22
Nadia
Sie schwebte durch den Korridor und nahm den Aufzug nach unten. Das hier war es. Das Date. Nadia war nicht mehr so überzeugt gewesen, dass ihr Leben im Begriff war, sich zu ändern, seit, na ja … seit dem Morgen, an dem sie den neuen Plan, um ihr Leben zu ändern, ausgerufen hatte, was der Morgen war, an dem sie seine Missed-Connections -Anzeige zum ersten Mal gesehen hatte. Wenn sie es sich wirklich in den Kopf setzte, konnte Nadia fast glauben, dass sie diesen Mann durch schiere Willenskraft in ihr Leben gezogen hatte.
Sie hatte das Gefühl, dass alles möglich war. Nach all den Geschichten, mit denen sie Emma für ihre Kolumne gefüttert hatte, und all den Kaffeepausen mit Gaby am Morgen nach dem Abend davor, bei denen sie sich fragte, ob vielleicht sie das Problem war, nicht die Männer, mit denen sie sich traf, genoss Nadia das Gefühl, wie der Puls ihres Herzens doppelt so schnell hämmerte und ihr Magen kleine Purzelbäume schlug. Das war es, worum es im Leben ging: Aufregung zu verspüren und sein Schicksal in die Hand zu nehmen und Chancen zu ergreifen, wenn sie sich boten. Stell dich dem Schönen , hatte sie in einem Cheryl-Strayed-Buch gelesen. Genau das tat sie. Die Tatsache, dass sie auf ihre romantische Zukunft zu hoffen wagte, machte sie zur Superwoman, dachte sie. Nach allem, was passiert war – nach dem Grässlichen Ben –, mit echter Aufregung zu einem Date aufzutauchen, machte sie zu einer wirklichen Heldin. Der Heldin ihres eigenen Lebens.
»Sieh dich einer an!«, brüllte Gaby von der anderen Seite der Lobby.
Nadia grinste und drehte sich ein wenig, während sie auf sie zuschwebte.
»Und, was meinst du?«, fragte sie. Sie trug ein lockeres marineblaues Cos-Kleid mit flachen marineblauen Sandalen, dazu eine marineblaue Lederhandtasche. Mit ihren blonden Haaren und einem Hauch von rotem Lippenstift, ganz zu schweigen von der leichten Bräune, die der Sommer ihr verliehen hatte, sah sie wie ihr strahlendstes Selbst aus.
»Du siehst wunderschön aus, Nadia. Wirklich wunderschön.«
Nadia holte tief Luft. »Danke«, sagte sie. »Du hast genau das Richtige gesagt.« Sie zückte ihr Handy und sah auf die Uhrzeit. »Okay. Ich kann nicht stehen bleiben und plaudern. Das Schicksal wartet! Aber rufst du mich in einer Viertelstunde an?«
»Ja, Ma’am. Verstanden.«
»Okay. Und könntest du mir, na ja, Glück wünschen?«
Gaby lächelte warmherzig. »Nadia, ran an den Speck!« Sie zwinkerte ihr zu.
Auf dem Weg zur Bar strotzte Nadia vor Selbstbewusstsein.
Sie hatte so ein Gefühl, dass sie Gabys Anruf gar nicht brauchen würde.