopf.
Er wandte seine Aufmerksamkeit kurz den anderen in der Gruppe zu und studierte die Art und Weise, wie sie zusammen kämpften. Obwohl die meisten von ihnen sich vor heute nicht gekannt hatten, schienen sie gut als Einheit zu funktionieren. Natürlich zeigten sie nicht so viel Teamgeist wie Sal, Madigan und Courtney, aber das war ja ausbaufähig.
Gregor kam zu ihnen, sein wachsames Auge auf den Dschungel gerichtet.
»Wir haben gute Fortschritte gemacht«, sagte er und blieb neben Courtney und Madigan stehen. »Es sieht so aus, als hättest du den Jungs Feuer eingeflößt, was? Das versuche ich schon, seit wir diesen verdammten Ort betreten haben.«
»Tja, das kommt davon, wenn man mit gutem Beispiel vorangeht, Gregor«, antwortete Sal mit einem frechen Grinsen. Er nahm sich einen Moment Zeit, um sein Gewehr nachzuladen, zog aber seine Seitenwaffe, um das Feuer aufrechtzuerhalten. »Wir arbeiten hier draußen wie eine Heavy Metal Miliz und ihr könntet dabei noch etwas lernen.«
»Heavy Metal Miliz?« Gregor schien tatsächlich darüber nachzudenken. »Ich weiß nicht, ob die Bosse in der Basis diesen Spitznamen mögen, aber ich schon. Ich werde das Commlink jetzt umbenennen.«
»Was passiert, wenn einer deiner Männer zwangsläufig ein Spion ist, der dem Kommandanten erzählt, dass du dein Team nach einem Namen benannt hast, den dir ein Amerikaner gegeben hat?«, fragte Courtney.
»Der Kommandant auf der Basis mag euch drei«, erinnerte er sie mit einem Achselzucken. »Er wird ein Auge zudrücken und vergessen, es seinen Vorgesetzten in Moskau zu melden. Natürlich wird es sich irgendwann herumsprechen, aber wen interessiert es schon, was diese Mudaks in ihren bequemen Sesseln von dem halten, was wir hier tun?«
»Das ist ein gutes Argument für …« Sal ließ den Gedanken unvollendet und wurde durch den unerwarteten Rückzug vieler Mutanten abgelenkt. Sie schienen plötzlich auf die Idee zu kommen, sich in den Zoo zurückzuziehen.
»Was ist los?«, fragte einer der Söldner – Campbell, dem Akzent nach zu urteilen -. Sal schätzte ihre Gruppe instinktiv ein. Es hatte eine ganze Reihe von Opfern gegeben, fünfzehn, wie es aussah. Die meisten davon waren Russen, denn sie hatten die Hauptlast des Angriffs getragen. Sie hatten zehn Tote und ein paar Verwundete, während die Amerikaner ebenfalls Verluste zu beklagen hatten.
Er richtete seinen Blick wieder auf den Zoo, kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, was passiert war. Sie waren nahe genug am Rand des Zoos, dass ein wenig mehr Licht hereinkam. Der Morgen war angebrochen, was bedeutete, dass sie nicht nur die gefürchtete Sahara-Hitze, sondern auch eine bessere Sicht auf die etwas überraschende Veränderung des scheinbar festen Musters der unerbittlichen Angriffe hatten.
Aus irgendeinem Grund war der Feind auf unerklärliche Weise von seinem Angriffskurs abgekommen und bewegte sich nun wieder weg, tiefer in den Dschungel hinein.
»Es ist, als ob sie woanders gerufen werden«, sagte Courtney. Sie runzelte die Stirn, als sie sich näher heranlehnte, um sicherzugehen, dass ihre Sensoren nicht ausgefallen waren. »Vielleicht wird gerade ein anderer armer Kerl von den Monstern gefickt, die uns angegriffen haben.«
»Ich kann mir keinen anderen Grund vorstellen, warum sie uns plötzlich in Ruhe lassen würden«, sagte Sal. »Es könnte sein, dass wir nahe genug am Rande des Dschungels sind, dass sie beschlossen haben, dass wir eine zu zähe Mahlzeit sind und der Zoo uns wieder ausspucken würde.«
»Das hast du gehört, als du es gesagt hast, oder?«, fragte Gregor mit einem kurzen Blick auf ihn und Sal konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Ich stehe zu meiner Formulierung«, sagte er mit einem entschlossenen Nicken.
