32
Daniel
»Oh Mann«, meinte Daniel, während er den letzten Rest seines Biers schwenkte. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie wenig Lust ich auf den Abend heute habe. Ganz ehrlich, ich bin mir ziemlich sicher, du brauchst mich nicht.«
Lorenzo zog die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf. »Ich brauche dich, Kumpel.« Er leerte sein Bier und gab dem Barmann ein Zeichen, noch zwei zu bringen.
»Nein«, sagte Daniel entschieden. »Ich muss mich zurückhalten.« Er schob Lorenzos Hand weg und hob vor dem Barmann stattdessen einen Finger. Der Barmann nickte, Botschaft verstanden.
»Es ist doch nicht so, dass ich dich bitte, nur zum Spaß deine Haare in Brand zu setzen und sie mit einer Schaufel zu löschen. Da wird ein Haufen heißer Mädchen sein! Du könntest sogar flachgelegt werden, wenn du willst!«
»Aber genau darum geht es doch, oder?«, meinte Daniel. »Ich will nicht.«
Lorenzo hatte wie erwartet nicht allzu viel Mitleid mit Daniels gescheitertem Date und seiner verlorenen Romanze gehabt, als er ihm an diesem Morgen in der Küche bei Toast mit Marmelade alles berichtet hatte.
»Scheiß auf sie, Mann«, hatte er die Situation zusammengefasst. »Geh heute Abend mit mir aus. Du könntest jedes der Mädchen von der Rainforest-Party dazu bringen, vor dir in die Knie zu gehen, und sie werden alle da sein. Das hat Becky gesagt.« Becky war das Mädchen, das Lorenzo neulich nach dem Arbeitsevent mit nach Hause gebracht hatte.
In Ermangelung jeglicher emotionaler Intelligenz machte Lorenzo manchmal etwas seltsame sexuelle Andeutungen, aber Daniel wusste, dass er es nur gut meinte. Es war nur, na ja … Lorenzos Version von »es gut meinen« war anstrengend.
Der Barmann stellte Lorenzo noch ein Bier hin, und er nahm es und leerte es in zwei großen Zügen zur Hälfte.
»Es ist Samstagabend! Komm schon! Wir sind jung, wir sind Singles, wir sind zwei gut aussehende Typen. Was spricht denn dagegen, auf die Pauke zu hauen?«
Daniel sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und bereute es, dass er sich überhaupt aus dem Haus hatte zerren lassen. Er war von der plötzlichen Erkenntnis durchzuckt worden, dass er nicht einfach den ganzen Samstagabend vor dem Fernseher abhängen konnte und dass ein paar Drinks mit Lorenzo nicht das Ende der Welt bedeuten würden – aber jetzt, wo er mit ihm unterwegs und die Bar gut gefüllt und Lorenzo besonders laut und lümmelhaft war, bereute er es. Er war nicht in der Stimmung, mit Lorenzos kontaktfreudiger Art umzugehen.
»Herrgott noch mal«, fuhr Lorenzo fort, als er Daniels säuerliche Miene bemerkte. »Könntest du vielleicht … wenigstens so tun, als ob du dich amüsierst? Becky wollte mit ihren Freundinnen ausgehen, und ich wollte Becky sehen. Ich meine, sie ist superheiß, du weißt schon, wie …, und ich kann nicht irgendein komischer Typ in einer Gruppe von Mädchen sein, der darauf wartet, dass sie aufhören zu reden, damit er sich den Schwanz lutschen lassen kann. Also … du würdest mir einen Gefallen tun. Auch wenn ich nie verstehen werde, wieso meine
Einladung, dich
vom Sofa wegzuzerren, heißen soll, dass du mir
aushilfst. Wie auch immer«, sagte er, während er sein Bier in noch zwei langen Zügen leerte, »ich habe acht gesagt, und es ist acht, also lass uns gehen.«
Die beiden gingen rasch unter den Bögen der Hoxton Station hindurch, und als sie um die Ecke bogen, sahen sie vier Frauen in einem engen Kreis beisammenstehen, alle mit ihren Handys beschäftigt. Daniel erkannte die Frau, die versucht hatte, ihn zu küssen, ebenso Becky, die Frau, deren Miene sich aufhellte, als sie Lorenzo sah. Daniel nahm an, dass die anderen beiden Frauen auch auf der Party gewesen sein mussten, aber er erkannte sie nicht. Sie sahen alle irgendwie gleich aus, mit honigblonden, schulterlangen Haaren, alle in hoch taillierten Jeans und Ledersandalen, mit reichlich Goldschmuck um ihre Hälse und Handgelenke.
