Inhalt: Seppel sitzt am Bühnenrand und angelt. Es kommen allerlei lustige Sachen zutage, und schließlich angelt er einen großen Fisch, doch als er ihn vom Haken gelöst hat, spricht der Fisch zu ihm und bettelt darum, wieder ins Wasser geworfen zu werden. Wenn er das tue, würde er beim nächsten Mal, wenn er angelt, einen Hut an der Schnur haben, der Zauberkräfte besitze. Wer immer ihn aufsetze und sich etwas wünsche, dem würde sein Wunsch in Erfüllung gehen. Allerdings habe der Hut nur die Zauberkraft, drei Wünsche zu erfüllen. Seppel glaubt dem Fisch und angelt tatsächlich einen alten Hut. Glücklich geht er nach Hause zu seiner Frau Grete. Die bereitet gerade das Essen zu und beschwert sich, dass sie so arm sei, dass es immer nur Kartoffeln gebe, nie eine schöne saftige Bratwurst dazu. Als Seppel ihr den Hut zeigt und erzählt, was es damit auf sich hat, setzt sie ihn übermütig selbst auf den Kopf und wünscht Bratwürste herbei. Der Wunsch wird erfüllt, die Bratwürste brutzeln neben den Kartoffeln in der Pfanne, und Seppel wird wütend, reißt Grete den Hut vom Kopf, schimpft mit ihr und sagt: Ich wünschte, die Bratwürste würden dir von der Nase hängen, du dumme Gretel! Prompt wird auch dieser Wunsch erfüllt, es gibt großes Geschrei, ein Ziehen und Zerren, während Seppel und Grete erfolglos versuchen, die Bratwürste wieder von Gretes Nase zu reißen. Letztlich bleibt Seppel nichts anderes übrig, als den letzten Wunsch zu opfern, damit Gretel die Bratwürste an der Nase wieder loswird.
Zu diesem Stück: Dieses Stück lehnt sich im Motiv der gewünschten Bratwürste, die an der Nase hängen, an ein Kasperle-Theaterstück von Franz Graf von Pocci aus dem Jahr 1858 an. Es ist ein lustiger „Wie-gewonnen-so-zerronnen-Klamauk“, der vor Augen führt: zuerst denken, dann handeln.
Figuren:
Seppel, Grete, Fisch
Spieler: 1 Erwachsener als Spieler, 1 Erwachsener oder ein Kind als Helfer hinter der Bühne, der die verschiedenen Dinge an der Angelschnur befestigt.
Was sonst noch gebraucht wird: Eine Angel (ein Stock mit einem Faden, an dessen Ende ein Haken befestigt ist), ein Puppenschuh, eine Puppenwindel, ein Fisch (aus Pappe, mit Loch, damit er an die Angel gehängt werden kann), ein kleiner Filzhut, der auf Seppels und Gretes Kopf passt, zwei Bratwürstchen (aus ausgeschnittener und mit einen Klebestrip versehener Pappe), dazu eine kleine Pfanne
1. Akt | Im Wald |
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(Seppel sitzt am Bühnenrand und hält eine Angel in der Hand. Die Angelschnur hängt hinter der Bühne herab, so dass die Kinder im Publikum nicht sehen, wo sie endet) | |
Seppel: | Wollen wir doch mal sehen, ob ich mir eine leckere Forelle fange hier aus dem Teich. Komm schon, kleines Fischlein, beiß’ nur schön an! Da! Ich glaub’, es hat einer angebissen! (zieht die Angelschnur hoch. Es kommt ein Puppenschuh an der Angel zum Vorschein) |
Seppel: | (enttäuscht) Nur ein alter Schuh. (löst den Schuh von der Angelschnur, wirft ihn ins Publikum) Den kann ich nicht gebrauchen. Der ist mir zu ausgelatscht. (Angelt weiter, pfeift dabei) |
