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Daniel
Du bist der U-Bahn-Typ!
, lautete ihre Antwort. Du bist der, der mir im Sommer in der Zeitung geschrieben hat!
Daniel schrieb: Bingo!
Oh, Gott sei Dank,
dachte Daniel, bevor ihm klar wurde: Ach du Scheiße. Dann
war es tatsächlich Nadia, die ich damals versetzt habe.
Er hoffte, dass ihm verziehen worden war. Vermutlich schon, wenn sie ihm zurückschrieb. Sein Telefon summte wieder.
Du hast mich versetzt, du Scheißkerl!
Vielleicht war doch nicht alles verziehen.
Ich habe eine absolut legitime Erklärung
, schrieb er zurück.
Und ich habe deine Visa-Karte
, antwortete sie.
Es war wirklich nett von dir, damit nicht den Dom Pérignon zu bestellen
, schrieb Daniel.
Das hätte ich beinahe getan
, schrieb sie zurück.
Daniel lief in der Arbeit in der Lobby auf und ab und wartete auf Romeo. Er konnte es kaum erwarten, es ihm zu erzählen. Er würde ausflippen!
»Wo hast du denn gesteckt, Mann?«, sagte Daniel, als er ihn in seiner Uniform um die Ecke biegen sah.
»Wow, mein Bruder, bleib entspannt«, sagte Romeo. »Das Thema hatten wir schon. Acht Uhr ist die Zeit, wo es bei mir ein bisschen rumpelt und rumort, falls du weißt, was ich meine.«
Daniel wusste es nicht.
»Kacken, Daniel. Ungefähr um acht Uhr gehe ich morgens kacken.«
Daniel wünschte, er müsste das nicht wissen.
Romeo fuhr fort: »Was ist das Problem?«
»Nadia. Ich habe sie gesehen. Mit ihr geredet. Und dann ihre Nummer bekommen. Ich habe ihr im Grunde gesagt, dass ich es war, der ihr geschrieben hat.«
»Na, das ist doch toll! Gut gemacht!«
»Nein! Du kapierst es nicht! Ich hätte … es ihr richtig sagen sollen. In einem größeren Stil vielleicht. Ich will irgendetwas Großes für sie tun«, meinte Daniel abschließend.
»Okay …«, sagte Romeo.
»Ich muss etwas tun. Ich muss jetzt etwas tun. Heute. Das Eisen schmieden, solange es heiß ist.«
Daniel war ein bisschen manisch, mit seinem wilden Blick und voller halb ausgereifter Pläne. Er sah auf seine Uhr. Er musste vor einem Frühstücksmeeting noch die letzten PowerPoint-Folien vorbereiten, um die Fortschritte aufzuzeigen, die er in den letzten paar Monaten gemacht hatte, und den Partnern zu versichern, dass er ihnen die Erfolgsformel hinterließ.
»Ich meine, okay. Wenn du dir sicher bist, dass du hier nicht ein bisschen theatralisch bist. Du hast ihre Nummer. Also. Dann schreib ihr einfach zurück und bitte sie um ein Date.«
»Nein«, erwiderte Daniel entschieden. »Nein, ich will, dass es etwas Größeres ist. Das hier wird die letzte Frau sein, die ich je um ein Date bitte. Es wird ihr allerletztes erstes Date sein! Es muss denkwürdig sein. Ich will, dass sie versteht, dass das hier es
ist.« Er dachte darüber nach, was er eben gesagt hatte, und ergänzte dann etwas gemäßigter: »Weißt du, ich will ihr keine Angst machen oder so. Ich meine, ich will ihr einfach gerecht werden.«
Romeo verstand. »Okay, okay. Wie kann ich dir helfen? Ich bin hier, Mann.«
Daniel sah sich in der Lobby um, als könnte sich die Antwort dort auftun. »Warte hier«, sagte er zu Romeo.
»Es ist mein Job, hier zu warten!«, erwiderte Romeo. »Ich werde buchstäblich dafür bezahlt, hier zu warten. In dieser Lobby. Den ganzen Tag.«
Daniel rannte über die Straße zu dem Blumenladen an der U-Bahn-Station und bezahlte 85 Pfund für einen Strauß aus Sonnenblumen und Gerberas und grünem, federartigem Zeug. Er sprintete über die Straße zurück und reichte ihn Romeo.
»Okay, kannst du die hier Nadia Fielding bei Rainforest bringen, gleich hier um die Ecke? Wirst du das für mich tun? Ich habe dieses Meeting …«
»Wenn ich Billy dazu bringen kann, eine Minute für mich einzuspringen, dann ja.«
»Nein. Nicht vielleicht, Mann. Du bringst sie ihr, okay?«
»Natürlich, Mann. Ja.«
»Okay, sehr gut. Stell sicher, dass sie dich damit zu ihr hochlassen. Lass sie nicht einfach am Empfang. Sie muss sie jetzt bekommen. Um genau zu sein … Scheiße. Ähm …« Er sah zum Tresen, suchte nach etwas, um damit auf die leere Karte zu schreiben, die der Blumenhändler an dem Strauß befestigt hatte. Seine Energie war nervös und ungezähmt. Er schnappte sich den Kugelschreiber und zog die Kappe mit den Zähnen ab. Als er fertig mit Schreiben war, steckte er die Karte in den Umschlag.
»Hier«, sagte er. »Für Nadia Fielding, okay?«
»Alles klar, Mann«, sagte Romeo und nahm die Blumen. »Ich werde sie persönlich überbringen.«