Ebenso ambivalent geht es in der Wissenschaft zu. Für die Lehre an Hochschulen gilt im Grundsatz das Gleiche wie für jede andere Bildungsvermittlung. Nur sind die meisten Inhalte in der universitären Lehre sehr viel komplexer und oft mit aktueller Forschung verbunden. Es wird daher weniger Anwendungsfelder für synthetische Inhalte geben, außer vielleicht wenn es um Basiswissen geht. Für die Vermittlung allerdings, etwa durch automatisierte Übersetzungen, Zusammenfassungen von Vorlesungen oder das Herausarbeiten von Kernpunkten, ist KI sehr gut geeignet.
Hochexplosiv – allerdings nur für die Fachwelt – ist das Feld wissenschaftlicher Publikationen. Generative KI-Modelle können komplexe Datensätze analysieren, Muster erkennen und Vorhersagen treffen, die für menschliche Forschende nicht so leicht zu erschließen sind. Auch in der Automatisierung von Literaturrecherche und -analyse liegt ein Anwendungsfeld, das viel Zeit spart. KI-Modelle können Tausende von wissenschaftlichen Artikeln scannen und die relevantesten Informationen extrahieren, wodurch der Forschungsprozess erheblich beschleunigt wird. Das Schreiben selbst ist ebenfalls ein oft recht formaler Prozess, für den sich KI natürlich auch eignet, ebenso für die Übersetzung aus oft unterschiedlichen Herkunftssprachen von gemischten Forschungsteams. Aber Achtung: Die Anzahl und Qualität wissenschaftlicher Publikationen sind wichtig für die Relevanz von Forschenden. Es ist genau geregelt, wer als Autor/-in dort auftauchen darf oder an welcher Stelle diese Person steht. Auch das Medium der Veröffentlichung ist wichtig, und ob und mit welchem Verfahren eine Rezension stattfindet. Selbst wenn also generative künstliche Intelligenz in den Vorarbeiten zu einer Publikation eine wichtige Rolle spielen kann, so muss das Ergebnis immer von Menschen präsentiert werden. Theoretisch. Denn selbstverständlich gibt es auch im Wissenschaftsbereich Leute, die sich das Leben etwas erleichtern wollen und Textteile automatisiert erstellen lassen. Nicht immer stellen sie sich dabei so dumm an, wie ein Team, über das das Magazin Wired berichtete: «In der August-Ausgabe von Resources Policy, einer akademischen Zeitschrift des Elsevier-Verlags, wurde eine von Experten begutachtete Studie darüber veröffentlicht, wie sich der elektronische Handel auf die Effizienz fossiler Brennstoffe in Entwicklungsländern ausgewirkt hat. Doch in dem Bericht war ein merkwürdiger Satz versteckt: «Bitte beachten Sie, dass ich als KI-Sprachmodell nicht in der Lage bin, spezifische Tabellen zu erstellen oder Tests durchzuführen, daher sollten die tatsächlichen Ergebnisse in die Tabelle aufgenommen werden.»