Die Entstehungsgeschichte dieses Romans unterscheidet sich in zwei Punkten deutlich von denen der bisherigen Dengler-Storys. Ich arbeitete bereits am Manuskript, als das ZDF
, die Produzenten der Denglerfilme und ich beschlossen, den nächsten Film auf der Basis dieses noch (unfertigen) Buches zu drehen. Ich klappte den Laptop zu und zog für einige Zeit nach Berlin. Lars Kraume, der die Drehbücher der Denglerserie im ZDF
verantwortet, und ich schmissen unsere Ideen und das begonnene Manuskript in einen Topf und fertigten daraus ein sogenanntes Treatment; eine Kurzfassung der Geschichte um Dengler, Olga, Kröger und Co. Es war eine angenehme, konzentrierte und produktive Zusammenarbeit, für die ich Lars Kraume sehr dankbar bin. Aus dem Treatment entwickelte Lars das Drehbuch, und ich nutzte es für die Fortsetzung der Arbeit an Denglers neuem Fall.
Die Corona-Pandemie warf dann alles über den Haufen. Im Februar 2020 musste entschieden werden, ob ich tatsächlich bei der bisherigen Planung bleiben und einen Roman veröffentlichen wollte, in dem dieses verfluchte Virus keine Rolle spielt. Doch es zeichnete sich bereits ab, dass die Pandemie und der Umgang mit ihr eine sehr grundsätzliche und neue gesellschaftliche Erfahrung sein würde. Und so nahm ich das Geschehen gewissermaßen in Echtzeit in das Manuskript auf. Diesen Wandel merkt man dem Buch an. Neben dem eigentlichen Thema – Finanzindustrie und Immobilienwirtschaft – formt sich mit der Corona-Krise ein zweiter
inhaltlicher Schwerpunkt. Doch ich glaube (und hoffe), es nimmt dem Roman nichts an Spannung und Verständlichkeit.
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Ich schulde einigen Menschen Dank, die mich bei diesem Roman unterstützt haben. Ich danke herzlich Annette Kulenkampf
, die zuerst die Idee hatte, Dengler im Immobiliensumpf ermitteln zu lassen. Ich danke Frau Prof. Dr. Susanne Heeg
, Professorin am Institut für Humangeografie der Universität Frankfurt, für die Zeit, die sie mir gewidmet hat, und dass sie mich mit den ersten Stapel Literatur zum Thema versorgt hat.
Ich danke A.B.
von der International Estate Business School für die offenen Gespräche – trotz meist gegensätzlicher Standpunkte. Die Unterhaltungen mit ihm waren für mich ein notwendiger Gegencheck zu meinen Recherchen.
Besonders herzlichen Dank schulde ich Rouzbeh Taheri
für die außerordentliche Großzügigkeit und Geduld, mit der er mich mehrmals durch Berlin führte und mir die Folgen von Kröger und Deutsche Eigentum augenscheinlich zeigte.
Dank auch an meine verehrte Kollegin Susanne Saygin
, die mich zu Streifzügen durch Neukölln mitnahm, und von der ich viel über ihren Kiez gelernt habe.
Ich danke Andrej Holm
, dass er seine Einsichten mit mir teilte. Die Begegnung mit ihm war für mich wie ein Proseminar für Stadtentwicklung.
Ich danke den Autorinnen und Autoren (Julia Friedrichs, Leonie Heling, Fabienne Hurst, Sara Lienemann, Eva Müller, Nora Nagel, Michael Schmitt, Andreas Spinrath) der hervorragenden ARD-Dokumentation „Ungleichland – Reichtum, Chancen, Macht“, die mir eine wesentliche Quelle und Inspiration war. Ich empfehle den Film jedem Leser und jeder Leserin, die sich mit dem Thema dieses Buches näher beschäftigen möchten.
Dank an Lars Kraume
, nicht nur für die Zusammenarbeit beim Treatment, sondern auch für die Lehr- und Spaziergänge durch Kreuzberg.
Ich bedanke mich bei G.S
. für die Einsichten in die türkische Gesellschaft Kreuzbergs.
Der Artikel, den Leopold Harder über die Ungereimtheiten der Anthroposophie geschrieben hat, stammt in Wirklichkeit von
Dietrich Krauss
. Ich danke ihm, dass ich auf ein damals noch unveröffentlichtes Manuskript zugreifen durfte. Er veröffentlichte seine Arbeit dann in der Stuttgarter Internet-Zeitung Kontext.
Den Link zu seinem Artikel finden Sie auf meiner Homepage.
Für die Durchsicht des Manuskripts danke ich David Streit, Monika Plach
und Julia Lutzeyer
.
Ich bedanke mich bei A.N.,
die mir die Geschichte ihrer Kindheit in einer anthroposophischen Familie anvertraute.
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Ich bin glücklich, dass ich seit der »Blauen Liste«, der ersten Dengler-Geschichte, mit demselben Lektoren-Team arbeiten kann. Das spricht für »meinen« Verlag Kiepenheuer & Witsch, dessen Mitarbeitern ich für vielfältige Unterstützung Dank schulde. Lutz Dursthoff und Nikolaus Wolters, die mich beim Lektorat, dem anstrengendsten Teil des Bücherschreibens, begleitet haben, danke ich für ihre erhebliche Mühe, den klaren Blick, das Gefühl für das richtige und das offene Wort; kurz: für ihre Freundschaft. Lutz Dursthoff ist ein scharfer Analytiker – und mit Nikolaus Wolters habe ich diesmal ein besonderes Experiment gewagt: Wir haben über Wochen hinweg per Videokonferenz beraten, gelesen, korrigiert. Ich bewundere ihn für seine Genauigkeit und Ernsthaftigkeit und für seine großartige Geduld, die mir gelegentlich fehlte.
