KAPITEL 25

Seidene F äden, stählerne Nerven

Payton

Sarah stürzte das dritte Glas Champagner hinunter. Sie atmete schnell, und ihre Hände zitterten. »Ich brauche noch eins«, sagte sie und knallte das Glas auf einen Stehtisch.

»Sarah«, sagte ich behutsam und berührte sie am Arm, bevor sie den nächstbesten Kellner oder gar die Bar aufsuchen konnte. »Meinst du nicht, das reicht?«

»Pay hat recht«, sagte Donny mit ernstem Ton. »Vielleicht solltest du dich nicht ausgerechnet heute Abend betrinken.«

Schnaubend verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Ich werde die restlichen Stunden ohne Alkohol nicht durchstehen.«

Ich biss die Zähne zusammen. »Ich kenne das. Aber das solltest du, glaub mir.«

Ihre Augen weiteten sich, als sie verstand. Dann machte sie ein schuldbewusstes Gesicht. »Scheiße, tut mir leid, Payton. Ich hab nicht nachgedacht.«

»Schon okay«, sagte ich und lächelte verkniffen. »Ich wäre jetzt auch lieber das Gegenteil von nüchtern, aber … das würde das alles hier nicht schöner machen. Du hättest bloß weniger Kontrolle.« Meine Worte klangen so rational. Weise sogar. Obwohl mir zeitgleich meine Sucht verführerische Dinge ins Ohr flüsterte, die das Gegenteil besagten.

»Wie wäre es, wenn wir nachsehen, was Rosie und Peter hier treiben?«, schlug Celia vor. »Ich bin mir sicher, dass sie nicht ohne Grund zusammen hergekommen sind.«

Mein Kopf schoss zu Celia herum, und das Blut wich mir aus dem Gesicht. »Rosie ist hier?«

Sarah und Donny reagierten ähnlich aufgebracht, und Celia ließ überfordert den Blick zwischen uns hin- und herzucken. »Hey, ich dachte, das wüsstet ihr. War das nicht klar?«

»Nein!«, sagte Sarah aufgebracht und warf die Arme in die Luft. »Wieso hast du nichts gesagt? Rosie hat hier nichts zu suchen! Ich rufe sofort die Polizei.« Sie nahm ihr Handy aus der kleinen Tasche, die im Meer aus Stoff und funkelnden Tüllblumen regelrecht verschwand. »Sie wird mit Sicherheit hier sein, um Drogen zu verkaufen. Das kann sie auf meiner Verlobungsparty vergessen, ob fake oder nicht.«

Celia verzog das Gesicht. »Das letzte Mal, als wir versucht haben, Rosie auf einer Party wegen ihrer Drogen festnehmen zu lassen, bin ich verhaftet worden.«

»Diesmal ist es anders«, sagte Sarah energisch, aber sie berührte Celia am Arm, als wollte sie sich entschuldigen. »Wenn heute jemand festgenommen wird, dann nur Rosie. Oder Peter. Alles andere lassen wir nicht zu.«

»Sollen wir Zeit schinden?«, fragte ich und sah mich um. »Wir könnten sie und Peter in ein Gespräch verwickeln, während sich die Polizei auf den Weg hierher macht.«

»Deal«, sagte Sarah entschlossen und nickte. »Ich warte am Eingang auf sie. Wir sehen uns in ein paar Minuten.«

Donovan, Celia und ich trennten uns von Sarah und liefen auf die majestätische steinerne Freitreppe zu, die in zwei Halbkreisen vom offenen ersten Stockwerk hinabführte und heute ebenfalls mit unendlich vielen rosafarbenen Pfingstrosen geschmückt war.

Wir erklommen die ersten Stufen, und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Peter und Rosie standen oben an der Treppe und unterhielten sich mit zusammengesteckten Köpfen. Oder stritten sie sich? Es wirkte zumindest erhitzt.

Donovan drückte meine Hand. »Alles wird gut«, sagte er wieder. »Du musst nicht reden. Überlass das Celia und mir.«

Ich schluckte schwer. »Schon gut. Es geht mir gut. Ich schaffe das.«

»Sicher?«

»Absolut sicher. Wirklich«, versicherte ich.

