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Am Lagerfeuer

Die Haie saßen im Mädchenzelt und trauerten gemeinsam um den Sieg. Silas mochte einfach nicht glauben, dass sie die letzte, entscheidende Runde verloren hatten. „Ich war so dicht dran!“, jammerte er wieder und wieder.

„Haben wir gesehen.“ Emil nickte. „Es ging um Zentimeter!“

Ruby hatte in ihrem Gepäck noch eine letzte Tüte Jolly Drops gefunden. Die Bonbons wanderten von Hand zu Hand.

Rick versuchte Silas zu trösten. „Cora hat den Pokal doch überhaupt nicht verdient. Bestimmt hatte sie Sprungfedern in ihren Schuhen, das werde ich später überprüfen!“

Silas legte seinen Kopf auf den Krokodilkörper. „Ihr Klimmzug war allererste Sahne“, räumte er ein.

„Ist doch nur ein Spiel“, murmelte Mia. „Also ich kann meinen Kaba auch weiterhin aus einer Tasse trinken.“

„Klar ist es nur ein Spiel“, antwortete Silas mit erstickter Stimme. „Aber eines, das ich gern gewonnen hätte.“

Bumm! Bumm! Bumm!

Der Trommelschlag schallte durchs Lager.

Es war Zeit für die Siegerehrung. Danach würde es einen letzten bunten Abend am Lagerfeuer geben.

Längst war es dämmrig geworden. Silas tappte mit Rick in Richtung des Treffpunkts. Er fühlte sich elend. „Am liebsten würde ich mich mit dir im Schlafsack verkriechen“, flüsterte er seinem Krokodil ins Ohr. Rick streichelte Silas mit seiner Schwanzspitze. An Abhauen war nicht zu denken. Die anderen Haie trabten um sie herum, quasselten wild und zogen Silas und sein magisches Tier mit sich.

Als alle Kinder versammelt waren, stellte sich Tess auf ein wackeliges Podest.

„Es ist mir eine besondere Ehre, die neue Waldmeisterin zu küren!“, rief Tess. „Der goldene Pokal geht in diesem Jahr an die Tiger! Stellvertretend für alle darf Cora ihn mit nach Hause nehmen. Viel Spaß und herzlichen Glückwunsch!“

Alle jubelten, sogar die Haie. Silas versuchte sich im Hintergrund zu halten. Ihm war nicht nach Jubeln zumute.

Cora stieg auf das Podest, um den Waldmeisterpokal entgegenzunehmen. Lukas wollte gerade das Siegerfoto machen, Cora strahlte und – bums! – krachte die Kiste in sich zusammen.

Alle lachten.

Cora landete auf dem Hintern und rieb sich das Knie.

Martha und Emil sprangen nach vorne, um Cora die Hand entgegenzustrecken.

„Danke“, sagte sie und rappelte sich wieder auf. „Nichts passiert!“ Mit dem Pokal in der Hand lächelte sie glücklich in die Runde.

Alle verteilten sich um das Lagerfeuer.

Alissa holte ihre Gitarre hervor. Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss ist alle Wiederkehr …“

Silas stellte sich etwas abseits unter einen Baum. Ihm steckte ein dicker Kloß im Hals. Sein Team hatte ihn so laut angefeuert! Und er, er hatte es vermasselt!

Silas merkte, wie seine Wangen nass wurden.

Aber dann stand plötzlich Ruby neben ihm. Und Tilda.

„Wenn ich groß bin, mache ich die Himalaja-Tour“, sagte Ruby und schaute zu, wie Lukas das Lagerfeuer entzündete. „Kommst du mit?“ Sie lächelte Silas an, der sich die Tränen aus dem Gesicht wischte.

„Warum nicht?“, schniefte er.

„Wenn ich groß bin, baue ich Gemüse an“, sagte Tilda und guckte zu, wie Alissa in ihrem Liederbuch blätterte, um den nächsten Song zu suchen. „Ins Gebirge könnt ihr alleine gehen. Aber wenn ihr wiederkommt, dann koche ich euch die leckerste Gemüsesuppe der Welt. Oder magst du lieber Fluchtsalat?“ Sie lächelte Silas ebenfalls an. „Was du für mich getan hast, war wirklich supernett. Danke!“

Ruby drehte sich zur Seite. Wollte sie schon gehen?

Sie nestelte an ihrer Kette, die sie wie so oft um den Hals trug, und machte die Münze ab.

Mit einer kleinen Verbeugung überreichte sie Silas ihren Anhänger.

„Die anderen haben den goldenen Pokal, du kriegst eine Goldmedaille. Weil du so ein guter Freund warst. Du hast nicht an dich gedacht, sondern dich darum gekümmert, dass alle Haie ins Ziel kommen. Das war echt super.“

Tilda neben ihr nickte eifrig und Ruby fuhr fort. „Weil es noch eine Weile hin ist, bis uns unsere Eltern in den Himalaja reisen lassen, könnten wir doch am Wochenende zusammen ins Freibad gehen. Dann machen wir endlich das Wettschwimmen. Na, wie sieht’s aus?“ Sie legte den Kopf schief und lächelte ihn an. „Du darfst sogar dein Krokodil mitnehmen.“

Silas war so überrascht, dass er nicht wusste, was er antworten sollte.

Aber zum Glück hatte er ja Rick.

„Worauf wartest du noch?“, jubelte sein Krokodil. „Sag Ja!“

„Ei-einverstanden“, stotterte Silas.

Während sein Freund auf die Münze starrte, kam es Rick vor, als würden silberne Sternchen durch die Luft flirren.

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Der Abend am Lagerfeuer wurde noch richtig, richtig schön. Alissa spielte ein gutes Lied nach dem anderen.

Über dem Feuer hing ein Topf mit Bohnensuppe, in der Glut brutzelten Kartoffeln. Wer wollte, durfte auch Paprika grillen und Stockbrot machen. Dazu gab es Minztee aus wilder Minze, die einige Zeltlagerkinder in den Tagen zuvor gesammelt hatten. Sah ganz danach aus, als würde das Silas’ neues Lieblingsgetränk werden.

Cora, die frisch gekürte Siegerin, trank den Minztee aus dem goldenen Pokal und zwischendurch reichte sie ihn auch unter den Tigern umher.

Silas sah zu und merkte, dass er gar nicht mehr traurig war. Denn auch er hatte etwas gewonnen. Eine Münze. Und neue Freunde.

Er hob seine Tasse und stieß mit Ruby an. „Prost!“

Ruby prostete vergnügt zurück.