Die wilde Natürlichkeit der Pflanzen kontrastiert mit der puristischen Architektur.
„Eines Tages wird der Schnurbaum mit seiner schieren Größe das Haus umarmen und festhalten“, prophezeit Robin Lustenberger. Eine schöne Vorstellung des Landschaftsarchitekten, ist es doch dieser außergewöhnliche Baum, der dem Senkgarten im Eingangsbereich ein lichtes Dach schenkt und mit seinen luftig-leicht gefiederten Blättern einen starken Kontrast zur markanten grauen Betonwand des nüchternen Wohngebäudes bietet. Im Hochsommer wird der Vorgarten mit noch mehr Leben erfüllt sein, denn die weißgelben Blütenrispen der Sophora japonica sind eine ausgezeichnete Bienenweide.
Der Schnurbaum bildet mit seinen filigranen Blättern einen starken Kontrast zum rauen Beton der Fassade.
Gehölze beschatten die großen Glasfronten und sorgen dafür, dass sich das Gebäude nicht so stark aufheizt.
Der raue Beton der Fassade wird mit gestrahltem Beton weitergeführt, ergänzt durch rostigen Stahl und maßgefertigte Holzelemente.
Es ist ein besonderes Entree für ein Wohngebäude mit puristischer Architektur und nichts weniger als die einladende Visitenkarte und somit von zentraler Bedeutung. Genauer gesagt handelt es sich um einen Parkplatz mit Eingangsbereich und Senkgarten, welcher an ein Atelier angeschlossen ist. Das Haus selbst gehört zu einer Wohnsiedlung mit ebensolchen formalen Betonbauten „aus der Epoche des Brutalismus in den 1970er Jahren“, wie es Robin Lustenberger formuliert. Auch der Garten stammt aus dieser Zeit mit der damals typischen Verschachtelung der Räume um das Gebäude. „Trotz der kleinen Größe lassen Architektur und Lage eine spannende Raumbildung zu. Diese kleinen und offenen Gartenbereiche können mit gezielten Eingriffen aufgewertet, der Blick zu den Nachbarn oder auf die Straße ausgeblendet werden“, konstatiert Robin Lustenberger. Die Räume zeichnen sich durch eine schlichte Formgebung aus, die Dinge sind platzsparend und funktional angeordnet.
Die Materialität der Fassade, der raue Beton, wird im Vorgarten mit gestrahltem Beton weitergeführt ergänzt durch rostigen Stahl und maßgefertigte Holzelemente. Diese Materialien ziehen sich konsequent durch alle Gartenräume und verbinden sie zu einem großen Ganzen. „Experimentell war die Beschichtung der Stahlelemente für Pfosten, Geländer und Handläufe. Der rohe Stahl wird dabei gebürstet, abgewaschen und vorverrostet; danach lackiert, mit der Idee, dass das Bild des rohen Stahls bestehen bleibt, aber auf den darunterliegenden Bauteilen keine Rostspuren entstehen“, erklärt der Planer.
Der kühlen Materialität und puristischen Architektur setzt Robin Lustenberger das Wilde und Ursprüngliche der Pflanzen entgegen. So gelingt es ihm, die minimalistische Architektur einzubinden und einen einladenden Eindruck zu erzeugen: „Wir wollten fast schon Chaos in der Pflanzung entstehen lassen, um die Architektur zu brechen und um etwas Liebliches in die puristische Raumgestaltung zu bringen.“ Der Sophora wird als Gegenspieler eine strukturstarke Felsenbirne entgegengesetzt, die mit ihrer Blütenpracht, den Früchten und der Herbstfärbung wohl eine der schönsten Ziergehölze ist. Heckenvolumen in unterschiedlichen Größen aus immergrünen Eiben (Taxus media 'Hillii') verhindern gezielt Einsichten. Die Bodenebene wird von immergrünen Farnen, Gräser- und Staudenflächen belebt. So dominiert das Grün und säumt alle Bauteile ein. Zugleich beschatten die Gehölze die großen Glasfronten und sorgen dafür, dass sich das Gebäude nicht so stark aufheizt. „Die Auftraggeber haben Mut bewiesen, sich für diese Art der Gestaltung zu entscheiden – für das Materialexperiment und für den Standort des Baumes nah am Atelier des Hauses. So hat sich ein 'sekundärer' Gartenbereich zu einem zeitgemäßen Entree gewandelt“, resümiert Robin Lustenberger. Der Blick vom Atelier fällt nun auf einen grünen Innenhof, der die kühle Architektur mit der lebendigen Natur versöhnt.
Basel Landschaft, Schweiz
130 m2
Lustenberger Schelling Landschaftsarchitektur
Neuschwander Garten und Bau AG
Terry Frauenfelder
„Der Schnurbaum mit seiner schieren, zukünftigen Größe wird das Haus eines Tages umarmen und festhalten.“
PLAN
1Wohnhaus
2Sophora japonica
3Pflanzfläche Gehölze und Stauden
4Sitzbank
5Stahlband, roh
6Plattenbelag in Bahnen