VORBEMERKUNG
Vom Winter 1926 bis Frühjahr 1927 stellten Rekordregenfälle die mangelhaft gesicherten Dämme entlang des Mississippi und seiner Nebenflüsse auf die Probe – und die Dämme versagten. Es kam zu vielen kleineren Überflutungen und vielen Todesopfern, und der Regen wurde immer schlimmer. Im März 1927 drohten die Deiche zwischen Cairo, Illinois und dem Golf von Mexiko auf einer Strecke von über tausendfünfhundert Kilometern zu brechen. Tausende Anwohner flüchteten sich in provisorische Zeltlager, und entlang des gesamten Flusses wurden bewaffnete Wachtposten aufgestellt, um die Fluten und die Saboteure unter Kontrolle zu bringen.
Doch nichts hätte die Menschen auf das große Hochwasser vom Karfreitag des Jahres 1927 vorbereiten können. Bei Greenville in Mississippi brach der Deich von Mound Landing, und eine dreißig Meter hohe Flutwelle ergoss sich mit der doppelten Wucht der Niagarafälle ins Mississippi-Delta. Auf einer Fläche von siebzigtausend Quadratkilometern begruben die Wassermassen fast eine Million Häuser unter sich, teilweise zehn Meter tief, und flossen dann vier Monate lang nicht ab. Über dreihundertdreißigtausend Menschen wurden von Bäumen, Dächern und Deichen gerettet. Zu einer Zeit, als der Staatshaushalt der USA sich auf etwa drei Milliarden Dollar belief, verursachte das Hochwasser Sachschäden in Höhe von einer geschätzten Milliarde.
Abgesehen davon, dass sie die Landschaft der Südstaaten dauerhaft veränderte, prägte die Große Flut von 1927 die amerikanische Politik und das Verhältnis zwischen den Ethnien nachhaltig. Hunderttausende Afroamerikaner siedelten in den Norden des Landes um, Herbert Hoover wurde ins Weiße Haus gewählt, und ganz allgemein setzte sich die Ansicht durch, der Staat – der nichts getan hatte, um den Flutopfern zu helfen – brauche endlich eine Behörde, die Naturkatastrophen vorbeuge und Nothilfe leiste. Trotz dieser Altlast und obwohl sie als schlimmste Naturkatastrophe in der Geschichte der USA gilt, ist die Große Flut von 1927 heute größtenteils in Vergessenheit geraten.
Das Meer von Mississippi ist ein Versuch, diese Epoche ins kollektive Bewusstsein zurückzuholen. Die Autoren haben sich bemüht, die historischen Hintergründe so akkurat abzubilden wie möglich, aber die Stadt Hobnob und die darin lebenden Figuren sind reine Fiktion.