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Bourne erwartete jeden Moment Schüsse aus dem Helikopter. Doch es kamen keine Gewehrkugeln – die Maschine drehte ab und flog übers Meer hinaus.

Als der Hubschrauber fort war, richtete er seine Pistole auf die Jacht, in Erwartung eines Angriffs. Doch das Boot lag still und dunkel am Pier. Bourne schaute sich am Strand um, fand jedoch keine Überlebenden. Die toten Manager lagen in der Nähe des Waldes, in den sie sich hatten flüchten wollen. Ihre langen Schatten lagen wie Leichentücher auf dem Sand.

Die Mörder waren bereits ins Innere der Insel vorgedrungen. Frische Reifenspuren im Sand verliefen zu der Straße, die nach oben zum Anwesen führte. Bourne sprintete die gewundene Straße hinauf. Nach mehreren Spitzkehren blieb er stehen, als er zwei Jeeps sah, die die Straße blockierten. Er beobachtete das Geschehen einen Moment lang, dann ging er lautlos näher heran.

Hinter den Jeeps erhob sich Miles Priests Luxusanwesen aus dem umgebenden Dschungel. Das vierstöckige meergrüne Haus hatte auf jeder Etage großzügige Balkone, von denen man die Aussicht und die Meeresluft genießen konnte. Die Anlage war von einer Hightech-Sicherheitsmauer aus drei Meter hohen Stahlsäulen umgeben, die zwar das Licht, aber keine Eindringlinge hereinließ. Auf den Spitzen waren in regelmäßigen Abständen Kameras montiert, die den Innen- und Außenbereich überwachten. Die Zufahrtsstraße führte zu einem hohen Tor. Bourne fragte sich, wie Medusa hier unbemerkt eindringen wollte.

Er tauchte in den Wald ein und näherte sich dem Tor. Mit dem Fernglas spähte er ins Innere des Anwesens. Es herrschte eine unheimliche Stille. Nichts rührte sich. Auf den Wegen und in den Schwimmbecken war niemand zu sehen, doch auf einem der oberen Balkone blinkte ein rotes Licht. Die Wachmänner waren bewaffnet und überblickten mit ihren Zielfernrohren das Gelände.

Die Big-Tech-Bosse würden sich nicht kampflos geschlagen geben, doch sie konzentrierten ihre Waffen auf das Haupttor, wo der Feind sich gar nicht blicken ließ. Miss Shirleys Killerkommando war verschwunden.

Wohin?

Bourne schlich am Sicherheitswall entlang durch den dichten Dschungel. Alle paar Schritte blieb er stehen und lauschte, doch von den Angreifern war nichts zu sehen und zu hören. Nach etwa zweihundert Metern gelangte er zu einer Ecke des Anwesens. Bisher hatte er keine Möglichkeit gesehen, die Mauer zu überwinden – und Medusa schien es auch nirgends versucht zu haben.

Plötzlich bemerkte er, dass er nicht allein war.

Er konnte den Mann riechen, bevor er ihn sah. Der Wind hier oben auf der Hügelkuppe wehte strengen Körpergeruch zu ihm herüber. Bourne blieb augenblicklich stehen und ließ sich im Schutz des Unterholzes auf den Boden nieder. Zentimeter für Zentimeter kroch er vorwärts, bis er zwei Meter vor sich einen Mann in Tarnuniform mit einem Gewehr im Arm sah. Er gehörte eindeutig nicht zu den Sicherheitskräften der Insel, sondern zu Medusa. Er war groß, muskulös und trug ein Headset, das mit einem Funkgerät an der Schulter verbunden war. Mit einem Wort oder einem Schrei hätte er Bourne verraten können – und Anonymität war im Moment Bournes einziger Trumpf.

Lautlos zog er das Jagdmesser aus der Scheide an seiner Wade und schob sich noch etwas näher heran. Wenn der Mann sich jetzt in seine Richtung drehte und nach unten schaute, würde er ihn sehen. Bourne hob sich auf ein Knie und machte sich bereit. Er wartete, bis der Mann den Kopf drehte, dann sprang er auf und schlug zu wie eine Schlange. Mit der linken Hand über dem Mikrofon drückte er dem Mann den Unterarm an die Kehle, während er ihm mit der rechten Hand das Messer in den Hals stieß und mit einer blitzschnellen Bewegung die Halsschlagader durchtrennte. Ein Blutschwall spritzte ihm ins Gesicht. Der Mann stieß ein kurzes Röcheln hervor und zuckte, während Bourne ihn festhielt. Als sein Körper erschlaffte, legte Bourne ihn auf den Boden.

