Blickt man durch das Panoramafenster, wird die Wirkung der Bäume besonders greifbar.
Dieser Garten ist nicht nur wegen seiner spektakulären Aussicht bemerkenswert. Er ist es vor allem, weil er zeigt, was erreicht werden kann, wenn Architektur und Landschaftsarchitektur auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Dann entsteht etwas, dass für den Ort und seine Bewohner stimmig ist. „Wir sprechen nicht mehr von Schnittstellen, es ist vielmehr ein Ineinandergreifen der beiden Fachbereiche, das viel mehr möglich gemacht hat“, betont Simon Rüegg.
Naturstein und Holz: Die Natürlichkeit der Materialien harmoniert mit der Landschaft.
Kein Hintergrund ohne Vordergrund: Dank der Bäume ist die Wirkung der Seelandschaft ungleich stärker.
Pinus sylvestris im Lavendelfeld.
Die Brunnenschale mit separatem Einlauf hat der Gartenplaner entworfen.
Steht man im Garten, verliert man rasch das Gefühl für dessen Begrenzung.
An diesem Projekt arbeitete der Schweizer Gartenplaner von Anfang an mit Architektin Tanja Temel (ATT AG) zusammen. Jede Veränderung auf der einen Seite zog entsprechende Änderungen auf der anderen nach sich. Vieles wurde von innen nach außen entwickelt, um die Aussicht auf das Landschaftsbild zu intensivieren: die imposanten Berge der Zentralschweiz am Horizont, den Vierwaldstädter See drunten im Tal, die markanten Baumgestalten und die vom Wind gekämmten Gräserfelder im Vordergrund. „Blickt man durch das Panoramafenster, wird die Wirkung der Bäume besonders greifbar. Berge, See und Garten werden ins Hausinnere geholt“, sagt Simon Rüegg. So entstehen fließende Übergänge zwischen innen und außen.
Es ist mitnichten nur das Panorama – der Garten lebt ganz wesentlich von den Bäumen, die sich darin befinden, die ihn gliedern und sein Erscheinungsbild prägen. „Idee war, die Natur in Form von Bäumen in weiche Formen zu legen, damit ein grenzenloser Übergang zur Landschaft und zum Gebäude entsteht“, erklärt Simon Rüegg.
Gräserfelder aus Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides 'Hameln', 'Little Bunny'), Garten-Chinaschilf (Miscanthus sinensis 'Yakushima Dwarf'), und Japan-Segge (Carex morrowii) umspielen die Baumskulpturen, schaffen Dynamik und leiten sanft in die Berglandschaft über. So verliert man rasch das Gefühl für die Begrenzung des Grundstücks. Es ist eine Gestaltung, die natürlich und zeitlos wirkt, die aber auch Orte schafft, an denen man sich geborgen fühlt.
Schon vor der Umgestaltung spielten Bäume eine große Rolle, denn der Vorbesitzer hatte per Grundbucheintrag verfügt, dass der alte Baumbestand zu erhalten bzw. durch gleichwertige Gehölze zu ersetzen ist. „Das war für uns ein Geschenk, denn durch den hohen Stellenwert der Bäume waren wir von Anfang an involviert“, erklärt der Gartenplaner. So richtete sich die Platzierung des Gebäudes nach den Bäumen und nicht umgekehrt. Allerdings war nur eine alte Linde noch vital genug und der Zustand der anderen zu schlecht, sodass sie gefällt werden mussten. So fiel es Simon Rüegg zu, den richtigen Standort für die neuen Solitärbäume zu finden, sie mitten in diese beeindruckende Aussicht zu stellen. Das setzte viel Vertrauen von Seiten der Auftraggeber voraus, denn eine solche Lage ist teuer erkauft. Doch mit dem richtigen Vordergrund wirkt der Hintergrund ungleich stärker. Zur Seeseite vor dem Pool prägt nun ein Fächerahorn 'Fireglow' (Acer palmatum) mit elegantem Wuchs und samtigroten Blättern die Gartensilhouette. Die großen, teils mehrstämmigen Waldföhren (Pinus sylvestris) passen zum Standort und wurden in der Baumschule gemäß den Angaben des Gartenplaners in eine leicht transparente Form gebracht.
Es ist ein Garten, der auf das Wesentliche fokussiert ist: auf wertvolle Gehölze, massiven Naturstein (Jurakalk aus den Dolomiten) und wenige hochwertige Ausstattungselemente, wie z.B. einen eleganten Brunnen im Design des Gartenplaners. Nichts stört das Landschaftsbild, dessen Schönheit durch die Bäume im Vordergrund noch gesteigert wird. „Der Garten spiegelt das innerste Wesen der Besitzer wider, auch wenn sie es vielleicht nicht bemerken. Sie fühlen sich in ihrer eigenen Umgebung einfach geborgen“, konstatiert Simon Rüegg.
Kanton Luzern, Schweiz
1700 m2
Simon Rüegg Landschaftsarchitektur AG
Hodel&Partner Gartenunternehmen
Debi Diem Photography
„Nicht allein die Größe zeichnet diesen Garten aus. Er lebt ganz wesentlich von den Bäumen, die sich darin befinden. Sie gliedern und prägen dessen Erscheinung.“
PLAN
1Wohnhaus
2alte Tilia cordata
3Acer palmatum
4Pinus sylvestris
5Plattenbelag
6Brunnen