18

»Da ist er«, sagte Bourne zu Abbey, während er mit seinem Fernglas den Eingangsbereich des Hochhauses beim Union Square beobachtete.

Ein kalter Regen fiel in der New Yorker Nacht. Carson Gattor trug einen beigen Trenchcoat und spannte einen Regenschirm auf, bevor er sich in den Strom der Fußgänger einreihte und in Richtung Westen an einer Reihe von Geschäften vorbeihastete. Alle paar Schritte schaute er nervös über die Schulter.

Jason rührte sich nicht von der Stelle.

»Sollten wir ihm nicht folgen?«, fragte Abbey.

»Das werden wir. Aber zuerst wollen wir sehen, wer ihm noch folgt.«

Bourne wartete geduldig und beobachtete die Fußgänger, die in Gattors Richtung unterwegs waren. Dann nahm er Abbey am Arm und eilte mit ihr die Fourteenth Street entlang. Über die stark befahrene Straße hinweg behielten sie den Anwalt im Auge. Sie hatten in aller Eile Abbeys Haare schwarz gefärbt, außerdem trug sie einen Kapuzenpulli, um ihr Gesicht zu verbergen. Jason hatte seine Wollmütze tief über die Stirn gezogen, dazu trug er ein Islanders-Trikot. Gattor schaute sich zwar immer wieder um, aber nicht in ihre Richtung. Er war nicht geübt darin, Beschatter zu entdecken.

Zwei lange Blocks blieben sie hinter ihm, bis Gattor zur Sixth Avenue kam, wo er zum Zentrum von Greenwich Village abbog. Zwischen den Straßenlaternen prasselte der Regen her-ab, und die vorbeifahrenden Autos spritzten Wasser aus kleinen Pfützen auf den Bürgersteig. Je länger Gattor ging, umso seltener schaute er nach hinten. Es war nicht schwer, ihn im Blick zu behalten. Als er den Uhrenturm der Jefferson Market Library erreichte, bog er in die Tenth Street ein. Hier waren weniger Fußgänger unterwegs, sodass Jason den Abstand größer werden ließ. Gattor ging noch mehrere Blocks, vorbei an parkenden Autos und Müllsäcken, die sich am Straßenrand stapelten. Auf der anderen Seite der Seventh Avenue sahen sie ihn in einer kleinen Weinbar mit hohen Fenstern verschwinden.

Jason und Abbey setzten sich unter die Markise eines Versandshops, von wo sie das rappelvolle Lokal im Blick hatten. Wenn ein Gast die Tür öffnete, hörten sie Klaviermusik von drinnen. Jason legte Abbey den Arm um die Schultern und lehnte den Kopf an ihren, sodass sie wie ein verliebtes Paar aussahen, das für eine Weile vor dem Regen Zuflucht suchte. Von ihrer Position aus sahen sie das One World Trade Center in den Himmel ragen.

»Glauben Sie, er trifft sich hier mit jemandem?«, fragte Abbey leise.

»Es sieht jedenfalls so aus.«

»Medusa?«

»Sehr wahrscheinlich.«

Sie sah die Sorge in Jasons Gesicht. »Sie sehen nicht gerade zufrieden aus. Ist es nicht das, was Sie wollten?«

»Er ist allein«, sagte Jason. »Niemand ist ihm gefolgt. Nur wir. Er wird nicht beschattet. Das verstehe ich nicht. Falls er sich mit jemandem von Medusa trifft, müssten sie doch sichergehen, dass keine Gefahr droht.«

»Glauben Sie, es ist eine Falle? Für uns?«

»Wenn die es auf uns abgesehen hätten, wären wir schon umstellt. Sind wir aber nicht.«

»Was haben Sie jetzt vor?«, fragte Abbey.

Jason schaute über die schmale Straße zur Weinbar und dem leuchtenden Neonschild mit der Aufschrift Villiers . Das Lokal war hell erleuchtet und hauptsächlich von zwanzig- bis vierzigjährigen Gästen bevölkert, die sich um die hohen Cocktailtische scharten. Jason sah Carson am hinteren Ende stehen, den Mantel über dem Arm. Der Anwalt hielt ein Glas Wein in der Hand und trank mit geschlossenen Augen. Er wirkte entspannt. Erleichtert.