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Eine vollständige Liste der von mir verwendeten Quellen finden Sie auf meiner Homepage unter www.schorlau.com/Kreuzberg Blues. Doch die wichtigsten davon möchte ich hier nennen.
Das Buch Mietenwahnsinn: Warum Wohnen immer teurer wird und wer davon profitiert
von Andrej Holm, Knaur Verlag,
ist ein guter
Einstieg für alle, die sich näher mit diesem Thema beschäftigen wollen. Ich danke Andrej Holm
, dass ich einiges davon meinen Figuren in den Mund legen durfte.
Jakobs Kenntnisse der Geschichte des Homo sapiens stammen nicht von einem Seminar in Boston, sondern sind in Wirklichkeit einem herausragenden Buch zu diesem Thema geschuldet: Die Mühlen der Zivilisation: Eine Tiefengeschichte der frühesten Staaten
von James C. Scott
. Ich danke dem Suhrkamp Verlag für die freundliche Erlaubnis, daraus zitieren zu dürfen …
Die Zucht besonders aggressiver Ratten ist nicht ausgedacht. Diese Viecher gibt es wirklich. Ich stieß auf sie durch einen Artikel im Spiegel: Kämpfen oder kuscheln. Zutraulich und neugierig die einen, aggressiv und bissig die anderen: Genetiker in Leipzig forschen an zwei Typen von Ratten. Sie wollen die Entstehung der Haustiere verstehen.
Den Link zu diesem Artikel finden Sie auf meiner Homepage.
Der erstaunliche Geisteswandel von Kröger stützt sich auf ein Interview, das der Architekt Ernst Hubeli
dem Spiegel
gab. Auch diesen Link finden Sie auf meiner Homepage
Die Figuren von Vater und Sohn Fuhrmann sind ausgedacht. Die Arbeitsgruppe des Bundesministeriums des Inneren, die einen neuen Verfassungsentwurf erarbeitete, um die Demokratie auszuhebeln, jedoch nicht. Nähere Informationen dazu ebenfalls auf meiner Homepage; ebenso wie der Faktencheck zur Bill-Gates-Stiftung.
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Ich staune immer noch, wie innerhalb weniger Jahre in Deutschland nahezu aus dem Nichts riesige, zum Teil Dax-notierte Immobilienkonzerne aufstiegen, die plötzlich Zehntausende Wohnungen besaßen. Ihre Geschichte erinnert mich an Russland. Auch hier entstanden über Nacht Oligarchien, die plötzlich das frühere Staatseigentum besaßen. Der Vergleich ist nicht abwegig. Die
heutigen Immobilienkonzerne, seien es Vovonia, Deutsche Wohnen oder Patrizia, konnten nur entstehen, weil ihnen öffentliches Eigentum – man muss es so sagen – nahezu geschenkt wurde. Der Berliner Senat verscherbelte 65700 Wohnungen und Gewerbeeinheiten für 401 Millionen Euro. Das sind 6.103 Euro – nicht pro Quadratmeter, wie man vermuten könnte, sondern pro Wohnung.
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Man fragt sich: Wenn der Senat seine Wohnungen für kleines Geld loswerden will, warum verkauft er sie nicht an die Mieter? Warum hat man keine Mietergenossenschaft gegründet? Warum wurde ausgerecht an so windige Finanzinstitute wie eine amerikanische Fondsgesellschaft und die berüchtigte Investmentbank Goldman Sachs verkauft? Erst diese und ähnliche »Deals« sind dafür verantwortlich, dass Wohnen heute eine Angelegenheit von riesigen, undurchsichtigen und maßlos gierigen Finanzfirmen geworden ist.
Die Wohnung ist unser allerprivatester Raum. Sie ist ein Zuhause, in dem wir aufwachsen, Kinder zeugen und gebären, alt werden, möglicherweise sterben. Unsere Wohnungen sind unser Schutzraum – und trotzdem gehören sie uns oft nicht. Dass dieser Raum kalt kalkulierenden Finanzkonzernen übergeben wurde, ist ein nicht zu entschuldigendes Verbrechen.
Die Verschleuderung öffentlichen Eigentums verantwortete in Berlin keineswegs ein konservativer Senat, sondern die rot-rote Stadtregierung unter Wowereit.
Doch es geschah nicht nur in Berlin. In Stuttgart veräußerte die Landesregierung 21500 Wohnungen, die der baden-württembergischen Landesbank gehörten, für 1,4 Milliarden Euro an die Patrizia AG
. Das entspricht einem Preis von etwa 65000 Euro pro Wohnung. Selbst wer die Immobilienpreise in Stuttgart nur oberflächlich kennt, weiß, dies ist wenig besser als geschenkt.
Die Landesregierung ging sogar so weit, ein alternatives Angebot verschiedener Kommunen (darunter Stuttgart und
Esslingen) auszuschlagen, das den Mietern deutlich besseren Schutz vor Mieterhöhungen und Kündigungen zugesichert hätte.
Dresden verkaufte seinen kompletten Wohnungsbestand. Andere Kommunen folgten. In Freiburg verhinderte eine Bürgerbewegung den Ausverkauf. Dies führte dann zur Abwahl des Oberbürgermeisters, der uneinsichtig dieses Projekt verteidigte. Heute ist er Geschäftsführer einer Industrie- und Handelskammer.
In vielen Städten bilden Mieter nun Bürgerbewegungen, die die Rückführung der Wohnungen in öffentliches oder genossenschaftliches Eigentum fordern. Sie haben recht.
Ihnen ist dieses Buch gewidmet.
Wolfgang Schorlau
Stuttgart, im August 2020