HORT VS – Peter Janke Gartenkonzepte

ANERKENNUNGEN

Elegante Ökologie in der Stadt

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Vom zentralen Terrassensitzplatz hat man alles im Blick. Das rahmende Sichtmauerwerk greift die Architektur des Hauses auf.

Diesen ungewöhnlichen Garten könnte man ohne Probleme im Süden Europas verorten – so viel mediterrane Eleganz und sommerliche Leichtigkeit vermittelt er mit seiner stimmungsvollen Bepflanzung. Stauden und Gräser wie Katzenminze (Nepeta x faassenii 'Junior Walker'), Prachtkerzen (Oenothera lindheimeri) und Rutenhirse (Panicum virgatum 'Shenandoah') sorgen für verspielte Leichtigkeit. Ornamentaler Akanthus (Acanthus mollis x spinosus 'Morning Candle'), Blaue Palmlilien (Yucca 'Blue Swan') mit ebenmäßiger Silhouette und schlanke immergrüne Säulen-Zypressen (Cupressus sempervirens 'Stricta') bieten dazu klare Strukturen.

Laudatio

Der von Peter Janke entworfene, ca. 370 m2 große Hausgarten in der Kölner Innenstadt ist ein herausragendes Beispiel für einen zeitgemäßen und an das sich wandelnde Stadtklima angepassten Garten. Eine dem Klimawandel entsprechende Bepflanzung, kombiniert mit anspruchsvollem Design, zeichnen das Konzept ebenso aus wie eine hohe Aufenthaltsqualität.

Der Entwurf kombiniert in außergewöhnlicher Art und Weise formale Gestaltungselemente mit verspielter Leichtigkeit. Die architektonische Hauptachse, betont durch einen linear graphischen Wasserlauf, führt an den zentralen Sitzplatz. Solch graphischen Elementen stellt Peter Janke die „Antithese“ aus natürlichem Bewuchs entgegen. So werden Hauptachse und Sitzplatz von einem geschwungenen Wechsel aus einer ästhetischen Bepflanzung, Kieswegen und lauschigen Plätzen flankiert.

Eisenholzbäume und Gleditschien, die als Zukunftsbäume im Klimawandel gelten, bilden das Gerüst und den Rahmen für die fast zauberhaft wirkende abwechslungsreiche Bepflanzung mit Stauden und Gräsern. Die Auswahl der Pflanzen entspricht dem Standort, verträgt in den sonnigen Bereichen Trockenheit und bietet Lebensraum für zahlreiche Insekten.

Bei der Materialwahl wurde auf Nachhaltigkeit geachtet und mit zurückhaltenden naturnahen Farben gearbeitet. Dabei entsteht eine mediterrane Stimmung, welche die in die Pflanzung eingestreuten Säulen-Zypressen und Blauen Palmlilien noch verstärken. Der Garten wirkt wie eine Oase in der urbanen Stadtlandschaft und wird zum vielseitig nutzbaren Wohnzimmer im Freien.

Jens Spanjer

Vorstand Schloss Dyck

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Blick aus dem Wohnhaus auf die strukturreiche Bepflanzung. Vor das Sichtmauerwerk wurden große Parrotia persica gepflanzt.

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Abendsitzplatz mit Feuerring.

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Ornamentaler Acanthus 'Morning Candle' mit seinen imposanten Blütenstängeln.

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Calamagrostis x acutiflora 'Waldenbuch' fühlt sich an einem sonnigen Standort in durchlässiger Erde wohl.

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Die Frühstücksterrasse unter der Gleditschie ist ein eigener intimer Bereich.

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Südlicher Kiesgarten: Palmlilien und Säulen-Zypressen bieten klare Strukturen, Stauden und Gräser sorgen für verspielte Leichtigkeit.

