Epilog

30. April 2014

»Ich hatte damals vor dem Traualtar nicht vor durchzubrennen. Ehrlich nicht. Ich bin an jenem Morgen nicht mit dem Gedanken aufgewacht: Wie kann ich denen, die ich am meisten liebe, möglichst viel Kummer bereiten? Dem einen Menschen, den ich am meisten liebe …« Kurz driften meine Gedanken ab, und ich schaffe es nicht, meine wohlvorbereitete Rede fortzusetzen. Ich blicke in die erwartungsfrohen Gesichter, die mit den Tulpen um die Wette leuchten. Muss ich das wirklich alles noch einmal aufwärmen? Ausgerechnet jetzt, da alle, die mir zuhören, nur den freudigen Anlass des heutigen Tages mit mir feiern wollen?

Vereinzelt ertönt ein verlegenes Hüsteln, hier und da wird geflüstert, und in mir steigt Panik auf. Ein Gefühl von Übelkeit überkommt mich, oder noch schlimmer, als würde ich gleich ohnmächtig werden. O Gott, bitte das nicht. Nicht schon wieder. Doch da drückt jemand meine linke Hand, und durch diese ermutigende, warme Geste finde ich meine Zuversicht und mein Selbstvertrauen wieder. Als ich mich zu diesem Jemand umdrehe, lächelt er und nickt mir aufmunternd zu, als wolle er sagen, ich solle meinem Instinkt vertrauen.

»In Wahrheit glaube ich, dass ich an jenem Tag überhaupt nicht viel gedacht habe«, fahre ich fort. »Ich war sehr nervös, das war alles. Ich habe mich nur darauf konzentriert, was ich als Nächstes zu tun hatte. Wann ich aufstehen, mich fertig machen, ins Auto steigen, den Gang hinunterschreiten sollte. Und na ja …« Ich halte inne und lächle schief. »Wie das ausgegangen ist, wissen wir alle.«

Gelächter weht wie Blütenblätter durch die Luft.

»Es hat viele Momente gegeben, in denen ich an mir selbst gezweifelt habe«, spreche ich weiter. »Meinen Mann vor dem Altar stehen zu lassen, war die schwerste Entscheidung meines Lebens. Viele sagen, es sei die schlechteste gewesen.« Ich lächle meiner besten Freundin Milly zu, die zustimmend nickt und die Hand hebt. »Aber egal, wie sehr ich auch an mir gezweifelt habe, tief im Innern wusste ich, dass sie nicht recht haben.« Kurz schließe ich die Augen und denke an meinen lange zurückliegenden Fehler, den ich nie vergessen werde. Aber jetzt endlich bin ich darüber hinweg. Auch wenn es mir schrecklich schwerfiel, zu meiner Entscheidung zu stehen, wusste ich doch immer, dass es die richtige war.

Ich blicke erneut in die Runde, dann wende ich mich dem Mann zu, der neben mir steht. Es fühlt sich an, als sei er schon immer da gewesen, als wäre das unsere Bestimmung. »Ich hoffe, ihr könnt alle sehen, dass ich durch diese Entscheidung glücklicher geworden bin, als ich es je für möglich gehalten habe …«

Erneut blicke ich in die Gesichter unserer Gäste, die sich an diesem bedeutsamen, lebensverändernden Tag im Greenwich Park versammelt haben, und spüre ein Glücksgefühl in mir aufwallen, weil ich in ein neues Leben eingetreten bin. In die Zukunft. Unsere Zukunft.

Adam lächelt und hebt sein Champagnerglas. Ich weiß, dass er genauso empfindet.

»Bitte, erhebt nun eure Gläser, weil ich mit euch anstoßen möchte. Nicht auf unsere Zukunft, sondern auf die Gegenwart. Auf jede Erfahrung, auf die guten wie die schlechten, auf jeden, der hier ist« – ich fasse Dads Tagebuch –, »und jeden, der nicht hier sein kann, aber nichtsdestotrotz seinen Beitrag dazu geleistet hat, dass Adam und ich am heutigen Tag hier stehen. Ich weiß, dass wir einen ziemlich ungewöhnlichen Weg gegangen sind, aber ich hoffe, ihr stimmt mir zu, wenn ich sage, dass uns ein wahrhaft glücklicher Stern hierhergeführt hat …«

Und als wir uns küssen, empfinde ich genau das.

Ende