Tag 20
Ginos Verhalten mir gegenüber hat sich weiterhin nur positiv verändert. Er ist liebenswürdig und freundlich. Und ich versuche, es durch Akzeptanz zu erwidern. Ich probiere es wirklich, auch wenn sich alles in mir sträubt.
Obwohl er mir versprochen hat, dass er keine Gäste mehr zu mir lässt, weil er, dieser eine Gast, Viktor, ein Auge auf mich geworfen hat, hält Gino sich nicht daran. Ich sehe es ihm nach. Er will Geld verdienen. Zwar bin ich die leidtragende, aber ich bin mittlerweile an einem Punkt angekommen, wo es mir gleich ist.
Ja, Vicco. Es ist mir egal geworden. Denn sie benutzen nur meinen Körper und nicht mich. Schänden nicht meine Seele, weil diese ihnen fernbleibt, und rutschen nur über mich drüber, da ihnen wahrscheinlich die Gummipuppe zu kalt ist.
Dabei bin ich es längst auch. Kalt. Empfindungslos. Ich verschließe mich vor dem Geschehen. Ich kann mich verstecken. Wenn sie mich verletzen, merke ich das schon gar nicht mehr. Nicht wegen einer verschobenen Schmerzgrenze. Es ist vielmehr die Möglichkeit, aus meinem Körper zu fliehen und bei dir zu sein. Du wirst das nicht verstehen. Die ganzen Wunden, die sie mir zufügen, verheilen wieder. Jede einzelne. So wie Ginos bunte Flecken im Gesicht ausbleichen, verblassen meine und auch die Gesichter derer, die Schuld daran tragen. Es vergeht. Was aber für immer bleibt, sind die Taten, vor denen ich mich nicht verschließen kann.
Angefangen vom ersten Tag meiner Gefangenschaft, wo ich noch erwartet habe, dass es nur ein Spiel von dir ist, wie so oft. Dass du jeden Moment hier reinschneist und mir sagst, es sei nur ein aus dem Ruder gelaufenes Abenteuer und mich fest in deine Arme schließt. Doch es war nicht so.
Weiter zu dem Mann, der mich brutal missbraucht, mir jeden Ausweg versperrt und mir mein Körpergefühl genommen hat. Demut und Machtlosigkeit bekamen in jenem Augenblick eine neue Bedeutung.
Bis hin zu den vielen verschieden anderen Erniedrigungen. Zum Beispiel, dass ich mich für das, was ich gegessen habe, schäme. Ich an nichts anderes mehr denken kann, wenn Gino mir den Teller reicht. Ich frage mich sogar, ob ich je wieder essen kann, ohne dieses Bild vor meinen Augen zu haben.
Aber ganz oben auf der Liste der Grausamkeiten stehst du. Denn ich fühle mich mit der Liebe zu dir und dass ich mich in meinen Gedanken zu dir wünsche auf eine neue und schlimmere Art entehrt. Du hast mir alles genommen, mich hilflos gemacht und ausgeliefert. Dennoch kann ich dich nicht loslassen. Der Zeitpunkt, mich von dir zu lösen, ist noch nicht gekommen. Im Moment bist du das Einzige, was mich noch am Leben hält.
Es gab einen Tag, als die Wände auf mich zukamen und das Dauerlicht an der Decke mich so überreizte, dass ich mir überlegt habe, wie ich mich mit dem Laken erhängen kann. Ist das traurig, Vicco? Nein, das ist es nicht. Vielmehr ist es mutig, eine angemessene Lösung gefunden zu haben und darauf war ich sogar für einen Moment stolz, als ich das Laken eng in sich selbst eingedreht habe, bis es zu einem ungleichmäßigen Seil wurde. Ich habe es um meinen Hals geschlungen und einen festen Knoten an meinem Kehlkopf gebunden, dass ich so schon kaum Luft bekam. Eine Euphorie durchströmte mich, einen Ausweg gefunden zu haben. Obwohl ich kaum atmen konnte, lächelte ich in mich hinein, weil ich endlich über mich selbst entscheiden konnte. Aber selbst die Möglichkeit, mich aus meiner Lage zu befreien, blieb mir verwehrt, weil ich keinen Weg fand, das andere Ende an der Decke zu befestigen, sodass es mich hält, bis ich den letzten Atemzug ausgehaucht habe. Das war der Augenblick, in dem mir klar wurde, dass ich nach wie vor nicht über mich entscheiden kann. Die Enttäuschung darüber traf mich wie ein Schlag. Nichts ist mehr von mir übrig. Ich bin abgestumpft. Kalt. Leer.
