Tag 33
Ich lebe noch. Irgendwie. Aber ich fühle mich leer. Ich will nicht mehr leben, Vicco. Es soll nur noch aufhören. Und genau deswegen habe ich Gino heute Morgen angefleht, es zu beenden. Natürlich hat er es nicht getan. Obwohl ich ihn über seine Gefühle zu mir ausgespielt habe. Nein, er sagt, er geht mit mir weg. Er nimmt mich mit, weil er etwas für mich empfindet. Ich soll nur noch ein paar Tage durchhalten, dann hätte er alles geregelt. Aber was wäre das für ein Leben, Vicco? Keins. Denn ohne dich habe ich keins mehr. Und Gino ist sicher kein Ersatz.
Dennoch habe ich zugestimmt, weil er mir so, ohne es zu wissen, die Möglichkeit gibt, mir selbst den Tod zu verschaffen.
Später kommt er, um mich zu trösten, und da ich ihn nur wie üblich anschweige, glaube ich sogar, dass er gar nichts von deinem Besuch weiß.
Denn er versteht nicht, warum ich so ausgewechselt bin. So anders als noch am Tag zuvor. Hast du Gino nichts gesagt, Vicco? Und was ist mit der Frau?
Die Frau.
Die Frau, mit der du vor meinen Augen geschlafen hast. Dieses Bild bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf. Hat auch sie kein Wort darüber verloren, was passiert ist?
Aber nun schwebe ich, Vicco. Ich schwebe mit dieser Vorstellung und fühle mich taub. Gino gibt mir eine Tablette und es ist mir gleich, was es ist. Ich bin einfach nur empfindungslos.
Ich nehme den neuen Gast noch nicht einmal richtig wahr. Nur, dass er um mich herumtänzelt. Er bewegt sich viel zu schnell ums Bett und löst einen Schwindel aus, aber je mehr Zeit vergeht, desto ruhiger und verschwommener nehme ich den Raum wahr.
Es ist mir auch egal, was geschehen wird. Solange ich mich so schwerelos fühle und den Schmerz nicht ertragen muss.