Doch er war allein. Niemand war an ihn herangetreten. Bei der Menschenmenge in der kleinen Bar war es unmöglich zu erkennen, ob Gattor beobachtet wurde.

»Spazieren Sie mal kurz vor dem Lokal auf und ab«, sagte Jason. »Bleiben Sie nicht stehen und schauen Sie nicht durchs Fenster, aber machen Sie Fotos von drinnen. Ich möchte die Leute sehen, die mit ihm da drin sind.«

»Sie glauben, jemand von Medusa ist schon da?«

»Ich weiß es nicht, aber Gattor ist sicher nicht hier, um Chardonnay zu süffeln. Ist das okay für Sie?«

»Klar.«

Abbey stand auf, schlängelte sich zwischen Autos hindurch und eilte zur gegenüberliegenden Ecke der Tenth Street, nahe der Weinbar. Von dort schlenderte sie an den blau gestrichenen Wänden des Villiers vorbei und tat, als würde sie telefonieren, während sie die Gäste im Lokal fotografierte. Dann machte sie kehrt, so als hätte sie sich in der Richtung geirrt, und wiederholte das Ganze aus der Gegenrichtung. Bourne lächelte. Sie stellte sich überaus geschickt an.

Als sie zurückkam, schmiegte sie sich an ihn. Regentropfen fielen von der Markise.

»Carson steht ganz hinten. Er redet mit niemandem. Mir ist auch niemand aufgefallen, der ihn beobachtet.«

»Wissen Sie zufällig, ob er hier in der Gegend wohnt?«, fragte Jason.

»Nein. In der anderen Richtung. Er hat mir einmal erzählt, dass er ein Apartment in Chelsea hat.«

»Das gefällt mir nicht«, meinte Jason.

Sie warteten. Eine halbe Stunde verging. Eine Stunde. In der Weinbar tat sich nichts. Mit der Zeit bemerkte Jason, dass Gattors entspannte Haltung wieder verflog. Immer öfter schaute der Anwalt nervös auf die Uhr und sein Mobiltelefon. Jemand hatte ihn versetzt, was ihn sichtlich beunruhigte. Um elf Uhr machte Gattor einen Anruf, doch am anderen Ende ging offenbar niemand dran.

Dennoch machte er keine Anstalten, das Lokal zu verlassen.

»Jason!«, flüsterte Abbey eindringlich. »Auf der anderen Straßenseite. Unter dem Gerüst.«

Bourne schaute in die Richtung. Zwei Männer standen an der Ecke, den Blick auf ihre Handys geheftet. Beide waren jung, Anfang zwanzig, ganz in Schwarz gekleidet. Einer war groß und dünn und hatte zerzauste braune Haare mit neongrünen Strähnen. Sein Begleiter war ein stämmiger Asiate mit Kinnbart und dunklem Bürstenschnitt.

Als Jason in die andere Richtung schaute, sah er einen dritten Mann, ebenfalls in Schwarz, mit kahl geschorenem Kopf und dem Hals voller Tattoos.

Nur wenige Sekunden später hielt ein Uber-Taxi am Bordstein und zwei muskulöse junge Frauen stiegen aus. Ebenfalls schwarz gekleidet. Eine zog eine Guy-Fawkes-Maske übers Gesicht, doch ihre Freundin zischte ihr etwas zu, worauf sie die Maske abnahm und in die Jackentasche steckte.

Alle fünf standen im Regen, ohne miteinander zu kommunizieren, doch es war nicht zu übersehen, dass sie zusammengehörten.

»Was geht da vor sich?«, fragte Abbey. »Ob die uns suchen?«

»Das glaube ich nicht, aber irgendetwas ist im Busch.«

Bourne lehnte sich zurück und spähte mit dem Fernglas in die Weinbar. Gattor hatte das Mobiltelefon in der Hand und tippte eine Nachricht. Der Anwalt wartete, aber schon wenige Sekunden später erschien ein erleichtertes Lächeln in seinem Gesicht. Er zog seinen Trenchcoat an und schüttelte den Regenschirm aus.