Als die beiden uns bemerkten, verstummten sie und drehten sich um. Peter wirkte noch immer aufgebracht, Rosie jedoch verzog die breiten, aufgespritzten Lippen zu einem Lächeln. Wenn man es überhaupt als Lächeln bezeichnen konnte, es war eher ein Zähneblecken. Passend zum Anlass hatte sie sich in einen rosafarbenen Hosenanzug geworfen und trug die blonden Locken genauso wild und prachtvoll wie eh und je.

Ich konnte genau fühlen, wie das Blut sich aus meinem Gesicht verabschiedete, wie es mich bleich und mit großen Augen zurückließ.

»Payton fucking Quinn!«, sagte Rosie zur Begrüßung und streckte die Arme aus. »Lange nicht mehr gesehen, altes Haus!«

»Spar es dir«, erwiderte ich, als ich die letzte Stufe erklommen hatte. Ich verschränkte die Arme und funkelte sie an, versuchte meine Wut zu kanalisieren, um das Beben in meiner Brust zu unterdrücken. »Was hast du hier zu suchen?«

Ihre Augen leuchteten auf, und das falsche Lächeln wurde breiter. Mit schief gelegtem Kopf sah sie zu Donny neben mir, dann zu Celia. Schließlich trat sie zurück und nahm sich ihre Champagnerflöte von der steinernen Balustrade. Sie trank einen Schluck und machte eine Show daraus, ihre Antwort in die Länge zu ziehen.

Ich tat mein Bestes, Peter dabei geflissentlich zu ignorieren, aber es fühlte sich an, als krabbelten Kakerlaken über mich, als sein bohrender Blick erneut auf mir klebte.

Rosie leckte sich über die Lippen. »Was ich hier mache?«, wiederholte sie spöttisch. »Deine zauberhafte Zwillingsschwester und Monroe Darlington feiern ihre Liebe mit einer wunderschönen Verlobungsparty. Der Party des Jahres, wenn ich richtigliege. Das kann ich mir doch nicht entgehen lassen.«

»Bist du hier, um Zeug zu verkaufen?«, fragte Celia spitz und ließ ihr Kleid los, das sie auf dem Weg nach oben gerafft hatte.

Rosie zuckte mit den Schultern. Sie hielt Peter ihr Glas hin und bedachte ihn mit einem Blick, als wäre er nicht mehr als ein lästiger Bediensteter, der es für sie wegräumen sollte. Erschreckenderweise nahm er es ihr tatsächlich ab und stellte es zurück auf die Balustrade. Dann hatten Sarah und Celia mit ihrer Sichtung im Sexclub also nicht übertrieben. Wann zum Himmel war Peter Rosies Schoßhund geworden?

Anstatt Celia anzusehen, bohrte sich Rosies Blick in meinen. »Wieso wollt ihr das wissen? Lust, was zu kaufen?« Sie grinste. »Wie läuft eigentlich der Entzug, Payton?«

»Du kannst mich mal«, flüsterte ich.

»Und Hollys Entzug?«, fragte sie, sah zu Donny und legte den Kopf schief. »Ist es bei ihr schon so weit? Ich habe gehört, sie soll Manhattan verlassen. Stimmt es, dass eure Eltern sie ins Ausland abschieben wollen, um ihr das Junkie-Dasein austreiben zu lassen?«

Donovan machte mit geballten Fäusten einen Schritt auf Rosie zu.

»Na, na«, sagte Peter mit einem Zungenschnalzen und trat vor ihn. Er hob das Kinn an, weil Donny viel größer war als er selbst, und klopfte ihm nicht vorhandenen Staub von den Schultern. »Benimm dich, Donovan. Du hast jetzt lange genug über die Stränge geschlagen, meinst du nicht? Es ist an der Zeit, dass du dich wieder zusammenreißt.«

Donny atmete schnell. Seine Lippen wurden zu einer harten dünnen Linie, als er sich zu Peter hinunterbeugte. »Ich lasse mir von dir nichts mehr sagen, du Bastard. Die Zeiten sind vorbei.«

Peter schnaubte ungläubig. Seine Augen verengten sich. »Du weißt, was auf dem Spiel steht.«

»Oh, ich weiß sehr genau, was auf dem Spiel steht, aber es ist mir scheißegal, weißt du?«

»Es ist vorbei, Peter«, sagte ich, mutiger, als ich es von mir erwartet hätte. Ich zwang mich, nicht darüber nachzudenken, sondern weiterzumachen. »Du wirst niemanden mehr erpressen. Die Zeiten sind endgültig vorbei.«

Rosie stieß ein grunzendes Lachen aus. »Süß, Payton! Aber der Spaß hat doch gerade erst angefangen. Jetzt, wo ich weiß, dass du meine Tasche und mein Handy gestohlen hast.«

Mein Magen drehte sich um.

