„Kann mir mal jemand sagen, was hier vorgeht?“, flüsterte Conner Flora zu, als er mit ihr und Logan durch die Praxis zu der Tür hinüberging, die in den privaten Teil des Hauses führte. „Mein Vetter ist doch sonst die Ruhe selbst, aber jetzt scheint er völlig durchzudrehen.“
Flora verlangsamte ihren Schritt, damit Logan ihre Antwort nicht hören konnte. „Weißt du nicht, was mit seiner ersten Frau passiert ist?“
„Nein, woher? Ich habe nie danach gefragt.“
Flora verdrehte die Augen. „Männer. Also, in Kurzform. Logans erste Frau starb bei Kirstys Geburt. Auch damals konnte die Fähre wegen eines Sturms nicht zum Festland hinüber. Logan war machtlos. Ich bin sicher, dass sie auch im Krankenhaus nicht überlebt hätte. Aber Logan gibt sich seit damals selbst die Schuld an ihrem Tod.“
„Verstehe“, nickte Conner. „Was sollen wir deiner Meinung nach tun?“
„Wenn wir Evanna nicht aufs Festland schaffen können, wird Logan unter Umständen einen Nervenzusammenbruch erleiden. Wir müssen sehr behutsam mit ihm umgehen.“
„Behutsam? Dann sollte ich besser verschwinden.“
„Lass den Unsinn. Wir müssen einen Plan machen. Du bist doch in der Lage, ein Kind zur Welt zu bringen – jedenfalls müssen wir Evanna und Logan davon überzeugen.“
„Kommt nicht in Frage.“ Conner streckte abwehrend die Hände aus. „Ich bringe keine Babys zur Welt. Das Einzige, was ich von Babys weiß, ist, wie man vermeidet, welche zu produzieren.“
Ungläubig starrte Flora ihn an. „Du bist Arzt. Und du willst mir erzählen, du hast noch nie ein Baby zur Welt gebracht?“
„Für Geburtshilfe ist selten Gelegenheit bei der Army“, erwiderte er mit einem ironischen Lächeln. „Ich war allerdings zwei oder drei Mal bei einer Entbindung dabei, aber mehr Erfahrung habe ich nicht.“
„Ich habe das auch noch nicht oft mitgemacht. Aber das sollten wir Evanna und Logan lieber nicht sagen. Wenn die Geburt normal verläuft, werde ich keine Probleme haben. Wenn es Komplikationen gibt, greifst du ein.“
„Ich schwöre dir, dass Logan mich nicht an seine Frau heranlassen wird.“
„Logan ist traumatisiert. Er wird tun, was wir ihm sagen.“ Sie schob Conner durch die Tür.
„Ich wusste gar nicht, dass du so energisch sein kannst. Wie war es möglich, dass ich dich jemals für schüchtern gehalten habe?“
„Du scheinst nicht viel über mich zu wissen.“
Evanna lag auf der Liege im Wintergarten, einem großen, sonnigen Raum mit Blick auf den Rasen und die Blumen.
„Wenn die Wehen einsetzen, versuche zu pressen“, erklärte Logan ihr gerade. „Manchmal dauert es beim ersten Baby ziemlich lange, bis es auf die Welt will.“
Evanna war sehr blass, ihr Gesicht schweißbedeckt. „Manchmal geht es auch beim ersten Kind ganz schnell.“ Sie unterbrach sich, und Flora sah, dass sie schmerzlich das Gesicht verzog.
Logan sprang nervös auf. „Ich rufe jetzt den Rettungshubschrauber.“
Evanna hob die Hand und strich über Logans Wange. „Beruhige dich. Ich brauche dich, also keine Panik.“
„Ich bin nicht panisch“, stieß Logan hervor. „Ich will doch nur …“
„Ich weiß, du meinst es gut. Ich liebe dich, Logan.“
„Genug jetzt mit der Vorrede“, mischte sich Conner ein. „Wir müssen etwas tun. Hast du Janet nicht gebeten, dir ein Geburtshilfe-Päckchen zu bringen? So etwas müsste es doch wohl auf dieser Insel geben …“
„Wir haben alles“, sagte Logan. „Dafür habe ich gesorgt. Wir haben sogar die Ausrüstung, einen Kaiserschnitt durchzuführen, wenn es sein muss.“
„Das wird nicht nötig sein.“ Conner ging zum Waschbecken und schrubbte seine Hände. „Evanna, ich werde dich jetzt untersuchen und feststellen, wie weit du bist. Und du, Logan, gehst zu Meg und kümmerst dich um Kirsty.“
„Kommt nicht in Frage“, fuhr Logan auf. „Ich lasse Evanna keine Sekunde allein.“
„Es ist besser für deine Frau, wenn du nicht hier bleibst. Und für Flora und mich auch. Deine Aufregung ist nicht sehr hilfreich.“
„Nein, ich bleibe!“
Conner trocknete sich die Hände ab und zog die Latexhandschuhe über, die Flora ihm reichte. „Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du hier herumzappelst, Logan.“
„Was verstehst du schon vom Kinderkriegen?“
„Ich stecke voller Überraschungen“, erwiderte Conner grinsend. „Nur will das auf der Insel keiner wahrhaben.“
„Ich vertraue dir, Conner“, meinte Evanna.
