Das hängt ganz davon ab, wie sorgfältig wir mit unseren Gewässern jetzt und in der Zukunft umgehen. Und auch davon, ob wir die veränderten Umweltbedingungen berücksichtigen, die durch den weltweiten Klimawandel, aber auch durch eine immer intensivere Landnutzung verursacht werden.
Seit den 1990er Jahren hat sich die Wasserqualität in Europa zunehmend verbessert.1 Ein Grund dafür ist das gestiegene Umweltbewusstsein in der Bevölkerung, welches v. a. zu Verbesserungen in der Behandlung von Abwässern aus Siedlungen und Industrie führte. Dennoch ist der Zustand der Gewässer in Europa noch immer regional sehr unterschiedlich. Sogar innerhalb von Österreich gibt es Regionen, die aufgrund der oft langjährigen landwirtschaftlichen Nutzung massive Probleme mit der Gewässerqualität haben. Und dazu kommt, dass sich die Umweltbedingungen durch den Einfluss des Menschen sowohl regional als auch global weiter verändern.
Eines der größten, bisher ungelösten Probleme sind diffuse Nährstoffeinträge (z. B. Nitrat oder Phosphat) aus der Landwirtschaft und von dicht besiedelten Flächen. Durch die Beseitigung von Ufergehölzen und schützenden Pufferstreifen entlang der Fließgewässer gelangen Nährstoffe aus dem Umland direkt in die Gewässer. Diffuse Nährstoffeinträge sind derzeit die Hauptquelle für eine schlechte Wasserqualität in Europa.2 Hier stellt vor allem der Phosphor ein Problem dar, der als wichtiger Pflanzennährstoff zu einem übermäßigen Algenwachstum in Flüssen und Seen führen kann („Eutrophierung“). Das Problem der Eutrophierung wird sich durch die globale Klimaveränderung in Zukunft noch weiter verstärken.3 Die zunehmende Wasserknappheit im Sommer führt zu einer Konzentration der Nährstoffe in den Fließgewässern. Durch die verstärkte Nährstoffzufuhr, die höheren Wassertemperaturen und die längere Vegetationsperiode erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass es in Seen zu einer Massenvermehrung von Cyanobakterien („Blaualgen“) kommt, von denen einige Giftstoffe ins Wasser absondern können.4 Während derartige toxische Algenblüten durchaus auch in der Vergangenheit auftraten, scheinen sich diese Phänomene in letzter Zeit durch den Klimawandel und die zunehmende Landnutzung global sowohl in Seen als auch in Küstenregionen anzuhäufen.5 Die abgesonderten Gifte reichern sich in der Nahrungskette an und können schwere gesundheitliche Schäden bis hin zum Tod bei Menschen und Tieren (z. B. Fische, Muscheln, Wale) verursachen.
Ein weiteres Problem für die Wasserqualität in der Zukunft stellt der organische Kohlenstoff dar. Intensive landwirtschaftliche Nutzung (und hier besonders die häufige Aufbringung von Gülle) in Kombination mit geringen Abflussmengen können zu einer Anreicherung von organischem Material in Flüssen und Seen führen. Zusammen mit hohen Wassertemperaturen wird das Bakterienwachstum begünstigt, was sich wiederum in einem erhöhten Sauerstoffverbrauch auswirkt. In Sedimenten von Flüssen, Seen und Meeren können sich so sauerstofflose Bedingungen einstellen, die bis in die Wassersäule reichen. Auch hier gibt es Anzeichen dafür, dass sich das Problem der Sauerstoffzehrung in Gewässern durch den Klimawandel global verstärken wird.6 Die Folgen der Sauerstoffzehrung in den Gewässern sind vielfältig: der Verlust der Artenvielfalt, die Produktion von Treibhausgasen und eine weitere interne Eutrophierung des Gewässers durch die Rücklösung von Phosphor aus den Sedimenten.
Zu den Belastungen durch Nährstoffe, organisches Material, erhöhte Temperaturen und einem veränderten Wasserhaushalt gesellt sich schließlich noch das Problem der Schad- und Giftstoffe. Im Boden oder in Sedimenten gespeicherte toxische oder krebserregende Substanzen, wie Schwermetalle oder PCBs (bis Ende des 20. Jahrhunderts als Weichmacher verwendet), könnten durch eine verstärkte Bodenerosion im Rahmen von Starkregenereignissen wieder remobilisiert und vermehrt in die Gewässer eingetragen werden.7 Wie sich veränderte Niederschläge auf den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln und Pharmazeutika auswirken, ist bis dato noch völlig ungeklärt. Diese Stoffe können bestimme Organismengruppen, wie Algen oder Bakterien, selektiv beeinträchtigen und so den gesamten Stoffhaushalt der Gewässer verändern.
Was also müssen wir tun, damit wir auch in Zukunft gefahrlos in unseren Seen baden können? Und wie können wir die Zukunft unserer Gewässer trotz Klimawandels langfristig sichern? Die Maßnahmen dafür sind lange bekannt und eigentlich selbstverständlich: Neben einem sorgfältigeren Umgang mit umweltschädigenden Stoffen, wie Düngemitteln oder Pestiziden, müssen wir die Filterwirkung des Umlands wiederherstellen. Gerade in intensiv genutzten Gebieten benötigen Bäche und Flüsse ausreichend breite Pufferstreifen, die den Eintrag von Nähr- und Schadstoffen verhindern oder zumindest reduzieren. Eine intensive Vernetzung mit den Uferzonen und einer natürlichen Fluss-Au sowie ein heterogenes Gewässerbett erhöhen die Selbstreinigungskraft der Fließgewässer und sorgen für einen ausgeglichenen Abfluss. Und Uferbäume verhindern eine zu starke Erwärmung der Gewässer. Das bedeutet aber, dass wir unseren Bächen und Flüssen wieder mehr Raum geben müssen – damit unsere Gewässer auch in der Zukunft eine gute Wasserqualität aufweisen.