Aber ja! Natürlich. Ohne Frage. Der Mars ist der neue „weiße Fleck“ auf der Karte der Menschheitsträume – und wie alle weißen Flecken werden wir auch diesen mit Farbe ausfüllen. Warum aber ist gerade der Mars im Fokus so vieler begeisterter Wissenschaftler, Forscher und Menschen im Allgemeinen und nicht die geheimnisvolle Venus oder der kolossale Jupiter?
Um die Faszination für den Mars zu versehen, ist ein kurzer Ausflug in die Vergangenheit der Beziehung der Menschen zum Mars nützlich. Schon lange bevor es Teleskope gab, war der Mars mit seiner roten, an Blut erinnernden Farbe ein Himmelskörper, mit dem viele intensive Emotionen verbunden wurden. Das antike Italien gab ihm seinen Namen, da sie ihn mit ihrem Kriegsgott Mars assoziierten. Seine beiden größten Monde wurden mit den Namen Phobos (Furcht) und Deimos (Schrecken) versehen – würdige Begleiter eines Kriegsgottes. Im 19. Jahrhundert entdeckte Schiaparelli die sogenannten „Canali“, also Kanäle. Aufgrund ihrer scheinbaren Regelmäßigkeit kamen bald Vermutungen auf, dass diese das Produkt einer fortgeschrittenen Zivilisation seien. Nur ein kurzer gedanklicher Schritt war notwendig, damit George Orwell 1938 eine ganze Nation in Angst und Schrecken versetzten konnte: mit der realistisch wirkenden Radioübertragung einer Invasion der Erde ausgehend vom Mars.
In der heutigen Zeit, und für aufgeklärte Menschen, ist der Mars aus ganz anderen Gründen so faszinierend. Viele Wissenschaftler vermuten, dass auf dem Mars einstmals günstige Bedingungen für die Entwicklung von Leben geherrscht haben. Auch wenn nur wenige Wissenschaftler darauf hoffen, auch heute noch Leben anzufinden – aber wenn es jemals Leben dort gab (vor ein paar Millionen Jahren), dann gibt es eine Chance, dies auch heute noch nachzuweisen. Selbstredend, dass eine solche Entdeckung weitreichende Auswirkungen auf unser Verständnis von uns selber und unserer Stellung in der Natur haben wird. Weiterhin trägt die Tatsache, dass der Mars ohne Frage der erdähnlichste Planet in unserem Solarsystem ist, zu der Faszination bei, die wir für den Mars haben. Er ist ungefähr halb so groß wie die Erde, hat eine dünne und hauptsächlich aus Kohlendioxid bestehende Atmosphäre und verfügt, wie wir inzwischen wissen, auch heute noch über Wasser. Für Menschen mit Visionen ist der Mars ein idealer erster Kandidat für eine Kolonisation.
Abgesehen von der Zeit vor und während der Apollo-Missionen dürfte die heutige Zeit die ereignisreichste und aufregendste Periode in der Weltraumerforschung sein bzw. werden. Zum ersten Mal seit dem wir Menschen in den Weltraum aufgebrochen sind, wird das Streben in den Weltraum nicht mehr ausschließlich von Raumfahrtorganisationen wie zum Beispiel der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA oder dem US-amerikanischen Gegenstück, der NASA, alleine vorangetrieben. Raumfahrtorganisation und privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen (z. B. SpaceX) arbeiten Hand in Hand, um zusammen Ziele zu erreichen, die keine von beiden alleine je erreichen könnte. Damit wird ein Potenzial erschlossen, das es so noch nie in unserer jungen Raumfahrtgeschichte gegeben hat. Reguläre Reisen zu und Aufenthalt auf einer Raumstation im Erdorbit, eine ständig bemannte Mondstation und die Erforschung des Mars – alles Ziele, die nun so nah in unserer Reichweite liegen wie noch nie zuvor. Auch Österreich hat dies erkannt und beteiligt sich bei der Erforschung des Mars durch Mitarbeit bei ExoMars und ähnlichen Projekten.
Wie wird das Leben auf dem Mars aussehen? Zunächst wird es sicherlich kleinere Missionen geben mit vier bis sieben Forschern, die, eingezwängt in kleine Behausungen, Technologien testen werden, die uns das Leben auf dem Mars ermöglichen. Sogenannte „In-situe resource utilization“-Technologien werden uns helfen von dem zu leben, was wir auf dem Mars finden. Der im Marsboden gebundene Sauerstoff wird ebenso genutzt wie das in der dünnen Marsatmosphäre enthaltene Methan und vieles mehr. „Additive Layer Manufacturing“, also 3D-Drucken, wird uns helfen, vor Ort die Behausungen, Werkzeuge und vieles andere zu bauen, das wir benötigen, um menschliches Leben zu erhalten. Auf diese Babyschritte werden bald größere und wagemutigere Schritte folgen. Anstatt die Menschen in kleine temporäre Behausungen zu zwängen, werden wir unter Zuhilfenahme von den örtlichen Begebenheiten, wie z. B. den Mars-Canyons, permanente Behausungen, ja vielleicht kleine Städte unter Kuppeln errichten. Genetisch veränderte Pflanzen werden sich den Umweltbedingungen des Mars anpassen und die Menschen schrittweise unabhängiger von Lieferungen von der Erde machen. „Terraforming“, also der Veränderung der Oberfläche und der Atmosphäre des Mars hin zu mehr erdähnlichen Bedingungen, wird später den Menschen von der Begrenzung der Kuppeln befreien. Dann werden die dort lebenden Menschen keine kurzzeitigen Besucher mehr sein, sondern echte Marsianer. Dass die Zukunft der Menschheit eng mit dem Weltraum verbunden ist, daran gibt es keinen Zweifel. Letztendlich ist die Erde zu klein und sind die Ressourcen zu gering für die wachsende Bevölkerung. Wie der Mond das Sprungbrett für eine Reise zum Mars sein wird, so wird der Mars die gleiche Funktion haben bei der Erforschung unseres Solarsystems und darüber hinaus. Es kann losgehen! Worauf warten wir noch?