„Es wird alles gut gehen, das verspreche ich.“
Evanna nickte. „Das weiß ich, danke. Hast du schon mal ein Kind zur Welt gebracht?“
„Was denkst du denn? Ich liebe es, Babys ans Licht der Welt zu befördern. Sonst wäre ich jetzt nicht hier bei dir.“
„Du hast das wirklich schon gemacht?“, wollte Evanna wissen.
„Dutzende Male“, behauptete Conner fröhlich.
Logan räusperte sich. „Du wirst uns noch weismachen wollen, dass bei der Army pausenlos Kinder geboren werden.“
„Das nicht“, meinte Conner. „Aber sehr viele Bewohner der Stadt kamen gern zu uns ins Militärhospital.“
Evanna stöhnte auf und griff nach Floras Hand. „Ich glaube, Logan, du solltest wirklich zu Meg hinübergehen und dich um Kirsty kümmern. Sie war ziemlich blass heute Morgen.“
„Aber …“
„Bitte, Logan.“ Evannas Stimme war sehr bestimmt. „Lass Conner das hier machen. Wenn das Baby unbedingt jetzt kommen will, dann kommt es, ob du willst oder nicht.“
Es war das erste Mal, dass Flora Evanna so entschieden mit Logan sprechen hörte. Er schien auch überrascht, nickte dann aber. „Also gut – aber ich bin bald wieder hier.“
Als Logan zur Tür ging, beugte sich Conner über Evanna. „Liegst du auch bequem hier?“
„In dem Zustand liegt man nirgendwo bequem“, ächzte Evanna. „Ich habe lange genug als Hebamme gearbeitet. Ich weiß, das Baby kommt jeden Augenblick, ohne lange Wehen. Das nennt man wohl Sturzgeburt.“
„Das hört sich gut an“, meinte Conner leichthin. „Ich mag nicht gern warten.“
Janet kam eilig herein und brachte die Geburtshilfe-Ausrüstung. „Schnell auspacken“, drängte Conner.
„Ja, schnell“, rief Flora. „Ich kann das Köpfchen schon sehen. Bei der nächsten Wehe kommt es heraus.“
„Nicht pressen, Evanna. Atme ganz flach weiter, hole langsam Luft. Ja, so ist es gut.“
„Ich muss pressen“, rief Evanna, „ich kann nicht anders. Ich merke, dass die nächste Wehe kommt. Ich fühle schon den Kopf des Babys.“
„Es ist alles okay, großartig“, sagte Flora beruhigend. Sie fasste mit der linken Hand nach dem Kopf des Babys und versuchte, ihm das Herausgleiten zu erleichtern. „Es ist alles in Ordnung, Evanna. Jetzt ist der Kopf draußen.“
„Atmet es? Hat es die Nabelschnur um den Hals?“, fragte Evanna keuchend. Tränen rannen über ihre Wangen.
„Unsinn, Evanna.“ Flora tastete nach der Nabelschnur und erschrak, als sie etwas unter dem Finger fühlte. Aber zum Glück war die Schnur locker, und sie konnte sie mit einer raschen Bewegung über den Kopf des Babys schieben. „Es ist alles gut gegangen, Evanna. Das Baby ist wohlauf.“
Conner kam an ihre Seite. „Wir sollten Logan jetzt herrufen. Er will bestimmt dabei sein, wenn es endgültig kommt.“
Evanna fasste nach seiner Hand. „Bitte nicht, er regt sich so auf.“
Aber in diesem Moment erschien Logan in der Tür. „Oh, Gott – ist es schon so weit? Was kann ich tun?“
„Komm her und halte Evannas Hand. Ich gieße dir einen Whisky ein, damit du dich beruhigst“, meinte Conner.
„Flora, die nächste Wehe!“
„Wunderbar“, sagte Flora und schaute zu, wie die Schultern und dann der Körper des Babys sich herausschoben. Der Winzling war puterrot im Gesicht und fing sofort an zu schreien. „Großartig, dann brauchst du keinen Klaps auf den Po“, meinte Flora, hüllte das Neugeborene in ein vorgewärmtes Tuch und legte es Evanna auf die Brust. „Es ist ein Junge.“
Logan starrte auf seine Frau und seinen Sohn. Seine Augen strahlten. Er brachte kein Wort heraus. Dann hob er die Hand und wischte sich über die Augen.
Conner erhob sich. „Evanna geht es gut“, sagte er leise. „Beiden geht es gut. Du kannst unbesorgt sein.“ Er zögerte einen Moment, dann legte er die Hand auf die Schulter des Vetters und drückte sie. Flora war gerührt über diese fürsorgliche und teilnahmsvolle Geste. Wie hatten die Leute je behaupten können, Conner sei nicht fähig, etwas für andere zu empfinden?
Rasch machte sich Flora daran, zu tun, was jetzt noch nötig war. Sie band die Nabelschnur doppelt ab, schnitt sie dann durch und klemmte die Schnittstelle ab. Dann entfernte sie die Plazenta.
