Tag 30
Es ist verrückt, Vicco, aber ich fühle mich in einem euphorischen Hoch, wie schon lange nicht mehr. Wie ich es eigentlich auch nur bei dir spüre. Die letzten Tage vergehen wie in einem Rausch. Ich versperre mich vor Gino und den täglichen Männern. Doch er kommt jeden Tag. Er ist hier und hält mich, wiegt mich in eine Art Befriedigung, ohne mehr zu wollen, obwohl sein Körper etwas ganz anderes zeigt, wodurch es mir schwerfällt, ihn nicht auch zu wollen.
Es beschämt mich auch nicht mehr, weil er mir ein anderes Gefühl gibt. Eins, als wäre es nicht schlimm, ihn zu mögen. Warum sollte ich es auch nicht tun, Vicco? Er ist gut zu mir. Auch, wenn Gino mir momentan zugeneigt ist, zwingt er mich mit seinem Verhalten, seine Nähe zu dulden. Bei ihm ist es nicht so. Er geht, falls ich seine Anwesenheit nicht ertragen kann, berührt mich nur, wenn ich es gestatte, und nimmt mir den Schmerz, weil ich der Verzweiflung nicht standhalte. Er lehrt mich, meine Situation hinzunehmen, da er zu mir kommt und mir all das Schöne gibt. Und das träume ich nicht. Es ist echt.
Es ist so existent, dass meine Freude wächst, solange er nur wiederkommt. So wie jetzt. Aufgeregt tapse ich auf und ab und warte auf das typische Geräusch des Türschlosses.
Da ist es. Mein Herz macht einen Satz. Ich weiß, ich bin wie ein verzweifelter Hund im Tierheim. Eingesperrt und verlassen, süchtig nach ein wenig Zuwendung.
Er betritt den Raum, steht direkt vor mir und bedenkt mich mit diesem Lächeln, während er die Tür schließt.
Ich will ihm am liebsten um den Hals fallen, mir meine ganzen innerlichen Wunden von ihm heilen lassen. Stattdessen erwidere ich sein Lächeln, als er auf mich zukommt. Trotz seiner Wärme bin ich nicht dumm, Vicco. Ich muss dennoch vorsichtig sein, weil er für diese Zeit bezahlt, ich ihn nicht kenne und nicht dieselben Fehler wie bei Nilas und dir machen möchte. Weißt du, ich benutzte ihn nur. So wie die vielen Männer mich für ihre Fantasien schänden, nutze ich sein Wohlwollen, um mich in den wenigen gemeinsamen Stunden mit ihm besser zu fühlen. Körperlich und seelisch. So wie du ist er meine Droge geworden und ich bin die Süchtige, eingesperrt im Konsumraum.
»Hallo, Rose.« Er zieht mich in seine Arme und ich erlaube mir, mein Gesicht an seine Brust zu legen und mich an ihn zu drücken. Bei ihm fühle ich mich geborgen, als könne er mich vor den Qualen in diesem Raum beschützen und auf seine Art, ohne es zu wissen, tut er es auch. Da ich auch weiß, dass Gino Respekt vor ihm hat, gibt er mir zudem eine Macht, die ich auskoste. Für mich selbst.
Er drückt mich ein Stück weg und sucht meinen Blick.
»Geht es dir gut?« – nein, aber wenn er da ist, dann um einiges besser, also nicke ich bejahend.
»Magst du darüber sprechen?« Wie jeden Tag stellt er mir diese Frage und wie sonst schüttle ich verneinend den Kopf. Darüber will ich nicht reden, ich möchte es nur vergessen. Deswegen lege ich wieder meinen Kopf an seine Brust und seine Hände fahren meinen Rücken auf und ab, in einem sanften und warmen Takt, bis ich vergesse.
Ich vergesse, ohne mich zu verstecken, Vicco.
Im Moment bist du nur da, wenn ich nach dir rufe und das geschieht immer seltener. Ich brauche dich nicht mehr so zwingend, weil er real da ist und du nicht. Du warst es nie.