»Gattor macht sich bereit zum Gehen«, sagte Jason. »Er hat eine Nachricht mit neuen Instruktionen bekommen. Ich will, dass Sie gehen, Abbey. Jetzt gleich, bevor Gattor herauskommt.«

»Was? Warum?«

»Ich glaube, die Dinge werden sich zuspitzen. Sie sollten da nicht hineingeraten. Ich will, dass Sie in Sicherheit sind.«

»Diese jungen Leute? Die sind von Medusa ? «

Bourne schüttelte den Kopf. »Nein, das scheinen mir eher junge Rowdys zu sein. Aber dass sie ausgerechnet jetzt hier auftauchen, kann kein Zufall sein.«

»Ich würde lieber bei Ihnen bleiben«, erwiderte Abbey.

»Nein. Hören Sie, es gibt da einen Apartmentkomplex beim Gramercy Park, wo Nova und ich manchmal untergekommen sind. Dort können wir die Nacht über bleiben. Einen Block weiter finden Sie ein Bistro an der Ecke Park Avenue und Twentieth Street, das rund um die Uhr geöffnet hat. Fahren Sie mit dem Taxi hin und warten Sie dort auf mich.«

»Was haben Sie vor?«

»Ich versuche, Antworten auf unsere Fragen zu bekommen. Gehen Sie jetzt. Bitte!«

Abbey zögerte, doch dann stand sie auf und stapfte mit gesenktem Kopf die Tenth Street hinunter, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Jason sah ihr nach, bis sie ein Taxi anhielt und wegfuhr. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Weinbar zu, wo Carson Gattor soeben aus der Tür kam und in den Regen heraustrat. Jason drückte sich an die Wand und beobachtete mit zusammengekniffenen Augen das Geschehen. Gattor überquerte die Straße und stapfte mit aufgespanntem Schirm die Seventh Avenue hinunter. Der Anwalt achtete nicht auf Jason, der auf dem Bürgersteig saß wie einer der vielen Obdachlosen in der Stadt. Als Gattor an ihm vorbeiging, sah Jason, wie die beiden Männer an der Ecke von ihren Handys aufblickten und den anderen ein Zeichen gaben.

Sie hatten es definitiv auf Gattor abgesehen.

Alle fünf folgten ihm. Die drei Männer auf der Westseite der Seventh Avenue hielten sich einen halben Block hinter dem Anwalt, während die beiden Frauen auf der Ostseite der Straße mit ihm Schritt hielten. Jason sprang auf und folgte ihnen mit ein paar Schritten Abstand. Etwa auf halber Höhe des Blocks wechselte Gattor die Straßenseite, und die drei Verfolger taten es ihm gleich. Der Anwalt schaute sich nicht um und ahnte nicht, dass fünf finstere Typen ihm auf den Fersen waren. Durch eine Verkehrslücke eilte Gattor am Stonewall Monument vorbei und stieg die Treppe zur U-Bahn-Station Christopher Street hinunter.

Sobald der Anwalt außer Sichtweite war, verhüllten die jungen Leute ihre Gesichter mit schwarzen Bandanas. Zwei zogen ein Messer, zwei waren mit Ketten bewaffnet, einer hielt ein Bleirohr in der Hand. Sie rannten zur U-Bahn-Station. Jason wartete, bis die fünf bei der Treppe waren, dann sprintete er los, um mit ihnen Schritt zu halten. Regenwasser lief über die Stufen, von unten stieg ein feuchter, muffiger Geruch nach oben. Als Jason die Station betrat, sah er Gattor durch das Drehkreuz und weiter zum Gleis in Richtung Norden gehen. Vier der fünf Maskierten folgten ihm rasch, der fünfte fiel ein wenig zurück. Jason zog seine Pistole, näherte sich dem Nachzügler und zog ihm den Lauf über den Schädel. Der kahlköpfige Tätowierte sank zu Boden. Jason steckte die Pistole weg und sprang über das Drehkreuz, um den anderen zu folgen.