Logan kam zu ihr. „Mir geht es wieder gut. Danke, ihr beiden, danke.“
„Er will schon trinken“, sagte Evanna glücklich. „Wie wollen wir ihn nennen?“
Als die beiden anfingen, miteinander zu flüstern, wandte sich Flora zu Conner um. Erstaunt sah sie, dass er am Fenster stand und mit einem seltsamen Gesichtsausdruck in den Garten starrte. Seine Schultern sahen angespannt aus, sein Gesicht war wie aus Stein gemeißelt.
Erinnert er sich in diesem Moment an seine eigene Familie und empfand den Kontrast zu dem liebevollen Miteinander von Evanna und Logan schmerzlich?
In den langen Nächten, die sie miteinander verbracht hatten, hatte sie genug über ihn erfahren, um zu wissen, dass die Vorstellung einer normalen Familie bisher in seinen Gedanken keinen Platz gehabt hatte.
Sie trat zu ihm. „Wir sollten die beiden jetzt nicht stören“, meinte sie leise. „Komm, lass uns gehen.“
Sie wusch sich rasch die Hände. „Wir lassen euch beide mit eurem Sohn allein“, sagte sie zu Logan. „Wir sind nebenan, wenn ihr uns braucht.“
Sie winkte Conner zu und verließ den Raum. Conner folgte ihr schweigend. Sie gingen in Floras Behandlungszimmer, aber er sagte immer noch nichts und berührte sie auch nicht.
„Ich wusste gar nicht, dass du auch Hebamme bist“, meinte er schließlich.
„Um ehrlich zu sein, das war das erste Baby, dem ich je auf die Welt verholfen habe.“
Conner lachte auf. „Du steckst voller Überraschungen. Das hätte ich nicht geahnt.“
„Soll ich dir etwas verraten? Der Gedanke, Evanna könnte ihr Baby hier auf der Insel bekommen und Logan würde in Panik geraten, hat mich immer erschreckt. Also habe ich ein paar Bücher über Geburtshilfe gelesen und Evanna, die ja als Hebamme gearbeitet hat, eine Menge Fragen gestellt. Sehr geholfen hat mir, dass du da warst, falls es ein Problem gegeben hätte.“
„Ich kam mir ziemlich überflüssig vor“, knurrte er. „Du hast es ganz allein geschafft.“
„Das stimmt nicht.“ Sie schüttelte den Kopf. „Du hast Evanna beruhigt, ihr Selbstvertrauen gegeben. Und bei einer Komplikation wärest du ja da gewesen, um das Richtige zu tun.“
Er schaute auf die Uhr. „Schön, dass Mutter und Kind wohlauf sind und Logan okay ist. Ich werde mich jetzt besser um den Papierkram kümmern, der liegen geblieben ist, sonst wird Logan noch böse.“
Plötzlich verspürte Flora ein seltsames Gefühl. Zwischen ihr und Conner hatte sich etwas verändert. Sie wusste nur noch nicht, was.
Sie hätte gern etwas zu Evanna und Logan gesagt, aber sein Gesicht war so verschlossen, dass ihr der Mut fehlte. Die Praxis war auch nicht der richtige Ort für solch eine Unterhaltung. „Hast du heute Abend schon etwas vor?“, fragte sie.
„Warum fragst du?“
„Weil ich dachte, du hättest vielleicht Spaß an einem nächtlichen Picknick am Meer.“
Langsam drehte er sich um. Seine eisblauen Augen waren ausdruckslos, sein Gesicht ernst. „Ich glaube nicht.“
Die Enttäuschung traf sie wie ein Fausthieb. „Wenn ich dir verspreche, dieses Mal auf BH und Höschen zu verzichten, könnte dich das umstimmen?“
„Nein, Flora. Das halte ich nicht für eine gute Idee.“
„Oh, ich dachte, wir würden … du würdest gern …“ Sie brach den Satz ab, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. „Wenn du meinst … entschuldige, dass ich gefragt habe.“
Hatte er gemerkt, wie es um sie stand?
Wahrscheinlich. Früher oder später hatte er das wohl bei den meisten seiner Frauenbekanntschaften erlebt.
Und jetzt wollte er sich in Sicherheit bringen. Flora hatte immer gewusst, dass dieser Moment kommen würde. Aber das machte es für sie nicht leichter. Der Schmerz überwältigte sie fast, und sie wandte sich ab.
„Was zwischen uns ist, muss ein Ende haben, Flora. Das verstehst du doch?“ Er packte sie an den Oberarmen und drehte sie herum. „Habe ich recht?“
Obwohl sie diesen Moment erwartet hatte, traf es sie völlig unvorbereitet. „Ja, ja, Conner“, murmelte sie. „Ich verstehe.“
Sie durfte ihm nicht zeigen, wie verzweifelt sie sich fühlte. „Wir sind jetzt etwas länger als einen Monat zusammen, Conner.“ Sie lächelte. „Damit stelle ich wahrscheinlich einen Rekord auf. Du musst dich nicht schuldig fühlen. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander.“
Sie hörte ihn mit den Zähnen knirschen. „Bitte keine Tränen.“
„Ich werde nicht weinen.“ Wenigstens nicht, solange er dabei war.
