IV

»Finger weg!« sagte Jane. Sie schlug Mackie, der ihr die Tasche abnehmen wollte, energisch auf die Finger.

»Wie sprechen Sie mit mir?« fragte Mackie empört und blickte hilfesuchend zu Morris hinüber.

»Wie man mit Ihresgleichen spricht«, entgegnete Jane kühn und herausfordernd.

Die Schwester war entsetzt. »Jane, sei still!« flüsterte sie beschwichtigend. Soviel Mut war ihr unerklärlich und machte sie noch ängstlicher. Jane dachte nicht daran, jetzt still zu sein. Sie war nicht mehr aufzuhalten.

»Ach was, still!« sagte sie herausfordernd. »Glaubst du, ich fürchte mich vor diesen Galgengesichtern, vor diesen Eisenbahnräubern, Verbrechern, Mädchenhändlern, Lustmördern?«

Mackie war dicht neben Morris getreten. Der weidete sich ruchlos an dessen Verlegenheit. Er lächelte nur, während Jane jetzt unverschämt laut wurde. Sie hielt die Tasche so, als wolle sie im nächsten Augenblick damit losschlagen.

»Wenn Sie glauben, daß Sie alles mit uns machen können, dann täuschen Sie sich! Sie werden gleich sehen, was Ihnen passiert!« Und schon passierte etwas. Es klopfte an die Abteiltür.

»Herein!« rief Jane laut und siegesgewiß.

Die Tür wurde geöffnet. Die beiden Schlafwagenschaffner standen davor.

»Diese beiden Männer sind bei uns eingedrungen!« rief Jane und lief zu den beiden Schaffnern hinaus.

Jetzt sprang auch Mary auf. Sie stellte sich neben Jane und rief: »Nehmen Sie sie fest! Nehmen Sie sie fest!« Auf einmal hatte sie auch Mut.

Unentschlossen blickten die beiden Schlafwagenschaffner zuerst auf die Mädchen neben sich, dann auf Morris Flynn, der ihnen verstohlen zuzwinkerte. Bei einem der Schaffner fiel der Groschen.

»Was sollen wir?« fragte er vergnügt.

»Diese beiden Männer festnehmen und der Polizei übergeben«, rief Jane.

»Aber Vorsicht, der hat eine Pistole!« Mary zeigte auf Mackie.

Schallendes Gelächter war die Antwort.

»Das könnte Ihnen so passen«, sagte der zweite Schaffner und lachte. Der andere Schaffner lachte mit.

Jane und Mary blickten entgeistert zu den beiden Beamten hin.

»Was gibt es denn da zu lachen? Da gibt’s doch nichts zu lachen!« sagte Jane.

»Nein, da gibt’s wirklich nichts zu lachen für Sie«, sagte der erste Schaffner. »Und ich würde Ihnen raten, diesem Herrn hier kein Theater vorzumachen. Sagen Sie lieber gleich die Wahrheit!«

Doch jetzt fragte Morris Flynn mit einer Kopfbewegung auf die Mädchen die Schaffner: »Ist Ihnen bei den beiden Damen irgend etwas Verdächtiges aufgefallen?«

»Jawohl«, entgegneten beide wie aus einem Munde.

»Nun?«

»Sie waren während der ganzen Fahrt mit den beiden Geflüchteten von nebenan zusammen«, berichtete der eine und zeigte mit dem Daumen auf das Nebenabteil Flynn nickte. Er schien nichts anderes erwartet zu haben. Er winkte den beiden Schaffnern zu, sich zu entfernen. Nummer eins und Nummer zwei salutierten, machten kehrt und traten wieder auf den Gang hinaus.

»Aber so hören Sie doch«, rief Jane ihnen entsetzt nach, »Sie können uns doch nicht hier … «

»Sie müssen uns doch beschützen!« schrie Mary.

Die Schwestern stürzten zur Tür. Doch vor ihrer Nase wurde sie zugeschlagen und ließ sich nicht wieder öffnen. Vergeblich trommelten die Mädchen mit ihren Fäusten dagegen.

»Sie sehen, meine Damen, Ihre Proteste und Tricks verfangen bei uns nicht.« Morris Flynn wies wieder auf das untere Bett.

