… würde Joanna ausgeruht sein und aussehen wie das blühende Leben, während Kira sich fühlte, als wäre sie von einem Truck überrollt worden.
»Welche Seite willst du nehmen?«, fragte Joanna.
»Die, die du nicht willst. Ich bin da flexibel.«
»Okay. Dann würde ich gerne die Fensterseite nehmen.«
Joanna sprang nackt ins Bett und zog schleunigst die Decke bis zum Kinn. Kira blieb noch kurz neben dem Bett stehen und füllte den Sekt nach. Eines der Gläser reichte sie an Joanna weiter. Das zweite behielt sie selbst.
Dann kroch sie ins Bett und hob die Decke, unter der Joanna sich verborgen hielt, hoch. Ganz vorsichtig kroch sie näher und kuschelte sich an Joanna. Joanna seufzte leise. Ihr Blick wirkte ängstlich.
»Du musst keine Angst haben.«
»Das weiß ich doch. Prost.«
Der Sekt war viel zu schnell leer. Es war gerade mal zwölf. Noch mindestens sieben Stunden. Sieben Stunden. Der blanke Wahnsinn. Wie sollte Kira das ertragen? Für einen Moment dachte sie darüber nach, ihr Bettzeug zu nehmen und in der Badewanne zu schlafen. Doch irgendwie kam sie sich dann doch komisch vor.
Die Pausen zwischen den Sätzen wurden immer länger. Nach einer Weile war nur noch tiefes Atmen zu hören.
Kira schlief. Tief und fest.
Joanna stützte ihren Kopf auf den Arm und beobachtete sie. Kira schlief ganz ruhig. Ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen.
Es fiel Joanna unendlich schwer, noch einmal aufzustehen. Aber ihre Blase drückte. Also ging sie ins Bad und löschte auf dem Rückweg die Kerzen. Sie nahm ihr Handy vom Tisch und kroch damit ins Bett. Der Blitz flammte auf. Joanna betrachtete das Bild. Dann streichelte sie über Kiras Wange. Auf dem Bild. Und dann über die Wange der echten Kira. Kira sah so süß aus. Wie sie schlief. Und lächelte. Es war Joanna eine Freude, ihr zuzusehen.
Joanna sehnte sich nach Entspannung und Schlaf. Sie beneidete Kira und ihren Hund Murphy fast ein bisschen. Er lag am Fußende. Auf dem Rücken. Die Beine in die Höhe gereckt. Und schlief. Tief und fest.
Joanna konnte nicht schlafen. Wenn sie in der Hoffnung, endlich Schlaf zu finden, die Augen schloss, gingen sie sofort wieder auf. Und Joanna war wach.
Ihr Herz klopfte hektisch. In ihrem Kopf entstanden Bilder, die das letzte bisschen Müdigkeit mal eben hinweg fegten. Es war zum Ausflippen.
Kira und Murphy waren echt zu beneiden. Wenn Murphy sich wenigstens zwischen Kira und sie legen würde. Das würde ihr vielleicht helfen, das drängende Bedürfnis loszuwerden, Kira anzufassen. Aber … der schlief ja und dachte nicht mal im Traum daran, ihr beizustehen. Dabei suchte er sonst eigentlich immer Joannas Nähe.
Als am nächsten Morgen die Vögel zu zwitschern begannen, saß Joanna immer noch hellwach im Bett.
Kira schlug die Augen auf. Als ihr Blick auf Joanna fiel, lächelte sie.
»Guten Morgen, meine Süße.«, flötete sie sanft, beugte sich vor und klaute sich einen Kuss von Joannas Lippen.
Jetzt erst merkte sie, wie fertig Joanna aussah.
»Hast du gut geschlafen?«, fragte sie.
Joanna schüttelte den Kopf.
»Ich habe gar nicht geschlafen, trifft es wohl besser.«
Oh je. Kiras Blick verfinsterte sich.
»Das tut mir leid. Was kann ich tun?«
»Du könntest mir Streichhölzer besorgen. Das wäre eine super Idee.«
»Wird gemacht. Gib mir eine halbe Stunde. Dann hast du deine Streichhölzer.«
»Das war ein Witz!«, rief Joanna als Kira schon an der Tür stand.
»Echt? Ich dachte … Oh.«
Kira drehte sich wieder um.
