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E va fummelte am Schloss der Kellertür herum. Ohne den Zeigefinger gebrauchen zu können, ging es umso beschwerlicher. Im Fernsehen hatte sie einmal gesehen, wie ein Krimineller eine Tür mit einer Haarnadel aufbekam. Doch der hatte nicht im Dunkeln gehockt. Auch wenn sie durch das Schlüsselloch blickte, sah sie nichts als Schwärze. Irgendwann, nachdem sie eingeschlafen war, musste das Licht ausgegangen sein. Hätte sie bloß nicht versucht abzuhauen. Dann säße sie jetzt bestimmt an einer gedeckten Tafel und nicht in diesem kalten, dunklen Kellerloch. Aber nun war es zu spät. Immerhin hatte er ihr die Handschellen nicht wieder angelegt. Doch was nutzte es ihr? Die Kellertür konnte sie genauso wenig bezwingen. Sie war so massiv, dass sie nicht die geringste Chance hatte. Unzählige Male hatte sie mit aller Kraft dagegengetreten. Das Holz hatte keinen Millimeter nachgegeben. Die Haarnadel war ihre einzige Chance. Eva wusste jedoch nicht, wie so ein Schloss aufgebaut war. Sie hatte den kompletten Kellerboden abgetastet. Da war nichts anderes, was ihr helfen könnte. Immerhin hatte sie eine Glasflasche entdeckt. Sobald der Kerl zurückkäme, würde sie versuchen, ihn damit zu erwischen. Doch er schien sie hier zum Sterben zurückgelassen zu haben. Das Brot hatte sie längst aufgegessen und den letzten Schluck Wasser vor Stunden getrunken. Die Zunge lag wie ein ausgetrockneter Lappen in ihrem Mund. Wie lange konnte sie das noch durchhalten? Verzweifelt steckte sie die Nadel wieder in das Schloss und drehte sie links herum, bis sie auf einen Widerstand stieß. Sie drückte dagegen, so fest sie konnte. Es bewegte sich nichts.
Entmutigt glitt sie zu Boden und ruhte sich ein wenig aus. Ihre Finger schmerzten schrecklich.
Zumindest hatte sie heute kein Fieber mehr. Daran würde sie also nicht sterben.