Und sie würde ihm nicht sagen, dass sie ihn liebte. Das würde die ganze Situation nur verschlimmern.
„Wir hätten das nie machen dürfen.“ Der Druck seiner Finger verstärkte sich. „Ich hätte nie etwas mit dir anfangen dürfen.“
„Du hast nicht angefangen, Conner, das war ich. Übrigens – du tust mir weh.“
„Oh.“ Er ließ sie los. „Sorry.“
„Du musst nicht so gequält aussehen. Du hast mir nie etwas versprochen. Du hast nichts falsch gemacht. Wir hatten eine Weile unseren Spaß.“
„Es wird erst richtig spaßig, wenn die Leute erfahren, dass du mit mir zusammen warst.“ Er drehte sich um und starrte aus dem Fenster. „Es war dumm und leichtsinnig von mir, anzunehmen, man könnte auf dieser Insel ein Geheimnis bewahren.“
„Ich dachte, dich kümmert es nicht, was die Leute von dir denken?“
„Stimmt. Aber es kümmert mich, was sie von dir denken.“ Er lachte bitter auf. „Ich habe dein Gesicht gesehen, als du Evanna ihr Baby in den Arm gelegt hast. In dem Moment hast du dir gewünscht, du wärest an ihrer Stelle. Gib es zu.“
„Ja, das gebe ich zu“, meinte Flora ganz ruhig. „Welche Frau würde sich das nicht wünschen? Einen Mann, der sie liebt. Ein Kind von ihm. Eine Familie.“
Er ließ die Hände schlaff herunterhängen. „Das ist nichts für mich, das wusstest du.“
„Ich verstehe, dass der Anblick einer glücklichen Familie für dich wie ein Schock ist, nach allem, was du in der Kindheit erlebt hast.“
Er drehte sich um und ging zur Tür. „Das ist jetzt genug.“
„Lass uns nicht einfach so auseinandergehen. Komm nachher zu mir, lass uns reden. Selbst wenn wir nicht …“ Sie zögerte. „Du sollst wissen, dass ich immer noch dein Freund bin.“
An der Tür wandte er sich noch einmal um. „Die Leute reden schon über uns beide.“
„Ich weiß.“
„Bald werden sie alles wissen, Flora. Sie werden tuscheln, anzügliche Bemerkungen machen, sie werden dich fragen, wie sich ein anständiges Mädchen wie du so vergessen konnte. Und ich werde die Leute wieder dafür hassen. Und versuche nicht, mir zu sagen, das mache dir nichts aus. Denk nur an unsere Nacht am Meer, wie entsetzt du warst, als Jim auftauchte.“
„Natürlich war ich erschrocken. Ich stand schließlich in Unterwäsche da.“
„Nein, das war nicht der einzige Grund. Du wolltest nicht, dass sich die Leute das Maul über dich zerreißen. Im Pub kürzlich abends, als Jim beinahe erraten hätte, woher ich jede Nacht gekommen bin, hast du vor Schreck fast dein Glas zerbrochen. Wenn sie es erst wissen, wirst du keine ruhige Minute mehr haben.“
„Ich weiß, aber …“
Er drückte seine Hand so fest um den Türgriff, dass seine Knöchel weiß wurden. „Ich will nicht, dass du meinetwegen so etwas erdulden musst. Ich bin der böse Conner, erinnerst du dich? Die Leute meinen immer noch, ich käme nach meinem Vater.“
„Du weißt selbst am besten, wie dumm das ist.“
„Ja, aber du hast einen Mann verdient, für den du dich nicht schämen musst.“
„Ich habe mich nie für unsere Beziehung geschämt.“
„Doch, das hast du. Und ich versteh es sogar. Als Logan hereinkam und uns beim Küssen überraschte, bist du in die Höhe gesprungen wie ein Känguru. Und dein Gesicht sah aus wie ein gekochter Hummer.“
„Aber das hatte nichts mit dir zu tun. Ich bin es nur nicht gewohnt, in der Öffentlichkeit oder vor anderen Zärtlichkeiten auszutauschen.“
„Und daran wirst du dich auch nie gewöhnen. Jedenfalls möchte ich nicht, dass mein schlechter Ruf dein Leben ruiniert. Du musst noch hier leben, wenn ich schon längst wieder weg bin.“ Er fuhr sich über das Gesicht. „Bis jetzt ist es nur Logan, der definitiv von uns weiß. Er wird es keinem erzählen. Unser Geheimnis ist also immer noch sicher.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ist das der Grund, warum du mit mir Schluss machst? Weil die Leute über mich reden könnten? Das glaube ich nicht.“
„Sieh mir ins Gesicht und sage mir, dass du nicht seit Jahren von einem Mann träumst, den du heiraten, mit dem du Kinder haben und mit dem du ein ganz normales Familienleben hier auf Glenmore führen kannst.“
Flora nickte. „Ja, das habe ich mir schon vorgestellt.“
„Und das verdienst du auch.“ Mit einem dünnen Lächeln kam er zu ihr herüber, packte ihre Schultern und zog sie an sich. „Entschuldige, dass ich noch einmal den bösen Jungen spielen muss.“ Er beugte sich hinunter und küsste sie lange und sanft. Flora fühlte, wie ihre Knie weich wurden, und lehnte sich an ihn. Aber er ließ sie plötzlich los und schob sie zurück. „So, und jetzt gehst du los und suchst dir einen soliden Mann, der dich glücklich macht.“
Bevor sie antworten konnte, hatte er das Zimmer verlassen.