Nur mein Körper ist da und mein Geist sucht Zuflucht an deiner Seite. Immer noch.
Lediglich erfreue ich mich, auf eine sehr bedenkliche Weise, an Ginos Einstellung, mir nur Männer zu schicken, die nicht das Bedürfnis verspüren, mich qualvoll zu foltern. Er behauptet es zumindest, denn jeder Mann, der dieses Zimmer betritt, tut Dinge, die ich nicht möchte. Sie benutzen weiterhin meinen Körper. Selbst ich bin aber schon längst der Ansicht, dass ich unterscheiden muss. Zwischen einem fast schon angenehmen Missbrauch, so, dass ich meinen Geist vor der körperlichen Tat bewahren kann, und dem Missbrauch, der so grausam ist, dass er mir diesen Fluchtweg, im Traum bei dir zu sein, nicht lässt. Für diese kleine Aufmerksamkeit von ihm bin ich dankbar und es macht meine Anwesenheit zuversichtlicher. Ja, ich hoffe ganz tief in mir drin, dass er mich vielleicht etwas leiden kann und mich vor dem Schlimmsten bewahren möchte. Es ist ungesund. Trotzdem macht es das Ganze leichter. Sogar, dass er mich täglich missbraucht, macht es erträglicher.
Ich verweigere mich ihm nicht, verschließe meine Seele vor ihm und mittlerweile bekomme ich jeden Tag frische Kleidung und darf auch mehrfach am Tag duschen. Es wird zumutbarer, dass er zwischendurch nachts bei mir schläft. Deswegen kriege ich immer mehr das Gefühl, dass meine Toleranz sich geändert hat, so wie sein Denken. Denn oft behandelt er mich so wie seine Freundin. Wie seine kleine, eingesperrte Freundin. Gino steht jeden Tag gutgelaunt vor mir, fragt mich, wie es mir geht, und will mir jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Nur scheint er nicht lesen zu können. Oder das Offensichtliche zu ignorieren. Ich akzeptiere es. Schweigend.
Keine Fluchtmöglichkeit ist mir in den Sinn gekommen. Nicht eine Einzige. Dabei wurde ich schon kreativ und habe ans Morden mit dem Verstärkungsdraht der Corsage gedacht. Bloß habe ich keine mehr. Nur noch kleine, süße Kleidchen, die Nachthemden ähneln. Sie sind alle sauber und ordentlich in der Ecke gestapelt. Und nach zwanzig Nächten in diesem Raum vergesse ich langsam, welchen Wochentag wir haben, auch, wenn Gino mich immer wieder daran erinnert. Selbst das ist mir einerlei.
Jetzt steht er
vor mir und lässt mir keine Zeit, weiter zu grübeln. Er, der dir so ähnlich ist. Viktor, dessen Namen ich vergessen möchte, weil selbst dieser deinem ähnelt, Vicco.
Er sieht mich mit diesem freundlichen Lächeln an, welches mich erwärmt und sich so vertraut anfühlt, dass ich mich nicht vor ihm fürchte, sehr wohl jedoch vor mir selbst. Seine Schritte nähern sich mir und am Arm zieht er mich vom Bett hoch und streicht mir die Haare nach hinten.
