20

Das neue Firmengebäude von Carillon Technology ragte dreihundertfünfzig Meter in die Höhe. Mit seinen scharfen silbernen Kanten sah es aus wie aus Quarz gehauen. Das Unternehmen hatte mit verschiedenen Städten als Sitz seines zweiten Hauptquartiers geliebäugelt, doch am Ende war man dem Geld gefolgt und in Manhattan gelandet. Nun standen die beiden Bürotürme in Kalifornien und New York wie ultramoderne Paläste an den beiden Küsten. Während Miles Priest an der Westküste residierte, hielt Scott DeRay an der Ostküste die Zügel in der Hand.

Jason beobachtete die Passanten in der Forty-second Street. Er zog durchaus die Möglichkeit einer Falle in Betracht. Der Ort machte ihn nervös, denn ein Attentat auf einer belebten Straßenkreuzung war nicht schwer zu inszenieren. Pistole. Messer. Gift. Niemand würde etwas sehen, und in der allgemeinen Panik konnte der Täter entkommen.

In der Menge ist der Jäger klar im Vorteil. In der Menge bist du nie sicher .

Treadstone.

»Siehst du irgendeine Bedrohung?«, fragte Abbey.

»Im Moment nicht.«

»Vertraust du Scott?«

»Ich traue niemandem«, sagte Bourne.

Die Ampel schaltete auf Grün. Sie überquerten die Straße zu dem Café an der Straßenecke gegenüber dem Carillon-Gebäude. Jasons Blick schweifte über die Tische hinter dem Fenster, bevor er Abbey am Arm nahm und mit ihr eintrat. Sie holten sich Getränke an der Theke und setzten sich an einen freien Tisch, von dem er die Tür im Blick hatte. Abbey trank ihren Caffè Latte, doch Jason rührte sein Getränk – einen schlichten Kaffee, schwarz – nicht an. Er sah, dass sie seine Anspannung bemerkt hatte, denn sie schwieg, um ihn nicht in seiner Konzentration zu stören.

Zwanzig Minuten später sah Jason einen Mann mit einem Laptop unter dem Arm ins Café kommen. Er trug ein grünes Anzughemd und schwarze Jeans. Seine zum Hemd passende Brille rutschte ihm immer wieder über die lange Nase nach unten. Er war klein und dünn und hatte lockige braune Haare. Während er sich an der Theke anstellte, tippte er mit einer Hand etwas in seinen Laptop ein.

»Das ist er«, sagte Jason leise.

»Woher weißt du das?«

»Ich habe ihn mal bei einem Meeting mit Scott gesehen. Er ist ein Computerspezialist, der sein Handwerk versteht. Sei nett zu ihm. Wenn du auf der Autobahn zu dicht auf ihn auffährst, sorgt er mit einem Tastendruck dafür, dass du bei keiner Bank mehr einen Kredit kriegst.«

»Dafür hab ich schon selbst gesorgt«, erwiderte Abbey mit einem zerknirschten Lächeln.

Der junge Mann von Carillon nahm sich erstaunlich viel Zeit dafür, dem Barista zu erklären, wie er seinen Soja-Mokka haben wollte, was die Nachfolgenden frustriert die Augen verdrehen ließ. Als er das gewünschte Getränk endlich bekam, ging er geradewegs zu Jasons Tisch. Er wusste genau, mit wem er sich treffen sollte.

»Scott hat mich geschickt«, sagte er ohne Umschweife und setzte sich zu ihnen. Dann beäugte er Abbey hinter seiner grünen Brille. »Wer ist das Mädchen? Scott hat nichts davon gesagt, dass noch jemand kommt.«

»Sie gehört zu mir«, stellte Jason klar.

»Wir sind unzertrennlich«, fügte Abbey lächelnd hinzu.

Der IT -Spezialist musterte sie beide herablassend und hämmerte erneut auf die Tastatur ein. Nach einer Minute lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück. »Abbey Laurent. Kanadische Journalistin bei The Fort . Geboren am 2. Oktober. Kleines Apartment in der Stadt Québec, mit der Miete einen Monat im Rückstand. Kreditkartenschulden von über achttausend Dollar. Sparkontostand tausendzweihundertzweiundvierzig Dollar, Girokontostand neunundachtzig Dollar. Häufigstes Online-Passwort ImAbs1002 . Der Pap-Test vor drei Jahren ergab ein auffälliges Ergebnis, aber in weiteren Tests konnte nichts Gravierendes festgestellt werden. Nimmt die Pille. Hat vor zwölf Jahren drei Fotos mit nacktem Oberkörper an einen Freund geschickt. Wirklich nett.«

Das Lächeln schwand aus Abbeys Gesicht. »Arschgeige.«

Jason legte ihr beschwichtigend die Hand auf den Arm.