»Ladys«, rief Lorenzo, als sie sich näherten. »Was für eine Augenweide!«
Becky sagte irgendetwas, was Daniel nicht hören konnte, zu der Gruppe, und sie sahen alle auf und kicherten. Daniel fühlte sich verlegen, ohne zu wissen, warum. Das Mädchen, das ihn auf der Party angemacht hatte, nahm Blickkontakt auf und lächelte süß.
»So sieht man sich wieder«, meinte sie, während die beiden Männer ihre Runde durch die Gruppe machten und jeder Frau die Wange küssten.
»Oh ja«, bestätigte Daniel. »Gut siehst du aus. Ich mag deinen …«, er suchte angestrengt nach irgendetwas, womit sie sich vom Rest der Gruppe abhob, »Nagellack.«
Das Mädchen lachte. »Danke«, sagte sie. »Ich habe mir erst heute Morgen eine Maniküre machen lassen. Verwöhnsamstag und so.«
Daniel lächelte und nickte höflich. Er hatte keine Ahnung, was ein Verwöhnsamstag war, aber er fühlte sich nicht sicher genug in höflicher Konversation, um nachzufragen. Wenigstens war er aus dem Haus gekommen, und er atmete frische Luft und hatte ein Eau de Cologne aufgetragen. Er hatte gestern Abend genug Trübsal geblasen, hatte sich vom anderen Ende Londons getrüffelte Käsemakkaroni und einen Cheesecake nach Hause liefern lassen. Als er heute Morgen aufgewacht war, hatte er eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine gesteckt und seine Bettwäsche gewechselt, war joggen gegangen, hatte mit Lorenzo gefrühstückt und war dann zur Wellcome Collection gegangen, um ein bisschen Kultur zu tanken. Es war ein langsamer, ruhiger Tag gewesen, aber ohne allzu viel zwischenmenschliche Interaktion, und so war er nun hier und ließ sich auf andere Leute ein.
»Also, gehen wir los?«, trommelte Lorenzo die Gruppe zusammen. »Ich habe uns einen Tisch im Lilo and Brookes reserviert. Keine große Sache, aber, ja, ich kenne einen Typen.«
Daniel wandte sich an das namenlose Mädchen neben ihm.
»Und, was hast du heute so gemacht?«, fragte er. Er zwang sich, freundlich und gesellig zu sein, und versuchte angestrengt, ihrer Antwort zuzuhören.
Die Gruppe versammelte sich an der Bar, und in einem Anfall von Großzügigkeit sagte Daniel: »Okay, was trinkt jeder? Die erste Runde geht auf mich.«
Er reichte dem Barmann seine Kreditkarte, um zu bezahlen, nachdem er am Abend zuvor im Wetherspoons bemerkt hatte, dass er seine Debitkarte in der Bar vergessen hatte, in der er Nadia treffen sollte. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, noch einmal dorthin zu gehen, um sie zu holen, daher hatte er sie sperren lassen und eine neue beantragt, die ihm auf dem Postweg zugehen sollte. In der Zwischenzeit ging die Summe von hundertfünfzehn Pfund für sechs Drinks – sechs Drinks! Über hundert Pfund! – auf seine Amex. Während Daniel das Tablett an den Tisch brachte, fragte er sich, was Romeo wohl zu den Preisen sagen würde. Sie hätten alle ins Wetherspoons gehen sollen.
