Im Haus ist dank großer Glasfronten die inszenierte Landschaft zum Greifen nah.
Als wäre das große dunkle Gebäude von einer Riesenhand direkt in die steile Hanglandschaft aus urigen Kiefern und verwittertem Flinz gesetzt worden – so wirkt das Bild auf den Betrachter. Doch die Gartenlandschaft, die so archaisch anmutet und einen wohltuenden Kontrast zur streng formalen Architektur bietet, wurde erst geschaffen. Denn eines stand für Markus Lindinger-Hofmann sofort fest: „Dieser im Verhältnis zum Grundstück große Baukörper benötigt einen adäquaten Grünraum und Lebendigkeit.“ Lebendigkeit in Form von Bäumen mit Charakter und des Elements Wasser.
Die Gartenlandschaft bietet einen wohltuenden Kontrast zur streng formalen Architektur.
Die landschaftliche Weite wird in den Garten geholt.
Beim Bau des Hauses wurden massive Felsformationen zutage gefördert, welche die Idee für die Gestaltung eines Felsengartens gaben.
Der Fall des Wassers lässt sich abschnittsweise von den verschiedenen Stockwerken aus verfolgen.
Die Föhren garantieren ganzjährig eine intime Atmosphäre. Wenn sie einmal angewurzelt sind, überstehen sie auch Trockenphasen gut.
Die Idee zu dem Felsengarten kam dem Gartengestalter und Landschaftsplaner, als beim Bau des Hauses massive Felsformationen zutage gefördert wurden. Behauen und anschließend wiederverwendet, strukturieren und erschließen sie den steilen Hanggarten, sodass er für die Familie mit Kindern nutzbar und erlebbar wird. „Das regionale Gestein zieht sich durch den gesamten Garten bis zur obersten Terrasse und macht das durchgängige Konzept lesbar. Dabei waren die Planung und statische Sicherung der einzelnen Ebenen mit Hilfe der natürlichen Steinblöcke die größten Herausforderungen“, berichtet der Gartengestalter. Nur ein kleiner Teil des Gartens ist terrassiert, der größte Teil besteht aus mit riesigen Steinplatten begehbar gemachten Hangböschungen; größere Steinsetzungen formen sich zu kleinen Plateaus oder Sitzbereichen.
Vom Wohngebäude mit seinen großen Glasfronten ist die inszenierte Landschaft aus Baumindividuen, Felsen und einem Wasserfall zum Greifen nah. Hautnah lässt sich von den verschiedenen Stockwerken der Fall des Wassers abschnittsweise verfolgen. Das Wasser fällt von einer massiven Felsformation hinab, sammelt sich in einem Becken und wird dann wieder hochgepumpt. Dabei entsteht ein Mikroklima mit hoher Luftfeuchte, das Farne besonders lieben.
Die immergrünen Bäume garantieren ganzjährig eine intime Atmosphäre und blenden aus, was den Blick stört. Sie sind so platziert, dass sie den Ausblick auf die Stadt, das Voralpenland und die Gebirgssilhouette nicht verdecken und die landschaftliche Weite der Umgebung in den Garten gebracht wird. Es sind Bäume mit Charakter, keine klassisch geraden Baumschulgehölze, vielmehr wirken sie, als wären sie in steiler Lage gewachsen. „Wir pflanzen sie so, wie sie am Standort natürlich gewachsen wären, damit sie einen autochthonen Charakter erhalten. Das Gebäude ist neu, die Anlage ist neu – es geht darum, dem Ort eine kräftige Identität zu geben, als handelte es sich um einen vergessenen Ursprungs-Baumbestand, der Teil einer ehemaligen Naturlandschaft ist“, erklärt der Gartengestalter. Farbe ins Spiel bringen dazu Ziergehölze wie u. a. Vogelkirsche (Prunus avium), Frühe Zierkirsche 'Accolade' (Prunus) und Roter Fächerahorn (Acer palmatum 'Atropurpureum') mit ihren Blüten, Früchten und dem schönen Blattschmuck. Steinfugen und Freiflächen abseits der gewünschten Rasenfläche sind um natürliche Stauden-, Gräser- und Farnpflanzungen bereichert und stellen den starken Strukturen aus Fels und Gebäudekubus ihre Leichtigkeit entgegen. Sie wachsen ebenso wie die Bäume und Sträucher ohne künstliche Bewässerung. „Das Mühlviertel in unmittelbarer Nähe ist eine trockene Gegend. Wir versuchen daher Wasser einzusparen, wo immer möglich. Jetzt nach drei Jahren brauchen die Pflanzen keine Giesgaben mehr. Wenn die Kiefern einmal angewurzelt sind, dann überstehen sie Trockenphasen sehr gut“, ist sich Markus Lindinger-Hofmann sicher. Das Ergebnis seiner Gestaltungsidee ist ein natürlich gewachsener intimer Garten, der gleichzeitig Landschaftselement im Siedlungsumfeld ist. Er ist ein vielfältiger Freiraum für die Familie, und, was vielleicht das Beste ist, ein echter Abenteuerspielplatz.
Linz, Österreich
1 300 m2
Kriegergut Garten- und Landschaftsdesign GmbH
Kriegergut Garten- und Landschaftsdesign GmbH
MW-Architekturfotografie
„Eine Hanglage mit beeindruckender Aussicht, wo vorhandene Felsformationen wiederverwendet wurden und ein Felsengarten als vielfältiger Lebensraum erleb- und nutzbar gemacht wurde.“
PLAN
1Wohnhaus
2Pool mit Poolhaus
3Felsengarten
4Wasserfall
5Lavendelbeet
6Korbschaukel