»Ihnen ist hoffentlich klar, dass ich unantastbar bin«, sagte der junge IT -Spezialist. »Haben wir uns verstanden? Was Sie beide betrifft, bin ich Gott.«

»Wir wollen einfach nur, dass Sie jemanden identifizieren«, sagte Jason. »Wir sind bereit, für den Gefallen zu bezahlen.«

»Carillon bezahlt mir vierhundertfünfzigtausend Dollar im Jahr plus Boni. Also behalten Sie Ihr Geld, Mr. Bourne. Ja, ich weiß, wer Sie sind. Ich bin hier, weil Scott mich darum gebeten hat, das ist alles. Jetzt zeigen Sie mir den Mann, den Sie hacken wollen.«

Mit zorngerötetem Gesicht holte Abbey ihr Handy heraus und scrollte zu dem Foto des Medusa-Agenten in dem Lokal. »Das ist er. Ich kann Ihnen das Foto schicken.«

Der Mann schüttelte den Kopf. »Hab ich schon. Vorhin in der Warteschlange hab ich mir alles von Ihrem Handy runtergeladen.«

»Sie kleiner …«, setzte Abbey an, doch dann kniff sie die Lippen zusammen und schwieg.

»Kein Problem, Abbey. Wir müssen unsere Handys sowieso entsorgen«, sagte Jason. »Wir besorgen uns heute noch neue Eingweghandys.«

Der IT -Spezialist ignorierte ihren Wortwechsel. »Hat Scott Sie darauf hingewiesen, welche Konsequenzen es hat, was wir hier tun? Falls jemand die Online-Unterlagen dieser Person überwacht, wissen die sofort, dass Sie ihn aufgespürt haben. Sie werden nicht viel Zeit haben, bevor seine Identität gelöscht und neu geschrieben wird. Ich werde Ihren Standort verbergen, aber die werden trotzdem schnell dahinterkommen, wo Sie sind.«

»Dann beeilen wir uns besser«, meinte Jason.

Der junge Techniker schob mit dem Zeigefinger seine Brille hoch, dann tippte er erneut einhändig drauflos, während er seinen Soja-Mokka schlürfte und nur gelegentlich auf den Bildschirm schaute. Er arbeitete, ohne ein Wort zu sprechen. Fast fünf Minuten vergingen – länger, als Jason angenommen hatte, dann sah er den überraschten Ausdruck im Gesicht des jungen Hackers. Anscheinend hatte Medusa seine Daten etwas besser gesichert als die kanadischen Krankenkassen.

Unterdessen behielt Jason durch das Fenster des Cafés die Forty-second Street im Auge. Ihm war klar, dass ihnen nicht viel Zeit blieb, bis ungeladene Gäste auf der Party erscheinen würden.

»Interessant«, sagte der Techniker schließlich.

»Haben Sie ihn gefunden?«, fragte Jason.

»Ja, aber ich musste ein paar Archive knacken, um an seine gelöschten Daten heranzukommen. Er hat sich viel Mühe gegeben, um keine Spuren zu hinterlassen.«

»Wie heißt er?«

»Peter Restak. Das ist aber nicht sein richtiger Name. Die Fingerabdrücke zeigen keine Übereinstimmung – das heißt, seine frühere Identität ist unbekannt.«

Wie bei mir , dachte Bourne.

