Vesta
H erakles war der schneidige Typ – ein Marodeur mit einem ungewöhnlichen Aussehen, der jedoch gleichzeitig menschlicher aussah als die meisten Fehlerhaften. Das einzige Anzeichen für hybride Gene in ihm waren die schwarzen Schuppen, die über seinen Hinterkopf, seinen Nacken und seine Wirbelsäule liefen. Davon abgesehen hätte der Typ locker die Titelseite eines Männermagazins schmücken können. Ich hatte bei meinem letzten Besuch auf der Erde viele davon durchgeblättert.
Zuerst testete Amane ihn mit dem speziellen Stift, um sicherzustellen, dass er kein ruhendes Virus in sich trug. Der Stich gefiel ihm nicht, aber das Ergebnis war negativ und er tröstete sich damit, dass der Rest seiner Gruppe denselben Prozess durchlaufen würde. Amane war in der Anwendung des Testverfahrens wirklich schnell geworden.
Wir folgten Herakles noch tiefer in den Wald hinein und liefen mucksmäuschenstill hinter ihm her. Wir ließen die Leichen der Vollkommenen brennen und bedeckten unsere Spuren mit etwas von Amanes schickem schwarzen Mineralstaub.
Herakles sah uns nicht an, außer um gelegentlich Amane eines dieser breiten, aufreizenden Lächeln zuzuwerfen. Das ärgerte Ridan fürchterlich, aber der Drache sagte nichts. Sein Gesichtsausdruck verbarg seinen Unmut jedoch nicht und ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass Herakles es teilweise tat, um Ridan zu provozieren.
»Man sollte einen Drachen nicht herausfordern«, murmelte Zeriel.
Auch er hatte das unerwartete Trio bemerkt, das sich vor uns bildete, als Ridan in der Nähe von Amane blieb, die ihrerseits mit Herakles Schritt hielt, als er uns zu seiner Siedlung führte.
»Wie viele Fehlerhafte leben hier bei dir?«, fragte Amane.
»Ungefähr drei Dutzend«, antwortete Herakles. »Die meisten sind in den letzten Tagen erst dazugekommen.«
Omid kicherte. »Mit gutem Grund. Die Tracht Prügel, die du Messiel verpasst hast, wird in die Geschichtsbücher eingehen.«
»Messiel?«, antwortete Ben.
»Ah, einer der Hauptleutnants von Ta’Zan«, erklärte Herakles. »Er kam immer vorbei, um uns weiter nach Süden zu drängen. Er hat unsere Siedlungen wiederholt zerstört, bis ich ihm einmal den Kopf abgerissen habe. Es war genug, um ihm eine wertvolle Lektion zu erteilen.«
»Die Vollkommenen schieben die Fehlerhaften weiter von den Diamant-Kolosseen weg?«, fragte ich und erinnerte mich an die Geschichten, die Leah und Samael uns bereits darüber erzählt hatten.
Herakles nickte. »Sie wollen, dass die mangelhaften Exemplare so weit wie möglich von ihrer makellosen Diamantwelt entfernt sind. Anscheinend ruinieren wir das Image, das sie von sich selbst haben«, sagte er. »Wie auch immer, ihr sagtet, ihr hättet eine Idee, wie man Ta’Zan loswerden kann.«
»Schön, dass du zugehört hast ... Das haben wir, ja«, antwortete Ben. »Es wird jedoch viel Arbeit und Mühe von so vielen Leuten wie möglich erfordern, weshalb wir hier draußen sind und um Hilfe bitten.«
Herakles lächelte. Er war sich seiner körperlichen Vorteile mehr als bewusst und scheute sich eindeutig nicht, sie zu nutzen. »Beinhaltet euer Plan, die Vollkommenen zurechtzustutzen, damit wir alle in Frieden leben können?«, fragte er. »Oder vielleicht sogar, sie permanent zu töten?«
»Wir stehen nicht so auf sinnlosen Massenmord«, schaltete ich mich ein. »Man kann mit den Vollkommenen reden oder sogar ihre Erinnerungen löschen, damit sie ohne Ta’Zans Indoktrination von vorn beginnen können.«
Herakles blieb stehen und drehte sich zu uns um.