»Du kannst mir nicht helfen. Da muss ich selber durch. Hast du gut geschlafen?«
»Wie ein Baby.«
Dass Kira peinlich berührt auf der Stelle auf und ab wippte, verführte Joanna trotz bleierner Müdigkeit zu einem liebevollen Lächeln.
D er Tag und auch der nächste gingen an Joanna und Kira vorbei. Sie hatten ausschließlich Augen füreinander. Wo Kira war, war auch Joanna und umgekehrt. Und auch der kleine Murphy war immer mit von der Partie.
Als am Nachmittag des letzten Tages der Moment des Abschieds immer näher rückte, saßen Kira, Joanna und Murphy miteinander im Auto.
Die Fahrt zum Bahnhof ging viel zu schnell. Zu Joannas Glück erklärte Kira sich nur zu gerne bereit, den Wagen zu fahren. So blieb ihr ausreichend Zeit, sich ihren Gedanken hinzugeben.
Die Zeit war viel zu schnell vergangen. Dass Kira und sie innerhalb der nächsten halben, maximal dreiviertel Stunde in unterschiedliche Richtungen davon fahren würden, behagte ihr nicht. Doch wie sollte sie es verhindern? Was sollte sie tun?
Sollte sie es zulassen, dass Kira sich verabschiedete? Oder sollte sie ihren Mut zusammennehmen und sie fragen, ob sie noch für ein paar Tage mit zu ihr kommen wollte? Joanna war hin und her gerissen. Es war fast so, als kämpften zwei Seelen in ihrer Brust um die Vorherrschaft. Mal hatte die Seite der Vernunft die Oberhand und mal die Seite, die Joanna klarmachen wollte, dass es an der Zeit war zu leben.
Am Bahnhof angekommen, hob Joanna Murphy aus dem Auto und stieg dann ebenfalls aus. Kira stand schon am Kofferraum und wuchtete ihren Koffer heraus.
Joanna schluckte. Doch sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Also würde sie in den sauren Apfel beißen und Kira dabei zuschauen müssen, wie sie davon fuhr.
Der Zug stand schon am Bahnsteig als Kira, Joanna und Murphy eintrafen. Joannas Herz schmerzte. Kiras brach in tausende Teile. Gleich... gleich war es soweit. Sie würde gehen und in ihr Leben zurückkehren, aus dem sie für ein paar Tage ausgebrochen war. Und Joanna würde ebenfalls in ihr Leben zurückkehren.
Nur schienen eben beider Leben nicht länger miteinander verwoben zu sein. Kira litt. Wie man nur leiden konnte.
Die letzten Tage hatten dafür gesorgt, dass das, was vor Wochen begonnen hatte, an Tiefe zulegte. Ihre Gefühle waren eindeutig. Ihr Herz schlug Joannas Namen.
»Ich werde dich vermissen.«, hauchte Kira tonlos als sie an der offenen Tür stand und Joanna ein letztes Mal in ihre Arme zog.
Der Kuss schmeckte, wie ein Kuss eben schmeckte, wenn man wusste, dass es der letzte war.
Es war ein Drama.
Kira wollte nicht und sie spürte ganz deutlich, dass es Joanna ähnlich ging.
Aber die Zeit sprach gegen sie. Der Schaffner stand schon am Gleis. Gleich würde der Pfiff ertönen. Dann schlossen die Türen und der Zug rollte an.
»Ich werde dich auch vermissen!«, rief Joanna und rannte mit Murphy an der Leine ein Stück neben dem Zug her.
Dann. War. Kira. Verschwunden.
Aus Joannas Leben. Aber in ihrem Herzen saß sie. Ganz fest.
»Verdammt! Murphy! Ich bin so eine dumme Kuh!«, jammerte Joanna, ließ die Leine locker und rannte los.
Murphy hatte eigentlich keine Lust zu laufen, merkte jedoch, wie sehr sein Frauchen litt. Das animierte ihn, loszulaufen und locker neben ihr herzurennen.
»Entschuldigung!«, japste Joanna um Luft ringend.
»Sie müssen mir helfen! Bitte.«
Der Mann hinter dem Schalter sah sie an.
»Bekommen Sie keine Luft? Soll ich einen Notarzt rufen? Oder brauchen Sie nur Wasser?«
»Sie müssen mir helfen! Ich brauche eine Auskunft. Der Zug, der soeben auf Gleis drei den Bahnhof verlassen hat. Wo hält der als nächstes?«
Der Mitarbeiter der Bahn hackte Buchstaben und Zahlen in seine Tastatur. Dann begann der Drucker zu arbeiten und schließlich drückte der nette Mann Joanna drei ausgedruckte Seiten in die Hand.