»Restak ist ein Hacker«, fuhr der IT -Mann fort. »Und gar kein schlechter, muss ich sagen. Er hat nicht viele digitalen Brotkrumen hinterlassen. Der Mann benutzt jedes Mal eine andere Online-Identität, wenn er in den sozialen Medien in Erscheinung tritt. Er ist das reinste Online-Chamäleon – manchmal jung, manchmal alt, Frau, Mann, trans, mal so, mal so. Wenn er in eine Rolle schlüpft, knüpft er Kontakte mit ähnlich gelagerten realen Personen. Die versorgt er mit Posts, mit denen er ihre Vorurteile bestärkt und sie für extremistische Aktivitäten gewinnt. Er war zum Beispiel in die Unruhen bei dem Ortiz-Attentat verwickelt. Die Leute, die er angeheuert hat, haben jetzt Vorstrafen, zwei sind ums Leben gekommen. Es ist wie eine groß angelegte Verhaltensmanipulation. Cooles Ding.«

»Hatte er auch mit dem Mord an einem Anwalt im Village gestern Nacht zu tun?«, fragte Jason.

»Carson Gattor. Ja, das hat Restak eingefädelt.«

»Hat er dafür Prescix benutzt?«, wollte Abbey wissen.

»Ja, aber er hat noch andere Pfeile im Köcher. Sie haben übrigens auch einen Prescix-Account, seh ich gerade. Vor neun Monaten haben Sie sich ein sehr teures französisches Parfum gekauft, das Sie sich gar nicht leisten können. Wahrscheinlich wissen Sie gar nicht, warum Sie es gekauft haben. Sie haben nämlich an einer bezahlten Aktion teilgenommen, in der Ihnen dieses Parfum immer wieder angeboten wurde, bis Sie zugegriffen haben. Es hat genau dreiundzwanzig Online-Kontakte mit dem Produkt gebraucht, bis Sie es nach vier Tagen gekauft haben. Falls es Sie tröstet, die meisten sind viel schneller eingeknickt. Die Firma hat in dieser Woche siebzehntausend Fläschchen von dem Produkt verkauft, das ist das Neunfache ihres durchschnittlichen Wochenumsatzes in den Staaten.«

Abbey starrte ihn an und errötete.

»Zurück zu unserem Thema«, warf Jason ein. »Restak. Was haben Sie sonst noch über ihn?«

»Wie gesagt, sehr wenig. Selbst dort, wo er Spuren hinterlässt, führt die Identität in eine Sackgasse. Gestern Nacht war er ein Mann mit anarchistischen Ansichten, der unter dem Decknamen KillAllNazis auftrat. Dieses Profil ist schon nicht mehr aktiv. Ich bin sicher, er benutzt es nicht wieder.«

»Wir müssen ihn aufspüren«, sagte Jason.

»Das wird nicht einfach. Peter Restak führt kein reales Leben. Keine Kreditkarten, keine Bankunterlagen, kein fester Wohnsitz, nicht einmal eine alte Adresse. Er weiß genau, wie Hacker wie ich Leute identifizieren, weil er es selbst genauso macht. Ich glaube auch nicht, dass er sich lange an einem Ort aufhält.«

»Irgendetwas muss es doch geben«, warf Abbey ein. »Was ist mit Freunden? Oder einer Freundin? Leute wie er und Sie werden doch nicht jeden Abend nur am Computer sitzen und Call of Duty spielen oder sich Videos von Pornhub runterladen.«

Der IT -Spezialist fixierte sie eindringlich. »Wollen Sie mich unbedingt zum Feind haben, Abbey Laurent?«

»Ich will, dass Sie aufhören zu prahlen und uns sagen, was Sie gefunden haben. Wir wissen doch, dass Sie etwas gefunden haben. Oder wollen Sie uns sagen, dieser Restak ist einfach ein besserer Hacker als Sie? Dafür haben Sie doch ein viel zu großes Ego, oder? Also, wie kommen wir an ihn heran?«

Der junge Mann blähte verärgert die Nasenflügel. »Ich mag die Frau nicht, Bourne.«

»Schade, ich mag sie nämlich immer mehr«, gab Jason zurück. »Und jetzt beantworten Sie ihre Frage. Wie kommen wir an Restak heran?«

Der IT -Mann seufzte. »Sie werden ihn nicht direkt finden, das habe ich Ihnen ja schon gesagt. Aber er hat einen Fehler gemacht. Es war in der Tat eine Freundin. Ich habe ein paar übereinstimmende Fotos von ihm entdeckt, die ihn mit einer gewissen Holly d’Angelo zeigen. Er muss wohl vergessen haben, seine Spuren bei den Fotodiensten zu löschen. Sie sind im Hintergrund mehrerer Aufnahmen zu sehen, die andere Leute gemacht haben und die auf die Datenbank eines Drugstores hochgeladen wurden. Ich hab sie durch Gesichtserkennung aufgespürt.«

»Unglaublich«, sagte Abbey kopfschüttelnd.