Ein paar Stunden später stellte Daniel fest, dass es tatsächlich fast so war, als ob er sich amüsierte. Die Frau, die ihn das letzte Mal auf der Party angemacht hatte, hatte sich mit einem Typen aus einer anderen Gruppe angefreundet, daher hatten sich die Freunde dieses Typen zu ihnen gesetzt, und sie hatten Hof gehalten, Geschichten erzählt und mit den anderen Mädchen und ihm zusammen gelacht. Es nahm ihm den »Leistungsdruck«. Er konnte sich einfach unterhalten, ohne sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob er flirtete oder angeflirtet wurde. Irgendwann redete Daniel mit einem der Typen über Arsenal, wobei er leidenschaftlich ihre Startaufstellung im Premier-League-Endspiel – noch immer ein wunder Punkt für so manchen Fan – vertrat. Der Typ hatte ein paar schlaue und witzige Dinge gesagt, und dann, aus heiterem Himmel, verkündet: »Ich gehe zur Toilette, Kumpel. Willst du auch was?« Er hielt sich einen Finger an ein Nasenloch und schnaubte durch das andere Luft hoch. Daniel sah sich in der Gruppe um. Ah. Sie waren alle high.
»Nee, im Moment nicht«, antwortete Daniel. Er hasste die Tatsache, dass er der Einzige war, der nicht zum Koksen aufs Klo verschwand. Es würde nicht lange dauern, bis alle laut und selbstbesessen und verschwitzt und auch geil wurden. Lorenzo und Becky hatten den ganzen Abend über hin und wieder ein bisschen geknutscht, aber jetzt fiel Daniel auf, dass die Abstände zwischen ihren Küssen immer kürzer geworden waren. Daniel hörte auf, sich zu amüsieren, und entschuldigte sich, um zu gehen.
»Daniel!«, hörte er eine Stimme hinter sich, als er eben auf sein Handy sah, das ihm anzeigte, dass sein Uber in zwei Minuten da sein würde. »Daniel!«
Es war Lorenzo, mit einer völlig zugedröhnten Becky an seinem Arm. Sie taumelte und torkelte und hatte das steife, luftleere Lächeln einer Frau, die keine Ahnung hatte, wo sie war. Sie sah nicht high aus, sie sah sehr, sehr betrunken aus.
»Nimm uns mit, Kumpel«, sagte Lorenzo fröhlich.
»Zwei Minuten«, sagte Daniel mit einem Blick auf sein Handy. »Oh. Eine.«
Becky konnte kaum noch den Kopf aufrecht halten. Sie murmelte irgendetwas und strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Geht es dir gut, Becky?«, fragte Daniel.
»Nkdhrhf-betrunken, issalles«, sagte sie, was Daniel als »Ich bin betrunken« auffasste.
»Kann ich dir irgendwas bringen? Wo sind denn die anderen?«
Lorenzo schien verärgert von der Frage. »Bleib entspannt. Sie ist bei mir. Es geht ihr gut.«
Daniel trat auf ihn zu und dämpfte seine Stimme. »Ich glaube, sie hat wirklich keine Ahnung, wo sie ist, Kumpel«, sagte er. »Du solltest sie in diesem Zustand nicht mit nach Hause nehmen. Bringen wir sie zurück zu den Mädchen.«
Lorenzo sah auf, fing Daniels Blick auf und reckte die Brust. »Kümmere dich um deinen eigenen Kram, Kumpel.« Er sagte »Kumpel«, als ob es genau das Gegenteil bedeutete, aggressiv und gemein.
»Nein, Mann, ich habe nicht gemeint … Es ist nur … Sieh sie doch an! Sie sollte nach Hause.«
Ein schwarzer Prius hielt am Straßenrand.
»Daniel?«, sagte der Fahrer durchs offene Fenster.