»Es sieht so aus, als hätten wir eine Gnadenfrist«, sagte Diggs, als er sich näherte und sich mit wachsamem Blick umsah. »Ich will keine Sekunde länger als nötig in diesem verdammten Dschungel bleiben, aber wir haben die Angriffe fast zwei Tage lang ausgehalten und ich glaube, wir brauchen eine Sekunde, um uns auszuruhen und die Verwundeten zu versorgen, bevor wir den letzten Vorstoß machen.«
Sal schaute sich um. Er konnte erkennen, dass Madigan das nicht guthieß, aber ehrlich gesagt, konnte er selbst eine Verschnaufpause gebrauchen. Die Tatsache, dass Diggs ihn anscheinend um Erlaubnis bat und Gregor ebenfalls auf seine Antwort wartete, zwang ihn irgendwie in eine ziemlich unbequeme Befehlsposition.
»Fünf Minuten«, sagte er schließlich und hielt seine Hand hoch. »Flicke die, die wir flicken können zusammen und sammle die Marken derer ein, die wir nicht flicken können. Wir wissen nicht, ob die Monster ihre Meinung ändern und keiner von uns will länger als nötig an diesem verdammten Ort bleiben.«
Der Befehl wurde über die meisten Kommunikationsleitungen übermittelt und die Gruppe, die jetzt weniger als dreißig Mitglieder zählte, zog ihre Rucksäcke ab und warf sie auf den Boden. Die Sanitäter, die von Addams unterstützt wurden, begannen sofort mit der Behandlung der Verwundeten.
Diejenigen, die vergiftet worden waren, wurden schnell auf die Art des Giftes untersucht, das bei ihnen eingesetzt worden war und sich daher in ihrem Blutkreislauf befand und das Gegengift wurde direkt in die Vene verabreicht. Das war jedoch keine dauerhafte Lösung, da die Gifte dazu neigten, sich zu halten. Die meisten dieser Männer würden später eine Art Nierenkomplikation entwickeln, die im Krankenhaus auf der Basis behandelt werden musste.
Zurück auf der Basis. Das war so ein hoffnungsvoller Begriff, dachte Sal mit einem kleinen Lächeln.
»Was?«, fragte Courtney. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Ich weiß es nicht. Das war einer dieser Ausflüge, bei denen ich ernsthafte Zweifel hatte, ob ich jemals zurückkommen würde. Wir waren hier mit einer Gruppe gefangen, die keine Ahnung hatte, was sie tat, waren zahlenmäßig weit unterlegen und der Zoo machte aus irgendeinem Grund, den ich immer noch nicht verstehe, einen Aufstand, da kamen mir Zweifel. Jetzt der Gedanke, dass wir es lebend rausschaffen … das ist ein schönes Gefühl, weißt du? Ich glaube, ich werde eine Woche lang schlafen. Ich nehme eine schöne, lange, heiße Dusche und ja, dann schlafe ich eine Woche lang.«
»Ein paar versaute Sessions könnten diese Sentimentalität aus dir herausholen«, warf Madison ein. Sie untersuchte ihren Anzug, der ein paar Schläge abbekommen hatte und auf der rechten Seite einige Risse aufwies. Es sah aus, als hätte sich ein Panther hineingegraben.
»Sessions versaut von was … ach, egal«, sagte Sal. Die Tatsache, dass er eine Sekunde lang über ihre Formulierung nachdenken musste, war alles, was er über seinen derzeitigen Zustand wissen musste. Er brauchte Ruhe. Richtige, schlafähnliche Ruhe.
Sal untersuchte ihr letztes Schlachtfeld. Das Gebiet wies jedoch kaum Anzeichen von Kämpfen auf. Einschusslöcher in den Bäumen waren Beweis genug, aber wie so oft hatten die Monster des Zoos ihre Toten geborgen und weggeschleppt, sodass es fast keine Spuren eines Kampfes gab. Das war … beunruhigend. Er nahm an, dass die Leichen gefressen und in den Zoo integriert worden waren, aber das war nur eine Theorie. Zu viele Theorien und nicht genug konkrete Beweise. Das war sein Hauptproblem mit diesem Ort aus der Sicht eines Forschers.