Mit Tränen in den Augen setzte sich Jane nieder. Und Mary beteuerte kleinlaut: »Aber wir sind doch ganz unschuldig. Wir haben doch gar nichts getan.«

»Natürlich nicht«, beruhigte sie Flynn.

»Ja, was wollen Sie dann von uns?« fragte Mary und setzte sich neben Jane auf das Bett.

Jetzt war es Mackie, der an Flynns Stelle antwortete: »Wissen, was in der Tasche ist.« Dabei riß er Jane die Reisetasche aus der Hand, öffnete und untersuchte sie. Er zog ein Päckchen heraus und begann es triumphierend auszuwickeln.

Morris blickte sich inzwischen um und nahm vom Fenstertisch zwei ausgeschriebene Fahrscheinhefte der Cook-Reisegesellschaft, las sie und legte sie wieder zurück. Dann wandte er sich an Mackie. »Was ist drin?«

»Belegte Brötchen!«

Jane schämte sich.

»Wir haben sie von zu Hause mitgenommen«, sagte sie entschuldigend.

»Aber wir wurden dann von den beiden Lords zum Abendessen eingeladen.«

»Sie sind also nicht mehr hungrig?« erkundigte sich Mackie sehr interessiert. Aber ein warnender Blick Flynns ließ ihn die Tasche zurückstellen.

»Als Lords also haben sich die beiden Herren bei Ihnen eingeführt. – Und das haben Sie geglaubt?«

Jane und Mary nickten.

»Und wie lange kennen Sie die beiden Lords schon?« fragte Flynn weiter.

»Noch nicht lange«, bekannte Mary. »Eigentlich haben wir sie erst hier im Zuge kennengelernt.«

Die Antwort schien Flynn zu beruhigen.

»Und was haben Sie den beiden Herren vorgeschwindelt, wer Sie sind?«

Die beiden Mädchen antworteten nicht. Sie erröteten bis zum Hals. Mary sogar noch ein Stückehen weiter.

»Also heraus mit der Sprache!« ermunterte Flynn sie nicht unfreundlich. »Erleichtern Sie Ihr Gewissen, und dann Schwamm drüber!«

Mit niedergeschlagenen Augen saßen jetzt die Mädchen vor ihm. Endlich hob Jane den Arm. Ohne aufzublicken, wies sie auf ihre Schwester Mary.

»Sie hat gesagt, sie sei eine Komteß«, flüsterte sie.

Mary errötete noch mehr.

»Und Sie? Was haben Sie gesagt?« forschte Flynn.

,,Ich? – Dasselbe! – Ich bin doch ihre Schwester.«

»Richtig«, sagte Flynn. »Und das haben die beiden Ihnen geglaubt?«

»Ja.«

»Und dann haben also die Komtessen mit den Lords zu Abend gespeist?«

Mary sagte nichts. Aber Jane hauchte: »Ja.«

»Feine Gesellschaft«, nickte Flynn.

»Hähä«, meckerte Mackie.

Zaghaft blickte Mary zu Morris Flynn auf.

»Ich wollte ja erst nicht«, sagte sie stockend. »Aber meine Schwester sagte … «

»Ich sagte?« fuhr Jane dazwischen. »Ich hab’ gar nichts gesagt.«

»Doch, von heute an sind wir große Damen, hast du … «

»Das hast du gesagt, und du hast dich auch anquatschen lassen. Hast im Korridor mit ihnen kokettiert. Eine Zigarette hast du angenommen. Und sogar geraucht!«

»Und du? – Du hast sie eingeladen, auf unser Schloß, obwohl du das gar nicht durftest. Du hast deinen Schnabel nicht halten können.«

»Aber meine Damen!« fiel Flynn begütigend ein. Der Streit der beiden Edelfräulein belustigte ihn. Er setzte sich neben sie auf das Bett. Die jungen Dinger dauerten ihn, weil sie offensichtlich gar keine Ahnung hatten, in welcher Gefahr sie noch vor ein paar Minuten waren.

