E
va hockte auf dem kalten Betonboden und weinte, obwohl sie schon keine Tränen mehr hatte. Über ihr baumelte eine Glühbirne an der niedrigen Kellerdecke, die nur wenig Licht abgab. Es roch muffig und nach verbrauchter Luft. Die Finger taten ihr schrecklich weh. Nachdem sie aus dem Zimmer geflohen war, hatte sie lautlos das Treppenhaus erreicht. Doch als sie die Treppe hinuntereilte, wartete er bereits an der Haustür. Mit dem Hammer in der Hand. Er zog sie an den Haaren die Kellertreppe hinunter und brach ihr zur Strafe den anderen Zeigefinger.
Jetzt konnte sie keine Hand mehr richtig benutzen. Jede noch so kleine Bewegung schmerzte, dass ihr die Tränen kamen. Sie betrachtete die Handschelle um ihr rechtes Handgelenk. Wie hatte sich Paula nur daraus befreit?
Eva schluchzte. Es war sowieso egal, denn sie hatte keine Butter. Und ohne ein bisschen Fett konnte sie die Fessel garantiert nicht abstreifen. Sie kauerte sich zusammen und schloss die Augen. Sie sehnte sich so sehr nach Frank. Zugegeben, auch er hatte ihr immer wieder wehgetan. Aber er würde sie nie in einen Keller einsperren oder ihr die Knochen brechen. Frank liebte sie. Bestimmt suchte er nach ihr. Wenn Paula schon keine Hilfe holen konnte, so doch vielleicht er.
Draußen ertönten Schritte. Eva ignorierte sie. Die Tür ging quietschend auf. Eva sah nicht hin. Selbst dann nicht, als er direkt über ihr stand.
»Eva?«
Sie schwieg. Was hätte sie auch sagen sollen? Sie wusste, dass er sie zum Sterben in diesen Keller gesperrt hatte. Er hatte sie vorgewarnt, und sie wusste, dass er nicht scherzte.
»Ich habe dir ein paar Schmerztabletten mitgebracht.« Er stellte ein Glas Wasser und einen kleinen Teller neben ihr ab. »Du solltest über deine Fehler nachdenken. Du hast mich wirklich sehr enttäuscht. Weißt du nicht, dass ich alles für dich getan hätte?«
Sie nickte schwach, denn sie wollte nicht erneut Bekanntschaft mit dem Hammer machen.
»Darf ich zurück in mein Zimmer? Hier ist es so kalt.« Sie blickte zu ihm auf.
Er verzog den Mund und schüttelte langsam den Kopf.
»Erst wenn du dich besserst.« Er strich ihr sanft über die Wange.
Er ging hinaus, erschien jedoch kurz darauf wieder mit einem Kleid in der Hand.
»Zieh das an«, befahl er und löste die Handschellen. Anschließend ließ er sie allein zurück. Sie hörte, wie der Schlüssel im Schloss knirschte.