»Hallo, Rose.«
Schweigend sehe ich zu ihm auf, direkt in seine blauen Augen. Hitze sammelt sich in meinen Wangen, weil ich schon wieder an dich denken muss und in meinem Wahn Parallelen zwischen euch ziehe.
»Ich werde diesmal nicht gehen, auch wenn du danach verlangst.«
Leicht runzle ich die Stirn und weiß nicht, was er jetzt von mir will. Ich könnte ihn fragen. Die letzten Tage habe ich schmerzhaft lernen müssen, lieber nur die Stumme zu sein und keine Frau, die eine Meinung hat oder neugierig ist. Also warte ich ab.
»Ich könnte dein Vater sein, Rose. Ich schäme mich für die Fantasien, die ich die ganzen letzten Tage von dir hatte. Dann hast du auch noch so reine, unschuldige Augen.«
Das, was man mit mir gemacht hat, ist sicher nicht rein und unschuldig, und mit Bestimmtheit würde ich deswegen nicht mehr in den Himmel kommen.
Und wenn schon.
»Ich kann nicht anders. Du bist so hübsch.«
Das war einmal.
Er legt seine Finger an den Saum meines Kleidchens und zieht es mir über den Kopf aus.
Direkt will ich mich mit den Armen bedecken, fühle mich so schutzlos und schäme mich meiner vielen Wunden vor diesem attraktiven Mann.
»Bedeck dich nicht.« Er drückt mir die Arme hinunter, sodass ich entblößt vor ihm stehe und sich die Hitze in meinen Wangen weiter entfacht.
»Schäm dich nicht, du bist hinreißend.«
Seinen Worten zum Trotz schaue ich auf meine nackten Füße. An den Schultern drückt er mich nach hinten und gleich darauf falle ich rückwärts aufs Bett.
»Hab keine Angst vor mir. Ich werde dich nicht verletzen, versprochen. Und wenn es zu viel wird, sag es. Dann höre ich auf.«
Ich glaube seinen Worten nicht, lasse den Kopf zurückfallen, als er meine Beine anwinkelt und spreizt. Ich schaue zur Decke und schließe dann die Augen. Beim letzten Mal ist er gegangen, als ich es verlangt habe. Aber es war von vornerein klar, dass er sich nur mit seinem Aussehen und der Wirkung auf mich von den anderen Männern unterscheidet, die sonst herkommen. Er will schließlich etwas. Er bezahlt dafür.
In der Dunkelheit suche ich nach dir. Schreie im Geiste deinen Namen, damit du bei mir bist, bevor es anfängt.
»Rose!«
Erschrocken fahre ich hoch und sehe ihn an, wie er zwischen meinen Beinen kniet.
»Sieh mich an.«
Auf den Unterarmen lehne ich mich zurück und gehorche, mechanisch.
»Schau nicht weg. Sieh genau zu, was ich mit dir mache.« Das mache ich.
Ich beobachte, wie er mit der Zungenspitze meine Mitte entlang nach oben fährt, bis zur Perle.
Ich sehe es. Spüre es.
Er wiederholt es sanft und zärtlich und ich wende den Blick nicht ab, so wie seine Augen mich durchbohren.
Es ist ein merkwürdiges Gefühl. Er tut mir nicht weh. Allerdings so offen dazuliegen, für ihn alles sichtbar zu machen und ihm dabei zu zusehen, erhitzt meine Wangen um ein Vielfaches. Es breitet sich sogar über mein Hals bis zur Brust aus. Seine Berührungen werden intensiver und im Unterleib bildet sich eine Wärme, die dafür sorgt, dass ich mein Becken vorschiebe. Nur minimal, aber es reicht aus, ihn zu bekräftigen, und er wird um einiges fordernder. Er umkreist meine Klit und saugt sie sanft zwischen die Lippen, sodass ich Luft hole und zittere. Unerwartet beginnt meine Mitte zu pulsieren. So eine Reaktion konntest eigentlich nur du mir entlocken. Nur bei dir sollte sie vorkommen. Nur du schafft es, mich so fühlen zu lassen. Meine Haut bedeckt sich mit einem Schweißfilm und heiße Blitze schießen mir ungewollt vom Unterleib bis in die Brust.
