Viel wurde die letzten Jahre über das bessere Filmformat geredet, ohne dass es zu befriedigenden Diskussionen gekommen wäre. Während es immer noch viele Anhänger des „Guckkastenformats“ 4:3 gibt, scheint sich das 16:9-Format nun endgültig durchgesetzt zu haben. Vor allem seit alle großen Hersteller von Fernsehgeräten dazu übergegangen sind, ausschließlich nur noch 16:9-Bildschirme zu verbauen. Dies gilt auch für moderne Camcorder, die bereits alle Breitbilder produzieren.
Abb. 2.41 Da gibt’s keine Diskussionen. Weitläufige Landschaften sind im 16:9-Format bestens aufgehoben.
Abb. 2.42 Trotzdem kann man Landschaften auch wunderbar in ein 4:3-Format stecken.
Beim hochauflösenden Video stellt sich die Frage nach dem Format gar nicht mehr. Es gibt kein anderes außer 16:9. Lediglich die Fernsehsender sind hier zum Teil noch etwas langsam in der Umstellung. Doch während es noch eine Zeitlang dauern wird, bis sich das hochauflösende Fernsehen senderübergreifend als Standard etabliert hat, setzt sich nun zumindest das breite Bildformat durch.
Keine Frage, zeitgemäßes Videofilmen ist Filmen in 16:9. Doch ganz so einfach kann man das auch nicht stehen lassen. Denn die Formatfrage bei der Aufnahme ist dieselbe wie bei der Präsentation. Das bedeutet, dass Sie mit Ihren Mitteln ein Maximum an Auflösung und Bildqualität erhalten, wenn Sie auch das Wiedergabemedium in Ihre Überlegungen mit einbeziehen. Drehen Sie lediglich Filme für den eigenen Hausgebrauch und besitzen Sie im heimischen Wohnzimmer noch ein 4:3-Gerät, so macht es wenig Sinn im 16:9-Format zu drehen. Sie erhalten bei der Wiedergabe oben und unten schwarze Balken und verschenken damit über ein Drittel der Auflösung Ihres Fernsehgerätes. Das Bild ist kleiner, was dem Detailreichtum Ihres Films nicht entgegenkommt.
Dasselbe gilt umgekehrt, wenn Sie Besitzer eines Breitbildfernsehers sind und im 4:3-Format filmen. Auch hier verschenken Sie die Auflösung Ihres Fernsehers, erhalten rechts und links schwarze Balken und müssen sich die Frage stellen, warum Sie sich eigentlich ein solch teures Gerät angeschafft haben.
Abb. 2.43 Zeigt man einen Film, der im Format 16:9 gedreht wurde, auf einem 4:3-Gerät, entstehen die uns vom Spielfilm jahrzehntelang vertraut gewordenen schwarzen Balken (auch „Letterbox“ genannt).
Abb. 2.44 Zeigt man hingegen einen 4:3-Film auf einem modernen Fernseher, ergeben sich aufgrund des unterschiedlichen Formats die schwarzen Balken an den Seiten.
Ein weiterer Aspekt, den Sie beim Filmen in 16:9 beachten sollten, ist, wie Ihr Camcorder dieses Format erzeugt. Viele ältere Modelle stellten das breite Format her, indem sie oben und unten vom Bild einfach etwas abschnitten und den Rest auf Vollbild wieder vergrößerten (hochrechneten). Dadurch kommt es zur Bildverschlechterung durch Verlust an Auflösung. Echtes 16:9 bedeutet nicht oben und unten etwas abzuschneiden, sondern links und rechts etwas dazuzugeben. Das setzt voraus, dass der Aufnahmechip auch links und rechts die Ressourcen besitzt, die er bei einer Verbreiterung des Bildausschnitts benötigt. Ob das Ihre Kamera kann, können Sie leicht feststellen, indem Sie in ihrem Menü vom 4:3-Modus in den 16:9-Modus schalten. Sehen Sie nun links und rechts im Bild mehr Details (das heißt der Bildwinkel wird größer), so nutzt Ihr Camcorder bei der Breitbilddarstellung tatsächlich links und rechts mehr Pixel des Aufnahmechips.
Abb. 2.45–2.46 Grundsätzlich sind aber alle Fernsehgeräte auch in der Lage, das Bild formatfüllend zu zeigen, was aber zu unschönen, weil sichtbaren Verzerrungen in der Vertikalen (16:9 nach 4:3) oder in der Horrizontalen (4:3 nach 16:9) führt.
Für die Bildgestaltung hat sich durch die Formatumstellung einiges verändert. Auch muss bei der Bildgestaltung berücksichtigt werden, dass die Bildschirme immer größer werden, was zufolge hat, dass sich eine ganze Reihe an neuen gestalterischen Möglichkeiten ergibt. Auf kleinen Fernsehern blieben imposante Landschaftsaufnahmen bisher relativ unbeeindruckend. Ab einer bestimmten Größe und Auflösung des Bildschirms wirken sie jedoch viel intensiver.
Ein weiteres Beispiel die vielen Details mancher Bilder. Waren diese zuvor in geringer Auflösung und kleiner Bildgröße verschwunden, so kommen sie jetzt wesentlich besser zum Vorschein. Man kann mehr Details gestaltend unterbringen und damit den Betrachter zu einem visuellen Umherwandern im Bild bewegen, was aber auch bedeutet, dass dieses Bild im fertigen Film dann länger zu sehen sein muss. Sie sehen, es kommt einiges in Bewegung durch das neue Format. Doch lesen Sie dazu mehr im Kapitel zur Bildgestaltung.
Trotzdem bleibt ein einheitliches Bildformat reines Wunschdenken. In vielen Haushalten werden noch über die nächsten zehn Jahre viele gute alte 4:3-Geräte ihren Dienst tun. Der Markt produziert heutzutage zwar hauptsächlich Fernseher im 16:9-Format. Viele Videos werden aber nicht nur auf Fernsehgeräten gesehen. Gerade bei Computer-Monitoren setzt sich ein Format mit dem Seitenverhältnis 16:10 durch, was bei der Wiedergabe von 16:9 wiederum schwarze Balken an den oberen und unteren Rändern zufolge hat. Mobile Player für die Hosentasche haben mannigfaltige Seitenverhältnisse bis hin zum Hochformat. Und geht man ins Kino, sieht man sich Formaten mit den Seitenverhältnissen 1,66:1, 1,85:1 und 2,35:1(Cinemascope) gegenüber. Eine Formatvielfalt existiert schon lange, und mit schwarzen Balken am Bildrand werden wir immer in irgendeiner Form leben müssen (das tun wird jetzt schon seit Jahrzehnten). Es wäre vermessen zu sagen, nur das 16:9-Format sei das einzig Wahre und somit zeitgemäß. Man sagt ja auch nicht zu einem Fotografen, er dürfe künftig nicht mehr im Hochformat fotografieren, oder?