Abbey versuchte ihre Nerven im Zaum zu halten, als sie am nächsten Tag im Washington Square Park saß. Der über zwanzig Meter hohe Triumphbogen spiegelte sich im Wasser des Springbrunnens wie auf einem verschwommenen Foto. Hunderte Menschen kamen und gingen, jeder Einzelne schien etwas Bedrohliches auszustrahlen. Über den Baumwipfeln ragten die Wolkenkratzer empor, und sie stellte sich unwillkürlich vor, dass irgendwo da oben ein Scharfschütze in einem Fenster postiert sein könnte. Es hatte etwas Beklemmendes, in den Park zurückzukehren, in dem sie aus nächster Nähe einen Mord hatte mitansehen müssen und sie selbst beinahe umgebracht worden wäre. Am liebsten wäre sie aufgestanden und davongerannt. Sie musste sich an der Bank festhalten, um zu bleiben, wo sie war.
Über eine Woche war seither vergangen, doch die Spuren des furchtbaren Ereignisses waren immer noch zu sehen. Die Brandstellen der Feuer. Die Protestschilder, die sich bei den überquellenden Abfalleimern stapelten. Das alles verstärkte die Erinnerung. Abbey zuckte zusammen, als sie an den Schuss denken musste, der Sofia Ortiz getötet hatte, an das Blut, das bis zu ihr gespritzt war. An die Schreie und die allgemeine Panik im Park.
» Sie sehen nervös aus «, meldete sich eine Stimme in ihrem Ohrhörer. Jason. Sie sah ihn zwischen den Bäumen auf der anderen Seite des Springbrunnens. Er trug eine Baseballkappe und eine Sonnenbrille.
»Weil ich es bin «, murmelte sie, ohne die Lippen zu bewegen.
» Sie machen das schon. Ihr Anruf bei Gattor war perfekt. Er wird kommen .«
Abbey schaute auf ihre Uhr und sah, dass es fast fünfzehn Uhr war. Carson Gattor sollte jeden Moment hier sein.
Falls er überhaupt kam.
Falls er nicht sofort Medusa kontaktiert hatte und die einen Killer schickten, um sie zu beseitigen, während sie im Park wartete.
»Was ist, wenn jemand kommt, der es auf mich abgesehen hat?«
» Ich passe auf, Abbey. Im Moment sehe ich nirgends eine Bedrohung. Falls ich etwas bemerke, melde ich mich sofort. Gattor weiß nur, dass Sie ihn sprechen wollen. Selbst wenn er sich an Medusa wendet, würden die ihm sagen, er soll sich mit Ihnen treffen und herausfinden, was Sie wollen. Im Moment sind Sie sicher .«
»Ich weiß nicht. Dort drüben steht ein Mann beim Hotdog-Wagen. Sehen Sie ihn? T-Shirt und Spitzbart? Der beobachtet mich.«
» Ich sehe ihn. Von Medusa ist der nicht .«
»Woher wollen Sie das wissen?«
» Ich weiß, wie Agenten sich verhalten. Den hab ich schon gecheckt. Er schaut zu Ihnen herüber, weil er Sie attraktiv findet, Abbey. Das ist alles. Er schaut jedem hübschen Mädchen nach, das in den Park kommt .«
Abbey schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich das hinkriege. Ich weiß, es war meine Idee, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.«
» Sie können es. Konzentrieren Sie sich einfach auf das, was wir gesagt haben. Das ist Phase eins. Wir müssen Gattor verunsichern. Er soll einen richtigen Schreck kriegen und schnurstracks zu seiner Kontaktperson bei Medusa rennen. Sie dürfen nicht vergessen, der Mann macht sicher nur wegen des Geldes mit, nicht aus Überzeugung. Der will sich nicht die Hände schmutzig machen. Wenn er fürchtet, dass sein komfortables Leben bedroht ist, knickt er ein .«
»Wird er mir glauben?«, fragte Abbey. »Wird er mir die Geschichte abkaufen, die wir uns zurechtgelegt haben?«
» Das hängt von Ihnen ab. Sie müssen sie ihm gut verkaufen .«
»Was ist, wenn er weiß, dass ich mit Ihnen zusammenarbeite?«
» Das kann ich mir nicht vorstellen. Er ist sicher nicht in einer Position, wo er Zugang zu solchen Informationen hat .«
Sie schaute sich zwischen den Fußgängern im Park um und erkannte Carson Gattor. Er war in ihre Richtung unterwegs. »Ich sehe ihn. Er kommt.«
» Sie müssen keine Angst haben. Tun Sie einfach, was wir besprochen haben. Ich behalte alles im Auge und höre mit. Falls irgendwas schiefläuft, bin ich in drei Sekunden bei Ihnen .«
Abbey erhob sich von der Bank und winkte dem Anwalt zu. Carson, der gerade auf der Höhe des Brunnens war, nickte, als er sie sah. Seine Haltung drückte eine unerschütterliche Selbstsicherheit aus, als könnte nichts und niemand ihm etwas anhaben. Einmal mehr fragte sie sich, ob sie ihn mit ihren Lügen würde beeindrucken können. Der Gedanke gab ihren Zweifeln neue Nahrung. Dann rief sie sich in Erinnerung, dass dieser Mann sie manipuliert und hintergangen hatte. Er hatte sie dazu gebracht, Medusas schmutziges Geschäft zu besorgen. Das hätte sie beinahe das Leben gekostet. Allein dafür wollte sie ihm eine Angst einjagen, dass er zitterte bis hinunter in seine Ferragamo-Schuhe.