Alles in mir schrie danach, zurückzuweichen. Aber ich tat es nicht. Ich schluchzte nicht, weinte nicht. Ich blieb einfach, wo ich war. Nur ein Bluff. Nur ein Bluff!, versuchte ich mir einzureden. Obwohl Peter bei Wilsons Dinner schon etwas in der Art gesagt hatte, waren Rosies Worte dennoch wie ein Schlag in die Magengrube. Ich konnte mich nicht gegen den Horror wehren, der in mir aufstieg. Vielleicht wäre es anders gewesen, hätte ich gewusst, dass sie hier sein würde, aber ich hatte keine Zeit gehabt, mich mental darauf vorzubereiten. Und dennoch …

»Nein«, sagte ich und ballte wie Donny die Hände zu Fäusten. Ich straffte die Schultern und zwang mich, ihr in die Augen zu sehen. »Es ist vorbei, Rosie. Wir haben handfeste Beweise, nicht nur gegen dich, sondern auch gegen Peter.«

Sie schnaubte, dann sah sie mich an, als wäre ich nichts weiter als ein kleines Kind, das leere Drohungen an einen Erwachsenen richtete.

»Das bezweifle ich. Glaubst du ernsthaft, ich wüsste nicht, wo sich mein Handy befindet? Sind du und Cameron wirklich dermaßen hohl?«

»Wir holen uns, was uns gehört, Payton, auf die eine oder andere Weise«, sagte Peter, ohne den herausfordernden Blick von Donny zu lösen. »So war es schon immer, nicht wahr? Wir tun, was wir wollen, und kommen mit allem davon. Besonders du kannst ein Lied davon singen, Bro.«

»Wie schon gesagt«, stieß Donny zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich werde mich nicht länger von dir erpressen lassen. Mir ist egal, was die Konsequenzen sind. Aber ich werde nie wieder auch nur eine Sekunde damit verbringen, so zu tun, als wäre ich dein Freund. Jemand wie du hat keine Freunde.«

»Ist dir das nicht peinlich?«, fragte Celia mit falscher Besorgnis in der Stimme und trat näher an Peter und Donovan heran. »Dass es niemandem im Leben von Peter fucking Darlington gibt, der sich tatsächlich für ihn interessiert? Der ihn wirklich mag?«

»Stimmt«, stieg ich mit ein. »Deine Eltern haben dich nicht mal zum Familienessen eingeladen. Nicht einmal sie mögen dich.«

»Halt den Mund«, zischte Peter mich hasserfüllt an. Schweiß rann meinen Rücken hinab, und ich unterdrückte ein Wimmern.

»Er hat mich «, sagte Rosie und funkelte uns der Reihe nach an.

Ich konnte nicht anders – ich lachte schockiert auf.

Celia fiel mit ein. »Ich bitte euch! Ihr habt Sex, mehr ist das nicht. Aber ich verstehe das schon. Gleich und gleich gesellt sich gern. Ihr seid die furchtbarsten Menschen, denen ich jemals begegnet bin. Ein Scheißhaufen neben einem Scheißhaufen.« Sie beendete ihre Worte mit einem kalten Lächeln.