»Na komm, Rose.« Seine Hand findet meine und er zieht mich zum Bett. So, wie bei den letzten Besuchen von ihm, legt er sich aufs Bett und ich mich an ihn. Mit dem Gesicht an seiner Brust lasse ich meine Finger über seine Muskeln kreisen, denke nicht, träume nicht, bin einfach hier und fühle. Nur ist es heute anders. Mir fällt es an meinem Körper auf, wie mein Bein um seines liegt, wie ich noch entspannter als sonst bin. Und an diesem Bedürfnis. Dieses starke, unwillkürliche Verlangen, Vicco, ihn unter dem Stoff berühren zu wollen. Doch bei ihm bin ich keine Gefangene meiner Gedanken, ich gebe mich mir selbst hin. Also öffne ich die Knöpfe an seinem Hemd.
»Was tust du da?«
Mein Schweigen nimmt er hin, aber nicht mein Begehren und hält meine Hände auf.
»Nicht, Rose. Es wäre falsch.«
Ich lächle, drücke seine Hände sanft weg und suche seinen Blick, der mich nun durchbohrt und mir eine Gänsehaut beschert. Eine wohlige, warme und fast erregende Gänsehaut.
»Nein, Rose«, wiederholt er heiser mit seiner rauen Stimme.
Seinen Widerspruch ignoriere ich und die letzten Knöpfe springen unter meinen Fingern auf. Ich sehe seine gebräunte Haut und schiebe sein Hemd auf. Viele kleine, helle Narben zieren seine sonst glatte Haut. Er ist trainiert, verlockend und seine Muskellinien laden zur Erkundung ein. Mein Bauch kribbelt bei diesem Anblick und ich lasse die Fingerspitzen über seine massive Brust wandern.
»Warum tust du das?«
»Ich will dich nur berühren«, flüstere ich, schäme mich, aber kann doch nicht aufhören, seine nackte Haut auf mich wirken zu lassen. Wandere mit den Fingerspitzen über seine Brust und weiter runter, fahre die Konturen nach und meine Lippen zucken, weil sie seinen Körper erforschen wollen, wissen wollen, wie er schmeckt. Immer tiefer streiche ich runter, nehme seinen Körper in mich auf und kann nicht genug bekommen. Mir ist egal, wie du das findest, Vicco, denn die Wärme, die sich in mir ausbreitet, giert nach so viel mehr.
Am Hosenbund verharre ich, will weitergehen und mehr von ihm sehen und spüren.
»Rose?« Es ist nur ein Hauchen aus seinem Mund, als merke er, dass ich mit mir hadere, mich nicht traue und mich für mein Verlangen schäme.
»Komm zu mir«, befiehlt er.
Doch ich setze mich rittlings auf ihn und streiche mit beiden Handflächen von der Hose hoch bis zu seiner Brust. Ganz langsam. Dabei sehe ich ihn an.
Seine Lippen öffnen sich einen Spalt, seine Pupillen weiten sich und ich spüre ihn. Ihn und seine Wärme, das Zucken unter meinen Händen und seine werdende Härte an meiner Mitte.
»Was tust du nur?« – ich weiß es nicht. Nichts anderes will ich jedoch lieber als das hier, Vicco. Hasse mich dafür, aber ich will ihn.
Mit einmal springt er auf, schmeißt mich auf den Rücken und liegt auf mir. In seinem stechenden Blick erkenne ich die Sehnsucht, welche ich durch meinen ganzen Körper spüre.
»Rose, ich habe auch nur eine bestimmte Grenze, bevor ich mich nicht mehr beherrschen kann und du überschreitest sie gerade.«
»Gut.« Ich beiße mir auf die Unterlippe und berühre ihn weiter.
»Tu das nicht, Rose. An diesem Ort würde ich dich nur benutzen.«
Ich streiche unter den Stoff zu seiner Schulter und streife sein Hemd ab.
»Lass uns den Ort vergessen und nur fühlen.« Ich meine es wirklich ernst, Vicco, ich möchte genau das und nichts anderes.
»Das willst du nicht.« – doch. Mein erhitzter Körper, das Pulsieren meines Geschlechts und selbst meine Brüste schreien danach. Also streiche ich über seinen Hals zu seinem Kinn und dann zu den Wangen, ziehe ihn zu mir runter und er kommt meiner stummen Bitte nach.
Ich strecke mich ihm entgegen und küsse ihn.