Er taucht seine Zunge in mich hinein und ich stöhne unwillentlich auf, lasse den Kopf in den Nacken fallen und bewege ihm mein Becken entgegen, als er mich mit der Zunge rhythmisch massiert. Vicco, es fühlt sich so gut an. Dabei will ich diese Empfindung nicht. Ich will nichts fühlen, will mich nur in deine Arme zurückziehen und kann es nicht.
»Sieh mich an«, befiehlt er und seine Finger tauschen den Platz mit der Zunge und er saugt meine Perle wieder zwischen seine Lippen. Es ist schwierig, ihn dabei anzusehen, weil das, was er mit mir macht, so gut ist. Es soll nicht sein, Vicco. Genauso soll es sich nicht
anfühlen. Ich will nicht, dass er mir so ein gutes Gefühl gibt. Das darfst nur du! Stattdessen zucken meine Hände, die ihn am liebsten mit dem Kopf an die empfindliche Stelle pressen und sie an seinem Mund reiben wollen.
Ich schalte die Gedanken aus, ertrinke in seinem intensiven Blick und gebe mich diesem fatalen Gefühl hin. Mein Körper spannt sich an und …
Er hört abrupt auf.
Keine sinnliche Berührung. Keine antreibende Lust. Keine ersehnte Erlösung.
Erschrocken sehe ich ihn an, will ihn anschreien, weil er mich so fallen lässt. Mich so verrät!
»Soll ich weiter machen?«
JA!
»Schweig und ich höre auf. Aber wenn du möchtest, dass ich weiter mache, dann sag es.«
Das darf er nicht von mir verlangen. Das ist nicht fair. Ich bin nicht hier, weil ich es will. Er darf mich nicht zum Betteln auffordern. Diese Situation zerreißt mich, Vicco. Ich spüre meine pochende Mitte, das Zucken meiner Glieder und den starken Wunsch, berührt zu werden. Die vergangenen Tage schieben sich in den Hintergrund, aber mein Verstand schreit mich an, mich dagegen zu wehren, nicht zuzulassen, dass er mir diese Entscheidung durch meine Lust nimmt, mein Denken auf den Kopf stellt und mich über den Trieb ausspielt.
Er legt seine ganze Hand auf meine Scham, dass seine Wärme eine Hitze in mir auslöst, die mich schier wahnsinnig macht und ich ungewollt das Becken zu ihm hinbewege.
»Sag es oder schweig.«
Ich kann es nicht. Ich will das auch nicht. Es ist falsch. Diese Lust darf ich nicht empfinden. Nur dir gegenüber. Oder ist das vorbei?
Er nimmt die Hand von mir und will aufstehen. Reflexartig verlassen mich die Worte »Mach weiter.« Ohne meine Zustimmung. Was sage ich da nur, Vicco? Das will ich doch gar nicht. Ich will, dass er weitermacht und zugleich auch nicht.
Er legt den Kopf schief und hebt eine Braue.
»Entschuldigung, ich habe dich nicht gehört.«
Das soll doch ein Scherz sein. Ich atme tief durch, schimpfe innerlich für meine Begierde und presse meine Lider beschämt zusammen.
»Mach bitte weiter«, bitte ich lauter, aber noch lange nicht so bestimmend, wie er es sicher hören wollte. Dennoch reagiert er.
Er reagiert, indem er intensiver und noch erregender den Kopf zwischen meine Schenkel legt, so dass ich laut aufstöhne. Er leckt, saugt, schiebt seine Finger in mich hinein und es überwältigt mich. Jede seiner Bewegungen strömt heiß durch meine Glieder und ich verliere nicht nur meine anfängliche Gegenwehr, sondern auch den Halt. Sekunden später stehe ich in einem Feuerball aus Lust, stöhne und explodiere an seinem Mund.
