Die Frage nach Leben außerhalb unserer alltäglichen Umwelt – ob auf fernen Inseln, anderen Kontinenten oder gar weit draußen im Weltall – ist eine alte. Schon immer haben sich Menschen für die unbekannte Welt weit hinter ihrem jeweiligen Horizont interessiert.
Waren die Wissenschaftler und Philosophen der klassischen Antike oder des Mittelalters meist auf spekulative Ansätze beschränkt, hat es seit der beginnenden Neuzeit eine immer fundiertere Auseinandersetzung mit den Fragen nach der Einmaligkeit der irdischen oder gar menschlichen Existenz gegeben.
Nicolaus Cusanus, der Kirchenmann und Philosoph, ist sich in seiner Docta ignorantia 1440, also zeitgleich zu Nicolaus Copernicus, schon ganz sicher: „Wir nehmen an, kein Stern sei unbewohnt.“
Als im Jänner 1610 Galileo Galilei um den Planeten Jupiter kreisende Monde entdeckt, erkennt Johannes Kepler sofort die große Tragweite, wenn er schreibt: „Und wenn dort bisher vier Planeten verborgen gewesen seien, was sollte uns daran hindern zu glauben, dass weitere unzählige nach diesem Anfang entdeckt werden, und dass daher entweder diese unsere Welt selbst unendlich sei, (…) oder dass unendlich viele andere Welten existieren (…).“ Kepler ahnt also schon damals, was die Forschung der nächsten Jahrhunderte für uns bereithalten könnte.
Bald beschäftigen sich eine Vielzahl von Forschern, aber auch Schriftsteller mit möglichem Leben auf anderen Planeten. Immer leistungsfähigere Teleskope erlauben den Blick hinaus auf ferne Welten. Im ausgehenden 19. Jahrhundert etwa sind sich zunehmend sowohl Astronomen als auch eine breitere Öffentlichkeit sicher, dass insbesondere der Mars von einer hochentwickelten Zivilisation bewohnt sei. In irdischen Fernrohren beobachtete, jahreszeitlich veränderliche Details der Marsoberfläche und vermeintlich identifizierte Kanäle bzw. Verkehrswege führten zu diesen irrigen Annahmen. Erst Nahaufnahmen von den ersten Raumsonden zum Mars klären diese Täuschung auf und zeigen einen weitgehend trockenen, wüstenhaften Planeten Mars.
Über die heute immer noch aktuellen Fragen nach einer zweiten Erde oder gar Leben draußen im Universum hätte man also bis vor ein, zwei Jahrzehnten ähnlich wie in den Jahrhunderten davor nur spekulieren können. Dies hat sich nun durch neue, revolutionäre Beobachtungstechniken der Hochgenauigkeitsphotometrie und Spektroskopie dramatisch geändert. Kein Monat vergeht heute ohne neue, oft spektakuläre Entdeckungen von extrasolaren Planeten. Sie werden dabei zwar meist nicht direkt abgebildet, verraten ihre Anwesenheit aber durch ihre Wirkung auf die Helligkeit bzw. die Bewegung ihrer Muttergestirne. So haben wir mit Stand 2017 bereits knapp 4000 Planeten gefunden, die andere Sonnen umkreisen – darunter auch ganze Planetensysteme mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Mitgliedern teilweise ähnlich zu unserem eigenen Sonnensystem, teilweise ganz anders.
Eine Handvoll von diesen Planeten scheinen sogar lebensfreundliche Bedingungen aufzuweisen: nicht zu heiß, nicht zu kalt – eben im richtigen Abstand zu ihren Sonnen. Diese und zukünftige Kandidaten-Systeme werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten von spezialisierten Weltraumteleskopen und den größten irdischen Einrichtungen genauer unter die Lupe genommen werden. Die Zusammensetzung etwaiger Planetenatmosphären könnten Indizien für biologische Aktivitäten auf den Himmelskörpern liefern – ganz ähnlich wie zum Beispiel der Reisanbau, die Viehwirtschaft oder die Industrialisierung die irdische Atmosphäre verändert haben.
Vielleicht müssen wir aber auch gar nicht so weit draußen im Kosmos nach Leben forschen! Auch unser eigenes Sonnensystem beherbergt einige vielversprechende Plätze zur Suche nach Leben außerhalb der Erde. Der Mars, manche Monde des Jupiters oder Saturns haben bzw. hatten Bedingungen, die ein solches Unterfangen aussichtsreich machen. Wasser spielt dabei meist eine zentrale Rolle, ob zum Beispiel unter dem Eispanzer des Jupitermondes Europa oder in tieferen Erdschichten des Mars. Verschiedene Raumsonden, teilweise inklusive mobiler Landeinheiten, arbeiten zurzeit an solchen Fragestellungen oder sind für die nächsten Jahre und Jahrzehnte geplant.
Letztlich waren wir also noch nicht ganz erfolgreich. Bevor wir nicht mit unseren Teleskopen und Raumsonden eindeutige Spuren von fremden Leben draußen im All gefundenen haben – und ich rechne ganz fest damit in den nächsten zwei Jahrzehnten –, bleibt uns weiterhin nur immer fundiertere Spekulation.
Wenn ich so in einer klaren Nacht draußen zum Firmament blicke, stellt sich für mich immer noch die alte Frage nach unserer Einzigartigkeit im All. In dem mit Jody Foster verfilmten Buch Contact des Astronomen Carl Sagen richtet die kleine Ellie genau diese Frage an ihren Vater Ted Arroway, nämlich die nach dem Leben im Kosmos. Seine Antwort angesichts des unermesslich großen Universums gefällt mir eigentlich recht gut: „Gäbe es nur uns, wäre es eine schreckliche Platzverschwendung.“