»Wo finden wir Holly d’Angelo?«, fragte Jason.

»Sie hat ein kleines Apartment in Flatbush und arbeitet in einer Klinik in der Stadt. Nach dem Job besucht sie oft ein Fitnessstudio für Frauen in der Twenty-third Street. Danach fährt sie mit dem Zug nach Hause.«

»Haben Sie ein Foto?«, fragte Abbey.

Der junge Mann nickte. »Hab ich Ihnen schon aufs Handy geschickt. Auch die Fotos von Restak. Sind wir fertig?«

»Ja, sind wir«, sagte Jason. »Danke für Ihre Hilfe.«

»Bedanken Sie sich bei Scott, nicht bei mir.« Er knallte seinen Laptop zu und fixierte Abbey noch einmal mit seinen kalten Augen, ehe er aufstand.

Als er sich zum Gehen wandte, packte Jason ihn am Handgelenk.

»Eins noch«, sagte Bourne. »Ihr Name ist Aaron Haberman. Sie haben ein Apartment in der Thirty-third Street in Kips Bay, außerdem eine Hütte in den Finger Lakes, wo Sie gern das Wochenende verbringen. Sehen Sie, ich habe mir angewöhnt, über die Leute in Scotts Umfeld Bescheid zu wissen, Aaron. Also, falls Sie auf die Idee kommen, sich in Abbeys Online-Leben einzumischen, sollten Sie wissen, dass ich mich in Ihr reales Leben einmischen werde. Und glauben Sie mir, das werden Sie nicht genießen.«

Nash Rollins stand auf der Promenade am Battery Park und schaute zu den Schiffen auf dem Hudson River hinaus. Es war ein kühler, windiger Nachmittag, die Wolken zogen eilig über den Himmel. In der Ferne hielt die Freiheitsstatue ihre Fackel in die Höhe. Auf seinen Gehstock gestützt, stand Rollins genauso steif und unbewegt wie die Statue.

Ein Mann trat zu ihm ans Geländer. Er war mittelgroß und drahtig, hatte zerzauste schwarze Haare, eine markante Nase und buschige schwarze Augenbrauen. Seine Haut hatte die Farbe von Olivenöl. Bekleidet war er mit einer schwarzen Cordhose, einem schwarzen T-Shirt und einem weiten karierten Hemd, das er über der Hose trug und dessen Ärmel aufgekrempelt waren. Dank des Hemds war nicht zu erkennen, dass der Mann eine Waffe in einem Holster am Rücken trug, wie Rollins wusste. Außerdem hatte er zwei Messer bei sich, eines in der Tasche, eines am Fußknöchel. Am andern Fuß trug er ein Holster mit einer kleineren Pistole.

Die Standardausrüstung eines Treadstone-Agenten.

»Benoit«, murmelte Rollins, den Blick auf die Freiheitsstatue gerichtet, nicht auf den Mann neben ihm.

»Boss.«

Die beiden Männer arbeiteten seit über zehn Jahren zusammen. Rollins hatte ihn auf Cains Vorschlag hin vom französischen Nachrichtendienst abgeworben. Man konnte Cain einiges nachsagen, aber der Mann hatte ein Auge für Leute, die etwas taugten. Selbst innerhalb von Treadstone war Rollins stets vorsichtig, wem er etwas anvertraute. Benoit war einer der wenigen, deren Zuverlässigkeit für ihn außer Frage stand.

In den alten Zeiten hatte Rollins auch Cain vertraut.

»Was gibt es so Dringendes?«, fragte Benoit. »Ich musste einen Einsatz in New Orleans abbrechen. Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie mich früher schon mal mit dem Jet haben abholen lassen.«

Rollins schaute mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne. »Ich habe Ihnen ein Foto geschickt.«

Benoit holte sein Mobiltelefon heraus und checkte das Foto, während er so tat, als würde er Lady Liberty knipsen. Das Foto, das Rollins ihm gesandt hatte, stammte von einer Aufzugkamera. Der Mann stand mit dem Rücken zur Kamera, doch die Frau war gut zu erkennen, obwohl sie die Kapuze ihres Pullis über den Kopf gezogen hatte.