Zitternd, bebend lasse ich mich zurückfallen, bekomme die Atmung nicht mehr unter Kontrolle, genauso wie das Zucken meines Körpers.
In sanften Wellen streichelt er weiterhin meine Mitte mit seinen Fingern und legt sich dabei neben mich. Er gibt mir dieses unbeschreibliche Gefühl von Geborgenheit, Wärme und Zuneigung. Neben ihm entspanne ich und fühle mich so wohl in meiner Haut wie lange nicht mehr. Ich kann noch nicht einmal glauben, dass mein Körper sich so gut anfühlt. Obwohl meine Gefangenschaft und das Leid diesen Raum beherrschen, bin ich glücklich.
Seitlich richtet er seinen Kopf auf und betrachtet mich. Zwar spüre ich am Bein seine Härte, aber er macht keine Anstalten, mir näherzukommen. Was hat er jetzt vor? Er ist noch vollkommen bekleidet.
Da drehe ich mich ebenfalls auf die Seite und sehe ihn an. Seine einzige Reaktion ist, mein Gesicht zu mustern, und selbst seine Hand hat er zurückgenommen. Es ist so, als würde er sich nun von mir distanzieren, und eine unerklärliche Kälte legt sich zwischen uns. Ungewollt strecke ich die Hand nach ihm aus und streiche mit den Fingerspitzen über seine Wange. Etwas in mir sucht die Nähe zu ihm, die ich eigentlich nicht möchte. Als ich etwas zu ihm rücke, weil er mich anzieht wie ein Magnet und ich die aufkommende Kälte vertreiben möchte, greift er nach meiner Hand und küsst die Knöchel. Sein fesselnder Blick und die Berührung seiner Lippen auf meiner Haut senden spürbare Signale an meinen Körper, die mir bis zwischen die Schenkel reichen. Der unerklärliche Wunsch, seine Lippen auf meinem ganzen Körper zu spüren und seinen Körper an meinem, überflutet mich bis in die Knochen. Der Wunsch ist so stark, dass ich mir schon einbilde, seine nackte Haut an meiner wahrzunehmen und seine Härte in mir zu spüren.
»Bis zum nächsten Mal, Rose.«
Was? Er geht? Habe ich etwas falsch gemacht?
»Du gehst?« Ich kann doch spüren, dass er hart ist und auf mich reagiert, so wie ich auf ihn. Warum geht er dann?
»Ja.«
»Du willst nicht …« Du willst mich nicht missbrauchen?
»Es wäre falsch, Rose.«
»Wieso?« Warum frage ich überhaupt? Warum bleibe ich nicht stumm? Und warum will ich, dass er mich weiterhin berührt und nicht wie jetzt meine Hand loslässt und mich so merkwürdig ansieht. Etwas in mir ist enttäuscht und erkennt diese Zurückweisung als schmerzhaft an. Ja, Vicco, es fühlt sich nicht gut an, abgewiesen zu werden. Auf einmal schäme ich mich, fühle mich entblößt und meinen Gefühlen und Reaktionen nicht mehr sicher, dass ich mich bedecke.
»Rose«, haucht er und ich höre das Mitleid darin, was mich schaudern lässt.