Er nahm dem Toten das Funkgerät und das Gewehr ab, dann drehte er sich um die eigene Achse, in Erwartung eines Angriffs – doch der Mann war anscheinend allein zurückgeblieben, während die anderen weitergegangen waren.

Ein Wachmann.

Was bewachte er hier mitten im Dschungel? Und wo steckten die anderen Angreifer von Medusa?

Plötzlich kam ein Geräusch aus dem Headset. Bourne erkannte die eiskalte Stimme der Frau. Miss Shirley.

» Wir sind drin .«

Sie waren ins Anwesen vorgedrungen. Aber wie? Die nächste Meldung erklärte alles.

» Jersey, alles klar beim Tunnel

Ein Tunnel.

Irgendwo hier in der Nähe führte ein unterirdischer Gang unter der Mauer hindurch ins Anwesen. Es klang plausibel, dass Miles Priest einen geheimen Weg nach draußen hatte anlegen lassen. Der Nachteil daran war, dass der Tunnel auch als Zugang von außen benutzt werden konnte, falls ein Angreifer davon wusste.

Daraus ergab sich eine interessante Tatsache.

Medusa hatte einen Maulwurf in Priests Team.

Bourne hörte Miss Shirleys ungeduldige Stimme aus dem Headset. » Jersey? Wie ist die Lage? «

Die Anführerin des Killerkommandos erwartete eine Meldung von dem Mann, den Bourne soeben getötet hatte.

»Alles klar«, antwortete Bourne mit gedämpfter Stimme.

» Wir zünden jetzt die Sprengladungen .«

Im nächsten Augenblick fing die Erde unter seinen Füßen an zu beben – so heftig, dass er sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte. Ein lautes Donnern hallte über die Insel. Keine fünf Sekunden später folgte eine zweite Explosion aus der Richtung des Tores. Es roch verbrannt, und schwarzer Rauch stieg über den Baumwipfeln auf.

Bourne wusste Bescheid. Die Jeeps.

Sie hatten die Jeeps in die Luft gejagt – ein Ablenkungsmanöver, damit die Sicherheitsleute sich auf den Bereich des Tores konzentrierten und dort auf einen Angriff warteten, der nicht kommen würde. Währenddessen konnte Miss Shirley ihre Killer unbehelligt zum Haus führen.

Der Tunnel !

Er musste den Tunnel finden.

Bourne schaute sich im dichten Gehölz um. Er ging davon aus, dass der Mann, den er getötet hatte, den Zugang bewacht hatte – also musste er hier irgendwo sein. Er suchte im dichten Buschwerk, doch da war nichts. Die krächzenden Papageien in den Bäumen schienen ihn auszulachen. Von der anderen Seite der Mauer hörte er bereits Gewehrfeuer. Die Zeit drängte. Der Kampf um das Anwesen hatte begonnen.

Da!

Direkt vor seinen Füßen sah er einen Betonbunker, gut verborgen unter dem Buschwerk. Dass er ihn entdeckt hatte, lag nur daran, dass die gepanzerte Tür offen stand.

Medusa musste einen Spion in Priests Team haben, der den Angreifern den Weg frei machte.

Beim Zugang führte eine Treppe drei Meter nach unten und mündete in einen Tunnel, der zum Haus hin verlief. Als er nach unten stieg, sah er Lampen an der Decke, die jedoch ausgeschaltet waren. Es sah ganz nach einem Stromausfall aus, den auch kein Notstromgenerator kompensierte. Wahrscheinlich waren auch die Außenkameras nicht mehr in Betrieb.

Das bedeutete, dass die Sicherheitsleute, die das Haus verteidigten, blind waren.