»Hallo, Carson.«
»Abbey«, sagte er und deutete eine unbeholfene Umarmung an. Das hatte er noch nie getan. Möglicherweise war er hinter seiner coolen Fassade genauso nervös wie sie und fragte sich, was sie von ihm wollte.
Sie setzten sich hin. Carson legte den Arm auf die Lehne der Bank, schlug die Beine übereinander und strich seine Hose glatt. Er war mittelgroß und dünn, sodass seine Kleidung etwas zu weit wirkte. Er hatte einen langen, schmalen Kopf, was durch die glatt zurückgekämmten schwarzen Haare und die hohe Stirn noch betont wurde. Auf seinem Kinn und den Wangen deuteten sich dunkle Bartstoppeln an. Er war vierzig, was für einen New Yorker Anwalt ein anstrengendes Alter war. Er hatte noch nicht genug verdient, um sich zur Ruhe zu setzen, musste aber, um mit Freunden und Kollegen mitzuhalten, Geld ausgeben, als gäbe es kein Morgen.
» Er hat schon Angst «, flüsterte Bourne ihr ins Ohr. » Das ist gut .«
Abbey unterdrückte ein Lächeln – sie hatte gerade das Gleiche gedacht.
»Danke, dass Sie es so kurzfristig einrichten konnten«, sagte Abbey zu Carson.
»Kein Problem. Es hat so geklungen, als wäre es wichtig.«
»Das ist es auch. Ich brauche Ihre Hilfe.«
»Was gibt’s?«
»Zuerst einmal möchte ich Ihnen für die Informationen danken, die Sie mir gegeben haben«, begann Abbey. »Das war echt wertvoll. Meine letzten Artikel haben für einiges Aufsehen gesorgt. Für meine Karriere ist das ein echter Schub.«
»Das freut mich für Sie, Abbey, aber ich habe Ihnen ja nur einen kleinen Tipp gegeben. Den Rest haben Sie ganz allein gemacht.«
»Jetzt stehen mir einige Türen offen. Von überall kommen Leute auf mich zu und liefern mir Ideen für Geschichten.«
»Das klingt gut. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, sagen Sie es mir. Haben Sie mich deswegen angerufen? Brauchen Sie neue Informationen?«
»Nein, das nicht. Ich brauche Ihre Hilfe für einen Artikel, an dem ich arbeite.« Sie griff nach seinem Handgelenk und fügte etwas leiser hinzu: »Wissen Sie, ich brauche Ihren Rat als Anwalt.«
»Sind Sie in Schwierigkeiten?«
»Es geht nicht um mich selbst, sondern um jemand anderen.« Sie tat so, als würde sie sich vergewissern, dass niemand mithören konnte, und ließ eine Spur Angst in ihre Stimme einfließen. »Haben Sie jemandem erzählt, dass Sie sich mit mir treffen? Weiß jemand, dass Sie hier sind?«
»Nein, niemand. Abbey, Sie können sich auf meine Diskretion verlassen.«
»Okay. Ich nehme an, Sie haben gute Kontakte zum Justizministerium, oder? Und zum FBI ?«
»Ich kenne ein paar Leute dort, ja. Worum geht’s?«
Abbey biss sich auf die Lippe, als müsse sie sich überwinden, es auszusprechen. »Haben Sie schon mal von einer Organisation namens Medusa gehört?«
Carson war gut, aber nicht gut genug. Seine Gesichtsmuskeln zuckten, doch er fing sich rasch und runzelte nachdenklich die Stirn. »Nein, ich glaube nicht. Was soll das sein?«
»Angeblich eine Anarchistengruppe, die Gewalt und soziale Unruhen schürt. Zum Beispiel die Tumulte nach dem Mordanschlag hier – da soll auch diese Gruppe dahinterstecken. Und wir reden hier nicht von ein paar Verrückten, die sich im Keller ihres Elternhauses treffen und Flugblätter verteilen. Das muss eine bestens ausgerüstete Extremistengruppe sein, mit enormen technologischen Ressourcen und Kontakten bis in die Regierung.«
Carson setzte ein skeptisches Gesicht auf. »Ich kann mir schwer vorstellen, dass eine solche Organisation so geheim bleiben könnte. So was müsste doch an die Öffentlichkeit kommen.«
