Es wird schon dunkel, als Marko und ich uns mit den Schlüsseln von Granny Slater Zutritt zu ihrem leeren Haus verschaffen. Wir werden durch Slaters Schlafzimmerfenster verschwinden, sobald wir ein Auto oder ein Motorrad in der Einfahrt hören. Marko und ich teilen uns auf, um die Zimmer systematisch nach Unterlagen abzusuchen, die auf ein anderes Haus, auf ein Mietlager, eine Hütte oder ein Lagerhaus hindeuten. Alles, was groß genug ist, um zwei Menschen zu verstecken, einen mit einem kleinen Leberfleck hinter dem linken Ohr und einen mit einem richtig kräftigen Schlag.

Die Vorstellung von meiner Frau und meinem Sohn in einem schäbigen Biker-Clubhaus macht mich so wütend, dass ich mit der Faust gegen die Wand des Esszimmers hämmere. Marko kommt aus Slaters Schlafzimmer und schnalzt beim Anblick des Loches mit der Zunge. Die Polizei soll, wenn sie sich endlich einen Durchsuchungsbeschluss beschafft hat, nicht auf die Idee kommen, dass sich schon jemand anders im Haus umgesehen hat. Aber wahrscheinlich ist auch Slater selbst zuzutrauen, dass er ein Loch in die Wand geschlagen hat. Außerdem trage ich Handschuhe.

Auf dem Sims des gasbetriebenen Kamins in Granny Slaters Zimmer stehen gerahmte Familienfotos. Ink, spindeldürr und mit schiefen Zähnen, ist auf jeder Aufnahme problemlos zu erkennen. Aber es sieht aus, als hätte er einen jüngeren, stämmigen Bruder, der niemals lächelt. Auf den Fotos, die diesen Bruder als Erwachsenen zeigen, ist er so groß wie Ink, hat aber den Oberkörper eines Mannes, der regelmäßig Gewichte stemmt. Auf einem Bild seilt er sich in voller Kampfausrüstung von einem Armeehubschrauber über dem Wasser ab. Auf einem anderen, das irgendwo in der Wüste aufgenommen wurde, steht er mit mehreren Kumpels zusammen, alle in voller Montur und mit Blaser R93-Scharfschützengewehren ausgerüstet. Ich rufe Marko dazu.

»Ja, Slater hat einen kleinen Bruder.« Marko nickt.

»So klein ist er nicht mehr.«

»Komm und schau dir sein Zimmer an.«

Ich hatte gedacht, das dritte Zimmer wäre leer. An den Wänden hängen keine Poster, nichts deutet darauf hin, dass es einmal anders gewesen wäre. Auf dem Einzelbett liegt eine Armeedecke, die an den Seiten so fest eingesteckt ist, dass keine Fliege darunter Platz finden würde. Der Nachttisch ist leer. Aber in einem dunklen Holzschrank hängen eine Ausgehuniform und ein Kampfanzug. Ausgehstiefel und ein Paar ganz normale Armeestiefel sind blitzblank poliert. Die Innenseite der Schranktür ziert ein vergilbtes Foto von Ink Slaters Bruder als Fünf- oder Sechsjährigem an der Hand einer dunkelhaarigen Frau. Ausnahmsweise lächelt der Junge.

Marko zieht die oberste Schublade einer kleinen Kommode auf, in der wir drei kleine schwarze Schachteln entdecken, geprägt mit der aufgehenden Sonne und der Krone der australischen Armee. Ehrfürchtig öffnet Marko jede einzelne Schachtel.

»Drei Einsätze in Afghanistan. Ink Slaters Bruder ist ein Kriegsheld.«

»Scheiße. Hoffentlich kommt er nicht nach Hause, findet raus, dass seine Großmutter entführt wurde, und mischt sich auch noch ein.«

Wir ziehen uns aus dem unberührten Zimmer zurück und suchen weiter. Das Ergebnis bleibt gleich null. Ich muss mich beherrschen, um nicht auf die nächste Wand einzuhämmern. Als ich in die Küche komme, durchwühlt Marko die Schubladen. Ich spüre ein Vibrieren in meiner Tasche und höre einen unbekannten Klingelton.

