39. Kapitel
Bea Hudson wagt endlich den Sprung.
»Ich kann immer noch nicht glauben, dass das dein letzter Tag ist«, sagt Glenda, während ich die Sachen von meinem Schreibtisch zusammenpacke. Traurig streicht sie über die dunklen, dicken Blätter des Geldbaums, den ich ihr letzten Monat zum Geburtstag geschenkt habe. Er steht für die Freude und Energie der Freundschaft und soll Glück bringen. »Ich werde dich sehr vermissen. Wir alle.«
»Ich dich auch, Glenda.« Ich blicke mich im Büro um, das sieben Jahre lang mein berufliches Pflegeheim gewesen ist – und in den letzten vier Monaten mein Zuhause. Kaum zu glauben, dass ich erst vor drei Wochen in Nicks Büro marschiert bin und ihm gesagt habe, ich wolle mich auf die Stelle bei JF Design bewerben. Es war Adams Idee gewesen. Er war ganz aufgeregt, als die Kandidatin, für die James sich entschieden hatte, überraschend ausfiel, weil man ihr woanders eine Festanstellung angeboten hatte (»Wie viele Hinweise brauchst du denn noch?«, hatte er gefragt.) Schließlich hörte ich auf ihn, weil selbst ich vor dieser Chance kein zweites Mal davonlaufen konnte.
Nick rief James sofort an, und der freute sich, dass man mich aus meinem Vertrag entließ, damit ich für ihn arbeiten konnte.
»Du bist viel zu lange hier gewesen«, sagte Nick, nachdem er das Telefonat beendet hatte, das mein berufliches Leben komplett verändern sollte. »Ich kann die Zeichen nicht länger ignorieren, dass du viel zu gut für uns bist.«
Und jetzt geht mein letzter Tag bei Eagle’s zu Ende. Alle versammeln sich mit Plastikbechern voll Sekt um meinen Schreibtisch, auf dem Schalen mit Knabberzeug und ein Schokoladenkuchen stehen. Da merke ich, wie sehr ich jeden einzelnen meiner Kollegen vermissen werde. Ich blicke sie an, sehe ihr strahlendes Lächeln und dass sie sich aufrichtig für mich freuen.
»Alles in Ordnung, Tim?«, frage ich und ziehe meinen Stuhl um unsere Schreibtische herum auf seine Seite. »Sieht aus, als würdest du hart an etwas …«
Er lehnt sich auf seinem Stuhl zurück, streckt sich und grinst. »Immer doch, Süße, immer. Ich muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist, ein guter Mann lässt sich nicht unterkriegen und so weiter und so fort. Wolltest du mir sagen, wie sehr ich dir fehlen werde und dass du insgeheim die ganze Zeit in mich verliebt gewesen bist?«
»Na klar. Welche Frau kann dir schon widerstehen?« Ich grinse.
Er stößt lautstark die Luft aus. »Ja, das ist eine große Bürde. Es tut mir leid, dass du mit dieser, ehrlich gesagt, ziemlich unangenehmen Sorte Mann verheiratet bist. Groß, gut aussehend, reich, klug, netter Kerl … Ehrlich, was findest du bloß an ihm?« Er zwinkert mir zu, und ich küsse ihn auf die Wange, woraufhin er knallrot anläuft. Ich wusste immer, dass Tim nicht der abgebrühte Frauenheld ist, der er vorgibt zu sein.
»Hier.« Ich reiche ihm die Bambuspflanze, die ich gepflegt habe.
Tim nimmt sie entgegen und betrachtet sie einen Augenblick. »Danke, Bea, die ist, äh, sehr grün. Soll ich darauf herumkauen wie ein Panda?«
Ich lache. »Ich weiß, dass du nicht der Pflanzentyp bist, Tim, aber Bambuspflanzen stehen für Freude und Reichtum. Sie bringen außerdem Glück.«
Tim blickt auf die Pflanze, dann wieder zu mir. Seine Augen schimmern feucht.
»Wage es ja nicht zu weinen, Tim«, drohe ich und knuffe ihn sanft gegen die Schulter.
Er schnieft mannhaft und lockert die Schultern. »Du bist eine gute Freundin, Bea. Du verdienst alles Glück dieser Welt.«
Ich lächle und versuche, ihm zu glauben.