Inhalt: Die Prinzessin kommt auf die Bühne und ruft nach Kasper. Die Kinder helfen mit und rufen, bis Kasper schließlich kommt. Dann erzählt die Prinzessin ihm von ihrem Kummer: Sie kann keine Nacht mehr schlafen, weil es im Schloss spukt. Kasper verspricht zu helfen und legt sich im Schloss auf die Lauer bis Mitternacht. Und wirklich, da kommt das Gespenst und ruft wieder „Hui bu!“ Doch der mutige Kasper versteckt sich nicht, sondern rennt auf das Gespenst zu und fängt es. Da beginnt es zu jammern: „Lass mich los!“ Kasper zieht ihm die weiße Decke weg, und das Gespenst entpuppt sich als Räuber. Er wollte die Prinzessin aus ihrem Schloss vertreiben, weil es ihm in seiner Räuberhöhle zu kalt war. Zur Strafe muss der Räuber das Schloss putzen.
Zu diesem Stück: Besonders spannend wird der zweite Akt gestaltet, wenn man das Zimmer verdunkelt und nur die Puppenbühne mit einer schwachen Taschenlampe erhellt wird. Und wenn die zwölf Schläge der Kirchturmuhr z. B. durch einen tiefen Gong simuliert werden, sind die Kinder wahrscheinlich ganz still vor Spannung, was nun zur Geisterstunde passieren wird. Dieses Stück verliert auch durch mehrmalige Aufführungen nicht an Reiz. Im Gegenteil, unser Sohn liebte es, sich selbst ein Bettlaken über den Kopf zu ziehen, den Räuber als größeres und daher viel schrecklicheres Gespenst zu erschrecken und Kasper in die Arme zu treiben. Anschließend half er dem Räuber mit seiner Wasserpistole beim Putzen des Schlosses.
Figuren (in der Reihenfolge ihres Auftritts):
Prinzessin, Kasper, Räuber
Spieler: 1
Was sonst noch gebraucht wird: Ein weißes Tuch (z. B. eine Stoffwindel) zum Verkleiden des Räubers als Gespenst; ein Puppenstuben-Besen (z. B. aus kleinen Heckenzweigen zusammengebunden); wer es besonders schön haben möchte, kann für dieses Stück mit den Kindern eine Schlosskulisse basteln.
1. Akt | Im Dorf |
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Prinzessin: | (zitternd und weinend) Kasper! Kasper! Wo ist denn nur der Kasper. Der muss mir helfen. Oh je, oh je, oh je, oh je. So habe ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht gefürchtet. Es spukt! Es spukt im Schloss! Nachts kann ich nicht mehr schlafen, und tags finde ich auch keine Ruhe. Immer muss ich an das fürchterliche Gespenst denken. Wo ist denn nur der Kasper? (sich umschauend) |
Kasper, Kasper! (zu den Kindern) Kinder, helft ihr mir, den Kasper zu rufen? (…) | |
Also dann: KASPER, KASPER! | |
Kasper: | Tri, tra, trullala, tri, tra, trullala, der Kasper, der ist wieder da. Wer ruft mich? |
Prinzessin: | Ich! |
Kasper: | Guten Tag, holde Prinzessin. Was ist denn los? Warum weinst du? |
Prinzessin: | Stell’ dir vor, Kasper, es spukt im Schloss! Jede Nacht zur Geisterstunde kommt ein Gespenst und heult ganz fürchterlich. |
Kasper: | Ein Gespenst im Schloss? Sozusagen ein Schlossgespenst? Das ist ja toll! |
Prinzessin: | Das ist überhaupt nicht toll. |
Kasper: | Na klar ist das toll. Wenn ich im Schloss wohnen tät und ein eigenes Schlossgespenst hätt’, das wäre doch eine Attraktion. Dann tät’ ich Eintritt nehmen: Einmal Gruseln mit einem echten Schlossgespenst für einen Euro. Die Leute kommen von nah und fern, und ich werde reich. |
Prinzessin: | Ich find’ gar nicht, dass das eine Attraktion ist, so ein Schlossgespenst. Ich mag gar nicht mehr im Schloss wohnen, weil ich so viel Angst vor der Geisterstunde habe. |
Kasper: | (lacht) Angst? Du hast Angst? Etwa vor dem Gespenst? Aber das weiß doch ein jeder, Gespenster gibt es nicht. Das hast du doch nur geträumt. Träume sind Schäume, liebe Prinzessin. Die zerplatzen wie Seifenblasen an der Luft. |