»Wir haben es heute Nacht per Internet-Videoübertragung hereinbekommen«, murmelte Rollins. »Die Computer haben es zur Begutachtung aussortiert – das haben wir dann heute früh gemacht. Die Frau ist Abbey Laurent. Der Mann ist Bourne.«

»Okay.«

»Das Video wurde in einem sicheren Haus der Briten am Gramercy Park aufgenommen. Sie müssen bereit sein, falls die zwei dorthin zurückkehren.«

»Wie lautet die Anweisung?«

»Eliminierung.«

»Nur Cain oder auch das Mädchen?«

Rollins hatte schon vor langer Zeit gelernt, sein Gewissen in einen Winkel zu verdrängen, von dem aus es ihm nicht mehr zusetzen konnte. »Beide. Wir können es uns nicht leisten, Spuren zu hinterlassen. Wir sind erst seit Kurzem wieder im Geschäft – es gibt eine Menge Leute in Washington, die nur auf einen Grund warten, uns endgültig den Stecker zu ziehen.«

»Alles klar.«

Doch Benoit rührte sich nicht von der Stelle. Er blieb am Geländer stehen und schaute auf den Hafen hinaus, während der Wind seine dunklen Haare zerzauste.

»Ist noch was?«, fragte Rollins.

»Ich habe noch nie eine Anweisung von Ihnen infrage gestellt, Nash.«

»Dann fangen Sie jetzt nicht damit an.«

Benoit drehte sich zu ihm und verstieß gegen die Sicherheitsregeln, indem er Rollins direkt in die Augen schaute. Falls hier irgendwo eine Kamera war, würde die Aufnahme deutlich zeigen, dass sie zusammengehörten. Rollins wusste, dass es immer und überall Kameras gab.

»Ich kenne Jason Bourne«, sagte Benoit. »Ich habe oft mit ihm zusammengearbeitet. Er ist der Beste. Selbst nach dem, was ihm passiert ist, hat er seine Missionen mit der gleichen Zuverlässigkeit erfüllt. Was ich damit sagen will – sind Sie absolut sicher, dass er für die andere Seite arbeitet? Das klingt nämlich nicht nach dem Mann, den ich kenne. Ich habe ihn in Las Vegas beobachtet und nicht den kleinsten Hinweis dafür finden können. Ja, ich weiß, er ist gut und weiß genau, wie man sich tarnt. Es gibt aber auch eine andere mögliche Erklärung: dass er unschuldig ist.«

»Glauben Sie, mir macht das Spaß?«, brummte Rollins. »Ich kenne Bourne auch. Schon verdammt lange. Aber er hat sich verändert , Benoit. Medusa hat ihn rekrutiert oder manipuliert … was weiß ich. Jedenfalls steht er nicht mehr auf unserer Seite. Ich habe den FBI -Bericht über die Abgeordnete Ortiz gelesen. Es war Cain . Sein Zimmer, seine Fingerabdrücke, seine Waffe. Es gibt nicht den geringsten Zweifel.«

Benoit zupfte an einem rissigen Fingernagel. »Weiß Bourne, was sich wirklich in Las Vegas zugetragen hat? Was mit Nova geschehen ist?«

»Nein.«

»Vielleicht hätten Sie es ihm sagen sollen.«

»Das war keine Option. So, wie er sich seither verhält, stehe ich zu meiner Entscheidung. Es deutet alles darauf hin, dass er in Las Vegas schon auf der Seite von Medusa war. Haben Sie schon an diese Möglichkeit gedacht? Es ist absolut denkbar, dass die Anweisung, Nova auszuschalten, von Cain selbst kam.«

Benoit zuckte mit den Schultern. »Sie legen Ihre Strategie auf der Grundlage von Daten fest, Nash. Sie glauben alles, was die Computer Ihnen sagen. Ich handle auf der Grundlage dessen, was reale Personen sagen und tun. Ich behaupte nicht, dass Sie sich irren. Ich sage nur, dass Sie nicht den Menschen beschreiben, den ich kenne.«

»Haben Sie ein Problem mit diesem Auftrag? Soll ich ihn jemand anderem übertragen?«

Der Treadstone-Agent schüttelte den Kopf. »Nein. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Der Auftrag geht in Ordnung. Bourne und das Mädchen sind tot.«