»Den nächsten Halt schaffen Sie auf keinen Fall. Der übernächste wird knapp. Ich würde es an dem Bahnhof hier versuchen.«
Mit dem Kugelschreiber ringelte er den entsprechenden Bahnhof ein.
»Vielen Dank.«, jauchzte Joanna.
»Wünschen Sie mir Glück.«
»Ich wünsche Ihnen Glück. Und nun los. Sonst wird das nichts.«
Joanna und Murphy galoppierten los. Joanna schwang sich hinters Steuer und gab ordentlich Gas. Die Reifen quietschten. Sie schoss durch die Straßen der Stadt. Viel zu schnell. Und viel zu rücksichtslos. Sollten die Kameras ihre Kamikaze-Fahrt festgehalten haben, würde sie wohl den Lappen abgeben, doch das … nahm sie billigend in Kauf.
Endlich wusste sie Bescheid. Sie wollte Kira. Das war ihr in dem Moment endgültig klar geworden, als der Zug, in dem Kira saß, den Bahnhof verließ und aus ihrem Sichtfeld verschwand.
Kira stand immer noch an der Tür. Sie konnte sich nicht recht durchringen, ihren Platz zu verlassen, obwohl sie genau wusste, dass es nichts brachte. Joanna war weg. Eine Träne löste sich aus Kiras Augenwinkel. Und dann noch eine. Und noch eine. Was vor Wochen als nettes kleines Spielchen begonnen hatte, hatte während der letzten Wochen an Intensität gewonnen. Und dann war da noch das Wochenende, das Kira mit Joanna verbracht hatte. Natürlich mussten sie auch ihrem Job nachgehen. Trotzdem … je mehr Joanna sich Kira zeigte, desto tiefer gelangte sie in Kiras Herz. Der Tränenfluss war nicht zu stoppen.
Kiras Zug stoppte an mehreren Halstestellen. Frauen, Männer und Kinder schoben sich an Kira vorbei, ohne sie zu beachten. Sie alle hatten ein Ziel, dem sie entgegen strebten. Ein Teil der Leute musste einen Anschlusszug erwischen. Vor allem diese Menschengruppe war besonders in Eile. Andere wurden am Bahnsteig von ihren Lieben erwartet. Auf Kira würde, wie eigentlich immer, niemand warten. Kira fühlte sich allein. Schrecklich allein. Bis das Leben ihr Joanna schickte, war sie sich nicht bewusst, wie einsam sie im Grunde ihres Herzens war.
Da halfen auch alle Versuche, sich die Situation schön zu reden, nichts. Kira war einsam. Von der Welt verlassen.
Unwirsch wischte sie die Tränen von ihren Wangen, doch jeder Träne, die sie zu trocknen versuchte, folgten mindestens zehn neue. Kira war am Ende. Fertig, mit sich und der Welt.
Joanna raste als ob ihr der Teufel im Nacken säße. Auf der Autobahn holte sie alles aus dem Motor ihres Autos heraus, was möglich war. Sie fuhr ausschließlich links. Durch die Geschwindigkeit war ihre Konzentration noch viel mehr gefordert als sonst. Murphy lag schnarchend im Fußraum des Beifahrersitzes. Ein Lächeln umspielte Joannas Lippen. Der Hund hatte die Ruhe weg. Beneidenswert.
Nach ungefähr hundert Kilometern fuhr Joanna von der Autobahn und stoppte an der Seite. Hektisch hackte sie die Adresse des Bahnhofs ins Navi und fuhr wieder los. Viel Zeit blieb ihr nicht mehr. Hoffentlich war dieser Zug ein kleines bisschen unpünktlich. Das würde ihr in diesem Fall viel helfen.
Joanna bog in die Straße, in der der Bahnhof lag und suchte nach einem Parkplatz. Es war viel los. Freie Parkplätze gab es quasi … nicht.
Nach der siebten Runde kniff Joanna die Augen zusammen und lenkte ihr Auto in eine freie Lücke. Sie schnallte ihren Hund ab und ließ es zu, dass er ihr in die Arme hüpfte. Dann sprang sie mit ihm im Arm vom Fahrersitz, schmiss die Tür zu und rannte los. Dass ihr Auto im absoluten Halteverbot stand, war mittlerweile auch schon egal. Sollten sie das Auto doch abschleppen.
