3.3 Bildebenen

Vielleicht kennen Sie das von Kinderzeichnungen: Meistens markiert oben im Bild eine blaue Linie den Himmel, am unteren Bildrand eine grüne Linie die Wiese. Auf dieser grünen Linie stehen die gezeichneten Menschen und oft noch ein Haus und ein Baum. Dabei befinden sich alle Objekte auf einer Linie oder besser gesagt, befinden sich auf einer Bildebene. Denn Kinder haben in jungen Jahren ein Gefühl für Raum und Perspektive noch nicht entwickelt. Das kommt erst viel später.

Unsere Welt ist jedoch dreidimensional. Eine Kamera aber ist nur in der Lage, ein Bild in zwei Dimensionen aufzuzeichnen. Die dritte Dimension (in diesem Fall die Tiefe) muss simuliert werden. Und genau diesem Umstand müssen Sie bei der Bildgestaltung Rechnung tragen. Mit dem unter Kameraleuten geflügelten Satz „Vordergrund macht Bild gesund“ beschreibt Ullrich Vielmuth in seinem Buch Videofilmen wie ein Profi (erschienen bei Schiele & Schön) einen der wichtigsten Gestaltungshinweise für ein gelungenes Bild. Versuchen auch Sie durch Einbeziehung des Vordergrundes mehr Tiefe in das zweidimensionale Bild zu bringen. Dies tun Sie am besten unter Berücksichtigung der Zwei-Drittel-Regel. Wenn Sie zum Beispiel eine weitläufige Landschaft filmen, die aus einem Himmel, Wiesen und Feldern besteht, erreichen Sie eine größere Tiefenwirkung, wenn Sie im Bildraum zusätzlich noch ein Gestaltungselement im Vordergrund miteinbeziehen. Ihr Bild könnte dann wie folgt aussehen: Im oberen Drittel des Bildes befindet sich der Himmel, im mittleren Wiesen und Felder und im unteren Drittel ein angeschnittener, halb verfallener Gartenzaun.

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Abb. 3.16 Schöne Landschaft, plattes Bild. Hier wurde eindeutig mit zu wenig Bildebenen gearbeitet. Auch der wolkenlose Himmel gibt nicht viel her.

Abb. 3.17 Da hat diese Landschaft schon wesentlich mehr Tiefe. Dazu trägt neben dem Weitwinkel und der Einbeziehung des Vordergrundes auch der Verlauf des Flusses, der das Auge des Betrachters nach hinten leitet, bei.

Abb. 3.18 „Vordergrund macht Bild gesund“. Ohne den Baum im Vordergrund im rechten Drittel des Bildes hätte das Bild kaum Tiefenwirkung.

Da alle drei Bildebenen bei dieser Gestaltung parallel zueinander verlaufen, ergibt sich zwar eine ausgewogene Komposition mit Tiefenwirkung; sie ist aber aufgrund der strikten Parallelität der Bildebenen sehr statisch. Statt des beschriebenen Gartenzauns im Vordergrund können Sie besser auch angeschnittene Baumsilhouetten im Vordergrund rechts oder links zu einem Drittel ins Bild kommen lassen.

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Abb. 3.19 Torbögen und Durchgänge schaffen Tiefe.

Eine weitere Möglichkeit, Tiefe zu erzeugen, ist die Einbeziehung eines natürlichen Rahmens. Das kann zum Beispiel ein Fenster sein, durch das Sie filmen, ein Torbogen oder ähnliches. Seien Sie auch hier kreativ und halten Sie die Augen auf.

Oft reicht es aber, wenn Sie im Vordergrund Ihres Bildes lediglich ein kleines Element miteinbeziehen. Dieses muss nicht einmal scharf abgebildet sein, unterstützt aber die Tiefenwirkung enorm.

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Abb. 3.20 Sämtliche waagrechten Linien der Gebäude treffen sich durch die Perspektive der Kamera in einem sogenannten Fluchtpunkt. Das wirkt nicht nur dynamisch, sondern verleiht dem Bild auch seine Tiefe.

Abb. 3.21 Wege führen den Betrachter ins Bild hinein.

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Abb. 3.22 Raumtiefe durch diagonale Linien.

Abb. 3.23 Linien, die in die Tiefe führen, gibt es überall. Man muss aber nach ihnen Ausschau halten.