Berlin-Charlottenburg, Café Espresso
»Wenn du mich fragst«, sagt Roman zu Eddy, »ich habe mich noch nie so scheiße gefühlt.«
»Ich hab dich nicht gefragt«, antwortet Eddy.
Irgendwie hat er es geschafft, seine Haare komplett nach hinten zu kämmen. In einem Glas hat er Zucker, Honig und Wasser gemischt und daraus seine spezielle Version eines Haarfestigers hergestellt. Okay, das riecht nun komisch, aber es hält. Roman sagte, er sehe jetzt aus wie ein italienischer Gigolo, aber das war ein bisschen bösartig. Eddy findet, Roman hat echt jetzt mal keinen Grund, so bösartig zu sein. Schließlich hat er den ganzen Schlamassel, in dem er jetzt steckt, mit seiner Zündelei am Ferrari verschuldet. Die Prügel habe ich
bezogen, denkt er. Meinen
Perso hat der Schläger, meine
Adresse hat er, und von mir
will der Arsch 5.000 Euro. Alles in allem: Eddy findet, Roman sollte das Maul jetzt nicht so weit aufreißen.
Mit dem Geld, das Dengler ihnen gegeben hatte, haben sie sich zwei blaue Arbeitskittel gekauft, zwei Straßenbesen und einen großen Eimer. Jetzt stehen sie auf dem Bürgersteig vor dem Café Espresso
und fegen lustlos die großen Steinplatten. Ihre Hoffnung besteht darin, dass sie mit dieser Tarnung unbeobachtet das Café im Auge behalten könnten. Es sind zwei merkwürdige Straßenfeger, die nach wenigen Strichen bereits erschöpft sind, sich auf die Besen stützen und die ihre Zigaretten achtlos hinter sich auf das bereits gefegte Trottoir werfen. In jeder anderen Stadt hätten die beiden für Aufsehen gesorgt, aber wer kümmert sich in Berlin schon um merkwürdig aussehende Straßenfeger. Hier provozieren die beiden nicht einmal ein Stirnrunzeln.
Eddy beobachtet argwöhnisch das Café. Merkwürdige Leute gehen da ein und aus. Tolle Frauen, die nahezu alles zeigen, was sie haben, und das ist einiges. Aber ihre Typen? Wieso marschieren
solche Frauen mit diesen goldkettenbehängten Anabolikabolzen rum? Er versteht es nicht.
Mit Dengler haben sie vereinbart, dass sie ihn sofort anrufen, wenn der Ferrari-Rocker auftaucht. So lange sollen sie unauffällig das Café beobachten. Eddy betrachtet Roman, der sich gerade eine neue Zigarette ansteckt. Unauffällig? Unauffällig ist anders. Stöhnend nimmt er den Besen und schiebt ihn nach vorne und zurück, einmal, zweimal, dreimal. Dann denkt er über die Arbeitsknechtschaft nach, in der sie sich befinden, und macht eine Pause.