Joanna rannte los. Die nicht besonders langen Beine ihres Hundes drehten förmlich durch, so sehr beeilte Murphy sich, um mit ihr Schritt zu halten.
Der Bahnsteig war noch leer. Joanna beugte sich vornüber und japste nach Luft. Als sie sich wieder aufrichtete, war in der Ferne die Spitze des Zuges zu erkennen. Joanna wartete eine Weile, dann tippte sie eine Nachricht an Kira und schickte sie ab.
Schau aus dem Fenster., stand da.
Kiras Handy brummte. Kira war immer noch so traurig, dass sie kaum in der Lage war, das Handy zu ergreifen. Mit zitternden Fingern öffnete sie Joannas Nachricht, konnte aufgrund der Tränen die Worte jedoch nicht entziffern. Sobald sie sich auf einen Buchstaben konzentrierte, verschwammen die anderen zu einem Brei aus Wasser und Rotz.
Missmutig schob Kira das Handy wieder in die Tasche. Es war doch sowieso müßig, jetzt noch eine Nachricht von Joanna zu lesen. Der Zug fuhr in den nächsten Bahnhof. Wie schon an all den Bahnhöfen zuvor, schoben sich die Menschen an Kira vorbei. Die Tür sprang auf. Kira rutschte zur Seite. Niemand. Wirklich niemand fragte nach, ob sie vielleicht Hilfe brauchte. Jeder einzelne Fahrgast war ganz und gar auf sich alleine fixiert.
Kira stand da wie angewurzelt. Ihre Welt und ihr Herz waren zerbrochen. Kira war zerbrochen. Innerlich leer.
»Mist! Murphy. Du musst mir helfen. Kira kapiert nicht, dass wir da sind. Hilf mir bitte.«
Murphy kannte sein Frauchen. Sonst klang sie nie so panisch. Er stellte sich auf die Hinterfüße und sprang an ihr hoch. Lautes Bellen entschlüpfte seiner jungen Hundekehle.
»So ist es fein.«, lobte Joanna, obwohl sie es sonst nicht leiden konnte, wenn Murphy sich in der Öffentlichkeit von seiner temperamentvollen Seite zeigte.
Unwillige Blicke trafen Joanna. Männer und Frauen zogen ihre Kinder weiter. Immer wieder drehten sich die Kinder nach Murphy um. Und Murphy bellte. Laut und gellend.
»Mann. Mann. Mann. Wer hat denn da seinen Hund nicht unter Kontrolle?«, zischte Kira vor sich hin.
Die Neugier war stärker als alle Trauer um die verlorene Liebe. Kira wischte sich über die Augen und schob den Kopf mit dem zerzausten Haar ein Stück vor. Menschen liefen kreuz und quer, doch eine Frau stand einfach so da. Mit ihrem Hund, der immer und immer wieder kläffend an ihr hoch hüpfte.
»J … J … «
Kira war nicht in der Lage, ihre Gedanken zu sortieren. Sie griff nach ihrem Rucksack und ihrem Koffer und wuchtete beides auf den Bahnsteig. Dann kletterte sie mit schlotternden Beinen die Treppe hinunter und schaute in Richtung der Frau und des Hundes.
Sicherheitshalber kniff sie kurz die Augen zusammen und öffnete sie dann wieder. Die Frau war immer noch da. Also keine Fata Morgana.
Kira nahm den Rucksack und warf ihn über ihren Rücken. Sie ergriff ihren Koffer und rannte los.
Die Tränen der Trauer mischten sich mit den Tränen, die erst während der letzten Minute entstanden waren.
»Joanna!«, wollte Kira rufen, doch über ihre Lippen kam nur ein halb ersticktes J.
»Tja, mein Schatz. Danke für deine Hilfe. Hat nur leider nicht geklappt. Komm, lass uns gehen.«
Mit schmerzendem Herz wandte Joanna sich um und ging mit hängenden Schultern los. Kira lief mit geringem Sicherheitsabstand hinter Murphy und ihr her. Erst als Joanna am Auto stand, holte sie auf, trat hinter Joanna und tippte ihr auf die Schulter. Joanna zuckte zusammen.
»Haben Sie zufällig noch einen Platz im Auto frei?«, fragte Kira.