»Die Lords sind ebensowenig Lords, wie Sie Komtessen sind. Das wird den beiden jetzt bald hinter Schloß und Riegel klargemacht werden. Und was mit Ihnen hätte passieren können, das ist überhaupt gar nicht auszudenken. Mit achtundzwanzig Franc sechzig … «, er händigte Mary das Geld aus, das er immer noch in der Hand hielt, »wären die Gauner bestimmt nicht zufrieden gewesen.«

Er sah von einer zur anderen. Zerknirscht saßen die Mädchen da.

»Da haben wir ja Glück gehabt«, sagte Jane zaghaft.

»Glück ist kein Verdienst, mein Kind«, entgegnete Flynn.

»Und wenn Sie ein zweites Mal wieder reisen sollten, dann merken Sie sich eins: Man läßt sich nicht von fremden Herren ansprechen, und man guckt sich seine Reisebegleitung genau an. – Und vor allen Dingen: Man gibt sich nie für etwas anderes aus, als man in Wirklichkeit ist! Das geht nie gut aus!«

»Nie!« sagte Mackie. »Nie! Merken Sie sich das.« Strafend sah er auf die beiden Mädchen. Er hatte in Ton und Haltung etwas von einem Oberlehrer.

»Jawohl, Miss Mary Berry und Miss Jane Berry aus Middletown«, schloß Morris Flynn freundlich und stand auf.

Das saß! Die beiden Mädchen starrten ihn an.

»Im übrigen gute Reise und gute Ankunft!«

»Und gute Nacht!« ergänzte Mackie.

Er nickte nur kurz mit dem Kopf und folgte Morris in das andere Abteil.

Die Mädchen standen auf. Sie knicksten. »Gute Nacht.«

Und dann sahen sich beide an.

Morris Flynn war mit dem Erreichten zufrieden. Als er die Verbindungstür wieder verriegelt hatte, zog er seinen Überrock aus und hängte ihn an den Haken. Er wandte sich Mackie zu und sah, wie der ein paar eingewickelte Brötchen aus der Tasche zog. Es wurde ihm nicht sofort klar, daß Mackie ein Zauberkunststück vollbracht und die Brötchen aus der Reisetasche der Mädchen in seine eigene hineinpraktiziert hatte. Im übrigen war er auch viel zu hungrig, um nach der Herkunft zu fragen. Wortlos nahm er das Brötchen, das Mackie ihm reichte, und biß hinein. Sie kauten schweigend und mit Genuß. Mackie begann sich ebenfalls auszuziehen.

»Wir werden uns morgen früh bei der Ankunft in Brüssel ein bißchen um die beiden Mädchen kümmern müssen.«

»Nein«, entgegnete Flynn.

»Warum nicht?« fragte Mackie überrascht … Wir können die beiden Küken doch nicht allein lassen. Wer weiß, was ihnen sonst noch zustößt !«

Er trat gegen die Schäfte seiner Stiefel und zog sie so aus. Es waren Zugstiefel.

»Außerdem stimmt mit den beiden was nicht. Es ist unsere Pflicht, Morris !«

»Unsere erste Pflicht ist, der Gerechtigkeit zu dienen«, erklärte Flynn, und er sagte es so, daß man es glauben mußte.

Mackie überlegte, aber er kam nicht dahinter, was Morris mit Pflicht und Gerechtigkeit meinte. Aber er stimmte erst mal zu.

»Natürlich. Aber vielleicht als zweite Pflicht. – Oder gefallen sie dir nicht?«

»Doch«, entgegnete Flynn knapp. Er band sich den Schlips ab.

»DieMary?«

»Nein:

»Jane?«

»Nein:

»???«

»Beide.«

»Na also«, sagte Mackie und knöpfte sich die Weste auf. Er glaubte nun sicher zu wissen, daß man sich am nächsten Morgen doch um die Mädchen kümmern würde. Er kannte seinen Morris Flynn. Daher war er etwas verblüfft, als nun Flynn zu fragen begann: »Hast du je gelesen, daß Sherlock Holmes sich mit Frauen eingelassen hat?«

Mackie überlegte. Er besann sich eine ganze Weile; denn seine Kenntnis der Kriminalliteratur schien sehr groß zu sein.