Prinzessin: | Und wenn das ein Traum war, wer hat dann „Hui Buh“ gerufen? Wer hat dann die Uhren verstellt im ganzen Schloss? Und wer hat die ganze Unordnung gemacht? Das war kein Traum, Kasper. Und in der letzten Nacht hat das Gespenst mir die Bettdecke weggezogen und sie aus dem Fenster geworfen. Hier, sieh, sie ist ganz dreckig! (zum Beweis zeigt die Prinzessin Kasper die schmutzige Decke) |
Kasper: | Das ist allerdings merkwürdig. Weißt du was? Ich komme mit ins Schloss und sehe mir das Gespenst selbst einmal an, ja? |
Prinzessin: | Ja, danke, Kasper! |
2. Akt | Im Schloss |
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(Die Bühne wird verdunkelt und nur von einer Taschenlampe beleuchtet. Kasper liegt auf der Lauer.) | |
Kasper: | (flüstert) So, wollen doch einmal schauen, was es mit diesem Gespenst auf sich hat. Gleich schlägt die Kirchturmuhr zwölf Mal, dann ist Geisterstunde. (Die Uhr, beispielsweise ein kleiner Gong, schlägt zwölf Mal) |
Räuber: | (mit einem weißen Tuch verhüllt, nähert sich dem Kasper, wispernd) Hui buh! Hui buh! Türen schlagen auf und zu! Hui buh! Hui buh! Es ist aus mit der Ruh! Hui Buh! Hui Buh! Ich mach’ dir Angst im Nu! |
Kasper: | Nein, mir machst du keine Angst. Ich glaube nicht an Gespenster, weißt du. |
Räuber: | (unter dem weißen Tuch, hektisch) Hui buh, hui buh, hui buh! |
Kasper: | Hui doch selber, du Möchtegern-Gespenst. Das hab’ ich gern, die Prinzessin erschrecken (er nähert sich schnell dem Gespenst und fängt es. Da – hab’ ich dich! |
Räuber: | Lass’ mich los, Kasper! |
Kasper: | Na so etwas, Hui Buh hört sich ja plötzlich an wie jemand, den ich nur zu gut kenne. Jetzt machen wir mal Licht. (das Licht geht an) Wen haben wir denn hier? (zieht das Tuch vom Kopf des Räubers) Na, da schau her, der Herr Räuber gibt sich die Ehre! Gute Nacht auch. Sag einmal, schämst du dich nicht, hier solch ein Schmierentheater aufzuführen, um die Prinzessin zu erschrecken? Was hast du dir denn dabei gedacht? |
Räuber: | (kleinlaut) Ich dachte, wenn die Prinzessin glaubt, dass es in ihrem Schloss spukt, dann zieht sie aus, und ich kann hier einziehen. Hier ist es viel schöner als bei mir in der Räuberhöhle. |
Kasper: | Das hast du dir ja fein ausgedacht. Aber da hast du die Rechnung ohne den Kasper gemacht. |
Räuber: | Muss ich jetzt wieder ins Gefängnis? |
Kasper: | Ich weiß etwas Besseres: Du entschuldigst dich bei der Prinzessin. |
Räuber: | (freut sich) Au fein, wenn’s weiter nichts ist, da bin ich ja prima davongekommen. |
Kasper: | Halt, ich bin noch nicht fertig. Du entschuldigst dich bei der Prinzessin, aber erst, wenn du vorher das ganze Schloss auf Hochglanz gebracht hast. Als Zeichen dafür, dass es dir leid tut, dass du ihr so einen gemeinen Streich gespielt hast und für so viel Dreck und Unordnung gesorgt hast, putzt du das ganze Schloss. (zieht einen Besen hervor) |
Räuber: | Das ganze Schloss? Alle dreihundertdreiundvierzig Zimmer? |
Kasper: | (nickt) Allerdings. Plus die Schweineställe, die müssen auch ausgemistet werden. |
Räuber: | Da will ich doch fast lieber ins Gefängnis. |
Kasper: | Kannst du haben. (ruft) Polizei! Polizei! |
Räuber: | (seufzend) Schon gut. Gib’ schon her den Besen. |
Kasper: | (gibt ihm den Besen) Erst hast du den Schmutzgeist gespielt und alles dreckig gemacht, jetzt spielst du dafür den Putzgeist und machst alles sauber. Viel Spaß damit! (Kasper ab, Räuber beginnt zu fegen, ebenfalls ab.) |
– Ende –