3.1 Die Zwei-Drittel-Regel

Gerade bei Anfängern, in der Fotografie wie beim Videofilmen, ist es beliebt, die Kamera auf ein Motiv zu richten und einfach abzudrücken.

Das Motiv befindet sich dann meist in der Bildmitte. Da sieht man es zwar gut, aber das Bild ist langweilig. Eine interessantere Bildgestaltung erzielt man, wenn man das Motiv aus der Mitte rückt. Doch wohin? Und warum? Die Zwei-Drittel-Regel ist ein Standard, der auf dem von Leonardo Da Vinci beschriebenen Goldenen Schnitt beruht. Diese Regel besagt, dass eine Bildaufteilung als besonders ausgewogen empfunden wird, wenn sich die kleine Strecke oder Fläche zur großen so verhält wie die große zur gesamten. Das entspricht in etwa einem Teilungsverhältnis von 3:5, oder vereinfacht gesagt 2:3.

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Abb. 3.03 Die klassische Drittelung des Bildraums: Anstatt das Motiv bildmittig zu platzieren, rutscht es nach rechts. Der Kopf sitzt dabei leicht über der oberen Drittellinie. Das linke Drittel des Bildes wird von den Wolken eingenommen. Die rechte Hand der Marienfigur weist dabei in den größeren Teil des Bildraumes hinein.

Abb. 3.04 Auch wenn die blickführenden Linien geschwungen verlaufen, orientieren Sie sich an den Bilddritteln.

Teilen Sie Ihren Bildausschnitt imaginär oder sogar auf dem Camcorder-Display (nachdem Sie dort eine Klarsichtfolie angebracht haben) bei jeweils einem Drittel und bei zwei Drittel sowohl in der Senkrechten als auch in der Waagrechten durch jeweils zwei Linien. Dies bildet die Grundlage der Bildgestaltung. Es ergeben sich vier Kreuzungspunkte, die als Schwerpunkte der Platzierung bildwichtiger Elemente dienen sollen. Die Linien selbst stellen Unterteilungen des Bildraumes dar.

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Abb. 3.05 Liegen die waagrecht verlaufenden Linien zu sehr auf den tatsächlichen Drittellinien, wirkt die Bildkomposition sehr statisch, so wie bei dieser Landschaftsaufnahme.

Abb. 3.06 Aber auch dynamische Kompositionen lassen sich mit der Zwei-Drittel-Regel erzielen. Nämlich dann, wenn sich das Bild mehr an den senkrechten Linien ausrichtet. Wieder blickt hier das Mädchen in den linken Bildraum hinein, deshalb wurde sie in das rechte Bilddrittel gesetzt. Ungünstig an der Gestaltung ist die Person hinter dem Mädchen, die unscharf aus seinem Kopf zu wachsen scheint.

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Abb. 3.07 Dadurch, dass die Uhr auf dem Schnittpunkt zweier Linien liegt, wird der Zuschauer auf sie achten. Das bedeutet aber unter Umständen, dass er die Uhrzeit ablesen und die Einstellung einer Tageszeit zuordnen kann. Die folgenden Einstellungen sollten folglich dazu passen.