Donny starrte Peter in Grund und Boden. »Ihr fickt miteinander, weil du bei Rosie Hündchen spielen darfst«, höhnte er. »Aber glaubst du ernsthaft, sie würde sich mit dir abgeben, wenn dein Geld nicht wäre?«

Plötzlich packte Peter Donovan am Hemd. »Oh, ich würde jetzt ganz vorsichtig sein, Arschloch. Sonst wirst du das noch bitter bereuen, das schwöre ich. Ihr alle. Ihr habt ja keine Ahnung, welche Konsequenzen euer Verhalten heute Abend noch haben wird.«

»Ach ja?«, stichelte Celia mit einem Grinsen, das mindestens so höhnisch war wie Donnys Tonfall. »Süß. Wie soll ein so kleiner Giftzwerg uns etwas anhaben können? Besonders vom Knast aus?«

»Hey, wenn ihr beide im Knast seid, könnt ihr eure Beziehung ja auf die Probe stellen«, schlug ich vor und zwang mich dazu, ebenfalls zu lächeln, so wie die anderen, angespornt von ihrem Übermut. »Ihr könntet ja Brieffreunde werden.«

»Wir haben schon Wetten abgeschlossen«, log Donovan und lachte auf. »Wer von euch beiden wohl länger eingebuchtet werden wird. Ich habe tausend Dollar auf Rosie gesetzt. Sie ist zwar Drogendealerin, aber du …« Er legte den Kopf schief und sah Peter an, als wäre er Dreck unter seinem Schuh. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass Donny einen solchen Blick draufhatte. »Du bist ein Sexualstraftäter, Peter.«

»Ein Vergewaltiger«, sagte ich leise. »Und ein Frauenschläger.«

»Und du weißt ja sicher, was mit denen da drin gemacht wird«, sagte Celia unheilvoll. »Mit reichen, verwöhnten kleinen blonden Jungs. Ich hoffe, dir wird deine eigene Medizin schmecken.«

Rosie blinzelte Celia an. Sie versuchte, ihre Irritation zu überspielen, weil sie uns die nicht zeigen wollte, aber der Versuch ging schief. Ich sah es genau.

Sie hatte absolut keine Ahnung, wovon wir da sprachen.

»Unsere Anwälte werden eure Lügen mit einem Wimpernschlag aufdecken«, sagte sie betont gelangweilt und betrachtete ihre Nägel. »Und ihr wisst, was es bedeutet, unter Eid zu lügen, oder nicht? Es ist eine Straftat. Ich bin eine van Vliet, und Peter ist ein Darlington. Sein Vater ist Wilson Fairfax. Ihr hättet nicht einmal eine Chance, wenn ihr jeden Cent, den ihr besitzt, für gute Anwälte ausgeben würdet. An unsere kommt ihr sicher nicht heran.«

»Ach ja?«, fragte Celia herausfordernd. »Ich bin eine del Campo, und Donny ist ein Savatier. Außerdem ist Payton die leibliche Tochter von Fairfax, während Peter nur sein Stiefsohn ist.«

»Ihr wollt Krieg?«, knurrte Peter. Nun erschien auch auf seinen Lippen ein grausames Lächeln. Sein Gesicht war vor Wut knallrot, und an seiner Stirn zeichnete sich eine Ader ab. »Oh, den könnt ihr haben. Und ich mag es so verdammt schmutzig, also stellt euch schon mal drauf ein, dreckig zu werden. Besonders du, Payton.« Sein Blick glitt über mich, und er leckte sich über die Lippen. »Gott, wirst du das hier noch bereuen.«

In meinen Ohren rauschte es. Nun gab es kein Zurück mehr.

Reflexartig schlang ich mir die Arme um die Brust. Ich konnte nichts dagegen tun, als Panik durch mein Blut zuckte und die Erinnerung an die tiefe Hoffnungslosigkeit mich erfüllte. Als ich daran dachte, was er mir angetan hatte, wie ich mich dabei gefühlt hatte. Donny, Celia und ich hatten es zu weit getrieben. Oder nicht? Oder nicht?

Peters Blick kehrte zu meinen Augen zurück. »Ich weiß ja, wie versaut du sein kannst«, sagte er leise. Seine Mundwinkel hoben sich. »Hm. Und wie feucht es dich macht, wenn ich deine Hand …«

Mit einem Brüllen holte Donny aus und rammte Peter die Faust ins Gesicht.