Seppel: | Komm, Fischlein, beiß’ an, damit die Grete und ich heut’ zu den Bratkartoffeln leckeren Fisch essen können! (Er beugt sich nach vorn, als würde es an der Angelschnur ziehen) |
Seppel: | Da! Diesmal ist es ein Fisch! Und was für ein großer, das merk’ ich schon! (zieht die Angelschnur hoch, es kommt eine Puppenwindel zum Vorschein) |
(angeekelt) Iiihhh, was ist das denn? (löst die Puppenwindel vom Haken, wirft sie ins Publikum) Das kann ich auch nicht gebrauchen! Ja, Donnerwetter nochmal, gibt’s hier nur Müll und gar keine Fische in diesem trüben Teich? (angelt weiter, pfeift dabei) |
Seppel: | (aufgeregt) Jetzt! Jetzt hat einer angebissen! Das spür’ ich, wie er zappelt! (zum Vorschein kommt ein großer Fisch. Seppel löst ihn vom Haken) |
Du bist ein Prachtfisch, du wirst lecker schmecken! | |
Fisch: | Wirf’ mich wieder ins Wasser! |
Seppel: | Ein sprechender Fisch! Fische sind doch stumm! |
Fisch: | Ich bin ja auch kein echter Fisch. |
Seppel: | Ach was. Du siehst aber genau wie einer aus. Schuppen, Fischmaul, du lebst im Wasser … also, das sieht verdammt nach Fisch aus, wenn du mich fragst. |
Fisch: | Ich sehe so aus, aber in Wirklichkeit bin ich ein verzauberter Prinz. |
Seppel: | (angeekelt) Also, wenn du jetzt willst, dass ich dich küsse … |
Fisch: | (ebenfalls angeekelt) Igitt, ich will doch keinen Kuss! |
Seppel: | Und was willst du dann von mir? |
Fisch: | Dass du mich einfach wieder ins Wasser wirfst. |
Seppel: | Ein Prinz. Das kann ja ein jeder dahergeschwommene Fisch erzählen, damit man ihn wieder ins Wasser wirft. |
Fisch: | Und dann angelst du nochmal, und ich sorge dafür, dass du einen Hut an der Angel hast. |
Seppel: | Na, toll. Ich brauche keinen Hut. Ich brauche was zu essen. Dich. |
Fisch: | Nun lass’ mich doch mal ausreden. Du angelst den Hut, setzt ihn auf und wünschst dir was. Das geht dann in Erfüllung. |
Seppel: | (überlegend) Wirklich? |
Fisch: | Ja. Und das Beste ist, das funktioniert drei Mal. Du kannst dir drei Mal was wünschen, wenn du den Hut auf dem Kopf hast. |
Seppel: | Und was hast du davon? |
Fisch: | Dass ich weiterlebe und in Ruhe auf ein nettes junges Mädchen warten kann, das mich küsst und erlöst. Wenn es nicht kommt, ist das auch nicht schlimm, das Leben als Fisch ist ganz okay. |
Seppel: | Du willst also doch geküsst werden! |
Fisch: | (genervt) Ja, aber nicht von dir. |
Seppel: | (zu den Kindern) Was meint ihr, Kinder, soll ich es versuchen? (…) |
Ja? Na, dann leb wohl, Fisch! (löst den Fisch von der Angel) | |
Fisch: | (während Seppel ausholt, um ihn wieder ins Wasser zu werfen) Aber überlege dir deine Wünsche gut, du hast nur drei! |
2. Akt | Im Haus |
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Grete: | (hält eine Bratpfanne in der Hand) Ach, immer nur Bratkartoffeln. Wie gern hätte ich ein paar schöne, saftige Bratwürstchen dazu. Aber dazu reicht das Geld nicht. (seufzt) |
Seppel: | (ruft schon von hinten, bevor er auftritt) Grete, Grete! Ich hab’ etwas Tolles mitgebracht vom Angeln! |
Grete: | (stellt die Bratpfanne am Bühnenrand ab) Einen schönen Fisch? Das ist auch nicht schlecht. |