»Okay. Das erklärt sie «, sagte er und zeigte auf Douma. »Und warum sie sich nicht sofort auf mich gestürzt hat, um mir die Kehle durchzuschneiden, als sie mich sah.«
Eines musste ich Herakles lassen: Er hielt seine Karten gut verdeckt. Douma war eindeutig verwirrt.
»Warum sollte ich das tun wollen?«, murmelte sie und hielt sich dicht bei Dmitri.
»Weil ich dir bei unserer letzten Begegnung die Beine abgeschnitten und sie in den Ozean vor der Küste von Santyos geworfen habe.« Herakles gluckste und sah dann die vier Draenir mit zusammengekniffenen Augen an. »Und ich dachte, eure Art wäre ausgestorben. Wie kommt es, dass ihr noch am Leben seid?«
Die Jungen waren inzwischen vor Ehrfurcht vor den Fehlerhaften und Vollkommenen ganz benommen. Dies war schließlich das erste Mal, dass sie hier draußen in der Welt waren. Sicher hatten sie eine Menge Fragen, aber sie blieben größtenteils für sich. Sie gehorchten unseren Anweisungen und waren bereit zu helfen, wo es nötig war, aber ihre großen Augen und geflüsterten Eindrücke erinnerten mich daran, dass alles noch neu für sie war. Anders. Aufregend und beängstigend zugleich.
In vielerlei Hinsicht war Strava das für uns auch, da wir den Planeten zum ersten Mal bereisten.
»Einige haben anscheinend überlebt«, murmelte Omid und warf den Draenir einen Seitenblick zu.
»Rakkhan, ein Draenir-Ältester, rettete einige seiner Leute – viele davon noch Kinder –, als die Plage ausbrach«, sagte Amane. »Sie hielten sich so weit wie möglich von den besiedelten Gebieten fern und lebten seitdem in völliger Isolation. Bis vor Kurzem wussten sie nicht einmal von Ta’Zans Vollkommenen.«
»Wir glaubten nicht einmal, dass die Fehlerhaften überlebt hatten. Oder Ta’Zan«, antwortete einer der Draenir.
»Na, wie schön für euch!«, witzelte Herakles. »Ihr werdet mir später beim Abendessen alles darüber erzählen. Wir sind angekommen!«, fügte er hinzu und blieb vor einem Vorhang aus dichtem Laub stehen. Er zog ihn beiseite und gab die Sicht auf einen unglaublichen Anblick frei.
Die Erde sank in einer kleinen, schalenförmigen Vertiefung mitten im Dschungel. Hunderte von Bäumen grenzten sie ein und frisches Wasser sprang aus dem Boden und bildete einen kleinen Teich, bevor es zwischen schroffen, blauen Felsen wieder zurück in den Boden floss. Wildblumen und Beeren in allen Farben hingen in perfekter Erntehöhe an den Büschen. Die umgebenden Baumkronen erstreckten sich über die Vertiefung und bedeckten den gesamten Bereich.
Hier hatten anscheinend drei Dutzend Fehlerhafte ein neues Zuhause gefunden. Sie hatten mehrere Unterstände aus geschnittenen Baumstämmen gebaut, die mit Lederschnüren zusammengebunden waren. Vermutlich versammelten sie sich unter ihnen, wenn der Regen durch das Blätterdach drang. Dies war ein abgelegenes Stück Paradies, mit hoher Luftfeuchtigkeit, aber nicht zu heiß.
Die Fehlerhaften drehten sofort den Kopf, als sie Herakles’ Stimme hörten. Die Frauen leuchteten auf wie Weihnachtsbäume, als sie ihn sahen. Sechs von ihnen lösten sich aus der Gruppe und eilten herbei, um ihn zu begrüßen, hielten aber inne, als sie uns hinter ihm bemerkten. Amane tat das einzig Kluge und gab ihm einen der Teststifte der Draenir.
»Tu uns einen Riesengefallen und fang an, sie zu testen«, sagte Amane leise zu ihm und reichte ihm den Rest des Testkits – speziell die Desinfektionsflüssigkeit. »Reinige die Nadel zwischen den einzelnen Tests damit.«
»Bist du heute aber herrisch«, grummelte Herakles.
»Es geht nur darum, die Draenir zu beschützen«, sagte ich.