Leicht stöhnt er auf, als ich meine Lippen an seine bewege und mit der Zungenspitze zart über seine Unterlippe fahre. Er öffnet sich für mich und es ist wie eine Explosion voller heißer Gefühle, als seine Zunge meine berührt. Vicco, ich bin jetzt nicht mehr zu bremsen, fahre mit den Händen in sein Haar, dränge mich an ihn und bewege leicht stöhnend mein Becken. Ich will ihn, Vicco.
Das mit uns hast du so zerstört, dass ich ihn unbedingt brauche. Ich mich sogar nach ihm verzehre.
Und er nimmt es nicht nur an, sondern erwidert es mit einer Energie, die mir den Atem stiehlt. Seine Hände wandern über meinen Körper, umschließen meine Brust und meinen Hinterkopf. Er drängt sich an mich. Nichts anderes möchte ich.
»Rose«, stöhnt er heiser und voller Begierde an meinen Lippen. »Du musst damit jetzt aufhören.« Er will sich von mir lösen, doch ich ziehe ihn an mich und öffne anschließend seine Hose.
»Ich will das. Ich will dich.« Ich gebe es flüsternd zu und es aus meinem Mund zu hören, treibt mich weiter an. Es kann vielleicht daran liegen, dass du mir so fehlst, du sonst derjenige bist, der mich so fühlen lässt und ich mich aus Einsamkeit gerade nach ihm sehne oder ich bereits eine Abneigung dir gegenüber entwickelt habe und bloß noch ihm nahe sein will. Ihn spüren und mich nur von ihm auffangen lassen will. Egal, was mich dazu bringt, den Kuss zu vertiefen, an seiner Hose zu zerren und jeder seiner Bewegungen entgegenzukommen, es ist genau das, was ich jetzt begehre, und deine Gefühle sind dabei nebensächlich.
»Bist du sicher?« Wieder löst er sich von mir, schafft es, sich aus meiner exzessiven Umklammerung zu befreien, damit er regelrecht aus dem Bett aufspringen kann.
Mit offenem Mund starre ich ihn an. Schweigend betrachte ich seinen prachtvollen Körperbau, der sich halbnackt mit geöffneter Hose am Bettende aufbaut. Sein Brustkorb hebt und senkt sich schnell und tief. Sein Gesichtsausdruck verrät mir, wie schwer ihm gerade der Abstand zu mir fällt. Seine pralle Härte, die sich abzeichnet, zeigt mir, wie er nach mir lechzt.
Ich werde ihm nicht erklären, wie sehr auch mein Körper ihn begehrt und auch nicht, wie erbärmlich ich mich fühlen würde, falls er mich jetzt zurückweist. Denn ich zeige es ihm, indem ich mir das Kleidchen über den Kopf ausziehe, die Hemmungen dabei ignoriere und mich breitbeinig zurücklege, damit er auch sehen kann, wie bereit ich für ihn bin. Nur für ihn.
Dieser offensichtlichen und stillen Aufforderung kommt er sofort nach, hebt meinen Fuß hoch und beginnt den Unterschenkel mit Küssen zu bedecken, während er sich aus der restlichen Kleidung befreit.
Seine Lippen an meiner Haut und das Muskelspiel bei jeder seiner Bewegung lassen mich schwitzen, mein Becken vorzucken und ich will ihn umso mehr, Vicco. Ich kann nicht länger warten und brauche ihn jetzt.
Endlich kommt er wieder zu mir, beugt sich über mich und ich spüre sein Glied an meiner nassen Öffnung.
»Sag mir, dass du dir sicher bist.« Er küsst meinen Hals entlang und ich drehe vor Verlangen durch, wenn er mich nicht sofort nimmt. Ich reibe mich bereits an ihm, spreize die Schenkel noch weiter für ihn, nur will er diese Worte hören und ich kann sie ihm nicht geben, weil ich so heiß bin, dass ich keinen Vokal herausbekomme.
»Sag nur ja oder nein, Rose?«
»Ja!« Ich kralle meine Nägel in seinen Rücken und endlich dringt er in mich ein. Er dehnt mich in einem sanften, vorsichtigen Rhythmus und es ist zu wenig. Du kennst mich, Vicco. Du weißt, was ich brauche. Er hingegen ist zu schonend und achtsam, dass es mich vor Geilheit auffrisst.