»Nein«, mußte er schließlich zugeben.

»Na also.«

Mackie bemühte sich krampfhaft um einen Ausweg.

»Aber Doktor Watson«, meinte er zögernd, »hat der nicht … So gelegentlich … Wenn ich nicht irre … «

»Hier irrt Doktor Watson«, sagte Flynn trocken. »Er ist in allem dem Beispiel seines großen Meisters gefolgt. Sherlock Holmes aber, das ist ein offenes Geheimnis, mein Junge, liebt seine Geige und sonst niemand. Musik inspiriert. Aber die Frauen? Er ist Junggeselle aus Überzeugung.«

Mackie wurde richtig traurig.

»Schade«, sagte er … Wenn ich das vorher gewußt hätte … « Er fühlte Flynns strafenden Blick und zog den Kopf ein.

»Beruhige dich«, fügte Flynn mit Versonnenheit hinzu. »Es gibt außerdem noch einen anderen triftigen Grund.«

Mackie stand ohne Hose da. Er horchte auf .

»Die beiden Mädchen steigen schon vorher aus. Sie fahren nur bis Yvelles. Ich habe ihre Fahrkarten gesehen.«

Diese Nachricht enttäuschte Mackie sehr.

»Dann werden wir sie also nie wiedersehen?«

Morris kroch in das untere Bett.

»Nein«, sagte er.

Mit offenen Augen lagen die beiden Mädchen in ihren Betten. Die beiden Schwestern fühlten nicht das Bedürfnis, sich einander anzuvertrauen. Vielleicht zum erstenmal. Ohnehin ahnte jede, daß die Gedanken der anderen in der gleichen Richtung gingen. Schließlich war es Jane, die das Schweigen doch nicht länger ertrug.

»Wissen möchte ich, wer er eigentlich ist«, flüsterte sie. Sie wußte selbst nicht, ob sie gehört zu werden wünschte oder nicht. Doch Mary hatte sie gehört.

»Frag ihn doch! Du kannst ja noch mal bei ihm anklopfen!«

Trotz der Dunkelheit errötete Jane bei der Anspielung auf ihre erste Blamage. Doch dann entgegnete sie schnippisch: »Damit du ihm sagen kannst, wie du in ihn verknallt bist, was?«

»Ach sooo«, kam es gedehnt von oben zurück.

Ein Schalter knackte. Das Abteil wurde hell. Über der Kante des oberen Bettes erschien Marys Kopf. Ihr vorwurfsvoller Blick suchte die Augen ihrer Schwester. Jane drehte den Kopf zur Wand und tastete mit ihren Fingern nach dem Schalter.

Es gab abermals einen Knacks, und das Abteil lag wieder im Dunkeln.

Mary legte sich zurück, boxte das Kopfkissen zurecht und warf sich ärgerlich darauf.

»Wozu eigentlich die Aufregung?« fragte Jane nach einer Weile. »Wir sehen ihn ja doch nicht wieder.«

»Leider!« kam es leise von oben.

Die beiden Herren im Nebenabteil schienen schon nicht mehr an die beiden Mädchen zu denken.

Morris las in einer Kriminalzeitung, der »Police Gazette«, die auf schwachrotem Papier gedruckt war und von der Ausübung und Vergeltung großer und kleiner Verbrechen aus allen Ländern berichtete. Die Zeitung war so eine Art journalistischer Fortsetzung des Pitaval und wurde in England und Amerika viel gelesen, sowohl von Kriminalisten wie von denen, die es werden wollten, von »Kriminalstudenten« und »Fachleuten«, die aus Vorbildern zu lernen hofften. Aber auch ein großer Kreis sensationshungriger Leser war auf diese Zeitschrift abonniert.