»In den Regierungsbehörden wissen viele Bescheid, behalten es aber für sich. Ich weiß, was Sie denken, aber das ist nicht irgendeine wilde Verschwörungstheorie. Medusa existiert wirklich. Ich kann es beweisen .«
Seine Augenbrauen zuckten vor Neugier. »Sie können es beweisen? Wie?«
»Ich habe einen Maulwurf.«
Diesmal landete sie einen Volltreffer. Er konnte seine Überraschung nicht verbergen. »Einen Maulwurf? Sie meinen …«
»Ich habe eine Quelle innerhalb der Organisation«, bekräftigte Abbey.
»Wer ist es?«
»Das kann ich nicht sagen. Noch nicht.«
Carson ruderte zurück. »Oh, verstehe. Klar.«
»Mein Informant ist weit oben in der Organisation. Er sagt, er war anfangs von der Idee überzeugt, aber die Gewalt geht ihm zu weit. Er findet, die Vorfälle in New York – der Mordanschlag, die Unruhen –, das wäre ein Fehler gewesen. Er hat meine Artikel gelesen und ist auf mich zugekommen, weil er will, dass alles ans Licht kommt. Der Mann weiß alles . Nicht nur, was die als Nächstes vorhaben und wie ihre Technologie funktioniert, sondern auch, wer ihre Kontaktpersonen in Regierungsbehörden und Unternehmen sind, die in Wahrheit für Medusa arbeiten.«
»Beeindruckend«, sagte Carson ausdruckslos, doch sie konnte sich vorstellen, wie es in ihm arbeitete. »Hat er Ihnen schon irgendwelche Namen genannt?«
»Noch nicht.«
»Okay, wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte Carson.
»Mein Informant wird einen guten Anwalt brauchen. Jemand, der ihn bei allem begleitet, was ihm bevorsteht. Es wird Anhörungen geben, Ermittlungen, Anklagen. Er will Straffreiheit, dann ist er bereit, zu reden. Und Zeugenschutz.«
»Ja, verstehe.« Dann fragte er scheinbar beiläufig: »Haben Sie schon meinen Namen genannt? Haben Sie ihm gesagt, dass Sie mit mir sprechen werden?«
»Nein, nur dass ich einen Anwalt kenne, der ihm helfen könnte. Ich wollte vorher mit Ihnen reden. Am besten wäre es, Sie treffen sich selbst mit ihm. Wären Sie dazu bereit?«
»Natürlich, aber dafür bräuchte ich noch ein paar Details.«
» Keine Details «, hörte sie Jasons Stimme in ihrem Ohr. » Er hat angebissen. Er hat Angst. Lassen Sie ihn zappeln .«
Abbey sprang auf. »Okay, ich melde mich so bald wie möglich und sage Ihnen dann mehr. Ich wollte nur grundsätzlich wissen, ob Sie es machen, Carson. Danke.«
»Abbey, warten Sie. Ich muss mich auf die rechtlichen Fragen vorbereiten, die sich daraus ergeben. Dafür muss ich genau wissen, womit wir es zu tun haben. Welche Funktion hat der Mann in der Organisation? In welche Verbrechen ist er verwickelt? Das ist wichtig, damit die Behörden ihm Straffreiheit zusichern.«
»Lassen Sie mich zuerst mit ihm sprechen«, erwiderte Abbey. »Er ist verständlicherweise sehr vorsichtig. Immerhin ist sein Leben in Gefahr, wenn er an die Öffentlichkeit geht. Ich gebe alles weiter, was Sie gesagt haben, und mache ihm klar, dass er Ihnen vertrauen kann.«
»Abbey, Sie müssen vorsichtig sein, wenn Sie mit ihm sprechen. Es könnte rechtliche Konflikte mit meiner Kanzlei geben. Das muss ich zuerst klären, bevor wir konkrete Schritte unternehmen können. Ich will nicht, dass mein Name in dem Zusammenhang auftaucht, bevor ich weiß, mit wem ich es zu tun habe.«
»Keine Sorge, Carson. Ich sage ihm vorläufig nur das Allernötigste. Wir finden schon einen Weg. Es tut mir leid, aber ich muss jetzt los. Ich rufe Sie an, dann treffen wir uns wieder.«
»Wann? Wo?«
Abbey war schon weg. Mit gesenktem Kopf verschwand sie in der Menge.