„Conner läuft seit Tagen mit einer Leichenbittermiene herum“, sagte Evanna, die ihr Baby über die Schulter gelegt hatte und ihm auf den Rücken klopfte. „Es gibt Gerüchte, dass die unbekannte Frau, mit der er anscheinend in der letzten Zeit zusammen war, ihm einen Korb gegeben hat.“ Evanna lachte. „Ich habe Meg geantwortet, dass ich das für völlig unmöglich halte. Keine Frau hat Conner jemals einen Korb gegeben. He, Flora … du hörst mir ja gar nicht zu.“
„Äh … nein. Was hast du eben gesagt?“ Sie verzog das Gesicht, weil ihr Kopf schmerzte.
Drei Tage waren seit ihrem letzten Gespräch mit Conner vergangen. Seitdem hatte sie weder gegessen noch geschlafen.
„Ich habe über Conner gesprochen.“ Evanna runzelte die Stirn. „Ich sagte, ich kann nicht glauben, dass eine Frau Conner hat sitzen lassen. Was ist eigentlich los mit dir, Flora? Hast du Kopfschmerzen?“
„Ja, ich habe schlecht geschlafen.“ Sie rang sich ein Lächeln ab. „Ich hatte schlechte Träume.“
Sie vermisste ihn so sehr.
Sie vermisste es, in seinen Armen zu liegen, die langen intimen Unterhaltungen im Dunkel der Nacht, und sie vermisste den Sex mit ihm.
Er hatte also mit ihr Schluss gemacht, weil er meinte, sie wollte ihn heiraten und Kinder von ihm haben. Lag sie mit ihrer Vermutung richtig oder gab es noch einen anderen Grund?
„Vielleicht ist es unsere Schuld“, sagte Evanna. „Logan und ich sind so mit unserem Sohn beschäftigt, dass wir euch die ganze Arbeit allein machen lassen. Ist Connor zu dir auch so missmutig?“
„Ich sehe ihn nicht oft. Wir sind beide sehr beschäftigt.“
„Flora, was ist los mit dir?“ Evanna legte ihr die Hand auf den Arm, als sie sich anschickte zu gehen. „Du verhältst dich so seltsam. Ist es das Baby? Ist es unser kleiner Charlie, der dich traurig macht? Ich weiß, wie sehr du dir eine eigene Familie wünschst. Ich bin sicher, in nicht allzu ferner Zukunft wirst du den richtigen Mann treffen.“
„Ja, das glaube ich auch“, meinte Flora leichthin. „Ganz bestimmt.“
Das Einzige, was sie wollte, war, mit Conner zusammen zu sein.
Und wenn er nicht heiraten und keine Kinder haben wollte – dann würde sie eben so mit ihm zusammenleben.
Oder wollte er nur sie nicht?
Er hatte Schluss gemacht.
Den ganzen Tag hatte sie überlegt, was sie Conner sagen wollte, wenn sie das nächste Mal miteinander sprachen.
Plötzlich wusste sie es.
Sie ging zu seinem Zimmer und klopfte an. Keine Antwort. Er war nicht da.
Aufgeregt lief Flora zu Evanna zurück. „Weißt du, wo Conner ist? Er ist nicht da. Und er hat auch keine Nachricht hinterlassen, wohin er gegangen ist.“
„Er ist mit Logan im Stag’s Head.“
Flora schaute auf die Uhr. Es war kurz nach sieben Uhr abends. Wie jeden Freitag um diese Zeit würden zahlreiche Bewohner von Glenmore jetzt dort ihren Drink nehmen. „Mir ist auch nach einem Drink, Evanna. Außerdem muss ich Conner etwas sagen. Darf ich dich und Charlie allein lassen?“
Das Stag’s Head war wie erwartet brechend voll. Alle Köpfe fuhren herum, als Flora eintrat.
„Hallo, Flora“, begrüßte Ben sie, der Barmann. „Du siehst aus, als könntest du einen Drink vertragen. Was darf ich dir geben?“
„Sofort, Ben.“ Als sie sich umschaute, entdeckte sie Conner. In diesem Moment trafen sich ihre Blicke. Floras Herz schlug heftig, und ihre Wangen röteten sich, als sie langsam auf ihn zuging.
„Hallo, Flora“, grüßten mehrere Leute. Aber sie ging lächelnd weiter.
Sie ignorierte die gutmütigen Zurufe und die anerkennenden Pfiffe einiger Männer und bahnte sich einen Weg durch die Menge zu Conner hinüber.
