Der Blick vom Balkon ist postkartenreif – der weite blaue Ozean, die Sonne überzieht den Surfclub und die Häuser am Strand mit einem orangefarbenen Glanz.

Johnny steht an seinem neuen Grill, auf dem Schweinekoteletts und Ćevapčići brutzeln. Branka ist in der Küche und führt Lexy in die Kunst ein, eine kroatische Blitva zuzubereiten, im Gegensatz zur serbischen Blitva. Für mich sieht beides nach reichlich Mangold und Kartoffeln aus.

Als ich den Kopf zum Wasser drehe, merke ich, dass Johnny mich ansieht und die Bierflasche hebt. Lächelnd breite ich die Arme zu einer alles umfassenden Geste aus. Ich kann immer noch nicht glauben, dass diese Aussicht jetzt mir gehört. Wir haben uns auf den ersten Blick in dieses Haus verliebt und es auf der Stelle gekauft, das ist jetzt zwei Monate her. Ich fühle mich schon zu Hause.

Sasha hat immer noch Albträume. Ich auch.

Ich musste mich zwingen, als ich zum ersten Mal nach der Vergewaltigung mit Johnny geschlafen habe. Die Erinnerung an seinen auf mir liegenden Bruder aus dem Kopf zu bekommen, war schwierig, aber es wird von Mal zu Mal leichter. Ich beginne zu heilen. Wir alle heilen.

Johnny wendet die Würstchen noch einmal, dann stellt er sich zu mir, wir schauen in unseren Vorgarten hinunter: ringsum roter und rosafarbener Hibiskus in voller Blüte, Palmen, deren Wedel sich in der angenehm kühlen Meeresbrise wiegen. Milan sitzt im Schatten einer großen alten Frangipani, der Rasen um ihn herum ist von einem Teppich aus gelben und weißen Blumen überzogen. Er und Branka sind für eine Woche auf Besuch hier. Als wir gestern durch die Stadt gefahren sind, habe ich bemerkt, wie interessiert Branka die Schaufenster der Immobilienmakler gemustert hat. Bitte, Gott, nein. Vielleicht ein Ferienhaus, okay, aber wenn sie hier oben ihren Ruhestand genießen wollen, raste ich aus, mindestens. Lexy und Anto haben sich ein Haus drei Blocks entfernt gekauft, worüber ich mich trotz aller gebotenen Vorsicht freue.

Ich bin gespannt, ob Johnny ohne den Adrenalinrausch seiner alten Arbeit zurechtkommt und ein ganz normales Leben führen kann.

Milan raucht eine Selbstgedrehte. Die Stiefel fest ins Gras gedrückt, eine Bierflasche neben sich auf der Bank, schaut er einem heroischen Fußballspiel zu. Anto macht einen großen Satz, kann den Ball aber nicht schnappen, sodass Sasha den nächsten Treffer erzielt, mitten rein in das Tor, das Johnny gestern aufgebaut hat. Mein wunderbarer Junge springt herum, als wäre er gerade Weltmeister geworden, seine blonden Haare glänzen golden in der untergehenden Sonne.

Johnny stellt sich hinter mich, küsst mich in den Nacken und legt eine Visitenkarte auf das Balkongeländer direkt vor mir.

NOVAK UND SOHN
SICHERHEITSSYSTEME
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Jeder Auftrag ist willkommen.

Novak und Sohn, hm? Ich habe es ihm noch nicht gesagt.

Ich ziehe seine Hand auf meinen Bauch und frage mich, ob ein Junge oder ein Mädchen in mir heranwächst.