18
Daniel
»Scheiße!«, rief einer der Jungs. »Pass auf!« Daniel spürte undeutlich einen kräftigen Schubs in der Mitte seines Rückens, der ihn zwang, die Grasböschung auf der anderen Straßenseite hochzustolpern. Bevor er sich umdrehen konnte, um zu sehen, wer es war, hörte er ein entsetzliches Quietschen – das Geräusch von Autobremsen –, und er riss den Kopf eben noch rechtzeitig herum, um zu sehen, wie Sam einen Arm vor Terrence ausstreckte, der im Begriff gewesen war, hinter ihm die Straße zu überqueren.
Ein cremefarbener Mini kam herangeschlittert, schlingerte leicht und kam dann genau dort zum Stehen, wo Terrence eben über die Straße gehen wollte. Dean und Jonny, die bereits über den Zaun auf das Feld geklettert waren, das sie in einer Schleife zum Pub führen würde, brüllten: »Was ist passiert?«
Ohne sich umzudrehen, gab Daniel ihnen ein Zeichen, herüberzukommen. Er konnte den Blick nicht von dem abwenden, was eben passiert war.
»… hättet uns verdammt noch mal fast umgebracht!«, hörte er Terrence sagen, der vor Wut schäumte. Zum Glück war niemand verletzt, aber er konnte sehen, dass die Fahrerin noch immer das Lenkrad umklammert hielt, mit weißen Knöcheln und kreidebleich im Gesicht. Sie sah aus, als würde sie sich vielleicht gleich übergeben.
»Geht es dir gut?«, fragte Daniel sowohl an Terrence als auch an die Fahrerin gewandt.
Terrence hörte auf, die Beifahrerin durchs Wagenfenster anzubrüllen, und sah ihn an.
»Ja, Mann«, sagte er, bevor er seine Wut wieder gegen den Wagen richtete. »Aber nicht dank dieser verdammten Irren!
« Er überquerte vor dem Wagen die Straße, schlug mit der flachen Hand auf die Motorhaube und erschreckte die Fahrerin, die in Tränen auszubrechen schien.
Daniel sah zurück in die Richtung, aus der der Wagen gekommen war – fairerweise musste man sagen, dass sie alle die Straße genau hinter einer unübersichtlichen Kurve überquert hatten. Aber Daniel hielt es nicht für klug, Terrence in irgendeiner Weise zu provozieren, daher erwähnte er es nicht. Sie konnten einfach von Glück reden, dass alle unversehrt waren. Er versuchte, den Blick der Fahrerin aufzufangen, um ihr ein teilnahmsvolles Lächeln zu schenken, ging leicht in die Knie, um sie besser sehen zu können. Sie muss weg von der Straße,
dachte er, während er zusah, wie die Warnlichter angingen, blinkend im Licht des frühen Nachmittags. Es sah aus, als ob die Person, die bei ihr war, wusste, was zu tun war. Sie schaffen das schon,
dachte er. Er wandte sich um, um über den Zaun zu steigen, wo seine Freunde waren.
»Verdammt, ich zittere!«, sagte Terrence in diesem Moment, und Daniel sah, wie Sam sich umwandte und dem Wagen den Mittelfinger zeigte, während sein Motor wieder aufheulte. Er fuhr langsam weiter. Eine Sekunde lang dachte Daniel, es sei Nadia dort am Steuer. Er schüttelte den Gedanken ab. Du bist besessen,
sagte er sich.
»Dieses Bier haben wir uns jetzt aber verdient«, meinte Daniel. Er zwang sich, die Energie der Gruppe zurückzuholen. Er packte Sam bei der Schulter und lotste ihn in Richtung Pub. »Gott.«
»Die erste Runde geht auf dich, Kumpel«, sagte Sam. »Das wäre um ein Haar unser Ende gewesen!«
»Weißt du was?«, antwortete Daniel. »Ich bin in Spendierlaune. Die erste Runde geht auf jeden Fall auf mich.«