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Nadia
Eine Viertelstunde später leuchtete auf ihrem Handy eine Nachricht auf, und Nadia schnappte sich ihr Handy so schnell wie noch nie. Sie hoffte, dass es wieder @DannyBoy101 war – auch wenn sie annahm, dass sie ihn jetzt als den U-Bahn-Typen bezeichnen könnte. Sie wunderte sich, dass sie ebenso aufgeregt war, Emmas Namen zu sehen, die ihr einen Link zu einem Tweet geschickt hatte. Gott, sie vermisste ihre Freundin. Sie hoffte, dass zwischen ihnen bald alles wieder normal sein würde. Nadia öffnete den Link.
Ich glaube, ich stand eben hinter dem #Unserestation-Paar an der Station London Bridge, sie haben miteinander geredet! Ich glaube, sie sind vielleicht zusammen! Ich brauche jemanden, der bei dieser Sache ebenso mitfiebert wie ich! , lautete der Tweet. Da war ein verschwommenes Foto des Hinterkopfs von @DannyBoy101, der Nadias Hinterkopf fast vollständig verdeckte. Aber sie waren es. Sie waren es vor nicht einmal einer halben Stunde, auf der Rolltreppe, als Nadia spürte, wie ihr Magen rumorte und ihre Pupillen sich erweiterten, und sie das Gefühl hatte, sie sollte sich das Datum und die Uhrzeit und den Ort notieren, um nie zu vergessen, wann sie gewusst hatte, dass sie ihren besonderen Menschen endlich getroffen hatte.
Abgesehen davon, dass es seltsam war, dass jemand auf diese Weise in ihre Privatsphäre eingedrungen war, schlug Nadias Magen einen kleinen Purzelbaum. Wenn sie glaubte, dass er der U-Bahn-Typ war, und diese Frau im Internet glaubte, dass er der U-Bahn-Typ war, dann sah alles immer mehr danach aus, dass @DannyBoy101 der U-Bahn-Typ war.
Ach du heilige Scheiße , dachte sie. Sie reimte sich im Kopf alles zusammen: Der U-Bahn-Typ hatte sie versetzt, und sie hatte versucht, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen, aber dann hatte sie @DannyBoy101 beim Secret Cinema getroffen und entschieden, dass er ihr gefiel, noch bevor er sich umgedreht hatte, und jetzt stellte sich heraus, dass die beiden ein und dieselbe Person waren.
»Ich glaub’s nicht«, sagte sie zu Emma, nachdem sie entschieden hatte, sich in der Bürotoilette einzuschließen, um sie anzurufen. »Ich habe den U-Bahn-Typen getroffen!!!!!«
Sie eröffnete das Gespräch nicht mit einem »Hallo« oder einem »Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht gesprochen«. Nadia kam sofort zur Sache.
»Ich habe ihn gefunden!«
»Das ist ja so cool«, sagte Emma durchs Telefon. »Ich meine, ich hatte ihn schon aufgegeben! Aber jetzt ist er da!«
»Ich kann es noch immer nicht glauben«, sagte Nadia. »Er ist so niedlich. Ich meine, du würdest sterben, so niedlich ist er.«
»Toll«, sagte Emma. »Absolut toll. Das ist einfach perfekt. Und was jetzt?«
Nadia war froh, dass es keine verlegenen Pausen oder unnötigen Erklärungen gab, weshalb zwischen ihnen beiden Funkstille geherrscht hatte. Sie war einfach froh, dass sie wieder miteinander redeten.
»Na ja, ich habe meine Nummer in seinem Handy gespeichert, und er hat mir sofort geschrieben. Daher weiß ich, dass er es ist. Er hat es mir im Grunde gesagt. Das heißt, jetzt … schreibe ich zurück? Oh Gott, ich kann noch immer nicht glauben, dass er es ist!«
»Und wir sind uns ganz sicher, dass er kein Psychopath zu sein scheint?«
»Emma, er ist absolut normal und niedlich und ein klein wenig schusselig und richtig gut aussehend. Er ist … Ich meine, verdammt, er ist es . Er hatte nicht mal Kaffee-Mundgeruch!« Sobald sie es gesagt hatte, wurde ihr bewusst, dass sie vermutlich welchen gehabt hatte. Ach, na ja.
»Emma«, fuhr Nadia fort. »Ich weiß, es lief in letzter Zeit ein bisschen seltsam zwischen uns, aber würdest du dich zum Lunch mit mir treffen? Ich brauche dich.«
»Natürlich«, sagte Emma. »Sag mir einfach, wo.«