Bourne schaltete seine Taschenlampe ein und hetzte durch den Tunnel. Am anderen Ende sah er eine Tür zu einem Wartungsraum, der ebenfalls dunkel war. Er fand eine Treppe, eilte nach oben und gelangte in einen dunklen Gang im Erdgeschoss des Hauses. Hinter der nächsten Tür befand sich eine Catering-Küche. Auf dem Boden lagen ein halbes Dutzend Tote.

Köche. Servierkräfte. Alle tot. Erschossen. Der Fliesenboden war mit Glasscherben übersät. In der Tür lagen zwei tote Wächter. Die Waffen hatte man ihnen abgenommen.

Wieder hörte er Miss Shirleys Stimme im Headset.

» Philly, New York, Chicago, haltet uns unten den Rücken frei. Schießt jeden nieder, der euch begegnet. Wir gehen zum nächsten Stockwerk weiter .«

Von der Küche gelangte Bourne in einen weitläufigen Innenhof, der teilweise von einem einziehbaren Dach bedeckt war. In den oberen Etagen erhoben sich steinerne Balustraden über dem Atrium. Auf dem quadratischen Innenhof war alles für eine abendliche Cocktailparty vorbereitet, doch es war weit und breit niemand zu sehen. Die schwarz drapierten Tische zwischen Palmen und farbenprächtigen karibischen Skulpturen waren leer. Zwischen den weißen Säulen, die den Hof begrenzten, führten auf allen Seiten Gänge ins Haus.

Bourne trat in den Hof. Im nächsten Moment krachten Schüsse. Er warf sich hinter ein steinernes Gefäß. Als er einen Blick riskierte, sah er einen Wachmann, der von seiner Position hinter einer Säule auf ihn schoss. Für diese Leute war Bourne eine Bedrohung. Wie sollte er ihnen klarmachen, dass er auf ihrer Seite stand?

Der Wachmann machte den Fehler, sich aus der Deckung zu wagen. Er eilte zur nächsten Säule, da fiel ein Schuss aus einer anderen Richtung. Der Mann sackte mit einer Kugel im Kopf zu Boden.

Bourne hörte eine Stimme, diesmal nicht im Headset, sondern wenige Meter entfernt, auf der anderen Seite des Steingefäßes.

»Jersey? Bist du das? Warum bist du nicht beim Tunnel geblieben?«

Wenn der Medusa-Mann noch näher herankam, würde er erkennen, dass Bourne nicht einer der Ihren war. Bourne legte das Gewehr an. Er ging davon aus, dass der Mann eine Schutzweste trug, also kam nur ein Kopfschuss infrage. Er sprang auf, zielte und feuerte zweimal. Die erste Kugel ging ins Leere, die zweite traf den Mann mitten in die Stirn. Er starb mit einem überraschten Ausdruck im Gesicht.

Bourne schnappte sich das Gewehr des Toten und hängte es sich über den Rücken. Er rannte zum anderen Ende des Hofs und gelangte in einen mit lachsfarbenen Fliesen ausgelegten Gang. In der blassgelben Wand sah er mehrere gläserne Doppeltüren. Er öffnete die erste Tür und schaute in ein mit Ledermöbeln eingerichtetes Zimmer, in dem sich niemand aufhielt. Hinter der nächsten Tür befand sich ein Raum mit einem Schwimmbecken und deckenhohen Fenstern, durch die er auf das Anwesen hinausschaute. Er lauschte einen Moment und hörte angespanntes, schweres Atmen. Er folgte dem Geräusch und sah eine junge Frau im geblümten Cocktailkleid hinter einer Bar kauern. Als sie sein blutverschmiertes Gesicht und das Gewehr in seiner Hand sah, setzte sie zu einem Schrei an, den er erstickte, indem er ihr den Mund zuhielt.

»Ich will Ihnen helfen«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Sie müssen keine Angst haben. Bleiben Sie hier, dann passiert Ihnen nichts.«

Er nahm die Hand weg, und sie nickte wortlos.