Celia und ich schrien auf, und ich machte einen Satz auf ihn zu. »Nein, Donny, nicht!« Doch es war zu spät. Peter war noch dabei, zurückzutaumeln, da hielt Donovan ihn schon am Kragen fest und schlug ihm wieder und wieder ins Gesicht. »Wag es ja nicht!«, brüllte er. »Wenn du es noch ein einziges Mal wagst, ihr auch nur einen Schritt zu nahe zu kommen, bring ich dich um!«

»Donny!«, rief Celia entsetzt. »Fuck!«

»Eine Morddrohung«, sagte Rosie grinsend, fast schon begeistert. »Das wird ja immer besser. Und wir alle sind Zeuginnen, noch schöner!«

Ich wirbelte zu ihr herum. Bevor ich darüber nachdenken konnte, holte ich aus und verpasste ihr mit aller Kraft eine Backpfeife.

Sie fuhr zusammen, und ihre Augen wurden kugelrund.

Keuchend wich ich zurück. Ein scharfes Kribbeln echote durch meine Hand.

Dann verwandelte sich mein ganzer Körper in Stein, und das Entsetzen brach über mich herein.

Ich hatte sie geschlagen.

Ich hatte Rosie van Vliet geschlagen.

Wie in Zeitlupe hob Rosie die Hand und hielt sie sich an die Wange. Ihr Atem wurde schneller, fast schon zu einem Hecheln. Sie lächelte mich auf die beängstigendste Weise an, die ich je gesehen hatte. »Schlampe«, stieß sie hervor und lachte dann. »Oh, Payton Quinn, das wirst du so was von bereuen, das verspreche ich dir.«

Ich grub die Zähne so fest in die Unterlippe, dass ich Blut schmeckte. Aber es war zu spät, es nützte nichts. Das Wimmern entstieg meiner Kehle trotzdem. O Gott, was hatte ich nur getan?

Rosie machte zwei Schritte auf mich zu, und ein irres Funkeln trat in ihre Augen. »Du hast ja keine verfickte Ahnung, mit wem du dich da anlegst. Ich wollte dich schon für den Diebstahl fertigmachen, aber jetzt?« Sie lachte wieder. »Süße, das war dein Todesurteil!«

Ich wich noch einen Schritt zurück und atmete schwer, bekam keine Luft. Lauf weg! Lauf weg, lauf weg, lauf weg! Ich musste untertauchen. Ich konnte mich nie wieder in dieser Stadt, in diesem Staat, diesem Land blicken lassen!

»Jetzt«, sagte Rosie, »darfst du Schiss haben, Baby. Ich werde jedes Schwein, das ich kenne, darauf ansetzen, dir das Leben zur Hölle zu machen.«

Celia ging dazwischen. »Lass sie sofort in Ruhe, Rosie!«

Keuchend wich ich noch einen Schritt zurück. Noch einen und noch einen, während Rosie auf mich zutrat und Celia vollkommen ignorierte.

Ich wollte schluchzen, wollte mich zu einer Kugel zusammenrollen und mich verstecken.

»Ich werde dich vermissen, Payton«, sagte sie mit süßer Stimme und zog eine Schnute. »Niemand wird dich finden, weißt du? Für Jahre nicht, vielleicht sogar nie wieder.«

Donny tauchte hinter ihr auf, packte sie am Arm und riss sie zurück. »Meine Morddrohung gegen deine Morddrohung, Rosie«, fauchte er. »Touché. Und wenn du glaubst, du könntest Payton auch nur …«

Ich machte noch einen Schritt zurück, spürte eine heiße Träne meine Wange hinablaufen.

Doch da rutschte mein Absatz ab. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich den Rand der obersten Stufe erreicht hatte, und verlor das Gleichgewicht, kippte plötzlich nach hinten.

Mehrere Dinge geschahen gleichzeitig: Ich ruderte keuchend mit den Armen, Donnys Augen weiteten sich, und Celia machte einen Satz auf mich zu. »Payton!«

Doch es war zu spät. Ich fiel rückwärts die Treppe hinab.

Ein spitzer Schrei entfuhr mir. Die Welt verwandelte sich in Schmerz und drehende Farben, erinnerte mich mit jedem Aufprall auf den Stufenkanten an meine Wirbelsäule, meine Schultern, Rippen … und an meinen Sturz auf Donnys Treppe. Plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchte er vor meinem inneren Auge auf. Ich erinnerte mich wieder. In aller Grausamkeit.

Aber alles ging zu schnell.

Und dann schlug mein Kopf hart auf, und alles wurde schwarz.