Als ich nach Granny Slaters Handy greife, stelle ich fest, dass der Akku fast leer ist. Die Nummer des Anrufers ist aus Sydney, aber es wird kein Name angezeigt. Ich nehme das Gespräch an, sage aber kein Wort.

»Nan?«

»Mrs Slater kann im Augenblick nicht ans Telefon kommen«, sage ich mit vornehmem Akzent und setze mich grinsend an den Küchentisch. Marko sieht mir verwirrt zu.

»Wer ist da? Wo ist Nan?«

»Ich bin dein schlimmster Albtraum, Slater.« Der Spruch ist vor allem für Marko gedacht. Er soll wissen, mit wem ich rede, und zur Abwechslung auch mal einen Grund zum Grinsen haben. Es funktioniert, auch wenn sein Grinsen irgendwie zaghaft wirkt.

»Chonny Novak, verdammt. Was machst du mit dem Handy meiner Granny?«

»Wir dachten, sie sollte lieber nicht allein sein, solange du unterwegs bist und dich wie ein Arschloch erster Güte aufführst.«

»Wo ist Nan? Ist sie bei dir? Hol sie an den Apparat, du blöder Wichser. Ist dir eigentlich klar, was ich mit dir anchtelle?«

»Deine Großmutter hat es sehr bequem. Und du musst mir nur sagen, wo Amy und Sasha sind, dann bringe ich sie dir gesund und munter nach Hause.«

»Fick dich!«

»Ernsthaft? Sonst hast du mir nichts zu sagen? Ist deine Oma dir ganz egal?«

»Nan kann auf sich aufpassen. Abgesehen davon wirst du ihr nichts tun. Wenn du ihr wehtust, bringe ich Amy und Sacha um. Wenn du es meiner Nan bequem machst, sorge ich dafür, dass Amy und Sacha es so richtig gemütlich haben. Außerdem musst du dich noch den Bullen chtellen. Kein Gechtändnis, kein Frauchen.«

Wütend springe ich auf.

»Was zum Teufel ist los mit dir? Ich hab deine Großmutter! Langsam sollte es reichen. Du hast Amy und Sasha seit gestern Abend. Rück sie endlich raus, du durchgeknallter kleiner Pisser.«

»Ich sag dir was, Chonny. Du bekommst den Jungen zurück. Wenn du mir meine Nan zurückgibst. Das ist fair. Amy bleibt, wo sie ist, bis du dich chtellst, die Morde gechtehst und rausrückst, was in Stanislavs Transporter war.« Dann legt der dürre Arsch auf.

»Irgendwie leuchtet es ein, Ink Slater hat zwei Geiseln, wir nur eine.« Auf der Rückfahrt zu meinen Eltern schlägt Marko sich auf die pragmatische Seite.

Bei dem Wort »Geisel« ekle ich mich vor mir selbst. Ich möchte gar nicht daran denken, was Amy und Sasha durchmachen.

»Wenn ich Amy da rausgeholt hab, wird sie nie wieder ein Wort mit mir reden.«

Marko zuckt die Achseln. »Du hast recht, du verdienst sie nicht. Aber Amy kannte deine Familie und wusste, was du machst, bevor sie dich geheiratet hat.«

Mein Gott, so persönlich hat Marko sich mir gegenüber noch nie geäußert. Der Mann beweist Gespür für den passenden Moment. »Besten Dank auch. Hast du etwa je damit gerechnet, dass es mal so übel werden könnte?«

Marko ignoriert meine Frage und bringt ein neues Thema auf. »Wo sollen wir seine Oma verstecken? Jetzt, wo Slater weiß, dass wir sie haben, wird er versuchen, sie zu befreien.«

»Meinst du? Oder will er sie einfach austauschen, wie er gesagt hat? Er weiß, wo ich wohne, also weiß er sicher auch, wo Dad wohnt. Aber sich mit Dad anzulegen und sich mit mir anzulegen, sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe. Sonst hätte Slater wahrscheinlich auf Dads Haus geschossen und dem Hund von Dads Nachbarn die Kehle aufgeschlitzt.«

»Ja, du hast recht. Trotzdem wäre es nicht schlecht, ein paar von den Männern dazuzuholen.«

Wir beschließen, uns darum zu kümmern, sobald wir bei Mum und Dad sind.