Phase eins war geschafft. Jetzt war es Zeit für Phase zwei.
Wenn die Zielperson verunsichert ist, lass nicht locker. Gib ihr nicht die Chance, die Initiative zurückzugewinnen .
Treadstone.
Bourne folgte Carson Gattor, als der Anwalt unter dem Triumphbogen des Washington Square Park hindurchging. Der Mann hastete die Fifth Avenue entlang, ohne sich umzuschauen. Abbey hatte ihre Sache gut gemacht. Gattor hatte Angst. Er beeilte sich, die sichere Zuflucht seines Büros zu erreichen. Er musste mit Medusa Kontakt aufnehmen.
Nun kam es darauf an, seinen Befürchtungen zusätzliche Nahrung zu geben.
An der nächsten Ampel trat Bourne direkt hinter den Anwalt und flüsterte ihm ins Ohr: »Das haben Sie gut gemacht, Mr. Gattor.«
Der Mann erschrak, und Bourne zischte ihm zu: »Nicht umdrehen . Die Feds könnten uns beobachten. Nehmen Sie Ihr Telefon heraus und tun Sie, als würden Sie jemanden anrufen.«
Gattor kam der Aufforderung nach, und Bourne sah den Schweiß in seinem Nacken. »Wer sind Sie? Was geht hier vor sich?«
»Wir überwachen Abbey Laurent schon eine Weile. Wir wollten wissen, mit wem sie sich trifft.«
»Warum?«
»Sie haben ja gehört, was sie gesagt hat. Wir müssen den Maulwurf finden, Mr. Gattor. Es war uns schon länger bekannt, dass immer wieder Informationen durchsickern. Operationen wurden durchkreuzt, Agenten getötet. Der Unbekannte geht sehr vorsichtig vor, aber jetzt hat er sich aus der Deckung gewagt. Wenn Ms. Laurent Sie wieder anruft, müssen Sie ein Treffen vereinbaren. Jemand wird bereitstehen, um beide zu eliminieren.«
»Mein Gott! Sie sind von Medusa … Sie meinen, das ist alles wahr? Es gibt einen Maulwurf?«
»Ja. Seien Sie froh, dass Ms. Laurent sich an Sie gewandt hat, Mr. Gattor. Dadurch wissen wir, dass Sie nichts damit zu tun haben. Einige von uns haben nämlich gedacht, Sie wären der Maulwurf.«
»Ich? Nie im Leben! So was würde ich nie tun!«
»Wir hören uns vor dem Treffen. Bis dahin müssen Sie sehr vorsichtig sein und davon ausgehen, dass Sie überwacht werden.«
»Warten Sie! Sie können jetzt nicht einfach gehen. Ich habe Fragen.«
»Hier können wir nicht reden. Die Ampel ist grün. Gehen Sie weiter. Wenn Sie zur Church of the Ascension kommen, gehen Sie über den Hof und zur hinteren Ecke der Kirche. Dort reden wir weiter.«
Bourne eilte an Gattor vorbei, ging in nördlicher Richtung zu der anglikanischen Kirche und verbarg sich hinter den Bäumen. Er musste nicht lange warten. Das hastige Tappen von Gattors Lederschuhen kündigte sein Kommen an. Als der Anwalt an der Rückseite der Kirche auftauchte, packte ihn Bourne und drückte ihn an die Backsteinwand.