Joanna fuhr herum und ließ die Leine los. Im nächsten Moment lag Kira in ihren Armen. Kiras Tränen mischten sich mit Joannas.
»Wuff!«, rief Murphy und sprang abwechselnd an den zwei Frauen hoch.
»Was … was … «, stotterte Kira stockend.
»Was … tust du hier?«
»Ich … «
Joanna schluckte.
»Ich konnte nicht dabei zusehen, wie du einfach so wieder aus meinem Leben verschwindest.«
»Aber … warum?«
»Weißt du das nicht? Spürst du es denn gar nicht?«
Joanna legte ihre Hand auf die Stelle zwischen Kiras Brüsten, unter der ihr schneller Herzschlag zu spüren war. Dann ergriff sie Kiras Hand und legte sie bei sich selbst an die gleiche Stelle. Kira schloss die Augen und versuchte durch langsames und ruhiges Atmen ihr Herz zu beruhigen. Je mehr sie sich anstrengte, desto schneller schlug es. Nach einer Weile gab sie die Versuche auf. Würde sie eben Hier und Jetzt an einem Herzinfarkt zugrunde gehen.
Kira stellte sich auf die Zehenspitzen und hob den Kopf, so dass sie Joanna in die Augen schauen konnte. Unbewusst befeuchtete Joanna ihre Lippen, was Kira dazu animierte, sich einen Kuss zu klauen.
»Alles richtig gemacht!«, rief ein älterer Mann als er an Kira und Joanna vorbeiging.
Er reckte beide Daumen und lächelte zufrieden.
»Ich dachte, ich kann es, aber ich habe mich getäuscht. Ich kann dich nicht einfach so wieder aus meinem Leben verschwinden lassen. Du gehörst doch zu mir.«
»Tue ich das?«, fragte Kira noch etwas skeptisch.
»Aber sicher. Oder siehst du das anders?«
Natürlich nicht. Kira schüttelte den Kopf und schmiegte sich ganz eng an Joanna.
»Und jetzt? Was machen wir jetzt?«
»Willst du wissen, wonach mir gerade wäre? Ich möchte mich gerne an dich kuscheln. Jetzt sofort.«
»Bis zu mir sind es noch ungefähr fünf Stunden.«
»Zu mir auch. Sollen wir uns ein Zimmer nehmen?«
Im gleichen Moment schüttelten Joanna und Kira den Kopf. Murphy nickte. Er riss den Mund weit auf und gähnte. Im Grunde war ihm völlig egal, wohin die Reise ging, solange er nur endlich wieder schlafen durfte.
»Du kommst jetzt erst mal mit zu mir.«, beschloss Joanna spontan, obwohl Spontanität normalerweise nicht direkt ihre Stärke war.
»Und dann?«
»Dann sehen wir in Ruhe weiter.«
Das klang doch nach einem guten Plan. Kira blickte Joanna an. Joannas Augen waren ganz klein. Die Ringe darunter tief und dunkel.
»Darf ich fahren?«, fragte sie und streckte die Hand aus, in der Hoffnung, dass Joanna ihr den Schlüssel anvertraute.
»Liebend gerne. Du hast keine Ahnung, wie kaputt ich bin.«
Kira packte ihre Sachen in den Kofferraum neben die Sachen von Joanna und Murphy. Dann öffnete sie die Beifahrertür und ließ Joanna einsteigen. Sie selbst nahm ihren Platz hinter dem Steuer als Letzte ein.
Das tiefe und sportliche Brummen des Motors klang wie Musik in ihren Ohren. Diesmal spielte der Motor die fröhliche Melodie eines Liebesliedes. Kira pfiff leise und scherte aus der Parklücke. Als sie den Kopf hob, erkannte sie, dass Joanna im absoluten Halteverbot geparkt hatte.
Joanna hob die Schultern.
»Ich hatte keine Zeit zu verlieren.«, erklärte sie lapidar.
»Wenn ich Pech habe, darfst ab sofort sowieso du fahren.«
»Ach ja? Und warum das?«
»Na, es hat ein paar Mal geblitzt. Wenn alles blöd läuft, gebe ich demnächst den Lappen ab.«
»Das alles hast du nur für mich getan?«
»Für dich. Und für mich.«
»Wuff.«, schallte es zwischen Joannas Füßen.
»Das soll wohl so viel heißen, wie Und für Murphy.«