»Wo sind die Manager?«, fragte er die Frau. »Wo verstecken sie sich?«

Sie deutete mit dem Finger nach oben. »Im obersten Stockwerk.«

»Bleiben Sie hier. Es ist bald vorbei.«

Bourne richtete sich auf. Im selben Moment sah er zwei Medusa-Killer draußen vor der Terrassentür patrouillieren. Die Männer sahen ihn ebenfalls und feuerten durch die Glastür. Die junge Frau schrie auf. Bourne warf sich auf den Boden, rollte sich ab und verschanzte sich hinter einem der massiven Kirschholzbeine eines Billardtischs. Der Geschosshagel von draußen ging unvermindert weiter – plötzlich spürte er einen brennenden Schmerz in der Wade. Er wirbelte herum und feuerte zurück, ohne zu zielen, doch die Angreifer warfen sich Schutz suchend auf den Boden.

Bourne drückte erneut ab, traf einen Gegner, doch der andere antwortete mit einer wütenden Salve, die Bourne in die Deckung zwang. Immer näher pfiffen die Kugeln vorbei – da hörte der Beschuss plötzlich auf. Dem Geräusch nach hatte das Gewehr des Angreifers Ladehemmung. Bourne nutzte die Gelegenheit, setzte sich auf und zielte sorgfältig. Der andere sah die Gefahr und rannte los, doch Bourne nahm ihn ganz ruhig ins Visier und traf ihn mit einer Kugel im Nacken.

Nummer vier.

Nach seiner Zählung mussten noch fünf Angreifer von Medusa übrig sein. Plus Miss Shirley und Gabriel Fox. Sie waren sicher schon auf dem Weg nach oben, um die Manager zu töten, die sich im Obergeschoss verschanzt hatten.

Bourne eilte hinaus auf den Gang. Als er kurz zurückschaute, sah er die Blutspur, die er auf den Fliesen hinterließ. Der Angreifer hatte ihn am Bein erwischt. Durch das Laufen schlug sein Herz schneller, sodass er noch mehr Blut verlor, doch das ließ sich nicht ändern. Halb laufend, halb humpelnd eilte er zur Treppe, an noch mehr Toten vorbei. Hausangestellte, Wachmänner. Als er zu einer Marmortreppe im Eingangsbereich gelangte, sah er einen Mann auf den Stufen liegen. Es war der indische CEO eines Online-Versandriesen, den die Angreifer niedergeschossen hatten, bevor er nach oben hatte flüchten können.

Bourne stieg die Treppe hoch. Auch im ersten und zweiten Stock lagen tote Angestellte. Überall herrschte gespenstische Stille. Als er sich dem dritten Stock näherte, hörte er Schüsse krachen. Er hatte den Rest des Medusa-Teams gefunden. Bourne folgte dem Gewehrfeuer und gelangte zu einer der steinernen Balustraden, die den Innenhof begrenzten. Vorsichtig schaute er zur anderen Seite des Hauses hinüber. Drei oder vier Wachmänner hatten sich in der gegenüberliegenden Ecke verschanzt, während die Angreifer sich in Zwei-Mann-Teams aufgeteilt hatten, um sie in die Zange zu nehmen. Die Säulen gaben ihnen Deckung, während sie zu den Verteidigern vorrückten. Der Schusswechsel ging unvermindert weiter.

Bourne zählte vier Medusa-Männer, zwei auf jedem Seitengang. Gabriel Fox und Miss Shirley waren nirgends zu sehen.

In seinem Kopf begann es sich zu drehen, als die Schmerzen im Bein stärker wurden. Er versuchte seinen Blick zu fokussieren, schob den Gewehrlauf zwischen zwei Säulen der Balustrade hindurch und nahm einen Medusa-Mann ins Fadenkreuz. Der Angreifer konzentrierte sich ganz auf die Wachmänner. Er wusste nicht, dass Bourne da war.

Einatmen.

Langsam ausatmen.

Abzug durchdrücken.

Der Kopf des Mannes explodierte.

Der Schuss hätte die anderen alarmieren können, doch sie waren zu sehr ins Kampfgeschehen vertieft, um zu erkennen, dass sich das Kräfteverhältnis verschoben hatte. Bourne nahm den nächsten Angreifer aufs Korn.

Ein Schuss. Ein Treffer.

Nun erkannten die anderen die neue Bedrohung.