»Ja, ich will es!«, stöhne ich lustvoll, beiße in seine weiche Haut an der Schulter und schiebe mich ihm entgegen. Meine fordernden Bewegungen beachtet er leider nicht und dringt nur mit behutsamen Stößen tiefer in mich ein. Die Anspannung in mir wächst, ich brauche dringend mehr und als sich meine Nägel fester in ihn krallen, ergreift er meine Handgelenke und presst sie in die Matratze.
»Ich … Ich will …« Kaum bekomme ich die Worte zusammen, fühle nur diese Gier, ihn noch tiefer und härter in mir spüren zu wollen.
»Ich will dir nicht weh tun«, erklärt er, dabei ist es das, wonach ich mich am meisten sehne, Vicco. Du hast mich mit Lustschmerz versaut, jetzt brauche ich ihn, um loszulassen, benötige die Härte, die Massivität und die pure Leidenschaft, wenn dann alle Hemmungen fallen und nur noch der Trieb übrigbleibt.
»Tu … tu es«, wimmere ich. »Bitte.«
»Nein.«
Seine Bewegungen, die Reibung, die sich in eine Hitze verwandelt, sind sachte, aber tief. So tief.
Nur brauche ich diesen einzigartigen Schmerz. Daher schiebe ich ihm unkontrollierter das Becken entgegen, treibe ihn an und stöhne bei dieser Empfindung, mich so an ihm zu reiben. Mein Körper steht unter Spannung, wartet auf den einen Kick. Auf diesen elektrisierenden Stoß, der mich schwerelos macht.
»Nicht, Rose.«
Ich gehorche nicht, treibe mich selbst weiter an und am liebsten würde ich mich aus seinem Griff befreien und ihm die Haut vom Körper reißen, so erregt bin ich. Lieber wäre es mir, dass seine Finger sich in mein Fleisch bohren, seine Zähne sich in mir festbeißen und mich seine harten Stöße über die Klippen schmeißen.
Ein Bild schiebt sich vor meine Augen. Du, Vicco. Du und dein Körper, der Besitz von mir nimmt. Ich sehe und fühle dich, wie du mir in die Klit kneifst, in die Brustwarze beißt und dich so kraftvoll in mich rammst, dass ich schreie. Wie du mir solche Schmerzen bereitest, dass mir die Tränen kommen und wie du sie bündelst und in so eine Lust verwandelst, bis es mich zerreißt. Und ich liebe es, Vicco. Ich liebe es so sehr, wie du mich nimmst, und dieser Gedanke und dieses Gefühl sorgen für noch zügellosere Hüftbewegungen.
»Rose, hör auf«, knurrt er und ich höre nicht nur seine Erregtheit heraus. »Ich will, dass du mich spürst.«
Seine Stimme elektrisiert mich, kann mich nicht darauf konzentrieren.
»Ich will, dass du nur mich spürst.« Seine Kontrolle bröckelt und seine Stöße werden härter. Tiefer.
»Nur mich, Rose.«
Er foltert mich mit einem langsamen, stetig härteren Takt, tut mir nicht weh und doch ist dieses Gefühl so intensiv, dass mein Atem sich stöhnend und stoßweise löst.
»Du sollst nur mich spüren, Rose.« – das tue ich.
Du bist nicht mehr bei mir. Er ist es. Er nimmt meine Gedanken von mir, meine Träume, schenkt mir dieses durchdringende Gefühl und ich spüre nur ihn.
»Nur …«, presst er hervor. »… mich.«
Nur ihn.
»Rose.« Er legt seine Stirn auf meine und mein Körper spannt sich um ein Vielfaches an, als er mir immer bewusster wird und ich ihn spüre, so wie er es von mir wollte. Ja, ich spüre nur noch ihn. Sein Atmen, seine Finger um meine Gelenke, seine Brust, die über meine streift und sein Glied, das sich in mich drängt und mich dehnt. Hart. Tief.
Ich kriege keine Luft mehr, schreie mehr, als zu stöhnen, als diese Lust sich verstärkt und mich explodieren lässt.
»Ja, Rose. Spüre mich.«
Oh, Gott, ja. Ich spüre ihn.
Ich spüre ihn, während sich meine Muskeln um ihn herum anspannen.
Ich spüre ihn, als ich stöhnend loslasse.
Ich spüre nur ihn allein, als mein ganzer Körper zuckend zum Höhepunkt kommt.
Zuckend und bebend und tausend Empfindungen gleichzeitig, die mich schwerelos machen.