»Herakles. Was ... wer ist das?«, fragte eine der Frauen und musterte jeden von uns von Kopf bis Fuß.
Ich konnte nicht anders, als sie anzustarren. Soweit ich es beurteilen konnte, hielten sie von Kleidung nicht allzu viel. Sie beschränkten sich auf schmale Stoffstreifen um Taille und Brust und ließen der Sonne viel nackte Haut zum Küssen. Interessanterweise schienen sie nur Augen für Herakles zu haben, den die Aufmerksamkeit kein bisschen störte.
»Das sind unsere Gäste, Jezza«, sagte Herakles zu dem Fehlerhaften-Mädchen mit lindgrünen Schuppen auf Brust und Schultern. »Ich vertraue darauf, dass du alle so behandeln wirst, wie du mich behandeln würdest. Bevor wir jedoch fortfahren, muss ich euch, meine Damen, testen.«
»Auf was?«, fragte Jezza deutlich verwirrt.
»Ich werde es euch später erklären. Tut einfach, was ich sage«, antwortete er.
Die Fehlerhaften erhoben keine Einwände und Herakles stach schnell in ihre Handgelenke und reinigte die Nadeln zwischen den negativen Ergebnissen. Dann gaben ihm die Draenir weitere Testkits und er überließ sie einer der Frauen im Lager, damit sie ebenfalls Tests durchführen konnte. Sie arbeitete zügig und ich war beeindruckt.
Während die anderen Fehlerhaften-Damen um Herakles herumschwärmten wie die Motten ums Licht, untersuchte Jezza ihrerseits unser Team näher und kurz nachdem sie den Schock beim Anblick unserer Draenir, Douma und Amane überwunden hatte, nahm sie Zeriel ins Visier.
»Und wer bist du wohl?«, fragte sie mit einer Stimme wie flüssiger Honig, als sie über den Rand der Vertiefung schlenderte, um ihn sich genauer anzusehen.
Mein Herz fühlte sich an, als würde jemand es mit beiden Händen verdrehen und zusammenschnüren wie ein Ballontier. Es platzte fast, als ich sah, wie sich ein breites Lächeln auf Zeriels Gesicht ausbreitete, als Jezza ihm gefährlich nahe kam. Sie legte ihre Handflächen auf seine Brust, schnurrte wie ein verdammter Bajang und ignorierte den Rest von uns einfach völlig.
»Ich bin Zeriel, Tritonen-König von Calliope«, antwortete er.
»Ein König in unserem Dschungel!«, rief Jezza aus.
Zwei weitere Fehlerhafte wurden von Zeriel angezogen, als sie seinen Titel hörten. Herakles kicherte und ging in die Vertiefung hinunter, begleitet von Omids Team und den verbleibenden Fehlerhaften-Damen. Als ich mich wieder umsah, wurden gerade die letzten Tests bei den Lagerbewohnern durchgeführt. Ein Kopfschütteln in unsere Richtung bestätigte, dass keiner von ihnen das Virus trug.
»Das ist schon einmal ein Problem weniger«, seufzte Ben.
Darauf nahmen er, Amane und Ridan die Draenir mit, dicht gefolgt von Dmitri und Douma.
Ich blieb am Rand der Senke wie eine Idiotin stehen und sah zu, wie Jezza und die anderen beiden Fehlerhaften Zeriel überall begrapschten. Es machte mich verrückt. Ich konnte es nicht ertragen, ihn so zu sehen, andererseits wusste ich nicht, was ich tun könnte, um es zu stoppen, ohne mich selbst zum Narren zu machen oder schlimmer noch, Zeriel denken zu lassen, dass ich, was ihn betraf, verletzlich sein könnte. So wie ich ihn kannte, könnte er das jederzeit als Waffe gegen mich einsetzen.
»Und was macht ein Tritone, Zeriel?«, fragte Jezza und verschlang ihn praktisch mit ihren Augen.
Zeriel grinste. »So manches«, antwortete er.