Ein Medusa-Killer feuerte über das Atrium hinweg. Rings um Bourne explodierten Wandputz und Fliesen. Ein Splitter bohrte sich in seinen Handrücken. Er rollte sich zur Seite, fand jedoch keine Deckung, also legte er das Gewehr an und schoss zurück. Ein Kugelhagel durchschnitt die Luft. Seine Chancen gegen die beiden verbliebenen Angreifer waren gering, doch das Glück war auf seiner Seite. Eine seiner Kugeln schlug in eine Säule ein, und ein messerscharfer Steinsplitter traf den Killer im Auge. Der Mann schrie auf, taumelte nach hinten. Ein Sicherheitsmann nutzte die Gelegenheit und schoss ihn nieder.

Bourne musste weiter zur Treppe. Er musste nach oben, um Miss Shirley aufzuhalten. Mühsam rappelte er sich auf und humpelte zur nächsten Ecke.

Dort erwartete ihn der letzte Medusa-Killer.

Der Mann hob das Gewehr und krümmte den Finger. Bourne sah dem Tod ins Auge.

Doch bevor ihn die tödliche Kugel treffen konnte, krachten Schüsse quer durch das Atrium. Die Wachmänner kamen aus ihrer Deckung hervor und feuerten aus allen Rohren. Von mehreren Kugeln getroffen, sackte der Medusa-Killer zu Boden. Der Schusswechsel war vorbei. Bourne wollte aufstehen und weitergehen, wollte laufen – doch als er sich aufrappelte, gaben seine Beine unter ihm nach.

Er schlug mit dem Kopf auf den harten Fliesen auf.

Es wurde schwarz um ihn herum.

Im Stockwerk darüber spie Miss Shirley einen Fluch hervor. » Scheiße! «

Sie riss sich das Headset vom Kopf und warf es in die Ecke. Am liebsten hätte sie vor Wut in die Wand geschossen, bis das Magazin ihres Gewehrs leer war, doch sie beherrschte sich. In diesem Moment hätten acht Profikiller zu ihr heraufkommen sollen, um mit ihr den allerletzten Widerstand zu brechen und jeden niederzuschießen, der sich ihnen in den Weg stellte.

Doch sie waren nur zu dritt. Miss Shirley, ein Medusa-Agent mit dem Codenamen Dallas und der nutzlose Gabriel Fox.

Fox schaute sie verständnislos an, in seinen Augen machte sich Angst bemerkbar. »Was zum Teufel ist da los?«

»Sie melden sich nicht mehr«, sagte sie. »Keiner von ihnen. Jersey, Philly, Chicago, New York, Memphis … keiner mehr da. Wir sind auf uns allein gestellt.«

»Was sagst du da?«

»Sie sind tot . Das ist eine Katastrophe. Ein Desaster.«

Sie schaute zu der Tür am anderen Ende des Ganges, hinter der sich die restlichen Manager verschanzt hatten. Sie war hier, um diese Leute zu eliminieren … und war gescheitert.

Der Chef von Medusa, der Mann, der seit fast zwanzig Jahren ihr Geliebter war, würde ihr das nie verzeihen.

»Wir müssen weg«, entschied sie.

»Was redest du da?«, protestierte Gabriel. »Was wird aus unserem Plan? Wir wollten doch das Big-Tech-Imperium übernehmen?«

»Oh, Gabriel, halt einmal deine verdammte Klappe. Begreifst du nicht? Wir müssen schnell zu einem Helikopter und von der Insel verschwinden, solange wir noch können. Sonst sind wir auch tot. Wir haben verloren.«

Gabriel schüttelte wütend den Kopf. »Du hast sie unterschätzt!«

Miss Shirley signalisierte Dallas, zur Treppe vorauszugehen. Dann packte sie Gabriel am Arm und zog ihn mit sich. »Ich habe niemanden unterschätzt. Wir haben genau gewusst, was uns hier erwartet. Kapierst du es immer noch nicht? Es sind nicht Priests Leute, die uns aufgehalten haben.«

Gabriel hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten, und stolperte über die eigenen Füße. »Wer dann?«

Miss Shirley schwieg, doch sie wusste genau, wer ihren Plan durchkreuzt hatte. Sie stellte sich das Gesicht des Mannes vor, und die Wut stieg aufs Neue in ihr hoch. Sie würde ihn finden und ihm einen langsamen, qualvollen Tod bereiten.

» Bourne .«