Vorsichtig erreichte er das untere Ende der Treppe. Auf dem Bahnsteig Richtung Norden schaute Carson Gattor auf die Uhr an der Wand, während er auf die U-Bahn der Linie 1 wartete. Der Bahnsteig war hell erleuchtet, doch die Schienen zwischen den Bahnsteigen waren dunkel und von grünen Stahlträgern abgetrennt. Jason sah die vier vermummten Schlägertypen auf Gattor zugehen. Der Anwalt war so in seine Gedanken versunken, dass er die Angreifer erst bemerkte, als sie praktisch vor ihm standen. Als er die vermummten Rowdys sah, verzerrte sich sein Gesicht vor Angst und Verwirrung, und er wich zurück. Doch es gab keinen Ausweg.

»Schaut mal, wen wir hier haben!«, rief der maskierte Asiat. »Ein weißer Nationalisten-Arsch, der sich hinter seinem schicken Anzug versteckt. Hey, Nazi, sollen wir dir zeigen, was wir mit Faschistenschweinen machen?«

Gattor riss die Augen weit auf, schaute über die Schulter zu den Gleisen, doch es kam kein Zug, der ihm eine Fluchtmöglichkeit bot. »Wovon reden Sie? Sie irren sich! Herrgott, Sie irren sich!«

»Du glaubst, du kommst ungeschoren davon, weil du Anwalt bist? Du verteidigst Faschisten. Also bist du einer von denen.«

»Aber nein! Das bin ich nicht!«

Der Asiat schwang seine Kette so schnell, dass Gattor sich nicht mehr rechtzeitig ducken konnte. Die Kette traf ihn am Kopf und fügte ihm ein riesiges Cut zu, aus dem Blut auf den Bahnsteig spritzte. Der zweite Angreifer war ebenfalls zur Stelle und hämmerte dem Anwalt die mit einem Schlagring bewehrte Faust in den Mund. Gattor schrie auf und hustete Blut und Zähne heraus.

Bourne ging auf den am nächsten stehenden Angreifer los. Es war eine der stämmigen Frauen. Er packte ihren Kopf und knallte ihn gegen einen Stahlträger. Stöhnend sank sie zu Boden und blieb bewusstlos liegen. Die anderen Angreifer bemerkten die Bedrohung von hinten. Zwei wandten sich von Gattor ab, um Bourne zu attackieren: die zweite Frau und der Mann mit den neongrünen Haarsträhnen. Der dünne Kerl griff mit dem Messer in der Hand an, doch Bourne wich aus und schlug ihm mit der Handfläche gegen den Kopf. Benommen stolperte der Mann, und Jason beförderte ihn mit einem gezielten Tritt auf die Gleise.

Die Frau mit der Guy-Fawkes-Maske nutzte die Gelegenheit und ging mit einem wilden Kampfschrei auf Bourne los, als dieser ihr noch den Rücken zukehrte. Sie schwang ein Bleirohr über dem Kopf und ließ es mit voller Wucht über ihm niedergehen. Im letzten Moment wich Jason dem Hieb aus, doch das Rohr traf ihn auf der Schulter und jagte ihm einen stechenden Schmerz durch den Körper. Die Frau setzte nach und zielte auf seinen Kopf, doch er packte sie und rang sie zu Boden. Er knallte ihren Kopf auf den Bahnsteig, doch sie schüttelte sich kurz und wehrte sich mit wilder Entschlossenheit, indem sie ihm ihre scharfen Fingernägel in den Rücken grub. Ihr Kopf schnellte hoch, und er wich zurück, bevor sie ihn mit den Zähnen im Gesicht erwischte. Er rammte ihr das Knie in die Magengrube, und sie stöhnte auf, dann knallte er ihren Kopf erneut auf den Beton – einmal, zweimal, dreimal. Sie verdrehte die Augen und rührte sich nicht mehr.