Seppel: | (tritt auf, mit dem Hut auf dem Kopf) Sieh’ nur, ich hab’ einen Hut aus dem Teich geangelt! |
Grete: | (schnuppert an dem Hut, dann hält sie sich die Nase zu) Puh, der stinkt! |
Seppel: | Stell’ dich doch nicht so an! Das ist ein Zauberhut! Ein Wunschhut! Grete, ich habe einen verzauberten Prinzen an der Angel gehabt, und der hat mir diesen Hut verschafft, und … |
Grete: | Ja, bist denn du jetzt vollkommen übergeschnappt, Seppel? Was redest du denn da für dummes Zeug? (nimmt Seppel den Hut ab, setzt ihn sich selbst auf den Kopf) Zauberhut, so ein Schmarrn! |
Seppel: | Das ist kein dummes Zeug, Grete. Wer den Hut auf dem Kopf hat, der kann sich was wünschen, und das geht in Erfüllung! |
Grete: | (lacht) Ach so, ja, schon klar. Ein Wunschhut. Das kennt man ja, den trägt heutzutage ein jeder. Also, lieber Wunschhut, dann wünsch’ ich mir doch gleich mal zwei fette, saftige Bratwürstel in die Pfanne! |
(Es donnert mächtig – der assistierende Mitspieler schlägt auf eine Trommel oder Ähnliches –, und Seppel, Grete und die Bratpfanne verschwinden kurz. Als sie wieder auftauchen, liegen zwei Bratwürste in der Pfanne) | |
Grete: | (erfreut, reibt sich den Bauch) Bratwürste! Mmh, lecker! Der Wunschhut ist super, Seppel! |
Seppel: | (wütend, nimmt Grete den Wunschhut vom Kopf und setzt ihn sich selbst auf) Du dämliche Grete, du! Jetzt ist ein Wunsch schon weg! Wir haben doch nur drei! |
Wie kann man nur so dumm sein! Ich wünschte, die Bratwürstel würden dir an der Nase hängen! | |
(Es donnert wieder mächtig, Seppel, Grete und die Pfanne verschwinden wieder, hinter der Bühne befestigt der assistierende Mitspieler die beiden Bratwürste an Gretes Nase) |
Grete: | Oh weh! Die Bratwürstel hängen mir an der Nase! Du Trottel, Seppel! Du hattest den Wunschhut auf dem Kopf, als du gesagt hast, die Bratwürstel sollen mir an der Nase hängen! Jetzt haben wir den Salat! |
Seppel: | (lacht) Nein, jetzt hast du die Bratwürstel an der Nase! Du schaust lustig aus, Würstel-Grete! |
Grete: | (weint) |
Seppel: | (neckend): Würstel-Grete! Würstel-Grete! |
Grete: | (weint laut und herzzerreißend) So traue ich mich nie mehr aus dem Haus! Uhuhu! |
Seppel: | (mitleidig) Nun hör’ schon auf zu weinen, Grete. (zerrt an den Würstchen) Das haben wir gleich. Hau-ruck! Hau-ruck! |
Grete: | Aua! Hör auf, Seppel! Das tut so weh, als wenn die Bratwürste ein Teil von meiner Nase wären! |
Seppel: | (überlegt) Oh je, die arme Grete. Das kann ich ihr nicht antun, ihr Leben lang mit Bratwürsteln an der Nase herumzulaufen. Es nützt nichts. Ich muss den letzten Wunsch opfern. |
Grete: | (weint) Uhuhuhu. Bratwürstel an der Nase. |
Seppel: | Warte, Grete, gleich sind die Würstel wieder weg. (laut) Ich wünsche, dass die Bratwürste von der Grete ihrer Nase verschwinden und wieder in der Pfanne liegen! |
(Erneut Donner, alle verschwinden, dann tauchen Grete – ohne Bratwürste an der Nase, Seppel und die Pfanne – mit den Bratwürsten darin – wieder auf.) | |
Grete: | (befühlt ihre Nase, dann gibt sie Seppel einen Kuss auf die Wange) Danke, Seppel. |
Seppel: | Schau nur, leckere, saftige Bratwürstel! Lang’ zu, Grete, die haben wir uns verdient, oder? |
Ende