»Hast du irgendwelche Proben bekommen?«, fragte Courtney ihn. »Während du hier warst?«
»Ja, natürlich«, antwortete er und klopfte auf den Rucksack, der über seiner Schulter hing. »Ich habe sie alle bei mir und mehr als genug Daten für ein paar Dissertationen. Wenn ich die Gelegenheit habe, schreibe ich eine und verkaufe den Rest. Ehrlich gesagt, wäre ich gerne wütend auf diese Arschlöcher, weil sie mich entführt haben, aber wir hatten sowieso eine Reise geplant. Das war nicht die beste Art, es zu tun, aber es gibt auch eine gute Seite. Ich habe alle Daten und werde außerdem bezahlt.«
»Seit wann bezahlen Entführer dich für die Mühe, entführt zu werden?«, fragte Madigan mit einem herausfordernden Gesichtsausdruck.
»Soweit ich weiß, brauchten sie einen Spezialisten und hatten keine Zeit, die richtigen Quellen abzuklappern«, erklärte Sal. »Ich bin nicht einverstanden mit dem, was sie getan haben, aber sie haben gesagt, dass ich den Anzug behalten kann – oder besser gesagt, ich habe darauf bestanden – und sie haben mich im Voraus bezahlt, bevor wir in den Zoo gezogen sind. Außerdem sind sie gar nicht so übel. Jedenfalls nicht für Wissenschaftler-Entführer.«
Madigan schüttelte den Kopf und schien nicht überzeugt zu sein, aber da die fünf Minuten fast vorbei waren, mussten sie den Marsch fortsetzen. Die Leichen waren zum leichteren Transport ordentlich aufgereiht worden – über den Dschungelboden geschleift zu werden, war zwar nicht besonders würdevoll, aber besser, als als Futter für die Monster zurückgelassen zu werden – und die Verwundeten waren so gut es ging versorgt worden. Alles Weitere musste erledigt werden, wenn sie wieder draußen waren. Da ihr Ausstiegssektor nicht in der Nähe des Ortes lag, an dem ihre Fahrzeuge abgestellt worden waren, würden sie wahrscheinlich eine Weile in der prallen Sonne warten müssen.
Sal machte das nichts aus. Ein bisschen Sonne im Gesicht konnte er gut gebrauchen, einfach um daran erinnert zu werden, dass er tatsächlich draußen war. Nach dem tristen Grün des Nachtsichtgeräts, durch das er den Zoo in den letzten Tagen gesehen hatte, konnte er mit ein wenig Blendung leben.
Diggs verzog finster das Gesicht, als Sal sich näherte. Der Sergeant musste offenbar seinen ausgekugelten rechten Arm wieder einkugeln. Er fluchte lautstark und Sal zuckte bei dem Knall zusammen, aber der Patient war schnell wieder auf den Beinen, schnappte sich seinen Rucksack und sah die Gruppe an.
»Es ist Zeit, die Hufe zu schwingen.« Sal wandte sich an die lebenden Mitglieder ihrer Gruppe. »Team Heavy Metal, bewegt eure Ärsche, helft den Verwundeten und lasst uns aufbrechen, um aus diesem verdammten Dschungel zu verschwinden.«
Ein Chor von Bejahungen, die entweder über die Kommunikation gesendet wurden oder einfach als grüne Daumen nach oben auf seinem HUD erschienen, zeigte die allgemeine Bereitschaft, diesem Ort so schnell wie möglich zu entkommen.
Er ließ sich zu Courtney und Madigan treiben, als die Kolonne wieder langsamer und vorsichtiger als zuvor vorankam. Das war eine angenehme Abwechslung zu der albtraumhaften Fahrt, die eigentlich ein Sprint zur Ziellinie gewesen war.
»Ich hätte nicht gedacht, dass das funktionieren würde«, sagte Sal auf einem privaten Kanal, den nur die beiden Frauen hören konnten. »Also, wir sind jetzt alle Team Heavy Metal.«
»Hurra!« Madigan grinste und hob sarkastisch und doch triumphierend die Faust in die Luft.