Jason rappelte sich auf und taumelte einen Moment lang. Er schüttelte den linken Arm, der völlig gefühllos war. Ein paar Meter entfernt stand der Asiate bei Gattor, der reglos auf dem Boden lag. Wieder und wieder prügelte der Angreifer mit der Kette auf den Kopf des Anwalts ein. Gattors Gesicht war blutüberströmt und kaum noch zu erkennen.

»Halt!«, rief Bourne.

Der Mann sah Jason auf sich zukommen. Seine Augen funkelten amüsiert. Über seinem Kinnbart verzog sich sein Mund zu einem Grinsen. Die Kette glitt aus seinen Fingern und fiel rasselnd zu Boden. Mit einer blitzschnellen Bewegung zog er eine Pistole aus einem Holster am Rücken und richtete sie auf Carson Gattor. Sein Finger zuckte, und eine Kugel brannte sich in den Hals des Anwalts.

Medusa !

Bourne hatte seine Waffe bereits gezogen. Als der Vermummte die Pistole herumschwenkte, drückte Jason ab und traf ihn zwischen den Augen. Der Mann sackte zusammen und landete auf dem toten Anwalt.

Hinter sich hörte Jason schnelle Schritte. Er drehte sich um und sah den Kerl mit den grünen Strähnen benommen zur Treppe laufen. Bourne hetzte hinterher. Als der Mann die Treppe erreichte, riss Bourne ihn zu Boden. Er ignorierte die Schmerzen in der Schulter, packte den Mann, drehte ihn auf den Rücken und drückte ihm die Pistole gegen die Stirn.

» Wer hat euch geschickt

»Niemand«, spie der Mann mit blutigen Lippen aus.

»Du lügst. Du gehörst zu Medusa

»Was zum Teufel ist das? Ich weiß nicht, wovon du redest!«

»Der Asiat. Der mit der Pistole. Wer ist er? Wie heißt er?«

»Nach seinem Profil heißt er Cho. Ich bin ihm vorher nie begegnet!«

»Was für ein Profil?«

»Sein Prescix-Profil. Wir haben einen Hinweis gekriegt, dass irgendein White-Power-Anwalt in der Gegend ist. Da sind ein paar von uns hin, um ihn ein bisschen aufzumischen. Wir wollten ihn nicht umbringen, sondern ihm bloß die Scheiße aus dem Leib prügeln!«

Jason hörte Polizeisirenen näher kommen. Ihm blieb nicht viel Zeit. Er kramte in den Taschen des Kerls, bis er sein Handy fand. » Zeig mir die Nachricht, die ihr gekriegt habt .«

Der Mann tippte auf das Handy, um es zu entsperren, dann rief er die App auf. Sie öffnete sich mit einem schwarzen Display und der Nahaufnahme eines menschlichen Auges. In der Iris erschien ein Wort in goldenen Buchstaben.

PRESCIX

Es folgte eine Straßenkarte und daneben eine Liste von Usern. In der News-Zeile erschien ein Foto von Carson Gattor mit einer Nachricht in leuchtendem Rot.

Achtung! Faschisten-Anwalt im Village!

»Ihr greift einen Fremden an, weil eine App es euch sagt?«

»Hey, wer diesen White-Power-Scheiß unterstützt, der hat’s nicht anders verdient«, erwiderte der Mann.

»Kennst du die anderen, die mitgemacht haben?«, fragte Jason.

»Nee. Nur ihre Profile.«

Bourne schüttelte den Kopf. Er hatte immer noch nichts Greifbares.

Er hörte Schreie hinter sich, als ein Zug in die Station einfuhr und die aussteigenden Fahrgäste die Toten und Verletzten auf dem Bahnsteig sahen. Es war Zeit, zu verschwinden. Er zog dem Kerl die Pistole über den Schädel und stieg über ihn hinweg die Treppe hinauf. In der Station herrschte allgemeine Panik. Ganz ruhig zog er sich das Islanders-Trikot über den Kopf und stopfte es in einen Abfalleimer.

Dann trat er aus der Station in den Regen hinaus und sah die ersten Polizeiwagen eintreffen.