Berlin, Kröger Immobilien AG
,
Konferenzzimmer
Als Kröger mit großem Schwung die Tür zum Konferenzzimmer aufstößt, hat er die Rückverwandlung von einem Häufchen Elend zum Firmenboss komplett abgeschlossen. Kraftvoll, mit großen Schritten geht er auf den Konferenztisch zu, die Arme ausgebreitet.
»Susan, I’m so happy to finally meet you. I hope you enjoy the numbers.«
An dem Tisch sitzen Charlotte Kröger, Dr. Wenzel und Susan Miller, die überrascht von einigen Papieren aufschauen, über die sie sich gerade gebeugt hatten. Susan Miller ignoriert Krögers ausgestreckte Hand.
»Ich denke, Sie schulden mir eine apology«, sagt sie.
»Charlotte – was hat sie gesagt?«
»Sie erwartet von dir eine Entschuldigung.«
»Eine Entschuldigung? Von mir? Weshalb?«
»Ich bin die Repräsentantin der Blackhill Group in Germany. Wir distanzieren uns von jeglichen kriminellen Aktivitäten. Wir wollen Derartiges nicht einmal von ferne sehen«, sagt Susan Miller.
»Very good«, sagt Kröger. »Fine! Das freut mich. Ich habe auch nie angenommen, dass Blackhill je etwas Kriminelles angestellt haben könnte.«
»Papa, sie meint nicht sich selbst.«
»Nein, wen denn sonst? Was soll …« Plötzlich versteht er. Er ist hier der Kriminelle. Dengler sieht, wie Krögers Gesicht rot anläuft.
»Sagt sie, ich sei kriminell?«
»Bitte, Papa, reg dich nicht auf. Wir haben hier gerade einen Flow.«
»Haben Sie mich gerade einen Kriminellen genannt?«, attackiert er Susan Miller.
Die Amerikanerin hebt den Kopf und sieht Kröger direkt in die Augen. »For us it is important … wie sagt man auf Deutsch: eine weiße Weste zu haben.«
»Schmeiß sie raus, Charlotte.«
Charlotte Kröger wendet sich an Susan Miller. »We regret that you have had problems with … the events that have taken place here in Berlin in recent days. We, my father and I, assure you that our company had nothing, I repeat, nothing to do with them.«
»Schmeiß sie raus, Charlotte.«
»Ich verstehe … Wir brauchen mehr Zeit für unsere Gespräche. Vielleicht sehen wir uns better in zwei days.«
Susan Miller steht auf und kramt einige Dokumente zusammen. Sie geht, ohne zu grüßen.
Kröger setzt sich.
»Wenzel, lassen Sie uns einen Augenblick allein.«
Dengler wendet sich zur Tür.
»Dengler – du bleibst!«
Wenzel geht. Dengler wartet an der Tür.
»Charlotte, du bist mein Augenstern, du bist mein Ein und Alles. Ich mag deinen Ehrgeiz. Ich liebe deinen scharfen Verstand. Du bist viel besser ausgebildet als ich …«
Er greift sich ans Herz und wischt sich dann mit der flachen Hand Schweiß von der Stirn. »Aber du solltest wissen, dass ich nicht ganz blöd bin. Wenn du mir noch ein einziges Mal so in den Rücken fällst wie eben – dann fliegst du.«
Charlotte schiebt ihre Hand über den Tisch und fasst ihren Vater sanft am Handgelenk.
Sie blickt Dengler an: »Lassen Sie uns bitte einen Augenblick allein.«
Kröger dreht den Kopf zur Seite. »Der bleibt«, sagt er.
Dengler, schon im Gehen begriffen, fragt: »Was soll ich also tun?«
Kröger: »Du bleibst.«
Georg Dengler sieht zu Charlotte Kröger. An ihr ist nun nichts Sanftes mehr. Ihre Augen fixieren ihren Vater. Sie sind zusammengekniffen – und voller Hass.
Ihre Stimme klingt hart: »Papa, wir brauchen diese 120 Millionen, die Blackhill uns anbietet. Wir haben nicht viele Alternativen. Wir können uns mit dieser Frau keinen Streit leisten. Sonst müssen wir mit der Deutschen Eigentum reden. Willst du das?
«
Kröger steht auf. Er stützt sich am Tisch ab. Dengler sieht, wie seine Knie zittern. Der Mann schnappt nach Luft.
»Ich will vor allem nicht, dass meine Tochter mich vor Investoren als Idioten darstellt. Ich warne dich, und ich meine es ernst: Noch einmal, und du fliegst.«
Er dreht sich um und geht zur Tür. Dengler öffnet sie. Im Flur lehnt sich Kröger an die Wand. Sein Gesicht wirkt fahl und gelb. Er zieht die blaue Schachtel aus der Hosentasche, drückt eine Kapsel aus der Folie und stopft sie sich in den Mund.
Er wartet einen Moment, atmet tief durch. Schließlich zieht er eine KeyCard aus der Tasche und reicht sie Dengler.
»Für dich – dein Dienstwagen. Kannst du mich wohin fahren?«, fragt er.