Ich versuche, Slater zu erreichen und die Übergabe zu arrangieren. Er geht nicht ran.

Ich komme mir vor wie im falschen Film. Die Szene in Mums Küche unterstreicht noch einmal, dass die Welt aus den Fugen geraten ist.

Mum steht am Herd und brät Kalbsschnitzel, Granny Slater sitzt am Küchentisch und zerstampft in einem Topf Kartoffeln. Sie plaudern wie alte Freundinnen. Keine Spur von Dad. Marko holt sich ein Bier aus dem Kühlschrank und verschwindet im Flur. Ich höre, wie die Hintertür zugeschlagen wird. Ich kann nur hoffen, dass er sich um die Verstärkung kümmert.

Das Bild häuslicher Harmonie gibt mir fast den Rest. Am liebsten würde ich Granny Slater den Topf aus den Händen reißen und ihn durch die Fensterscheibe schleudern. Ehe ich die entscheidende Frage stelle, atme ich ein paarmal tief durch.

»Mum, du hast nicht zufällig herausgefunden, wo Amy und Sasha festgehalten werden?«

»Gladys weiß es nicht. Aber sie will dir etwas sagen. Sitz, sitz, wir essen gleich.«

Auf keinen Fall darf ich das Abendessen versauen. Ich nehme ein Bier aus dem Kühlschrank, setze mich hin und unterdrücke den Impuls, Slaters Vorschlag zu erwähnen, seine Großmutter gegen Sasha auszutauschen. Granny Slater muss mir helfen, Amy und Sasha frei zu bekommen.

Mum nickt der alten Dame aufmunternd zu. Granny Slater gibt etwas Butter und einen Schuss Milch zum Kartoffelpüree.

»Ians Vater war auf einem ganz guten Weg, bis er eine Drogensüchtige geheiratet hat. Das Mädchen war eine gemeine, dreckige Hure, die meinen Sohn zu einem Junkie gemacht hat. Ian hat schon gezittert, als er auf die Welt kam. Klar sehen die ganzen Tätowierungen schrecklich aus, aber er ist nicht mehr süchtig und kann richtig nett sein.«

Offenbar ist meine ungläubige Miene nicht zu übersehen. Die alte Dame legt den Stampfer hin und versucht, es zu erklären.

»Ian und sein jüngerer Bruder Jackson sind bei mir aufgewachsen. Ich hab sie gut erzogen. Ian ist nie ins Gefängnis gekommen, auch wenn die Cops alles versucht haben, um ihm etwas anzuhängen.« Ihre Miene ist traurig. Sie scheint ein Bild ihres armen kleinen Enkels vor Augen zu haben, wie er von korrupten Polizisten abgeführt wird. Mit erhobenem Zeigefinger fährt sie fort: »Wenn er deine Frau und deinen Sohn entführt haben sollte, was ich nicht glaube« – sie wackelt mit dem arthritischen Finger hin und her –, »aber wenn es so gewesen ist, dann will er etwas von dir. Du musst ihm nur geben, was er will, dann gibt er dir, was du willst. Fertig.« Sie klatscht in die Hände, lehnt sich zurück, reckt das Kinn vor und verschränkt die Arme. Offenbar ist sie mit ihrer kleinen Ansprache zufrieden.

»Mrs Slater, Ihr Neffe hat mich heute Nachmittag angerufen, vom Handy meiner Frau, und mir gesagt, er hätte meine Frau und meinen Sohn entführt. Ich denke mir das also nicht bloß aus. Okay?«

Sie hört mich und hört mich nicht. Stattdessen schaut sie zu Mum hoch, die gerade das letzte Stück Kalbfleisch aus der Pfanne genommen hat. Mum dreht das Gas ab, tritt auf Granny Slater zu und tätschelt ihr die Schulter.

»Tut mir leid, Gladys. Ist, wie ich sage. Dein Ian hat unseren Sasha und unsere Amy. Wie wir bekommen zurück?«

Granny Slater sackt auf ihrem Stuhl zusammen. Sie wirkt alt und müde. Langsam glaube ich, dass sie keine Ahnung hat, wo Amy und Sasha sind, aber sie ist meine einzige Chance, also versuche ich es noch mal.