Sie führten ihn sanft über den Rand nach unten in die Vertiefung und dann direkt zum Teich. Ich wurde zurückgelassen, kochte vor Wut und versuchte mein Bestes, einen völlig ungerührten Eindruck zu machen. Ich war mir nicht sicher, ob es funktionierte, aber Zeriel schien meinen inneren Aufruhr nicht zu bemerken. Andererseits war er von drei wunderschönen Fehlerhaften umringt, die gleichzeitig mit ihm liebäugelten und ihn anbaggerten. Plötzlich fühlte ich mich … unzulänglich.
Ich ärgerte mich, folgte ihnen aber dann hinunter in die kleine Vertiefung. Dort beobachtete ich die anderen und machte mir im Geiste Notizen über jeden der Fehlerhaften in der Umgebung. Herakles hatte es geschafft, die verschiedensten Charaktere zusammenzubringen. Sie trugen unterschiedliche Tiermerkmale, alle waren kämpferische Naturen und beschützten sich gegenseitig. Interessanterweise gehorchten sie auch Herakles aufs Wort und bereiteten einen Unterschlupf für unsere Gruppe vor und brachten Pelze und Früchte.
»Ihr seid die Fremden, nicht wahr?«, fragte Jezza und verlagerte ihren Fokus auf mich, als ich den Rand des Teiches erreichte und an Zeriels Seite zurückkehrte.
Ich nickte ihr kurz zu.
»Und was führt euch hierher?«, fragte eine der beiden anderen Fehlerhaften-Frauen und fuhr ständig mit ihren Fingern über Zeriels Arm. Ich wünschte mir, der Boden täte sich auf und würde sie einem Stück verschlucken.
»Nun, wir brauchen eure Hilfe«, sagte Zeriel. »Ihr seid alle entscheidend für Stravas Zukunft, egal was Ta’Zan euch gesagt hat.«
»Oh ... du klingst so nett!«, gurrte Jezza, legte ihre Hände auf seine Hüften und sah zu ihm auf. Was mich am meisten ärgerte, war, dass Zeriel nichts unternahm, um die plumpe Anmache der Fehlerhaften zu stoppen. Er reagierte zwar nicht darauf, abgesehen von dem zufriedenen Grinsen in seinem Gesicht, aber er schob sie auch nicht weg. Ich hatte das Gefühl, Jezza könnte ihn praktisch in den Wald ziehen und Zeriel hätte nichts dagegen.
Mein Herz brach Stück für Stück, ich konnte nicht begreifen, was zwischen ihm und den Fehlerhaften geschah. Wir waren uns in den letzten Tagen nähergekommen. Wir hatten uns zumindest eindeutig toleriert. Mein Unbehagen hielt jedoch nicht lange an. Tatsächlich verwandelte es sich schnell in Zorn, als Jezza Zeriel bei der Hand nahm und ihn näher an den Teich zog. Eine Fehlerhafte versuchte, ihm seine Waffe abzunehmen, aber Zeriel hielt sie auf.
»Das solltest du nicht anfassen, Süße. Das ist kein Spielzeug«, warnte er und gab mir die Waffe. Er fügte ein Augenzwinkern und ein halbes Lächeln hinzu, wahrscheinlich nur, um mich wütend zu machen. »Es macht dir doch nichts aus, dich darum zu kümmern, oder?«
In diesem Moment durchschaute ich sein Spiel. Er tat das absichtlich! Er wehrte sich nicht gegen die Aufdringlichkeit der Fehlerhaften, besonders Jezza, weil er wusste , dass es mich ärgern würde. Dieses kleine Wiesel!
Die zweite Fehlerhafte nahm seinen Rucksack zusammen mit Gürtel und Schwert ab, während Jezza ihm eine Handvoll frisches Obst anbot. Zeriel probierte eine Frucht und sie sah ihm beim Kauen zu. In diesen Teilen des Dschungels musste etwas in der Luft sein, denn selbst ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren – besonders den kleinen Tropfen Fruchtsaft, der über sein Kinn rollte, als er einen zweiten Bissen nahm.
»Das ist köstlich«, sagte er.
»Mm-hm ... wie wäre es mit einem Bad, was meinst du?« Jezza kicherte.
Zeriel hatte keine Chance, Einwände zu erheben, und ich war zu verblüfft, um überhaupt zu reagieren. Jezza schlang ihre Arme um ihn, sprang in den Teich und riss ihn mit sich. Die anderen Fehlerhaften lachten und jubelten Jezza zu.