„He, Conner, sieht so aus, als ob Flora dir was sagen will“, rief jemand ihm zu. „Hast du wieder etwas angestellt?“
Verzweifelt dachte Flora, dass ihr Plan nicht aufgehen würde. Der Lärm in dem Pub war so stark, dass niemand hören würde, was sie zu sagen hatte. Aber sie wollte, dass alle zuhörten!
„Flora?“, fragte Conner erstaunt. Wortlos schaute sie ihn an, während sie sich fragte, woher sie den Mut nehmen sollte, ihren Plan durchzuführen.
Sie beugte sich vor, nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn auf den Mund. Sie fühlte, wie der Schock ihn zusammenzucken ließ. Dann versuchte er, sich von ihr loszumachen, aber sie rutschte schnell auf seinen Schoß und schlang die Arme um seinen Nacken.
Schlagartig war es totenstill in dem Pub geworden. Flora musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass alle sie anstarrten. Sie war dabei, den größten öffentlichen Skandal zu produzieren, den Glenmore je erlebt hatte.
Sie merkte, dass Conners Lippen sich zu bewegen begannen und seine Zunge aktiv wurde. Die Chemie zwischen ihnen war also immer noch intakt. Aber dann machte er sich entschlossen von ihr los, löste die Arme von seinem Nacken und schob sie zurück.
„Was tust du hier? Bist du verrückt geworden?“, zischte er ihr zu.
Um sie herum unterhielten sich die Leute nur noch im Flüsterton. Keiner lachte, alle waren gespannt, was noch kommen würde.
„Was ich hier tue? Ich küsse dich, Conner. Wie jeden Tag und jede Nacht in den vergangenen Wochen. Nur, dass ich mich jetzt nicht mehr verstecke. Ich wollte, dass alle wissen, wie ich zu dir stehe.“
Seine Lippen wurden schmal, dann räusperte er sich und wollte etwas sagen. Sie legte ihm den Finger auf die Lippen. „Du hast vorgestern gesagt, was du zu sagen hattest. Jetzt bin ich dran.“ Sie glitt von seinem Schoß, sprang auf den leeren Stuhl, der neben ihm stand, und wandte sich den Leuten zu, die sie gebannt anstarrten. Sie sah Nick und hinter ihm Meg. Und Janet und Jim. Ja, ganz Glenmore schien sich heute Abend hier versammelt zu haben.
„Ihr habt euch alle in den letzten Wochen gefragt, mit wem Conner zusammen war. Nun, jetzt wisst ihr es. Mit mir.“
Conner schien entsetzt. „Flora, bist du betrunken? Wie kannst du so was in aller Öffentlichkeit herausposaunen?“
„Nein, ich bin stocknüchtern.“ Lächelnd nahm sie seine Hand und wandte sich wieder den anderen zu. „Ich weiß, was ihr alle gedacht habt. Dass der böse Conner seinem Ruf mal wieder alle Ehre macht und ein unschuldiges Mädchen verführt.“
Sie schaute von einem zum anderen, aber keiner gab einen Laut von sich.
„Ihr irrt euch gewaltig. Ich habe ihn verführt. Und ich kann euch auch den Grund sagen …“ Sie unterbrach sich, weil Evanna mit Charlie auf dem Arm und Kirsty an der Hand hereinkam.
Flora lächelte der Freundin zu. „Du bist rechtzeitig gekommen. Ich wollte gerade den Leuten erzählen, was mit mir und Conner los ist. Bis vor gut einem Monat hatte ich noch den Traum, einen Mann zu finden, der mich heiraten würde, mit dem ich Kinder bekommen und eine Familie gründen könnte – alles, was sich Frauen normalerweise wünschen.“
Conner sah sie an. „Hör jetzt auf, bitte, bevor du alles noch schlimmer machst.“
„Wie könnte es noch schlimmer für mich werden?“ Flora strich ihm über die Wange. „Mir ist klar geworden, dass nichts für mich schlimmer sein kann, als nicht mit dir zusammen zu sein, egal, ob mit oder ohne Trauschein. Und egal, wie lange es dauert. Ich weiß, du willst keine Kinder und keine Familie. Und keine Beziehung auf Dauer. Also gut, solange wir Spaß miteinander haben, ist alles okay.“
Jemand unter den Zuhörern lachte kurz auf, aber die anderen hörten fasziniert und gebannt zu.
Flora schaute Conner an. „Ich liebe dich“, sagte sie. „Ich weiß, dass dich das erschreckt. Denn du meinst, dass dich noch nie jemand aufrichtig geliebt hat. Deshalb wollte ich, dass du weißt, wie ich fühle. Wenn du nicht die gleichen Gefühle für mich hast, ist das auch in Ordnung. Du bist als Kind seelisch so schlimm verletzt worden, dass du vielleicht nicht mehr bereit bist, ein emotionales Risiko einzugehen. Aber meiner Liebe kannst du sicher sein, Conner. Und du sollst wissen, dass ich stolz auf dich bin, auf das, was du aus dir gemacht hast.“
Sie zuckte mit den Achseln. „Ich akzeptiere deine Entscheidungen – aber ich akzeptiere nicht, dass du unsere Beziehung beendest, nur damit hier auf der Insel nicht über mich geredet wird. Denn das interessiert mich nicht. Nur du interessierst mich.“
Logan räusperte sich. „Das war die längste Rede, die du je gehalten hast, Flora.“
Conner schaute sie immer noch sprachlos an. Er war blass geworden.
