Das Auflager des Holzdecks passt sich dem Wurzelverlauf der großen Platane an.
Mitten in einem dicht bebauten Viertel aus der Gründerzeit zeigt dieser Garten, was auf kleiner Fläche mit guter Raumaufteilung möglich ist. Hier findet man alles, was einen guten Garten ausmacht: Atmosphäre, Geborgenheit, Vielfalt. „Man tritt durch das Wohnhaus in einen kleinen, ruhigen Garten, der unter großen Bestandsplatanen liegt und hat das Gefühl, ganz woanders zu sein“, beschreibt Landschaftsarchitektin Carola Dittrich die Stimmung.
Rasenfläche und gepflasterte Wege sind aufgelöst; vom Balkon gelangt man über Trittplatten in den Garten.
Zentraler Sitzplatz mit schirmförmiger Prunus subhirtella 'Autumnalis' als transparenter Raumteiler.
Die Zierkirsche gliedert den Garten und wirkt gleichzeitig als Skulptur.
Hochstamm Zanthoxylum simulans mit besonderer Rindenstruktur und in der Küche verwendbarem Szechuanpfeffer.
Der alte Baumbestand in den Nachbargärten lässt die Grundstücksgrenze verschwinden, sodass gleichzeitig ein Gefühl der Weite entsteht. Kein Wunder, dass der Garten Lieblingstreffpunkt der Familie ist, denn er bietet neben einladenden Sitzplätzen einen Artenreichtum, den manch großer Garten nicht besitzt.
Das war nicht immer so. Früher beanspruchte eine 5 m hohe Saumpflanzung zu den Nachbarn viel Fläche. Ansonsten gab es vor allem Rasen, der wegen der großen Platane auf dem Nachbargrundstück kümmerte. Carola Dittrich löste zunächst den Rasen sowie die gepflasterten Wege auf, entfernte die durchgehende Hecke, um Platz zu gewinnen und ersetzte sie teilweise durch einen Holzsichtschutz aus Rhombuslattung „Ziel war es, introvertierte Gartenräume zu schaffen, den Blick auf das eigene Haus aber nicht ganz zu verstellen.“ Eine winterblühende Zierkirsche (Prunus subhirtella 'Autumnalis') dient mit ihrer lichten Krone als transparenter Raumteiler und gleichzeitig als Sichtschutz zu den Nachbarn. Sie bildet mit ihrer mehrstämmigen Schirmform den Mittelpunkt des Gartens; darum gruppieren sich die Gartenräume, die über Trittplatten mit grüner Fuge verbunden sind.
Vom Haus gelangt man über den Balkon in den Garten und zur Terrasse mit kleiner Gartenküche oder zum Holzdeck mit Feuerschale. „Da die Platane mit den Wurzeln in das Grundstück hereinragt, war dort weder eine Pflanzung, noch eine Terrasse möglich. Deswegen wurde ein aufgeständertes Holzdeck entwickelt, um die Wurzeln zu schonen und mit dem erhöhten Deck ein neues Raumgefühl zu schaffen“, erklärt Carola Dittrich. Zum dritten Sitzplatz geht es über eine Treppe hinab in den Senkbereich, der in die Architektur des Hauses eingebettet ist. Und obwohl es so viel zu entdecken gibt, strahlt der Garten Ruhe aus. Von allen Sitzbereichen gibt es Blickbeziehungen von den Stauden im Vordergrund über die im Mittelgrund stehenden Solitärsträucher bis zum Wohnhaus bzw. zur Platane.
In puncto Pflanzenvielfalt ist viel geboten, obwohl der Einfluss der Platane naturgemäß groß ist. „Bis zum Austrieb der Platane kommt viel Sonne in den Garten, danach sind große Teilbereiche eher schattig. Daher wurden viele Pflanzen mit einer großen Standortamplitude wie z. B. Waldaster (Aster divaricatus) oder Schönaster (Kalimeris madiva) verwendet“, erläutert die Gartenplanerin. In den absonnigen Bereichen spielen Texturen und Strukturen eine besondere Rolle, wie sie Gold-Segge (Carex oshimensis 'Evergold') oder Brauner Storchschnabel (Geranium phaeum 'Samobor') besitzen. Im Frühjahr bietet sich mit knapp 500 Geophyten ein völlig anderes Gartenbild. Viele der Pflanzen wurden übrigens gemeinsam mit der Auftraggeberin ausgesucht. „Dadurch steigt die Freude auf den 'neuen' Garten, der ein Ergebnis der Teamarbeit zwischen Planer, Auftraggeber und dem ausführenden Unternehmen ist. Er entwickelt sich nur gut weiter, wenn die Leidenschaft für den eigenen Garten und die Pflanzen geweckt wird“, ist Carola Dittrich überzeugt. In diesem Fall ist dies garantiert, denn die englische Auftraggeberin ist absolut pflanzenbegeistert!
Heidelberg, Baden-Württemberg
130 m2
KEPOS Gartenarchitektur
Garten-Creativ GmbH
Round the Garden
„ Eine grüne Oase mitten im dicht bebauten Gründerzeitviertel. Ein kleiner Garten der Ruhe, sowie Treffpunkt für alle Familienmitglieder.“
PLAN
1Wohnhaus
2Holzdeck unter Bestandsplatane
3Winterblühende Zierkirsche
4Szechuanpfeffer Hochstamm
5Terrasse aus Muschelkalk
6Trittplatten Muschelkalk mit grüner Fuge