»Ich will, dass alles zu einem friedlichen Ende kommt. Keinem soll etwas zustoßen. Wenn ich mit Ian reden könnte, von Angesicht zu Angesicht, von Mann zu Mann, finden wir vielleicht eine Lösung. Sind Sie sicher, dass Sie nicht wissen, wo er sich gern herumtreibt, vielleicht in einem Clubhaus? Oder sonst wo? An einem Ort, wo er Amy und Sasha verstecken könnte?«

Sie denkt angestrengt nach und streichelt mit der einen Hand ihre andere, als wolle sie sich selbst trösten.

»Manchmal kommt er mehrere Tage hintereinander nicht nach Hause«, sagt sie langsam. »Ich weiß, dass sie irgendwo hingehen. Er und seine Freunde schrauben zusammen an ihren Maschinen, spielen Pool und trinken Bier. Aber sie nehmen keine Drogen.«

Ich erinnere mich an das Foto auf Facebook, wo die Hyde-Zwillinge von den Hintern zweier Mädels Koks schnupfen, aber ich halte den Mund und lasse die alte Dame reden.

»Ich weiß nicht, wohin sie gehen. Es ist besser, wenn ich nicht frage. Er hätte deine Frau und deinen Sohn nicht genommen, wenn du nicht etwas hättest, das er dringend braucht. Was will er von dir?«

»Es ist egal, was er will, Mrs Slater. Er hat die beiden, wir haben Sie. Wir müssen jetzt zusammenarbeiten, damit wir Amy und Sasha finden und Sie nach Hause bringen können.«

Zwei dicke Tränen kullern über die Wangen der alten Dame.

»Vielleicht schickt er dir eine Nachricht?«, sagt sie mit leiser, trauriger Stimme. »Ja, genau. Er schickt dir eine Nachricht.« Sie nickt, als hätte sie endlich etwas Wichtiges begriffen. »Gib ihm, was er will. Wenn er etwas nicht bekommt, kann er richtig gemein werden.« Ihr Ton ist beinahe flehend. »Du willst ihn doch nicht wütend machen.«

Draußen auf der Terrasse versuche ich es auf dem Festnetzanschluss, von dem Slater das Handy seiner Großmutter angerufen hat, dann auf dem Handy, dessen Nummer sie gespeichert hat, und schließlich auf Amys Handy. Ohne Erfolg. Inzwischen habe ich drei Anrufe von Chaz ignoriert.

»Warum geht der Dreckskerl nicht dran? Will er seine Oma nicht zurück?« Ich stütze den Kopf in die Hände.

Marko packt meine Schulter und schüttelt sie kräftig.

»Hör zu. Wir müssen der alten Frau ein paar Finger brechen. Dann redet sie.« Marko ist nicht glücklich mit der sanften Verhörtechnik meiner Mutter. »Sie hat auf Anto geschossen. Sie ist ein harter Brocken. Ein Finger. Nur um sicher zu gehen.«

Dad schaut Marko an, als würde auch er ernsthaft über diese Möglichkeit nachdenken.

Das kann ich nicht zulassen. »Wenn ich wirklich glauben würde, dass es hilft, würde ich sie an einen Stuhl fesseln und die Zange rausholen. Aber sie hat nichts zu gewinnen, wenn sie uns hinhält.«

»Okay, wo liegt Ink Slaters Schwachpunkt?«, fragt mein Vetter. »Seine Großmutter scheint ihm nicht wichtig genug zu sein. Aber was ist ihm wichtig?«

»Keine Ahnung. Mein Leben zu ruinieren? Der König der westlichen Vorstädte zu werden? Vielleicht wäre er gern das größte Arschloch von ganz Sydney?« Ich seufze, aber Markos Frage hat mich zum Nachdenken gebracht. »Er hat eine große Truppe, größer als unsere, und jünger. Mindestens sechsundzwanzig Männer, wo wir nur sechzehn haben. Die Hyde-Zwillinge sind seine Stellvertreter. Wir wissen, dass sie keine Skrupel haben. Die Frauen und Kinder von allen sind in Gefahr.«

»Bringen wir sie alle um. Verdammte Meth-Junkies. Sie haben es nicht verdient, zu leben. Zerquetschen wir sie wie Käfer«, meldet Stump sich zu Wort. Er und Fibs halten hier hinten Wache. Bigsie und Shrimp passen vor dem Haus auf.

