D ie Blumen auf den Gräbern begannen leise zu zittern, dann zu beben. Der Wind sauste durch die Stadt, die umliegenden Dörfer und Straßen, seine Geräusche nach sich ziehend. Scheppernde Fenster, lose Gartentore, Rauschen und Knacken im Geäst … Manfred Engler trat in den Salon und sah sich um – niemand da. Es war vor einigen Tagen gewesen, als er zum ersten Mal spürte, dass etwas nicht stimmte. Er hörte Geräusche, die nicht sein konnten. Schmutzige Fußspuren zogen sich durchs Haus. Die Tür, die er gerade noch abgeschlossen hatte, schlug im Wind auf und zu. Er versuchte, die Vorfälle zu verdrängen. Fand Erklärungen. Er musste doch etwas offen gelassen haben, vielleicht war eingebrochen worden? Doch nichts fehlte. Und er vermisste Elenors Präsenz plötzlich schmerzlich. Obwohl er wusste, dass er ganz allein im Haus war, fühlte es sich an, als ob ihn etwas verfolgte. Nicht nur die seltsamen Käfer, die plötzlich überall umherkrochen. Leise Atem holend näherte er sich dem plötzlich flackernden Lampenschirm, der über und über mit schwarzen Mückenpunkten bedeckt war. Dann wich er vor dem Kamin zurück. Kalter Schweiß breitete sich auf seinem Rücken aus. Da er sich kaum mehr unter Menschen traute, hatte es niemand bemerkt, doch es hatte eine Veränderung stattgefunden. Und diese Veränderung hatte mit jenem schreckenerregenden Gemälde des Nachtmahrs zu tun. In seinem Gefolge kamen andere Bilder: Er sah Elenor totenblau im See schweben, dann wiederum leckten helle Flammen an Geisterschiffen. Er konnte nichts tun, die dunklen Tagträume wucherten bis in die letzten Winkel und Windungen. Phantome im Unterholz seines Geistes, die zu etwas Kaltem heranwuchsen. Ein plötzlicher Luftzug riss die Flügeltüren zur Terrasse auf, die Vorhänge wehten im Wind. Und auf der anderen Seite des Zauns, beim verlassenen Schindelhaus, krachte es.