Tatsächlich liegt dieses Refugium mitten in der Kölner Innenstadt – konzipiert als Familienmittelpunkt und Gegenpol zur urbanen Umtriebigkeit. „Wunsch war es, den Garten als Lebensraum, somit als erweiterten Wohnraum in schlichter Eleganz zu entwerfen. Ökologische Verantwortung und Lebensstil der Familie flossen von Anfang an in die Planungsintention ein“, erläutert Peter Janke, international renommierter Gartengestalter und gelernter Staudengärtner. Ausgangssituation war ein kleiner Garten mit dunklem Heckengrün und Formschnittelementen – sehr architektonisch streng und wenig einladend. Und damit passte er so gar nicht zu seinen Besitzern, die sich entsprechend selten dort aufhielten. „Die vorherige Planung war formal redlich, doch völlig unpoetisch. Intuitiv dachte ich: Dieser Garten muss beseelt und erlebbar gemacht werden“, erinnert sich Peter Janke. Also tauschte der Gartenplaner das alte Konzept nahezu komplett aus und ersetzte es durch „kraftvolle, doch gleichzeitig luftig-leichte Gartenszenen, die eine Erlebnisvielfalt auf kleinem Raum bieten.“ Diese beinhalten durchaus auch formale Elemente wie eine lange Wasserachse, die sich vom Wohnhaus durch die Mitte des Gartens bis zum großen exponierten Esstisch im hinteren Bereich zieht. Von diesem zentralen Fokuspunkt aus hat man den ganzen Garten im Blick. Gerahmt wird der Sitzplatz von einem Sichtmauerwerk, das die Architektur des Wohnhauses aus farblich fein abgestimmten Klinkern aufgreift.

Davor kommt eine Reihe Eisenholzbäume (Parrotia persica) mit attraktiv abblätternder Borke und einer Herbstfärbung in sämtlichen Rot-, Gelb- und Orangetönen zur Geltung. „Grafische Elemente wie der Wasserkanal als die offensichtlich menschengemachte Form trage ich gerne in den Garten. Das ist generell mein Ansatz, anders als bei Beth Chatto, meiner Mentorin und späteren Freundin. Und dann nehme ich die Antithese aus natürlichem Bewuchs dazu“, erklärt der Hildener Gartenexperte. So bekommen Gräser und Co. in Zeiten des Rückschnitts durch die Grafik einen starken Halt.

Peter Jankes Stauden- und Gräserpflanzung ist nicht nur ästhetisch, sie hält in puncto Trockenheit auch einiges aus. Janke ist kein Freund von Bewässerungssystemen. Für ihn kommt eine Bewässerung mit Tropfschläuchen nur temporär für Heckenpflanzungen in Frage, und dann auch nur, wenn sie händisch und nicht automatisch eingeschaltet wird: „Ich hasse Plastik im Boden und möchte vermeiden, dass Böden damit vermischt werden. Das bekommen wir nicht mehr heraus. Tropfschläuche, die unterirdisch verlegt sind, geschweige denn Bewässerungsmatten unter Rasenflächen, sind Sondermüll!“

Zwar „funktioniert“ der Garten dank Immergrünen und den strukturstarken Yuccas zu jeder Jahreszeit, doch liegt die Hauptblütezeit der meisten Staudenpflanzungen in den Sommermonaten, wenn der Garten am häufigsten genutzt wird. Um den Insekten auch in der kalten Jahreszeit eine Nahrungsquelle anzubieten, kommt neben Geophyten Winterheide (Erica x darleyensis 'Silberschmelze') zum Einsatz. Von Dezember bis April fassen unzählige weiße Blüten die Sitzplätze ein, die von Insekten nur so schwirren. So spiegelt das Bepflanzungskonzept alle Jahreszeiten wider. „Die Auftraggeber haben uns anfänglich ein wenig skeptisch angeschaut, da wir voller Überzeugung versprachen, ihnen einen wahrhaften Lebensort zu erschaffen. Dass der Garten nach der Fertigstellung tatsächlich zum Lebensmittelpunkt der Familie wurde, ist eine schöne Bestätigung für diesen ungewöhnlichen Garten“, freut sich Peter Janke.

LAGE DES GARTENS

Köln, Nordrhein-Westfalen

GRÖSSE DES GARTENS

370 m2

PLANUNGSBÜRO

HORTVS – Peter Janke Gartenkonzepte

AUSFÜHRUNG

HORTVS – Peter Janke Gartenkonzepte

FOTOGRAFIE

SABRINA ROTHE photography

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„Dieser Garten wurde als Refugium, als Gegenpol zur urbanen Umtriebigkeit und als Familienmittelpunkt entworfen. Ein kontemplativer, biodiverser Großstadtgarten ohne künstliche Bewässerung.“

PETER JANKE

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PLAN

1Esstisch

2Sichtmauerwerk

3Reihe aus Parrotia persica

4Wasserkanal

5Abendsitzplatz

6Gleditsia triacanthos