Stumps Idee hat ihren Reiz. Die ganze Gang einfach wie Kakerlaken zerquetschen. Irgendwo in meinem Hinterkopf blitzt eine Idee auf, aber ich bin zu müde, um sie zu fassen zu kriegen. Ich schiebe den Rakia weg, ziehe die Kaffeekanne heran und gieße mir noch eine Tasse ein.

»Unser Plan gestern Abend lief darauf hinaus, dass Vucavec glauben sollte, die Biker hätten sein Ecstasy gestohlen und Zoran erschossen, stimmt’s?«

»Ja«, sagt Marko. »Aber damit Vucavec wirklich überzeugt ist, muss die Polizei die Pillen und die Pistole finden, die ich unter Ink Slaters Bett befestigt habe.«

»Ja, ich muss einen Weg finden, sie ins Haus zu locken. Ich dachte, wir hätten ein bisschen Zeit. Aber die haben wir nicht.« Ich stehe auf und fange an, hin und her zu tigern. »Was wäre, wenn die Serben herausfänden, dass Slater hinter den Morden an Michael Vucavec, unserem Ivan und Tony Fazzini steckt? Und den Job gestern Abend durchgezogen hat? Was glaubt ihr, wie sie reagieren würden?«

»Sie wären ziemlich sauer auf Slater.«

»Und wo wir schon dabei sind, könnten wir den Fazzinis einen Tipp geben, an wem sie sich für den Mord an Tony rächen können.« Die Idee gefällt mir immer besser.

Dad ballt die Hand zur Faust und öffnet sie wieder, als würde er sich vorstellen, sie um Slaters dürren Nacken zu schließen. »Wie wir zeigen Stanislav und Italiener, dass Ink Slater hat erschossen ihre Jungs und meinen Ivan?«

»Na ja, wenn Slater will, dass ich den Bullen die Morde gestehe, muss ich etwas darüber wissen. Sonst glaubt die Polizei mir nicht. Natürlich würde MacPherson mich liebend gern einbuchten, aber dafür reicht kein einfaches Geständnis, sonst könnte ich später behaupten, dazu gezwungen worden zu sein. Die Staatsanwaltschaft wird auf Beweise drängen, zum Beispiel dass ich sie zum Versteck der Mordwaffe führe. Es sind zwei Gewehre benutzt worden. Wo sind die jetzt? Ich hab den perfekten Vorwand, um Ink diese Fragen zu stellen, oder? Wenn er nicht der Mörder von Ivan, Michael und Tony ist, kann er mir dazu nichts sagen. Dann stehen wir da, wo wir jetzt auch stehen. Aber wenn doch? Ich bin absolut davon überzeugt, dass er der Täter ist, und er hat jeden Grund, mir so viele Informationen wie möglich zu liefern. Ich lasse ihn jeden einzelnen Mord beschreiben und nehme mit einem versteckten Mikrofon alles auf.«

»Du denkst, du bist James Bond?«

Ich bleibe stehen und wende mich meinem Vater zu.

»Ich weiß, dass es mir so nicht gelingt, Amy zurückzubekommen. Aber glaubst du nicht auch, dass wir so wieder ein Stück mehr Kontrolle bekommen?« Meine Stimme bricht frustriert, ich drehe mich um und setze mich wieder in Bewegung. »Im Moment lässt er mich wahrscheinlich schmoren, nur damit es mir schlecht geht. Aber irgendwann muss er Kontakt aufnehmen und die Übergabe besprechen – Sasha für seine Oma. Wenn ich ihn dazu bringe, mir ein paar belastende Informationen über die Morde zu verraten, können wir ihm die Serben und die Italiener auf den Hals hetzen. An mehreren Fronten zu kämpfen, würde seine Leute ordentlich auf Trab halten, oder? Und wir befreien Amy. Slaters größte Schwäche ist, dass alle die Biker hassen.«

»Worauf du einen lassen kannst«, sagt Stump.