Erwartungsvoll sah Flora ihn an. „Willst du auch etwas sagen? Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen.“
Conner schwieg. Er wirkte wie versteinert.
„Hast du gehört, was ich gesagt habe, Conner? Ich liebe dich.“ Sie wandte sich an die Zuhörer. „Glaubt ihr, ich muss es noch einmal wiederholen?“
Ben hustete und kratzte sich am Kopf. „Wir haben gut verstanden, was du gesagt hast, Flora. Und wir würden gern Conners Antwort hören. Aber offenbar hat ihn ein Schlaganfall getroffen, und er ist stumm geworden.“
Endlich bewegte sich Conner. Er stand langsam auf, fasste sie um die Hüften und hob sie so vorsichtig von dem Stuhl, als sei sie aus Porzellan. „Und ich dachte immer, du bist schüchtern.“
„Das bin ich auch.“
Er strich ihr eine widerspenstige Haarlocke aus der Stirn. „Schüchterne Mädchen springen nicht auf Stühle und halten solche Reden.“
„Doch, wenn sie es für notwendig halten.“
„Es gibt etwas, das ich dir sagen muss. Aber nicht hier.“ Er schaute auf die Zuhörer. „Ich glaube, du hast ihnen genug Unterhaltung geboten für heute Abend. Komm mit.“ Er nahm ihre Hand, ging mit ihr zum Ausgang und trat auf den dunklen Kai hinaus.
Flora bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten, denn er ging mit energischen Schritten hinüber zu der Pier, an der ihr Boot lag. „Willst du im Dunkeln mit mir segeln?“
„Nein, ich möchte dort ein paar Minuten mit dir sitzen und in Ruhe reden. Boote haben eine beruhigende Wirkung auf mich.“
Als sie sich auf die Pier setzten, schlug ihr Herz vor Aufregung wie wild in ihrer Brust. „Bist du mir böse?“
„Warum sollte ich dir böse sein?“ Er lachte auf. „Aber ich kann trotzdem nicht akzeptieren, was du mir anbietest.“
„Ich liebe dich, Conner. Nichts, was du sagst oder tust, wird daran etwas ändern können.“
„Du willst mehr als eine Affäre, alles andere sähe dir nicht ähnlich.“
„Ich will dich. Und wenn es nur eine Affäre ist, die du mir anbietest – einverstanden.“ Sie legte die Hand auf seinen Oberschenkel und ließ sie dort ruhen. „Ich will dich in keiner Weise unter Druck setzen. Ich habe bemerkt, dass dich die Szene zwischen Logan und Evanna, als sie ihr Baby bekam, irritiert hat. Ich weiß, du willst keine Familie …“
„Du irrst dich gewaltig.“ Seine Stimme war rau, fast heiser. Er nahm ihre Hand und drückte sie fest. „Ich war irritiert, weil mir plötzlich klar wurde, dass ich dich so sehen wollte, mit einem Baby im Arm – meinem Baby.“
Seine Worte kamen für Flora so unerwartet, dass sie einen Moment lang dachte, sie habe ihn nicht richtig verstanden. Sie hielt den Atem an und hatte Angst, ihn anzuschauen.
Schließlich wagte sie es, den Kopf zu drehen und ihm ins Gesicht zu blicken. „Was sagst du da?“
„Du hast mich gut verstanden.“
Ungläubig schüttelte Flora den Kopf. „Aber ich begreife nicht.“
„Ich doch auch nicht. Ich bin mein ganzes Leben lang vor echten Beziehungen weggelaufen. Ich wollte nicht das Risiko eingehen, wieder verletzt zu werden. Du hast mein bisheriges Leben auf den Kopf gestellt, Flora Harris.“ Er lächelte sein gewohntes, ironisches Jungenlächeln. „Irgendwie bist du unter meinem Radar durchgeschlüpft. Wenn du bei mir bist, fühle ich keinen Zorn und keinen Ärger mehr. Du bist der einzige Mensch, in dessen Gesellschaft ich vollkommen glücklich bin.“
„Warum hast du das denn nicht gesagt? Warum hast du lieber mit mir Schluss gemacht? Warum wolltest du mich verlassen?“
„Weil ich zu viel Ballast mit mir herumtrage. Welche Frau, die bei gesundem Menschenverstand ist, würde auf Dauer mit mir zusammen sein wollen?“
„Ich zum Beispiel. Du hättest nur zu fragen brauchen.“
Er schwieg eine Weile. „Das würdest du wollen? Dich stört mein Vorleben nicht?“
„Mich interessiert nur die Zukunft. Und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du darin nicht mehr vorkommst.“
„Du akzeptierst mich, wie ich bin?“
„Ich liebe dich, Conner – weil du so bist, wie du bist.“
Er saß einen Moment ganz still. Dann räusperte er sich und lächelte etwas unsicher. „Nun, mit solcher Heldenverehrung könnte ich mich anfreunden.“ Er stand auf und zog sie hoch. „Ich fürchte nur, du könntest deine Entscheidung gleich ändern.“
„Niemals, Conner.“
„Ich bringe Frauen immer zur Verzweiflung.“
„Andere vielleicht, mich nicht. Die letzten Wochen waren die glücklichsten meines Lebens.“
Er zögerte immer noch. „Was würdest du sagen, wenn ich nicht auf Glenmore bleiben will?“
„Das wäre okay für mich. Ich würde nur fragen, wohin wir gehen.“
Sein Blick fiel auf das Boot. „Ich möchte mit dir lossegeln. Nur wir beide. Und wenn du schwanger werden solltest, dann gehen wir an Land und lassen uns irgendwo nieder.“
Ihr stiegen die Tränen in die Augen. „Das wäre wunderbar.“
Er schloss für einen Moment die Augen, dann beugte er sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn. „Wenn das wahr ist, dann schwöre ich dir, dass ich dich nie enttäuschen werde, mein Engel.“
„Das weiß ich.“
„Ich verdiene dich gar nicht“, murmelte er, bevor er seine Lippen auf ihren Mund drückte.
