Die Anordnung der mehrstämmigen Felsenbirnen verstärkt die Wirkung der strengen, aber poetischen Architektur.
„Gute Gartenarchitektur vermag eine poetische Architektur durch feine malerische Kontraste noch zu steigern“, davon ist Alexander Koch überzeugt. Das funktioniert am besten, wenn der Gartenplaner frühzeitig hinzugezogen wird, bevor das Haus im Garten steht. In diesem Fall stammt der Vorschlag zur verschwenkten Achse durch das Haus von Alexander Koch, der somit Einfluss auf die Eingangssituation nehmen konnte. Haus und Garten werden zu einer Einheit, verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung.
Tiefe entsteht durch einen Vordergrund – mit einer der malerischen alten Felsenbirnen.
Zurückhaltende, aber wirkungsvolle Artenwahl aus Lysimachia clethroides, Gräsern und einer alten mehrstämmigen Felsenbirne.
Gehölze werden durch flächige Gräserpflanzungen mit Chinaschilf, Japan-Seggen sowie Taglilien ergänzt.
Das ruhige Gewässer als Spiegelbild des Hochwaldes.
Das Wohngebäude, entworfen vom Münchner Architekten Stephan Maria Lang, ist ein ungewöhnlicher Bau auf L-förmigem Grundriss mit einem Dach, das an Flügel denken lässt und dem Gebäudekubus eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Malerische Felsenbirnen umtanzen das Haus und betonen die Geste des Abhebens, der Leichtigkeit. „Die räumliche Wirkung der mächtigen neun Felsenbirnen verstärken die Wirkung der strengen, aber poetischen Architektur“, sagt Alexander Koch. Sie verleihen dem Garten Tiefe, die jeder gute Garten braucht. Der Gartenarchitekt hat die Solitäre nach allen Regeln der Kunst angeordnet und die Gehölze formiert, sodass sich die Konturen des Hauses dahinter noch erahnen lassen. Sie hatten zur Zeit der Pflanzung bereits ein Alter von über 30 Jahren erreicht und wurden durch die Schirmform noch kostbarer. Den würdigen Rahmen bildet dazu der angrenzende Hochwald aus bis zu 30 m hohen Rotbuchen, der zwar nicht zum Grundstück gehört, aber in die Gesamtwirkung des Gartens einbezogen wurde („geborgte Landschaft“). Eine vorteilhafte Lage, ist der Raum im Garten doch so bereits definiert.
Die Pflanzenauswahl ist bewusst reduziert gehalten, „die Kunst liegt im Weglassen“, wie Alexander Koch bemerkt. Die weiße sternförmige Blüte der vielseitigen Felsenbirnen ist zwar attraktiv, aber nur von kurzer Dauer. Doch bei dieser Art von Architektur und Garten kommt es eher auf die skulpturale Wirkung, den malerischen Wuchs der Pflanzen als auf Blühaspekte an. Ergänzt werden die Gehölze durch flächige Gräserpflanzungen am Teich mit Chinaschilf (Miscanthus sinensis 'Gracillimus'), Japan-Seggen (Carex morrowii 'Variegata') sowie Taglilien (Hemerocallis) mit ihren grasähnlichen Strukturen, kombiniert mit großblättrigen Stauden wie Schaublatt (Rodgersia) als Strukturbildner. Ein Steg bildet die Sichtachse vom Gebäude in Richtung Wald und gibt der Uferseite am Haus die lineare Form vor. Er besteht aus schmalen Latten und endet in einem monolithischen Block aus Jurakalkstein. Dieser Block wiederholt sich im Fundament der Skulptur, die vor dem Hochwald einen Blickfang bietet. In Kontrast zur geraden Linie steht das organische Ufer des Teichs auf der gegenüberliegenden Seite, gebildet aus polygonalen Jurablöcken. Dank großer Glasflächen sind der Garten und das Licht des reflektierenden Gewässers im Innern des Hauses präsent.
Das Gebäude selbst steht beruhigt auf einem Tablett aus Jura-Kalkstein. Hier war Präzisionsarbeit gefragt, denn der Auftraggeber forderte ein bis ins letzte Detail auf die Architektur abgestimmtes Fugenbild der Plattenbeläge. „Über die Gartentür, die abwärts führenden Stufen mit dem Vorplatz und die Haustür führt das Fugenbild bis in die Garderobentüren im Entree. Präzision in den planerischen Vorbereitungen noch ohne CAD mit Bleistift und Zollstock – jede Platte im Garten hatte ein Sondermaß, ein Rechteck im Kreuzfugenverband. Fugen gehen in Bauteilen des Gebäudes auf“, sagt Alexander Koch. Eine herausfordernde, aber durchaus befriedigende Arbeit für den Gartenarchitekten.
Kleinstadt südlich von München
1 700 m2
KOCH+KOCH GartenArchitekten
Laugl
KOCH GartenFotografie
„Eine zurückhaltende Pflanzenauswahl mit der mächtigen räumlichen Wirkung malerischer Felsenbirnen erhöht die Kraft einer reduzierten poetischen Gebäudearchitektur.“
PLAN
1Wohnhaus
2Hochwald
3Teich als Spiegel des Hochwaldes
4Felsenbirnen
5Kunst der Fuge bis in den Empfang
6Steg