Unter ihm las Mackie aus dem Kriminalroman »Das Zeichen der vier« halblaut vor. Morris hörte nur mit einem Ohr zu, während er ruhig in seiner Zeitung weiterlas. Er konnte so etwas. Aber er merkte dabei nicht, daß sein Freund ihn betrog; denn Mackie flocht aus eigenem Einfall oft neue Personen, Verdächtigungen und verdrehte Bestandsaufnahmen in die Geschichte, die er vorlas, ein. Er machte seine Extempores so geschickt in Tempo und Tonfall, als stünden sie gedruckt. Er tat das, weil es zwischen den Freunden zur Gewohnheit geworden war, etwa auf Seite 50 schon festzustellen, wer der Täter sei, ohne die letzten Seiten des Romans durchgeblättert zu haben. Morris hatte Geschicklichkeit und Routine darin, immer den richtigen Verbrecher schon auf den ersten Seiten der Detektivgeschichte zu entlarven. Er blieb stets Sieger im Wettspiel zwischen Autor und Leser, trotz aller geriebenen Irreführungen der Kriminalschriftsteller. Mackie konnte nicht so fix und schnell denken, und so stellte er als Vorleser neben dem Autor seinem Freunde hinterlistig noch neue Fallen.

Er erfand Geheimgänge, obwohl die in einem guten Kriminalroman kaum vorkommen dürfen. Ja, er verdrehte manche Verdachtsmomente aus freien Stücken so, daß auch der Detektiv selbst der Täter hätte sein können. Er ließ den alten Diener, der in fast allen Kriminalromanen vorkommt und der immer unschuldig ist, mit blutbespritzten Hosenaufschlägen herumlaufen, ohne sie ihm wieder rein zu waschen. Er erfand für Leute, die nach seinem Geschmack unbedingt als Täter in Frage kamen, goldsichere Alibis. Und so verdrehte er die Technik des Romanautors vollkommen, weil er doppelte Irreführungen konstruierte, die sich, wie minus mal minus plus ergibt, aufhoben. Oft verstrickte er sich so, daß er zum Schluß einfach Doppelgänger auftauchen ließ oder kurzerhand einen Bruder einflocht, der bis zur drittvorletzten Seite überhaupt nicht erwähnt wurde und der dann dem Täter glich wie ein Ei dem anderen.

All das tat Mackie nur, um seinem routinierten Freunde nicht den Triumph zu gönnen, schon nach den ersten Seiten des Romans richtig kombiniert zu haben. Daß Morris dann auf die blöden und dummen Autoren schimpfte, sie des unerlaubten Sichbedienens unlauterer Mittel der Kriminalromantechnik zieh, war verständlich. Manchmal drohte er ihnen Ohrfeigen an, wenn er einem von ihnen je begegnen sollte. Aber das rührte Mackie nicht.

Darum hielt sich Morris lieber an seine Tatsachenberichte. Nirgends tat sich ein solcher Einfallsreichtum auf wie in diesen Originalberichten aus Prozeßakten; denn um den Mitmenschen zu schaden und um sie zu betrügen, sind Verbrecher unerschöpflich in ihren Einfällen. Es scheint wirklich so, daß dem Menschen in bösen Dingen mehr Inspirationen, Ideen, Möglichkeiten und Variationen einfallen als für seine guten Taten. Morris schien zu schlafen. Das war Mackie S‹ehr lieb. Er war in seinem Roman an einer Stelle angelangt, wie sie in fast jeder Kriminalgeschichte vorkommt und die er von Herzen haßte. Es war da von dem Freund des Detektivs die Rede, der immer die unüberlegtesten Dinge herausplauderte, die natürlich stets Fehlkombinationen waren. Dieser Mann – manchmal war es auch der Diener des Kriminalisten – stand auf einem schrecklich tiefen Bildungsniveau. Jedenfalls war er immer dümmer als der dümmste Durchschnittsleser. Er wurde von den Autoren nur erfunden, um das Licht des Meisters heller leuchten zu lassen. Und überdies war es eine Art Trostpreis für den Leser, der ebenfalls nicht so schnell in dem Irrgarten der Logik den Geschehnissen folgen konnte. Aber so blöd wie dieser Trottel, das konnte der Leser nach der Lektüre eines solchen Kriminalromans feststellen, hatte er sich jedenfalls nicht angestellt. So etwas beruhigt. Aber Mackie ärgerte es. Jedesmal. Mit Recht. Darum las er nicht weiter vor, klappte das Buch zu, löschte das Licht, und die ratternden Räder behielten allein das Wort.