„Wenn du dich nur nicht irrst. Ich habe ein paar ganz unangenehme Eigenschaften.“
„Nenn mir welche.“
„Nur eine – ich bin unersättlich im Bett“. Sie sah zu ihm auf und zwinkerte ihm zu. „Das Schlimme mit uns braven Mädchen ist, dass sie kein Maß kennen, wenn sie einmal entdeckt haben, was ihnen Spaß macht.“
„Stimmt das?“ Er legte die Hände auf ihre Hüften und zog sie an sich. Plötzlich jedoch hob er den Kopf und fluchte leise.
„Was ist los?“
„Was muss man tun, um auf dieser Insel ein einziges Mal ungestört zu sein?“ Flora folgte seinem Blick und stellte fest, dass alle Besucher des Pubs ihnen heimlich gefolgt waren und sich im Halbkreis hinter ihnen aufgebaut hatten.
„Also“, meinte Jim. „Ihr glaubt doch nicht, dass ihr so etwas wie vorhin im Stag’s Head machen und uns dann von den weiteren Ereignissen ausschließen könnt? Wie sieht es aus? Seid ihr euch endlich einig geworden?“
„Das ist doch nicht zu glauben.“ Conner schüttelte den Kopf. „Zum ersten Mal in meinem Leben will ich einer Frau einen ernsthaften Antrag machen – und muss das vor Publikum tun.“
„Du musst mir keinen Antrag machen, Conner. Wir können so zusammenleben …“
Er hob die Hand und unterbrach sie. „Nein, kommt nicht in Frage. Ich möchte sicher sein, dass du nicht das Weite suchst, wenn du erst bemerkt hast, mit wem du da wirklich zusammen bist.“
Er ließ sich auf ein Knie nieder und griff nach ihrer Hand.
„Conner, lass den Unsinn. Hier auf der Pier lassen die Möwen immer eine Menge fallen.“
„Wenn ich meinen Antrag nicht formgerecht zelebriere, würden die Einwohner von Glenmore mir das mächtig übel nehmen.“
Nach der etwas theatralischen Geste zwinkerte Conner ihr verschwörerisch zu. „Nun, könntest du dich entschließen, einen so verkommenen Typ von Mann wie mich zu heiraten?“
„Conner!“ Der missbilligende Kommentar kam von Evanna. „Du musst das schon etwas romantischer machen. Wenigstens solltest du ihr sagen, dass du sie auch liebst.“
„Ich knie hier in Möwendreck“, grollte Conner. „Meint ihr nicht, das sei Liebesbeweis genug?“
Flora musste lachen, obwohl sie Tränen in den Augen hatte. „Ich möchte so gern von dir hören, dass du mich liebst. Sag es mir.“
„Ich liebe dich.“ Diesmal klang seine Stimme ganz ernsthaft. „Willst du mich heiraten, Flora Harris?“
„Oh, ja, Conner, ja.“ Sie schluckte, während Tränen über ihre Wangen liefen.
Conner nahm ihr Gesicht in beide Hände. „Komisch, mein ganzes Leben lang haben Frauen geweint, weil ich das nicht sagen wollte, was ich eben zu dir gesagt habe. Warum weinst du denn jetzt, Flora?“
„Weil ich so glücklich bin“, schluchzte sie.
„Lauter, Flora. Wir verstehen hier hinten nichts!“
„Ja“, rief Flora. „Ich will dich heiraten, Conner.“
Die Einwohner von Glenmore applaudierten laut und ließen die beiden hochleben. „Bei so vielen Zeugen kannst du schlecht einen Rückzieher machen“, flüsterte Conner ihr zu. „Du hast Ja gesagt.“
„Ich sage Ja zu allem, was du mir vorschlägst, Conner“, meinte Flora so leise, dass nur Conner sie hören konnte.
„Tatsächlich?“ Seine Augen glitzerten. „Ich muss unbedingt herausfinden, was du damit gemeint hast, aber erst, wenn wir allein sind. Gehen wir zu dir oder zu mir?“
– ENDE –