Sasha wollte nicht weg, aber ich habe ihm erklärt, er könne sich nützlich machen und seinem Dad eine wichtige Nachricht überbringen.
»Du musst mir helfen und weiter stark sein, Sasha. Die Männer werden uns nichts tun. Für die ist das Geld, das Daddy ihnen geben wird, wichtiger. Okay? Verstehst du das?«
»Ja, schon. Aber ich glaube, der Tätowierte will dir doch was tun. Er soll dich nicht anfassen und so mit dir reden. Auf den Nächsten, der zur Tür reinkommt, gehe ich los. Wenn er umfällt, kannst du ihm gegen den Kopf treten, dann hauen wir schnell ab.«
»Ich glaube, ihr seht euch zu viele Western an, dein Dad und du. Die Männer sind bewaffnet, wir nicht, okay?«
»Okay.« Einmal mehr geht Sashas Großspurigkeit in Tränen über.
»Du musst Dad einfach jede Einzelheit erzählen, die wir wissen. Sag ihm, dass sie uns in einem Apartment festhalten, im dritten Stock eines Hauses. In Kings Cross oder irgendwo im Stadtzentrum.«
Wir sind es mehrmals durchgegangen. Es hat ihm geholfen, sich nützlich zu fühlen. Als sie gekommen sind, um ihn zu holen, ist er ruhig geblieben.
Jetzt warte ich auf das Unvermeidliche. Nachdem Sasha weg ist, hat der Tätowierte mich für sich allein. Er hat kein Geheimnis daraus gemacht, was er als Nächstes vorhat. Er wird durch diese Tür kommen, sie hinter sich abschließen und mich vergewaltigen. Bis dahin kann ich nur im Zimmer auf und ab gehen wie das Tier im Käfig, zu dem sie mich gemacht haben, schwitzend und von Ekel erfüllt. Ich habe meine Atmung nicht mehr unter Kontrolle, hocke mich auf die Unterschenkel und stecke den Kopf zwischen die Knie, damit ich nicht ohnmächtig werde. Ich bin furchtbar verängstigt und hilflos. Und scheißwütend.
Ich muss vorbereitet sein. Ist der Moment gekommen, um den Spiegel zu zertrümmern? Mir eine improvisierte Stichwaffe zu besorgen? Aber der Lärm wäre verräterisch und würde jeden Überraschungseffekt zunichtemachen. Und sowieso hätte ich gegen eine Pistole keine Chance.
Wieder einmal durchsuche ich das Zimmer vergeblich nach etwas, das sich als Waffe benutzen ließe. Ich hätte eine der Plastikgabeln behalten sollen. Mit einer Shampooflasche auf ihn einzuschlagen, dürfte nicht viel bringen. Und wenn ich ihm Shampoo in die Augen spritze? Ja! Das würde ihn für ein paar Sekunden lahmlegen. Ich verstecke die Flasche unter einem Kissen.
Ich hocke mich vor dem Ventilator auf den Boden und gehe meine Möglichkeiten durch. Vielleicht könnte ich mit dem Ventilator hinter der Tür warten und ihm das Ding über den Schädel ziehen. Aber wenn stattdessen einer der Zwillinge kommt?
Widerstand bringt nichts. Wenn er mich vergewaltigt und ich mich wehre, wird er mich wahrscheinlich schlagen. Und Shampoo in den Augen dürfte ihn bloß wütend machen. Lieber konzentriere ich mich auf seine Pistole. Natürlich könnte er sich auf seine pure Körperkraft verlassen, aber er ist ziemlich schmächtig. Wahrscheinlicher ist, dass er eine Waffe dabeihat, was mir die Chance gibt, sie ihm wegzunehmen und zu benutzen.
Könnte ich mich überwinden, ihn zu töten? Die instinktive Antwort zaubert ein grimmiges Lächeln auf meine Lippen. Das erste, seit sie Sasha geholt haben. Verdammt, natürlich könnte ich das!