Mit einem Mal richtet er sich auf, drückt mich auf den Rücken und legt sich auf mich, direkt zwischen meine Beine. So nah, ohne mich zu erdrücken, erkenne ich in seinen Augen das Verlangen, welches ich nie aussprechen könnte. Mit der Art, wie er mich so nah an meinem Gesicht betrachtet, sich seine Lippen leicht öffnen, ich an seiner Härte an meiner Mitte seinen schnellen Puls spüre, setzt er mich einer Hitze aus, die mich erstarren lässt. Bilder, wie er so, nur eben nackt, über mir liegt, sich in mir bewegt und lustvoll meinen Namen stöhnt, bringen mich dazu, mein Becken leicht zu bewegen. Ich will ihn spüren. Ganz. Meine Scham beginnt an seiner Erektion zu pulsieren und schreit danach, von ihm diese besondere Aufmerksamkeit zu bekommen, die nur er mir jetzt geben kann. Auch er bewegt leicht seine Hüfte, wodurch ich ihn noch intensiver spüre. Er reizt mich somit mehr und mehr und ich kann ein leises Stöhnen nicht unterdrücken. Alles in mir schreit nach ihm, fordert ihn auf, mich überall zu berühren und mich zu nehmen. Hart und intensiv. Doch genauso schnell, wie mein Feuer mich verbrennt, lässt er sich fallen, vergräbt seinen Kopf an meinem Hals und knurrt kehlig. Dann sieht er auf, schaut auf mich herab und flüstert:
»Ich will dich nicht benutzen, Rose.«
»Tu es. Benutz mich.« Weil ich ihn jetzt so dringend brauche. Weil mich so viele schon befleckt haben, dass mir keine Würde mehr übrigbleibt, die ich mir wahren könnte. Hundert Mal bin ich benutzt worden und habe es verabscheut. Dieses eine Mal nur will ich es zulassen.
Er lässt seine Stirn knurrend auf meine sinken, ich spüre seine Lust an mir und verstehe weder seine noch meine Reaktion.
»Du machst mich fertig, Rose.« Damit steht er auf, streicht sich einmal durchs Gesicht und geht zur Tür, doch bevor er mich verlässt, dreht er sich lächelnd um.
»Ich komme bald wieder.«
Er geht.
Er lässt mich schockiert, mit einer Hitze und unterschiedlichen, verwirrten Gefühlen zurück. Zum einen fühle ich mich wie vor den Kopf gestoßen. Meine schweißbedeckte Haut und mein schneller Herzschlag, der mir den Atem raubt, irritieren mich genauso, wie sein eiliger Abgang. Es fühlt sich schlimmer als eine einfache Zurückweisung an.
Er will mich nicht benutzen. Nur was soll das genau heißen!?
Aber eigentlich stört mich, dass ich mir diese Frage überhaupt stelle. Es regt mich auf, dass ich ihn regelrecht angefleht habe, mich zu schänden. Oder will ich genau das? Mein Verhalten beschämt mich. Ich bin heute an einen Punkt gekommen, an dem ich mich für meine Reaktionen und meine Lust schäme.
Wie kann das passieren? Warum bin ich im Stande, Verlangen in diesem Raum zu empfinden und warum wollte ich es? Das ist so falsch wie die Feuchtigkeit zwischen meinen Schenkeln. Es ist ungerecht, wie kalt mir gerade ist und wie heiß mir vor Sekunden noch war. Es ist nicht fair, einem so starken Gefühlschaos ausgeliefert zu sein. Das darf nicht nochmal passieren.
Es ist wie eine kranke Gehirnwäsche, der du mich unterziehst. Ich komme mit meinem eigenen Denken nicht mehr klar. Und egal, wie die Konsequenz aussehen mag, ich muss mich ihm das nächste Mal verweigern.
Es geht nicht anders.
Er darf nicht in meinen Kopf, in meinen Körper oder mein Herz. Und du darfst das nicht mit mir machen. Das werde ich nicht weiter zulassen.
Erneut breitet sich die Kälte aus und ich fühle mich zurückgelassen. Einsam. So sehr ich auch in der Zeit, seitdem ich hier bin, die Einsamkeit schätze, weil sie mich vor Qualen schützt, umso schlimmer fühlt sie sich gerade an. Alleinsein ist nur schön, wenn man es auch möchte, und gerade wünsche ich mir ihn zu mir zurück. Nur bleibt die Tür verschlossen und ich hier. Abgeschieden. Isoliert. Allein.