»Ja, einen Moment noch«, sagte Daniel. Er wandte sich wieder zu Lorenzo um und fuhr fort: »Komm schon, sie ist völlig hinüber. Lass mich das Taxi stornieren, und wir werden die anderen finden, und sie können sich darum kümmern, dass sie sicher nach Hause kommt. Ich glaube, sie wohnt bei einer von ihnen.«
»Kumpel«, sagte Lorenzo, fast in Anführungszeichen. »Es geht ihr gut. Das Taxi ist jetzt da. Lass uns einfach fahren.«
Daniel zögerte. Er hatte gedacht, er würde allein nach Hause fahren, und jetzt war Lorenzo mit einer Frau hier, die unter gar keinen Umständen irgendwo anders hinfahren sollte außer zu ihrem eigenen Bett. Aber was war schon das Schlimmste, was passieren könnte? Lorenzo würde mit Sicherheit ebenso schnell wegpennen wie sie. Und er nahm auch nicht an, dass Lorenzo irgendwelche Dummheiten machen würde, aber … na ja … Daniel nahm es ihm übel, dass er bei dieser Geschichte Zeuge sein musste. Er trat zur Seite und ließ seinen Freund die Wagentür öffnen. Diese Entscheidung lag nicht bei ihm, dachte er.
»Sie wird sich doch nicht übergeben, oder?«, fragte der Fahrer, und Lorenzo sagte, es ginge ihr gut.
Daniel stieg auf den Beifahrersitz.
»Abend«, sagte er zu dem Fahrer.
»Abend.«
Die vier fuhren schweigend, und Daniel nahm undeutlich schlabbernde Kussgeräusche wahr, die von der Rückbank kamen. Er wollte sich nicht umdrehen oder, noch schlimmer, dabei ertappt werden, wie er in den Rückspiegel oder die dunkle Scheibe des Wagens starrte, aber er fühlte sich immer unbehaglicher. Es erschien ihm nicht richtig, dass Becky so betrunken war, dass sie kaum noch sprechen konnte, und Lorenzo sie offensichtlich mit nach Hause nahm, um Sex mit ihr zu haben. Wusste sie überhaupt, wo sie war? Er bereute es, Lorenzo erlaubt zu haben, sie in den Wagen zu setzen. Wenn sie seine Schwester wäre, oder einer seiner weiblichen Kumpel …
»Hey, Becky, geht’s dir gut dahinten?«, fragte er schließlich, woraufhin er eine gemurmelte Antwort bekam, die nach seiner Einschätzung bedeutete, dass sie kurz davor sein musste, entweder wegzupennen oder sich zu übergeben. Er warf einen verstohlenen Blick in den Rückspiegel. Lorenzo sah schläfrig aus dem Fenster, aber seine Hand lag weit oben auf Beckys Bein, und seine langen Finger waren so ausgestreckt, dass sein Daumen in die Spalte zwischen ihren Beinen reichte.
Sie erreichten ihr Zuhause, und die beiden Männer mussten Becky praktisch im Feuerwehrgriff die Treppe hoch zu ihrer Wohnung tragen. Es war seltsam. Er fühlte sich, als wäre er ein Höhlenmann, der einer Höhlenfrau eine Keule über den Kopf geschlagen und sie nach Hause gezerrt hatte.
»Sie kann mein Zimmer haben«, sagte Daniel, während sie die Wohnungstür öffneten. »Ich nehme das Sofa.«
Lorenzo lachte. »Sie kommt mit zu mir, Dummkopf.« Becky ließ sich in den Sessel fallen, den Daniel normalerweise fürs Fernsehen reservierte.
Daniel sah sie an. »Hör zu, Lorenzo.«
»Komm mir nicht mit ›Hör zu, Lorenzo‹.«
»Du kannst nicht … du weißt schon. Ihre Einwilligung bekommen.«
»Wow! Wer hat denn gesagt, dass ich sie vögeln will?«
»Niemand. Ich habe nicht gemeint …«
»Scheiße, Mann. Was redest du denn für eine Scheiße?«
Daniel hob die Hände, als wollte er sich ergeben. »Ich sage nur, ich hole meine Bettdecke und schlafe hier drinnen, und sie sollte mit einem großen Glas Wasser und vollständig angezogen in mein Zimmer gehen. Das ist alles.«
Lorenzos Gesicht leuchtete vor Zorn violett auf. »Ich bin nicht irgendein verdammter Widerling. Was denkst du denn, dass ich vorhabe?«
»Nichts …« Daniel versuchte, ruhig zu klingen. Emotionslos. Urteilsfrei. Er sprach mit gelassener Stimme. »Lorenzo, du bist betrunken. Geh einfach ins Bett.«
Lorenzo schubste Daniel an der Schulter. »Du bist betrunken!« Er schubste ihn noch einmal. »Zum Teufel mit dir!«
Daniel schubste ihn instinktiv zurück. »Schubs mich nicht.«
Lorenzo schubste ihn wieder. »Schubs mich nicht!«
Daniel war sich nicht sicher, wie es passierte, aber einer von ihnen stürzte sich auf den anderen – am nächsten Morgen würde er sagen, dass es Lorenzo war, der ihn in Zugzwang gebracht hatte, aber er konnte sich nicht sicher sein, denn sie waren beide betrunken und wütend –, und Daniel würde sich nur noch an einen überwältigenden Schmerz erinnern können, das Gefühl von Flüssigkeit, die über seine Wange strömte. Es wurde geschrien. Und wie!