Er lässt sich brummend auf mich fallen. Nun nehme ich auch sein Gewicht und seinen Atem an meiner Halsbeuge wahr, als er sein Gesicht an mir vergräbt.
»Das war nicht so geplant.« Schweratmend presst er diese Worte heraus und bringt mich zum Lächeln. Mir geht es nicht anders.
Schließlich rollt er sich von mir runter und betrachtet mich mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck. Unter diesem Blick löst er eine eigenartige Beklommenheit in mir aus. Ich fühle mich auf einmal so entblößt. Langsam, ohne ruckartige Bewegungen, ziehe ich vorsichtig das Laken über meinen Körper.
»Alles in Ordnung, Rose? Geht es dir gut?« – ich weiß es nicht, Vicco. Denn ein merkwürdiges Gefühl macht sich in mir breit. Ich wollte es und bereue es nicht. Aber … ich wollte es. Für das hier hat er bezahlt, Vicco. Dieser Gedanke lässt mich nicht los. Genauso, wie die Tatsache, dass ich aus Lust deine Liebe vergessen habe. Denn ich liebe dich. Vicco, ich fühle mich, als hätte ich dich betrogen, weil ich für diesen Mann etwas empfinde. Keine Liebe, aber in gewisser Weise eine Art Zuneigung. Eine, die mir gefällt und nicht gefallen sollte. Nein, mir geht es nicht gut. Ich fühle mich schlecht. Ich bin schlecht.
»Rose?« Er zieht mich in seinen Arm und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. »Was ist los?«
Ich schweige, Vicco, weil ich ihm und mir nicht eingestehen kann, dass das hier ein Fehler ist.
»Ich wollte dich nicht benutzen.« – das weiß ich, es fühlt sich auch nicht so an. Ich habe mir diese Verletzung selbst zugefügt und kein anderer. Nur kann ich ihm das nicht erklären.
Fürsorglich streichen seine Fingerkuppen über meinen Rücken und ich bin den Tränen nah. Vicco. Ich liebe dich. Was habe ich da getan? Ich weiß, dass du kein Anrecht mehr auf mich hast und mich längst fallen gelassen hast. Du bist nicht mehr für unsere Liebe bereit. Dennoch schmerzt es. Es tut so weh, dass ich ihn so dringend spüren musste.
»Rose, rede mit mir. Nur dieses eine Mal.«
Er würde es nicht verstehen. Dennoch hat er eine Erklärung verdient, weil er so gut zu mir ist.
»Es hat mir gefallen.« Es ist keine Lüge und das ist das Problem, Vicco. Es hat mir zu gut gefallen.
»Aber?«
»Es sollte mir nicht gefallen.«
»Warum nicht, Rose?« Er richtet sich auf und im Sitzen sieht er auf mich herab, dass ich mich für meine Ehrlichkeit schäme. Er hat das nicht verdient. Er sollte bei seinem liebenswürdigen Wesen nicht meine Zweifel als Dank bekommen.
»Dein Herz, Rose. Das ist dein Problem, oder?«
Schweigend treffen mich diese wahren Worte. Ja. Mein Herz. Es ist so problematisch, weil dir mein Herz gehört, obwohl du mir alles genommen hast. Selbst ihn.
»Sei nicht traurig. Sieh es wie Vegas.«
»Vegas?«
»Ja. Alles, was in diesem Raum geschieht und was du fühlst, verlässt ihn nicht.« – so wie ich selbst. Aber ich verstehe seinen Gedankenzug und es muntert mich tatsächlich auf, dass ich ihn anlächeln kann. Und er erwidert es.
»So gern ich noch bei dir bleiben möchte, ich muss jetzt gehen.« – dass er das weiß, ohne auf die Armbanduhr zu schauen, ist interessant. Nickend nehme ich es aber an, auch wenn er mir mehr Gutes versprechen soll.
Mit einem einzelnen sanften Kuss verabschiedet er sich und lässt mich und meine Gedanken allein. Ich ziehe mich an und bin mir eigentlich sicher, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe, Vicco. Eigentlich habe ich dich ausgetrickst, ohne es zu merken oder zu wollen. Du wolltest mir schaden, mich quälen und foltern und ich habe tatsächlich Spaß und Lust empfunden, was dir sicher nicht gefallen wird.
Ab heute soll mir auch das egal sein.