Gattor riss die Augen weit auf, als er Bourne erkannte. »Mein Gott, Sie sind es! Cain ! «
»Natürlich. Wie gesagt, Sie haben Ihre Sache gut gemacht, Mr. Gattor. Machen Sie weiter so, und vermasseln Sie es nicht.«
»Wie meinen Sie das? Ich dachte, Sie wären tot ! «
»Genau das wollten wir erreichen, dass das alle denken. Der Plan hat wunderbar funktioniert, und das verdanken wir nicht zuletzt Ihnen, Mr. Gattor. Die Informationen, die Sie Abbey Laurent gegeben haben, hatten genau die beabsichtigte Wirkung. Dafür ist Ihnen Medusa dankbar. Aber jetzt haben wir ein Problem.«
»Ich verstehe das nicht. Warum sind Sie hier? Es sollte keinen direkten Kontakt geben. Ich sollte nur ein paar Informationen weitergeben. Sie hat mir geschworen, dass ich nicht hineingezogen werde und keine Probleme kriege!«
Sie .
Gattors Kontaktperson bei Medusa war eine Frau.
»Was wir vereinbart hatten, gilt nicht mehr«, teilte Bourne ihm mit. »Der Maulwurf ändert alles. Sie stehen auf einer Liste, Mr. Gattor. Sie sind aufgeflogen .«
»Mein Gott, was soll ich jetzt machen?«
»Das habe ich Ihnen ja gesagt. Wenn die Journalistin wieder anruft, vereinbaren Sie ein Treffen. Um den Rest kümmern wir uns.«
»Aber was ist, wenn sie ihm meinen Namen gibt? Wenn er mich kennt? Sie haben gerade gesagt, ich bin aufgeflogen.«
»Wenn sie ihm Ihren Namen gibt, wird nicht der Maulwurf zu dem Treffen kommen, sondern das FBI . Die werden Sie festnehmen. Und kommen Sie ja nicht auf die Idee, einen Deal mit denen zu schließen, Mr. Gattor. Wir kommen überall an Sie heran.«
»Das ist doch Wahnsinn !«
Bourne zog die Pistole, die er dem kanadischen Polizisten abgenommen hatte. Gattor zuckte zusammen, als er die Waffe sah. Bourne drückte dem Anwalt die ungeladene Pistole in die Hand. »Hören Sie, es gibt eine kleine Chance für Sie, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.«
» Was ?«
»Der Maulwurf ist von Medusa. Das heißt, er wird extrem vorsichtig vorgehen. Wenn er eine Falle wittert, kontaktiert er Sie vielleicht direkt, um selbst Ort und Zeit festzulegen, damit wir keine Zeit mehr haben, ein Einsatzteam hinzuschicken. In diesem Fall müssen Sie ihn selbst eliminieren. Und die Frau ebenso, falls sie mitkommt.«
»Eliminieren ? Sie meinen, ich soll sie umbringen? Das war nicht ausgemacht! Ich weiß gar nicht, wie man mit einer Pistole umgeht!«
»Wenn er davon ausgeht, dass er es nur mit Ihnen allein zu tun hat, wird er keinen Hinterhalt befürchten. Das ist Ihr Vorteil. Mit der Pistole umzugehen, ist nicht schwer. Einfach zielen und schießen. Aber Vorsicht mit dem Finger am Abzug – die Dinger gehen leicht los. Drücken Sie den Abzug erst, wenn Sie bereit sind. Am besten ist ein Schuss in die Stirn, also müssen Sie nahe herangehen. Wenn Sie ihn woanders treffen, kann es dauern, bis er verblutet. Dann hätte er vielleicht noch Zeit, selbst zur Waffe zu greifen und Sie zu erschießen.«
» Jesus Maria! «
»Viel Glück, Mr. Gattor«, sagte Bourne. »Nicht vergessen, wir beobachten alles.«
Jason ließ den Anwalt als zitterndes Nervenbündel zurück. Er selbst verschwand in den Straßen New Yorks. Während er sich der Innenstadt näherte, zog er sein Mobiltelefon hervor und schickte Abbey eine Nachricht.
Phase zwei abgeschlossen. Es läuft nach Plan .
Carson Gattor war in heller Panik. Der Anwalt würde in seiner Verzweiflung jemanden anrufen und ein Treffen verlangen, aber nicht mit Abbey Laurent.
Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich an Medusa zu wenden.