Ilka Mahro – Gartengestaltung

Der summende Garten

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Der kiesbedeckte Weg greift die Leichtigkeit eines Strandspazierganges auf und verbindet die Teile des Grundstücks.

„Man fühlt eine besondere Harmonie zwischen Haus, Garten und den naturverbundenen Besitzern. Ich finde es mutig, dass sie sich gänzlich vom Rasen verabschiedeten und stattdessen auf Stauden setzen“, sagt Ilka Mahro, die für ihre fein komponierten naturnahen Gräser- und Staudengärten bekannt ist. Auf diesem Grundstück an der Ostsee, kaum 200 m Luftlinie von der Küste entfernt, wurde ein solcher Garten konsequent umgesetzt.

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Langanhaltend blühende, insektenfreundliche Pflanzen vermitteln einen wiesenhaften Charakter.

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Stauden statt Rasen – ein Lebensraum, der auch im zeitigen Frühjahr und Herbst noch Nahrung bietet.

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Die dynamisch ansteigende Trockenmauer ist nicht nur dekoratives Strukturelement, sondern auch von ökologischem Nutzen.

Es liegt kein „grüner Teppich“ mehr vor der Terrasse, der ohnehin in längeren Trockenphasen auf dem sandigen Boden schnell unansehnlich wurde. Zunächst wollten die Gartenbesitzer, engagierte Naturimker, statt des Rasens eine Blumenwiese. Doch eine Wiese muss regelmäßig gemäht werden, damit sie sich erhält – in dieser Zeit gibt es kein Nahrungsangebot für Bienen und Co.. Ilka Mahro schlug dem Paar daher vor, lieber einen dauerhafteren Lebensraum mit Stauden zu schaffen, die auch im zeitigen Frühjahr und Herbst noch Nahrung bieten.

So wurde der Rasen abgeschält, die Wege ausgekoffert und mit dieser und zusätzlicher Erde der Höhenunterschied für die gewünschte Trockenmauer (süseler-holzhof.de) modelliert. Sie ist nicht nur dekoratives Strukturelement, sondern auch von ökologischem Nutzen. Die Fugen dienen Insekten und kleinen Eidechsen als willkommener Lebensraum. In den Ritzen und auf der Mauerkrone gedeihen die Pflanzen des Steingartens wie Mauerpfeffer, Hauswurz, Zimbelkraut und Steinbrech. Die langgezogene Natursteinmauer steigt dynamisch an und passt sich so der Umgebung an. Ein schmaler Weg führt entlang der Mauer hinauf zu einem Sitzplatz, der einen neuen Blickwinkel auf den Garten bietet.

Für die Beete wurden 20 t sandiger Boden ab- und eine ebenso große Menge Mutterboden antransportiert. In der Mitte des Gartens entstand ein zentrales Staudenbeet, um das der wassergebundene Weg führt. Zunächst wurden die Gräser gesetzt, welche die Grundstruktur bilden. Sie nehmen das Thema der Küste mit ihrem wehenden Habitus auf, wirken filigran und leicht. Stauden mit ihrer Farbigkeit tragen Lebendigkeit in den Garten. „Ich habe langanhaltend blühende, insektenfreundliche Pflanzen zusammengestellt, die den wiesenhaften Charakter vermitteln. Die kiesbedeckten Wege greifen die Leichtigkeit eines Strandspazierganges auf, verbinden die Teile des Grundstücks. Die Trockenmauer fügt sich fließend in die Gartenkonturen ein“, erklärt die Gartenplanerin ihr Konzept. Durch die Verwendung von filigranen (z. B. Stipa tenuissima) und robusten Strukturen (z. B. Sedum telephium 'Purple Emperor') werden spannungsreiche Bilder und Stimmungen erzeugt.

Es sind Pflanzen, die Trockenheit vertragen, wobei man aber nicht ganz ohne gießen auskommt, wenn Trockenphasen im Frühjahr und Herbst die Pflanzen stressen.

Damit das Gartenbild selbst im Winter ansprechend ist, spielt die Strukturfestigkeit der Pflanzen eine Rolle. Denn neben dem ökologischen Wert zählt ebenso der ästhetische Genuss, den man selbst im Haus dank bodentiefer Fenster und Türen hat. Von dort blickt man nun auf die vielblütige Staudenlandschaft aus u. a. Steppen-Salbei (Salvia nemorosa 'Caradonna'), Spanischem Gänseblümchen (Erigeron karvinskianus), zartem Tautropfengras (Sporobolus heterolepis) sowie strukturstarkem Pfeifengras (Molinia caerulea 'Moorhexe') und entdeckt immer wieder neues. „Besucher sprechen von einer berührenden, lebendigen und verspielten Atmosphäre“, berichtet Ilka Mahro. Davon kann man sich sogar selbst überzeugen, denn die Besitzer öffnen ihren Staudengarten im Rahmen der Aktion „Offener Garten“, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen über die Welt der Stauden und ökologische Zusammenhänge weiterzugeben. Weitere Infos unter www.offener-Garten.de.

LAGE DES GARTENS

Sierksdorf, Ostholstein, Schleswig-Holstein

GRÖSSE DES GARTENS

600 m2

PLANUNGSBÜRO

Ilka Mahro – Gartengestaltung

AUSFÜHRUNG

Ilka Mahro – Gartengestaltung, süseler-holzhof.de

FOTOGRAFIE

Annette Timmermann

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„Mit der Einheit zwischen Haus und Garten konnte ein besonderer, überraschender Lebens(t)raum geschaffen werden.“

ILKA MAHRO