Sie war die Erste, die an die Oberfläche kam. Leicht verwirrt sah sie sich um. Sie hatte Zeriel im Wasser scheinbar verloren, aber ich wusste genau, was er vorhatte. Ich hatte ihn schon einmal gesehen, während einer unserer Verschnaufpausen am Meer. Ich konnte seine Silhouette unter Wasser erkennen – sein Unterkörper verwandelte sich in seinen weiß-orangefarbenen Fischschwanz.
Jezza kreischte und lachte dann, als Zeriels Schwanz unter Wasser an ihr vorbeiglitt. Er schoss heraus und machte einen anmutigen Rückwärtssalto, bevor er wieder eintauchte und allen vor Staunen der Mund offenstand. Plötzlich waren alle Augen auf ihn gerichtet und Jezza glotzte ihn noch verliebter an.
»Mach das nochmal! Mach das nochmal!«, drängte sie Zeriel.
Doch er stieg aus dem Wasser und sein Schwanz verwandelte sich wieder zurück in seine zwei schlanken, aber kräftigen Beine. Der feuchte Stoff seines Lendenschurzes klebte an seiner Haut. »Später, ich verspreche es«, antwortete er lächelnd. Er genoss die Aufmerksamkeit eindeutig und plötzlich sah ich rot.
»Du bist ja einer!«, sagte Jezza und sprang aus dem Wasser. Ihre Schuppen klapperten, als sie das Wasser abschüttelte und wie ein Hund von oben bis unten zitterte. »Hast du eine Partnerin, Tritonen-König? Wenn nicht, dann würde ich diese Stelle gern besetzen!«
Zeriel lachte und warf den Kopf zurück.
Bevor die beiden anderen Fehlerhaften ihn für eine weitere Flirtrunde flankieren konnten, tat ich das Undenkbare. Mein Gehirn schaltete sich ab und mein Herz übernahm. Und ich wusste, dass ich mich danach nicht mehr wiedererkennen würde.
Zeriel stockte, als er bemerkte, wie sich die Entfernung zwischen uns verringerte. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und küsste ihn. Es sollte eine deutliche Ansage sein und gleichzeitig Zeriel schockieren und die Fehlerhaften verscheuchen. Stattdessen stand plötzlich meine ganze Welt Kopf. Und dann verschwand sie völlig, als Zeriel reagierte und den Kuss vertiefte.
Er hielt mich fest, ein leises Knurren erklang aus seiner Kehle. Meine Lippen reagierten und öffneten sich, als seine Zunge sich vorwagte und verlangte, mehr von mir zu kosten. Ich gab meine Verteidigung völlig auf und schmolz in seinen Armen dahin, als wir einander so hungrig genossen, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte.
Meine Augen öffneten sich. Wir waren immer noch auf Strava, mitten in einem dunklen Dschungel. Der Mond schien irgendwo über und hinter den Bäumen, und Zeriel hielt mich fest. Seine weichen Lippen pressten sich fest gegen meine. Ich zog den Kopf zurück, aber trotzdem drehte der Planet sich immer noch ein wenig zu schnell. Ich atmete aus.
Eine lange Sekunde verging in peinlicher Stille.
»Entschuldigung, meine Damen«, murmelte Zeriel, unfähig, seine azurblauen Augen von mir abzuwenden. Er ließ nicht los. »Es stellt sich heraus, dass ich tatsächlich bereits vergeben bin.«
Jezza und die anderen Fehlerhaften waren mir nicht einmal mehr wichtig. Es war egal, dass uns wahrscheinlich die Hälfte der Bewohner des Lagers anstarrte und dass irgendwo da draußen Tausende von Vollkommenen nach uns suchten. Es ergab keinen Sinn, an irgendjemanden oder irgendetwas zu denken, während Zeriel mich in seinen Armen hielt.
Wir hatten uns gerade geküsst – das Ergebnis eines temporären Verlusts meines Urteilsvermögens.
Was zum Teufel habe ich mir nur dabei gedacht? Ich hatte mich von der Eifersucht überwältigen lassen und etwas getan, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich es tun würde. Komischerweise bereute ich es nicht. Kein Stück.
Ganz im Gegenteil.
Ich wollte ihn schon wieder küssen.