»Hört auf! Oh mein Gott! Hört auf!« Es war Becky. Sie weinte, schluchzte. Sie schluchzte richtig, richtig heftig. Daniel fokussierte seinen Blick und sah Lorenzo stöhnend auf der Seite liegen. Er berührte sein Gesicht mit der Hand und sah dann auf seine Finger. Blut. Sie hatten sich grün und blau und blutig geschlagen.
Becky weinte noch immer. Ein seltsames, verwirrtes Weinen, aber ein Weinen, das darauf hindeutete, dass sie wieder nüchtern war. Die Kissen waren vom Sofa gerissen worden, der Couchtisch weggeschleift und der Teppich darunter zu einem Haufen verkrumpelt, und Daniel atmete nicht nur tief, er keuchte.
»Becky«, sagte er, bemüht, so autoritär zu klingen, wie er es unter diesen Umständen konnte. »Ich rufe dir ein Uber, okay?«
Becky nahm Blickkontakt zu ihm auf und nickte zwischen stillen, fassungslosen Tränen.
»Komm schon.«
Daniel hatte Schmerzen beim Aufstehen, und als er in den Wohnzimmerspiegel sah, wurde ihm klar, warum: Ein blauer Fleck glänzte an seinem rechten Oberarm, was er sehen konnte, weil sein Hemd aufgeplatzt und heruntergerissen war, und unter dem rechten Auge hatte er ein Veilchen. Er sah verschwitzt, schmutzig, blutverschmiert und völlig chaotisch aus. »Wo ist mein Handy?«, fragte er, und Lorenzo reichte es ihm schweigend von unten hoch, den Blick fest auf den Boden gerichtet. Er sah fast ebenso schlimm aus wie Daniel.
»Hol deine Tasche, Becky. Wir werden draußen warten.«
Daniel und Becky warteten draußen. Keiner der beiden wusste, was er sagen sollte. Das Uber fuhr vor, und Daniel hielt ihr die Tür auf.
»Komm gut nach Hause.«
Sie nickte.
Drinnen hatte Lorenzo das Chaos aufgeräumt, das sie angerichtet hatten. Die Kissen lagen wieder auf dem Sofa, und er hatte den Teppich und den Couchtisch wieder zurechtgerückt. Eine einzige Lampe brannte, und seine Schlafzimmertür war geschlossen. Daniel überlegte, ob er klopfen sollte, aber er wusste nicht, was er sagen sollte. Er war sich nicht sicher, was genau eben eigentlich passiert war. Er wusste nur, dass er erleichtert war, dass das Mädchen nicht mit seinem Mitbewohner hinter dieser geschlossenen Tür war. Er … Lorenzo hätte sie nicht mit nach Hause nehmen sollen, das war alles.
Er beugte sich zum Spiegel vor, und selbst in dem trüben Licht konnte er sehen, dass der blaue Fleck schon jetzt dunkler und glänzender geworden war. Es tat weh, ihn zu berühren.
»Scheiße«, sagte er leise, ein Gefühl, das ihn die nächsten vier Tage begleiten sollte, in denen die Prellung immer schlimmer aussah, bevor die Färbung nachließ.